Fahrplan zur klimaneutralen Wärmeversorgung in Freiburg
Freiburgs Wärmeversorgung wird klimaneutral – Wärme soll künftig auf Basis von erneuerbarem Strom, Umweltwärme, industrieller Abwärme und weiteren erneuerbaren Quellen erzeugt werden. Die klimaneutrale Versorgung kann entweder über Wärmenetze erfolgen oder dezentral in jedem Gebäude individuell gestaltet werden. Den Weg hin zu solch einer zukunftsfähigen Wärmeversorgung zeigt der 2021 im Gemeinderat beschlossene Masterplan Wärme Freiburg 2030 (11,242 MB) auf. Dieser ist das Ergebnis einer kommunalen Wärmeplanung.
Wo stehen wir jetzt?
Der Bereich Wärme macht mit etwa 1.900 Gigawattstunden (GWh) knapp 50 Prozent des Freiburger Endenergiebedarfs der Sektoren Haushalt, Gewerbe und Industrie aus. Da die Wärme noch zum größten Teil auf Basis fossiler Brennstoffe erzeugt wird, ist dieser Bereich zentral für die Erreichung der Klimaschutzziele. Fossiles Erdgas ist mit über 50 Prozent der dominierende Energieträger in der Wärmeversorgung in Freiburg, gefolgt von der Fernwärme mit über 20 Prozent (auch diese ist noch überwiegend fossil) und Heizöl mit 17 Prozent. Der Anteil erneuerbarer Wärme ist mit knapp 7 Prozent noch niedrig.
Die Wärmeversorgung basiert zum Teil auf Netzinfrastruktur. Das Erdgasnetz ist fast flächendeckend vorhanden. Darüber hinaus gibt es in Freiburg über 30 Wärmenetze unterschiedlicher Größe und Betreiber. Oft wurden ganze Quartiere oder Neubaugebiete mit Fernwärme erschlossen, etwa in Landwasser, Weingarten, Rieselfeld, Vauban. Die badenovaWÄRMEPLUS betreibt mehr als zehn dieser Netze.
Wärmeversorgung heute
Die Grafik zeigt die Anteile der für Warmwasser und Raumwärme eingesetzten Endenergie in Freiburg im Jahr 2020.
Quelle: Masterplan Wärme Freiburg.
Welche klimaneutralen Wärmequellen haben wir in Freiburg?
Für die klimaneutrale Wärmeversorgung gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, die entweder dezentral in einzelnen Gebäuden oder über Wärmenetze erschlossen werden können. Freiburg hat mit der Option, die Wärme von Grundwasser zu nutzen sowie oberflächennahe und tiefe Geothermie einzusetzen besonders gute Randbedingungen. Die tiefe Geothermie könnte alleine einen Großteil der künftig geplanten Fernwärme liefern. Die hohe Solarstrahlung in Freiburg kann zudem zur Deckung des Warmwasserbedarfs einen wichtigen Beitrag leisten. Wärmepumpen nutzen die Umgebungswärme der Luft, sie können gut mit einer Photovoltaikanlage kombiniert werden. Darüber hinaus können Heizanlagen mit fester Biomasse (Holz) eingesetzt werden. Bei einigen Unternehmen fällt außerdem industrielle Abwärme an, mit der über Wärmenetze andere Firmen und Haushalte versorgt werden.
Der Masterplan Wärme geht davon aus, dass langfristig der bis dahin durch Sanierungen reduzierte Wärmebedarf zu rund 50 Prozent zentral über Fernwärme gedeckt wird sowie dezentral durch Wärmepumpen (rund 30 %), Biomasse (13 Prozent) und Solarthermie (9 Prozent) erzeugt wird. Für den Betrieb der Wärmepumpen wird erneuerbarer Strom benötigt, der teilweise überregional bezogen wird.
Dass in relevantem Umfang bis 2030 erneuerbare Gase (v.a. grüner Wasserstoff) für die Wärmeversorgung zur Verfügung stehen wird nicht erwartet. Für den Zeitraum nach 2030 ist die Perspektive noch unsicher. Weitere Erläuterungen hierzu finden Sie in Kapitel 4 des Masterplan Wärme.
Klimaneutrale Wärmeversorgung
Die Grafik zeigt die Anteile der für Warmwasser und Raumwärme eingesetzten Endenergie in Freiburg im Fall einer klimaneutralen Wärmeversorgung.
Quelle: Masterplan Wärme Freiburg.
Welche gesetzlichen Vorgaben gelten beim Heizungstausch?
Bereits seit 2020 definiert das Gebäudeenergiegesetz energetische Mindestanforderungen für Neubauten und Sanierungen. Seit dem 1. Januar 2024 gelten folgende Neuerungen zum Thema Heizen:
Ab Juli 2026 muss in Großstädten wie Freiburg jede neu eingebaute Heizung mit 65 % erneuerbarer Energie betrieben werden. Dies gilt für Bestandsgebäude und Neubauten außerhalb von Neubaugebieten. Innerhalb von Neubaugebieten gilt diese Regelung ab dem 1. Januar 2024. Die 65 %-Regel greift erst, wenn die Heizung ausgetauscht werden muss und ist innerhalb von fünf Jahren zu erfüllen. Situationsabhängig gibt es auch längere Übergangsfristen.
Ab 2045 dürfen in Heizungen generell keinerlei fossile Brennstoffe mehr eingesetzt werden. Bis dahin dürfen bis Ende 2023 eingebaute Gas- und Ölheizungen (mit Niedertemperatur- oder Brennwerttechnik) weiter genutzt werden. Reparaturen sind erlaubt.
Sollten Sie ab dem 1. Januar 2024 eine Gasheizung einbauen wollen, müssen Sie eine Energieberatung in Anspruch nehmen, zum Beispiel durch Energieberater_innen oder Ihren Heizungsbetrieb. Zudem müssen Sie steigende Anteile an grünen Gasen (Biomethan oder grünen Wasserstoff) einsetzen: zunächst 15 % (nach dem Erneuerbare-Wärme-Gesetz BW, ab 2029 nach GEG), ab 2035 30 %, ab 2040 60%. Wir weisen auf das Risiko einer auch künftig geringen Verfügbarkeit und damit einhergehender hoher Preise für grüne Gase hin. Außerdem sind steigende CO2-Preise für Erdgas zu erwarten.
Eine Austauschpflicht gilt bereits seit 2020 für Gas- und Ölheizungen mit Konstanttemperaturtechnik, die über 30 Jahre alt sind. Ausnahmen gelten u.a. für seit 2002 selbst bewohntes Eigentum.
Wie gehe ich bei einem geplanten Heizungstausch vor?
Für den Masterplan Wärme wurden für jeden der 43 Freiburger Stadtbezirke Steckbriefe erstellt. Darin können Sie sich informieren über bereits bestehende Infrastruktur (Gas-, Wärmenetz), über Optionen zur dezentralen Wärmeversorgung (zum Beispiel zur Nutzung von Erdwärmesonden) und darüber, in welchem Eignungsgebiet Ihr Bezirk liegt. Die Eignungsgebiete (siehe unten) geben einen ersten Anhaltspunkt, ob in Ihrem Stadtteil oder Bezirk der Bau eines neuen Wärmenetzes generell denkbar ist. Aktuelle Informationen zu konkreten Ausbauplänen finden Sie hier.
Steckbriefe Stadtbezirke (6,357 MB)
Ob beim Anschluss an ein Wärmenetz oder beim Einbau einer Wärmepumpe, in beiden Fällen ist es ratsam, parallel mithilfe von Energieberater_innen Sanierungsmaßnahmen für Ihr Gebäude zu erörtern und die Planungen anschließend umzusetzen. Das Ziel ist, Ihr Gebäude effizienter und fit für erneuerbare Energien zu machen. Weitere Informationen dazu finden Sie auch unten.
Welche Freiburger Stadtbezirke eignen sich generell für Wärmenetze?
Der Masterplan Wärme zeigt auf, dass die Wärmenetze in Freiburg ausgebaut werden sollen, um so zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung der Stadt beizutragen. Dafür wurden Eignungsgebiete für die Wärmeversorgung festgelegt: Fokus Wärmenetze, Fokus Wärmepumpe, Mischgebiete. Eignung bedeutet in diesem Zusammenhang nicht Vorrang im Sinne einer Verpflichtung, diese Versorgungsart zu nutzen, sondern eine strategische Prioritätensetzung. Dies soll Gebäudeeigentümer_innen und weitere Akteure bei Investitionsentscheidungen unterstützen.
Die Festlegung der Eignungsgebiete basiert auf verschiedenen Kriterien. So sollen in den dicht besiedelten Stadtteilen Wärmenetze weiter ausgebaut werden. Das ist dort sinnvoll, wo die sogenannte Wärmedichte hoch ist, also innerhalb eines Gebietes oder entlang einer Wärmeleitung viele Hausanschlüsse mit entsprechendem Wärmebedarf möglich sind. Auch die Nähe zu bestehenden Wärmenetzen spielt eine Rolle. Stadtteile mit lockerer Bebauung (z.B. Ein- und Zweifamilienhäuser) und Optionen für die dezentrale Wärmeversorgung eignen sich eher für einen verstärkten Einsatz von Wärmepumpen.
Die Eignungsgebiete sind als Karte im Wärmekataster hinterlegt.
Wo und wann kann ich mein Gebäude an ein (neues) Wärmenetz anschließen?
Die Wärmenetze in Freiburg sollen ausgebaut werden. Wo es schon konkrete Planungen zu Erweiterung der Wärmenetze gibt, sehen Sie auf der Karte „Geplanter Wärmenetzausbau“ in FreiGIS, dem Geoinformationsportal der Stadt Freiburg (siehe unten). In dieser Karte wird ersichtlich, wo in den nächsten Jahren Wärmenetze gebaut werden sollen (Planungsstand Oktober 2022). Wohnen Sie innerhalb dieser Gebiete, nehmen Sie Kontakt auf zu badenovaWÄRMEPLUS, dem Betreiber dieser Wärmenetze, dort erhalten Sie weitere Informationen und können für Ihr Gebäude ein Angebot zum Fernwärmeanschluss anfragen.
In anderen Teilen der Stadt, die als Eignungsgebiet Wärmenetz definiert sind (siehe oben), können in den nächsten Jahren ebenfalls neue Wärmenetze entstehen. Dazu können heute aber noch keine sicheren Aussagen gemacht werden.
Wie gehe ich beim Einbau einer Wärmepumpe vor?
Wenn Ihr Gebäude im Eignungsgebiet Wärmepumpe liegt, informieren Sie sich über individuelle Lösungen für die klimaneutrale Wärmeversorgung Ihres Gebäudes. Dies wird in den meisten Fällen den Einbau einer Wärmepumpe bedeuten.
Wärmepumpen machen Wärme aus der Umwelt nutzbar: aus der Außenluft, dem Grundwasser oder aus Erdreich (letzteres wird als Erdwärme oder oberflächennahe Geothermie bezeichnet). Weitere Informationen rund um die Wärmepumpe finden Sie zum Beispiel bei Zukunft Altbau.
Beratung und Fachplanung zum Einbau von Wärmepumpen bekommen Sie bei Betrieben des SHK-Handwerks. Eine Online-Handwerkersuche bietet der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK).
Die im Boden natürlich vorkommenden Wärme kann über Erdwärmesonden und -kollektoren nutzbar gemacht werden. Wo und in welchem Maße der Einsatz von Erdwärmesonden im Stadtgebiet möglich ist, können Sie auf der Karte „Nutzung oberflächennaher Geothermie“ in FreiGIS sehen. Die dafür notwendigen Bohrungen sind erlaubnispflichtig, das heißt, Sie müssen bei der Unteren Wasserbehörde (Umweltschutzamt Freiburg) beantragt werden. Informationen zum Vorgehen finden Sie hier.
Erdwärmekollektoren erfordern keine Bohrung und sind je nach Lage im Stadtgebiet Freiburg lediglich anzeigepflichtig.
Grundwasserwärmepumpen können in weiten Teilen Freiburgs eingesetzt werden. Für die Nutzung der Grundwasserwärme sind mindestens je ein Entnahme- und ein Rückgabebrunnen erforderlich. Die Brunnen sind in Form einer Bohranzeige beim Umweltschutzamt zu beantragen. Im Anschluss an die Brunnenbohrungen ist die thermische Grundwassernutzung ebenfalls beim Umweltschutzamt zu beantragen.
Beim Umweltschutzamt kann eine kostenfreie Voranfrage für Erdwärmesonden/ -kollektoren bzw. die Grundwassernutzung gestellt werden (Kontakt siehe Ende der Seite).
Wie kann ich mein Gebäude fit für erneuerbare Wärme machen?
Herkömmliche Heizanlagen, die mit fossilen Brennstoffen versorgt werden, liefern relativ hohe Vorlauftemperaturen von 60 bis 90°C. Einige erneuerbare Wärmequellen sowie Wärmepumpen sind dagegen bei niedrigeren Temperaturen von 35 bis 60 °C sinnvoll einsetzbar.
Um den Einsatz solcher klimaneutralen Wärmeversorgung zu ermöglichen, kann es notwendig sein, Ihr Gebäude zu modernisieren. Dazu gehören vor allem Dämmmaßnahmen – die natürlich auch darüber hinaus immer sinnvoll sind, um Energie zu sparen. Auch mit der Anpassung oft nur einzelner Heizkörper kann die Temperatur einer Heizanlage zum Teil gesenkt werden.
Ausführliche Informationen und eine erste telefonische Beratung hierzu bekommen Sie bei Zukunft Altbau. Die Energieberatung der Verbraucherzentrale gibt ebenfalls einen guten Überblick (siehe dazu auch unten: Wie unterstützt die Stadt Freiburg?)
Es ist sinnvoll, sich bei der Planung und Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen und Heizungstausch von Energieberater_innen unterstützen zu lassen. Eine Liste der in Freiburg tätigen Energieberater_innen finden Sie hier. Eine Energieberatung können Sie sich im Rahmen des städtischen Förderprogramms Klimafreundlich Wohnen fördern lassen.
Laut Masterplan Wärme muss der Energiebedarf der Gebäude deutlich sinken, um Freiburg mit klimaneutraler Wärme versorgen zu können: gegenüber 2020 bis 2030 um 16 Prozent, bis zum Zeitpunkt der Klimaneutralität sogar um 40 Prozent.
Wie unterstützt die Stadt Freiburg bei Sanierung und Heizungstausch?
Über das Förderprogramm „Klimafreundlich Wohnen“ unterstützt die Stadt Freiburg seit 2002 private Hausbesitzer_innen mit finanziellen Zuschüssen bei der energetischen Sanierung von Wohngebäuden im Stadtgebiet. Gefördert wird in den drei Bausteinen Gebäudehülle, Heizung und Lüftung, Stromerzeugung, beispielsweise die Dämmung von Außenwänden und Dach, der Austausch einer ineffizienten fossilen Heizanlage gegen eine Wärmepumpe oder der Anschluss an ein Fernwärmenetz.
Alle Informationen zum Förderprogramm Klimafreundlich Wohnen finden Sie hier.
Zum Einstieg in alle Themen rund um das energieeffiziente Sanieren hat die Stadt Freiburg unter der Telefonnummer 0761 7917717 eine Hotline eingerichtet, die durch die Energieagentur Regio Freiburg betreut wird. Hier bekommen Sie auch Informationen zu aktuellen Förderprogrammen auf städtischer und Bundesebene.
Im Rahmen des Förderprogramms "Klimafreundlich Wohnen" übernimmt die Stadt Freiburg auch den Eigenanteil der Einwohner_innen Freiburgs für eine Energiesparberatung bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, zu erreichen unter 0711 669110.
Rückblick Online-Veranstaltungen
Im Herbst 2023 fand unter dem Titel "Wie wird meine Heizung klimaneutral" eine Reihe an Online-Veranstaltungen statt. Dabei zeigten Referent_innen des Umweltschutzamtes Freiburg, der badenovaWÄRMEPLUS sowie der Energieagentur Regio Freiburg auf, welche Optionen es dafür in Freiburg gibt. Im folgenden finden Sie die Vorträge zum Nachlesen.
Mit dem Masterplan Wärme Freiburg 2030 zur klimaneutralen Wärmeversorgung (379,5 KB)
Fernwärme in Freiburg - Ausbau und Dekarbonisierung (2,639 MB)
Dezentrale Wärmeversorgungsoptionen - Wärmepumpe & Co. (1,803 MB)
Dezentrale Lösungen in Mehrfamilienhäusern - Wärmepumpe & Co. (1,56 MB)
Vorstellung des Masterplan Wärme Freiburg 2030
Die Stadt Freiburg hat bereits frühzeitig (2019-2021) und damit als Vorreiterin noch vor der landesweiten Verpflichtung ihren Masterplan Wärme Freiburg 2030 (11,242 MB) entwickelt. Seitdem wurde das Zieljahr zur Erreichung von Klimaneutralität auf Bundes- und Landesebene auf 2045 bzw. 2040 vorgezogen. Der Freiburger Gemeinderat hat mit dem Zieljahr 2035 die Ambition noch stärker erhöht. Das im Masterplan Wärme formulierte Zwischenziel (30 % EE-Anteil bei zentraler und bei dezentraler Wärmeversorgung) muss also entsprechend vorgezogen und die Umsetzungsgeschwindigkeit erhöht werden.
Der Masterplan Wärme Freiburg wurde im März 2022 der Öffentlichkeit vorgestellt. Hier sehen Sie die Aufzeichnung der Online-Veranstaltung, mit Beiträgen von GEF Ingenieur AG, badenovaWÄRMEPLUS und Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme.
Kontakt
Weiterführende Informationen
Masterplan Wärme Freiburg 2030 (11,242 MB)
Steckbriefe Stadtbezirke (6,357 MB)