Die Geschichte der Migration in Freiburg

Migration durch die Zeit

Ausgegrenzt – integriert – geachtet.

"Welsche" Migranten in Freiburg 1500-1800

(Martin Zürn)

Dr. Martin Zürn belegt in seinem Beitrag über die „Welschen“, also Immigranten romanischer Sprache, dass diese vor allem aus dem historischen Herzogtum Savoyen, in zweiter Linie aus Frankreich und Italien stammten. Diese Zuwanderer, vorwiegend Händler, wurden im Verlauf des 16. Jahrhunderts vom Freiburger Rat rechtlich mehr und mehr diskriminiert, doch ergaben sich als Folge der französischen Besatzungszeit ab 1677 zahlreiche Chancen auf erfolgreiche Integration.

(Abb. Stadtarchiv Freiburg​)

Karl Wilhelm Rosset (1854-1923) Der angesehenen Kaufmannsfamilie Rosset, die 1683 aus Morzine in Savoyen nach Freiburg kam und deren Nachfahren noch heute in der Stadt ansässig sind, entstammt Karl Wilhelm Rosset (1854-1923). Er war ein Bruder von Karl Friedrich Rosset (1842-1878), der zum Generalgouverneur von Darfur im Sudan aufstieg, und betätigte sich als Forschungsreisender im vorderen Orient, Indien und Indochina.

Bedauernswerte Unglückliche oder Gefahrenquelle?

Französische Revolutionsflüchtlinge in Freiburg 1789-1798

(Ulrich P. Ecker)

(Foto: Stadtarchiv Freiburg​)

Zu Tausenden flohen vor allem Adlige und Kleriker nach 1789 aus dem revolutionären Frankreich und suchten vor dem „Terreur“ auch in der Markgrafschaft Baden und in Vorderösterreich Zuflucht. Der Zustrom der zumeist wohlhabenden Fremden hatte positive aber auch negative Folgen für das Wirtschaftsgefüge, wurde von den Behörden nicht zuletzt als Sicherheitsproblem wahrgenommen und erregte vielfach Ärgernis bei der Bevölkerung.

Eine schlichte Grabstele auf dem Alten Friedhof an der Karlstraße erinnert an Boniface Riquetti de Mirabeau, der sich im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg als Generaladjutant Lafayettes ausgezeichnet hatte und sich als Gegner der Revolution 1790 der vom Prinzen Condé in Deutschland aufgestellten Emigrantenarmee anschloss.

Neue Heimat: Übersee.

Auswanderung aus Freiburg und Südbaden nach Nordamerika im 19. Jahrhundert

(Kurt Hochstuhl)

Die Suche nach wirtschaftlichem Auskommen und individueller Freiheit waren die Motive, die Zehntausende dazu bewog, im 19. Jahrhundert dem Großherzogtum Baden den Rücken zu kehren und sich in der Neuen Welt, jenseits des Atlantiks niederzulassen. Der Beitrag skizziert den Rahmen und den Verlauf dieser Auswanderungswelle unter besonderen Fokussierung auf Freiburg und den Breisgau.

(Abb. Sammlung Hochstuhl​)

Um 1850 setzte sich im Transatlantikverkehr allmählich die Dampfschifffahrt – zunächst mit Raddampfern und teilweise mit Segelunterstützung - durch. Aber immer noch beförderten Segelschiffe den größten Teil der Passagiere und Frachten. Während Dampfer 14-25 Tage für die Atlantiküberquerung benötigten, waren Segler je nach Wetterlage 40 oder mehr Tage unterwegs. Die lange Reise, die die meisten Auswanderer im dicht belegten, dunklen und schlecht belüfteten Zwischendeck bei knapper Kost antreten mussten, war mit Strapazen und Ängsten vor der ungewissen Zukunft verbunden.

Die "englische Kolonie" in Freiburg bis 1914

(Ulrich P. Ecker)

In größerer Zahl haben sich während des 19. Jahrhunderts meistens wohlhabende britische Staatsbürger in Freiburg niedergelassen. Immer noch besteht die von ihnen gebaute und nach dem Ersten Weltkrieg aufgegebene Kirche in der Wiehre. Ihnen verdankt Freiburg Kunstschätze im Museum und wahrscheinlich auch die Bekanntschaft mit dem Fußballspiel.

(Abb. Stadtarchiv Freiburg​)

Die 1894 eingeweihte Kirche der anglikanischen Kirchengemeinde an der Turnseestraße wurde nach dem Ersten Weltkrieg aufgegeben und an die Stadt Freiburg verkauft, die sie wiederum 1927 an die neuapostolische Kirchengemeinde veräußerte. Heute gehört die Kirche der "Gemeinschaft der Siebten-Tags-Adventisten". Die Bauzeichnung von 1892 zeigt das Kirchlein noch freistehend in einer Grünanlage, während es heute mit einem Anbau versehen ist und von Nachbargebäuden überschattet wird.

Italienische Saisonarbeiter in den Freiburger Meldebüchern seit 1873

(Ulrich P. Ecker)

Einige der während des Baubooms in den Gründerjahren vor allem als Bauhandwerker nach Freiburg und Südbaden gekommenen Saisonarbeiter aus Oberitalien blieben dauerhaft und wurden Unternehmer, die selber Arbeitsmigranten beschäftigten.

Die Anfänge der Italienerfürsorge.

Italienerinnen und Italiener in Freiburg 1890-1915

(Gabriele Witolla)

Lorenz Werthmann (Abb. Stadtarchiv Freiburg)

Bereits um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert kamen Saisonarbeiter insbesondere aus Nord-Italien nach Freiburg, die sich hier als Maurer, Steinhauer, Ziegler und Tagelöhner ihren Lebensunterhalt verdienten. Frauen hingegen fanden in der Textilindustrie in Freiburg und Umgebung Arbeit. Schon kurz nach seiner Ankunft in Freiburg 1886 nahm der Sekretär des Freiburger Erzbischofs, Lorenz Werthmann (der elf Jahre später den Deutschen Caritasverband gründen sollte), sich der italienischen Saisonarbeiter und Saisonarbeiterinnen an. In der Folge gründete er das Italienische Arbeitersekretariat, nach heutigem Verständnis eine Sozialberatungsstelle für ausländische Mitbürger und Mitbürgerinnen, die bis in das Jahr 1900 die einzige Anlaufstelle für italienische Emigranten in Deutschland war und Freiburg vor dem Ersten Weltkrieg zum Zentrum der Italienerfürsorge machte.

Lorenz Werthmann war 1897 Gründer und erster Präsident des "Deutschen Caritasverbandes". Bei seinem Studium der Philosophie und Theologie in Rom 1877 bis 1883 hatte er fließende Italienischkenntnisse erworben, die ihm sehr nützlich waren, als er durch der Freiburger Erzbischof Christian Roos beauftragt wurde, sich um die Seelsorge und soziale Fürsorge bei den zahlreichen italienischen Saisonarbeitern in der Diözese zu kümmern.

Deutsche Vertriebene aus Elsass-Lothringen nach dem Verlust des Reichslands 1918

(Sebastian Markowski)

Infolge des Ausgangs des Ersten Weltkrieges verließen zwischen 1918 und 1923 mehr als 120.000 deutschstämmige Personen, freiwillig oder unter Zwang, das ehemalige Reichsland Elsaß-Lothringen über den Rhein nach Osten. Aufgrund seiner Grenznähe kam Baden, und hier besonders der Stadt Freiburg, bei der Aufnahme und Integration der heimatlosen Elsaß-Lothringer eine zentrale Rolle zu.

Im immer noch bestehenden Gasthaus "Laubfrosch" an der Ecke von Kaiser-Joseph- und Dreisamstraße fand am 20. Dezember 1918 eine Versammlung statt, bei der ein "Ausschuss der vertriebenen Elsaß-Lothringer" gegründet wurde.

In einem Hörsaal der alten Universitätsbibliothek Bertoldstr. 14 wurde die „Zentralstelle für elsaß-lothringische Vertriebenenfürsorge“ eingerichtet, die die zuvor vom "Roten Kreuz" geleisteten Hilfs- und Unterstützungsaufgaben übernahm.

(Fotos: Stadtarchiv Freiburg)

Als die Heimat zur Fremde wurde.

Zwischen Emigration und Deportation - Die Freiburger Juden als Opfer des NS-Rassenwahns

(Christiane Pfanz-Sponagel)

Unter dem Druck der immer stärker werdenden Repressalien entschlossen sich viele Freiburger Juden und Jüdinnen zur Auswanderung in immer weiter entfernt liegende Exilländer. Diejenigen, die nicht emigrieren konnten oder wollten, wurden ab Oktober 1940 Opfer der Deportationen in die Konzentrationslager.

Dem Arzt Josef Levi und seiner Frau Sophie, die ihre Auswanderung nach Südafrika schon geplant hatten, gelang es nicht mehr, noch rechtzeitig aus Deutschland weg zu kommen. Hochbetagt wurden sie in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo Josef Levi dem Hungertod erlag.

Als Löb David Maier (1884-1964), der Lehrer an der Rotteck-Oberrealschule war, 1936 zwangsweise als Jude in den „vorläufigen“ Ruhestand versetzt wurde, erkannte er klar, dass es in Deutschland für Juden keine Zukunft mehr gab. Seinen Sohn David (hier als Grundschüler an der Lessingschule) schickte daher, als dieser 16 Jahre war, 1937 nach England. 1939 bekamen auch seine Eltern die Einreiseerlaubnis nach England und ließen sich in London nieder.

Josef und Sophie Levi
Löb David Maier (Fotos: Stadtarchiv Freiburg)​

Von Zwangsarbeitern zu "Displaced Persons" 1939-1950

(Ulrich P. Ecker)

Wohl bis zu 10.000 Kriegsgefangene und deportierte Zivilisten wurden während des Zweiten Weltkriegs aus allen Teilen Europas auch nach Freiburg geschafft und - besonders wenn Sie aus Osteuropa stammten – unter erbärmlichen Bedingungen zur Zwangsarbeit für den Kriegsgegner ihrer Herkunftsländer eingesetzt. Bei Kriegsende erwartete diese nun als "Displaced Persons" bezeichneten "Zwangs-Arbeitsmigranten" ein ungewisses, oftmals unerwartetes Schicksal.

Mit gemischten Gefühlen sahen in Freiburg viele "Displaced Persons" aus Polen der Repatriierung in die vom Krieg verwüstete Heimat, in der sich ein kommunistisches Regime etablierte, entgegen. Mit Lebensmittelrationen für 14 Tage und zwei Rotkreuz-Paketen ausgerüstet, traten sie die lange Zugfahrt nach Osten an.

Der gelernte Schuhmacher Joseph Bednarz, der während des Krieges zur Zwangsarbeit in der Landwirtschaft auf Höfen in Benzhausen und Hochdorf eingesetzt worden war, blieb nach der Befreiung in Deutschland. Er heiratete eine deutsche Frau, arbeitete von 1949 bis 1965 bei der "Rhodiaseta" und baute für sich und seine Familie ein Haus.

(Fotos: Stadtarchiv Freiburg)
Joseph Bednarz

Sie lebten eher neben als mit den Deutschen.

Die Angehörigen der "Forces Francaises en Allemagne" in Freiburg 1945-1992

(Norbert Ohler)

(Fotos: Stadtarchiv Freiburg)

Jedes Jahr veranstalteten die französischen Streitkräfte in Freiburg einen stets gut besuchten "Tag der offenen Tür". 1988 begrüßte General Voinot bei der Eröffnung die Freiburger Bevölkerung mit den Worten: "Fünfundzwanzig Jahre nach Unterzeichnung des Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrages fühlen wir uns in Freiburg 'zuhause', und wir hoffen, dass Sie uns als 'Ihre Soldaten' betrachten."

Wie Phönix aus der Asche.

Jüdische Zuwanderer nach 1945 und die Neuentstehung einer Gemeinde

(Ruben Frankenstein)

Innenansicht des Gebetssaals im Gebäude Holbeinstraße 25, in das die jüdische Gemeinde 1953 übersiedeln und nun endlich einen würdigen Gebetssaal einrichten konnte. Sie hatte dort ihren Sitz bis zum Neubau des Gemeindezentrums in der Nußmannstraße 1987.

Die Ankunft in Baden bedeutete erst einmal wieder Lager. Deutsche Flüchtlinge und Vertriebene im Freiburg der Nachkriegszeit

(Hans-Werner Retterath)

Das am 1. September 1949 eröffnete Landesdurchgangslager für Flüchtlinge befand sich in Freiburger-Betzenhausen an der Ecke Lehener Straße / Idingerstraße. Bis zum Mai hatte es noch als Internierungslager der französischen Besatzungsmacht für politische Häftlinge d.h. ehemalige NS-Größen und –funktionäre ("Camp de Concentration pour internés politiques allemands") gedient.

Essensausgabe an der Küchenbaracke des Landesdurchgangslagers für Flüchtlinge. (Foto: Stadtarchiv Freiburg​)

Vom "Bollwerk gegen den Kommunismus” zum europäischen Brückenbauer.

Die Rumänische Bibliothek in Freiburg seit 1949

(Kurt Hochstuhl)

Nicht der Integration in Deutschland sondern vor allem der Auseinandersetzung mit dem verhassten politischen System im Herkunftsland und der Sicherung der eigenen Identität diente die von Intellektuellen im Freiburger Exil gegründete rumänische Bibliothek.

Von Mihau Eminescu bis Königin Maria: Heute beherbergt die rumänische Bibliothek in der Uhlandstraße über 39.000 Titel.

Verborgene Schätze: Im Rumänischen Institut finden sich alte Ikonen, Keramik, Stickereien, nationale Kostüme, alte Teppiche, traditionelle Möbelstücke, Bilder, Münzen und vieles mehr.

(Fotos: S. Boltovskaja, InZeitung 2010​)

Die Anwerbung und Zuwanderung von Arbeitsmigrantinnen und -migranten aus Südeuropa und der Türkei nach Freiburg 1955-1983

(Max Matter)

Dieser Beitrag betrachtet die Zeit der staatlich geförderten Arbeitskräfteanwerbung aus Italien, Spanien, Griechenland, Portugal, der Türkei und aus Jugoslawien zwischen dem ersten Anwerbeabkommen (1955) bis zum sogenannten Anwerbestopp von 1973 und den Folgejahren mit einem Schwerpunkt auf Südbaden und insbesondere auf die Stadt und die Region Freiburg.

Anfänglich wurden mit Verträgen für eine Saison Hilfskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt. Erst mit der Beschäftigung von ausländischen Arbeitskräften im Baugewerbe und in einzelnen Industriebetrieben wurde die Stadt Freiburg Ziel der Zuwanderung von meist jungen, allein lebenden Arbeitsmigranten, von denen der überwiegende Teil männlich war.

Im März 1962 waren in Freiburg insgesamt 1300 italienische Arbeitskräfte, unter ihnen etwa 250 Frauen beschäftigt. Die meisten lebten in oft sehr einfachen Betriebsunterkünften, zu mehreren in einem Raum.

Ab 1962 wurden von Freiburger Unternehmen auch Arbeitskräfte aus Spanien und aus der Türkei angeworben. Im Sommer 1964 kamen die ersten portugiesischen Arbeitsmigranten nach Freiburg.

'Gastarbeiter' auf einer Baustelle in Freiburg 1960 (Foto: Stadtarchiv Freiburg​)

Als sich ab Mitte der 1960er Jahre die bisher stets wachsenden Wirtschaftsergebnisse abschwächten und es 1966/67 zur ersten Wirtschaftskrise nach dem Krieg kam, verschlechterte sich das Verhältnis der einheimischen Bevölkerung zu den Zugewanderten.

Mit dem Zuzug von Ehepartner/innen und Kindern stellten sich – auch der städtischen Verwaltung - neue Probleme. Ausländische Familien hatten große Schwierigkeiten, eine passende, bezahlbare Wohnung zu finden. Weitere Probleme gab es insbesondere in den Bereichen Kinderbetreuung, Kindergarten, Schule und Berufsausbildung.

Im Zuge der Öl- und Wirtschaftskrise von 1973 verfügte die Bundesregierung einen Anwerbestopp und schloss die Anwerbezentren in den Vertragsstaaten. Dennoch stiegen auch in Freiburg die Zahl der Personen aus diesen Ländern in den folgenden Jahren weiter an. Vielfach wurden erst dann die Familien nachgeholt. Kinder wurden hier geboren. Man richtete sich zunehmend auf einen längeren Aufenthalt, ja gar auf ein Hierbleiben ein. Die verschiedenen ausländischen Gruppierungen organisierten sich, gründeten Vereine, eröffneten Begegnungszentren usw. und wurden immer mehr zu einem festen Teil der Freiburger Bevölkerung insgesamt.

Viele ausländische Arbeitnehmer waren bereit, Arbeit anzunehmen, in der sie zuvor nicht tätig gewesen waren und die häufig sehr anstrengend war, jedoch nur gering entlohnt wurde.

Foto: Stadtarchiv Freiburg

Geschafft! Der Stempel des Arbeitsamts ist nun vorhanden. Die Arbeitserlaubnis ist erteilt. Ausdrücklich vermerkt ist: " Diese Arbeitserlaubnis wird unter dem Vorbehalt des Widerrufs aus Gründen des Arbeitsmarktes gem. §7 Abs. 2 AEVO erteilt. Der Widerrufsvorbehalt gilt nicht, sofern diese Arbeitserlaubnis für länger als 3 Jahre oder unbefristet erteilt ist."

Sinti in Freiburg.

Das Freiburger Modell: Haus Weingarten und die Neubausiedlung am Auggener Weg

(Christoph Götz)

Siedlung an der Opfinger Straße ('Opfinger Siedlung') (Fotos: Stadtarchiv Freiburg)

Am Westrand der Stadt neben der heutigen Siedlung "Am Lindenwäldle" ließen sich ab 1947 in Behausungen der unterschiedlichsten Art zugewanderte Sintifamilien nieder. Die unwürdigen Zustände die dort herrschten, änderten sich auch kaum, als die Stadtverwaltung 1950 eine zwangsweise Umsiedlung ca. 500m nach Westen in eine Kiesgrube zwischen Munzinger und Opfinger Straße beim heutigen VAG-Zentrum (damals Betzenhauser Straße) anordnete.

Von einem 1965 eingerichteten Lagerplatz an der Mundenhofer Straße, bei dem es zwar feste Steinbaracken gab, aber die Ausdünstungen des nahen Rieselfelds und miserable sanitäre Anlagen außerhalb der Unterkünfte das Leben beeinträchtigten, zogen die Sinti 1972 eigenmächtig in die Siedlung an der Opfinger Straße ("Opfinger Siedlung") um.

Im "Haus Weingarten", das Anfang der 70er-Jahre als "Sozialpädagogisches Zentrum" gegründet worden war und umfangreiche pädagogische und sozialarbeiterische Aktivitäten entfaltete, wurde versucht, der Benachteiligung der Sinti entgegenzuwirken. Die Arbeit des dort tätigen "Nachbarschaftswerks" bezog sich sowohl auf die 1976-1987 entstehende Reihenhaussiedlung am Auggener Weg als auch auf die Siedlung an der Opfinger Straße.

Starker Aussiedlerzuzug als Folge der "Perestrojka".

Aussiedler und Spätaussiedler in Freiburg

(Hans-Werner Retterath)

(Foto: Hans-Werner Retterath IVDE​)

Unter dem Stelzenbau Idinger Straße 1, der zum Häuserkomplex des Übergangswohnheim der Stadt Freiburg gehörte, befand sich einer der Treffpunkte von Aussiedler-Jugendlichen.

Vom Akademiker zum Tellerwäscher.

Ehemalige jüdische Sowjetbürger als Kontingentflüchtlinge in Freiburg

(Julia Littmann im Interview mit Irina Katz)

Larissa Kresonskaia mit ihrem Enkel Nikita Naravaev (Foto: privat)

Den radikalen Schritt macht man vor allem für die Kinder: die alte Heimat zu verlassen und in einer neuen Umgebung quasi ein neues Leben anzufangen. Die Jüdin Irina Katz hat diesen Schritt vor 20 Jahren mit ihren alten Eltern und mit ihrem Sohn getan und die Vier sind vom ukrainischen Donezk nach Freiburg gekommen. In einem Interview erzählt sie von den Enttäuschungen, aber auch vom Gelingen dieses Neuanfangs.

Irina Katz aus Donezk, die seit dem Jahre 2000 einen deutschen Pass hat, wurde 2009 in den Vorstand der Israelitischen Gemeinde Freiburgs gewählt und ist inzwischen 1. Vorsitzende. 711 Mitglieder, großenteils russischer und ukrainischer Herkunft, hatte die Gemeinde im Jahre 2012.

Vor etwa 10 Jahren wurde dieses Bild von Larissa Kresonskaia, der Mutter von Irina Katz, mit ihrem Enkel Nikita Naravaev – hier als Bundeswehrsoldat in Uniform – gemacht. Nikita Naravaev ist inzwischen angehender Jurist und – wie seine Mutter sagt – "überzeugter Deutscher".

Flüchtlinge und Asylsuchende aus aller Welt in Freiburg

(Nausikaa Schirilla)

Die Geschichte der ausländischen Flüchtlinge in Freiburg ist einerseits eine Reaktion auf Kriege und Bürgerkriege, Militärputsche und diktatorische Entwicklungen überall auf der Welt, anderseits auch die Geschichte der gesetzlichen Bestimmungen beziehungsweise Verschärfungen der Gesetzeslage. Flüchtlinge wurden/werden meist nach Freiburg verlegt und in einem der städtischen Flüchtlingswohnheime untergebracht. Sie kamen aus beispielsweise aus Ungarn, Vietnam und den Nachbarländern, aus Afghanistan, dem Nahen Osten, den Ländern Ex-Jugoslawiens, aus afrikanischen Ländern und aus Syrien. Für die noch nicht anerkannten Flüchtlinge war beziehungsweise ist das Leben in vielem sehr eingeschränkt. Flüchtlingsproteste und Helferkreise richteten sich gegen die zahlreichen sozialen und rechtlichen Benachteiligungen und führten verschiedene Aktivitäten durch, um Flüchtlinge in den Stadtteil zu integrieren und Vorurteile und Isolation zu überwinden. Nach der Sicherung ihrer aufenthaltsrechtlichen Perspektive blieben doch einige Flüchtlinge in Freiburg und gestalten seitdem das städtische Leben aktiv mit.

(Foto: Sigrid Leder-Zuther​)

Mit einem mehrtägigen Hungerstreik protestierten im April 1988 Flüchtlinge aus dem Wohnheim an der Idinger Straße dagegen, dass sie Lebensmittelpakete erhielten, die oft für ihre Bedürfnisse ungeeignete Inhalte hatten, anstatt Geld für den freien Einkauf zu bekommen.

Ein Ausländeranteil von 30 Prozent bei den Studenten in Freiburg 1812.

Bildungsmigration einst und heute

(Nausikaa Schirilla)

Menschen kamen nicht nur zum Arbeiten, wegen der Liebe oder zum Schutz vor Verfolgung nach Freiburg, sondern auch zum Studieren und so gab es in Freiburg über Jahrhunderte hinweg mit Studierenden und Wissenschaftlern immer auch eine Gruppe relativ gebildeter und etablierter Migranten. Der Ausländeranteil an der Universität war über die Jahrhunderte sehr unterschiedlich – von 30 % im Großherzogtum Baden zu Beginn des 19. Jahrhunderts über fast Null während des Nationalsozialismus bis hin zu aktuell ca. 10-15 % an der Universität und den verschiedenen Freiburger Hochschulen. Am Beispiel der zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts recht zahlreichen Gruppe russischer Studierender wird die Heterogenität von Studienhintergründen und Bildungswegen ausländischer Studierender dargestellt und die (heute noch aktuelle) Reaktion von Behörden und Öffentlichkeit.

(Foto: Stadt Freiburg)