Stimmen zum Gestaltungsbeirat
Joachim Eble und Rolf Messerschmidt von Joachim Eble Architektur, Tübingen:
Gerne haben wir unser für die Fa. Gisinger entwickeltes Quartierkonzept Sonnenhöfe Haslach in der Uffhauser Straße vor dem Gestaltungsbeirat der Stadt Freiburg präsentiert und uns dem fachlichen Diskurs gestellt: Wir fanden die Vorbereitung gut organisiert und angemessen. Die Diskussion mit den Mitgliedern des Beirats verlief sehr konstruktiv und anregend. Zudem sind wir der Auffassung, dass durch die Bestätigung des städtebaulichen und architektonischen Konzeptes im Beirat die Umsetzung des ambitionierten Vorhabens im Baurechtsverfahren befördert wurde.
Wolfram Wöhr von WWA Wöhr Heugenhauser Architekten, München:
Der große zeitliche Aufwand und das umfangreiche Material, das für eine Präsentation vor dem Gestaltungsbeirat notwendig ist, wird in der HOAI leider an keiner Stelle honoriert. Dennoch bin ich der Meinung, dass sich der Aufwand lohnt, weil sich damit zwei große Vorteile für den planenden Architekten ergeben:
a) Frei nach Heinrich von Kleists „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ ist festzustellen, dass die Formulierung eines Problems die Gedanken klärt und die Idee präzisere Formen annimmt. Zusammenhänge werden durch eine Präsentation für den Entwerfer klarer, Probleme kristallisieren sich deutlicher heraus.
b) Durch die Diskussion im Gestaltungsbeirat wird der Blick auf das Problem geweitet. Das Projekt wird in einem umfangreicheren Rahmen betrachtet. Durch die Anregungen des Gestaltungsbeirats wird der Blick über den eigenen Tellerrand ermöglicht, und neue Blickpunkte führen oft zu besseren Lösungen.
Frank York Irrgang von Dörr & Irrgang Architekten, Freiburg:
Ausdrücklich begrüßen wir die Einführung des Gestaltungsbeirats. Er trägt unserer Ansicht nach sehr zur Versachlichung der Diskussion über architektonische und städtebauliche Lösungen bei. In unserer Erfahrung entstand jedoch bei uns der Eindruck, dass die Verwaltung mit dem Beirat nicht durch dessen neutrale Sicht eine weitere Meinung generiert, sondern diesen als Entscheider heranzieht.
Wir vermissen in den Sitzungen neben den Architekturen gleichermaßen die vorangegangenen Entscheidungen, Abstimmungen und Vorgaben, die von Seiten der Verwaltung an die Planer gestellt wurden, zu präsentieren und gegebenenfalls offen zu diskutieren. Es könnte in der Öffentlichkeit der Eindruck entstehen, als sei die vorgestellte Planung einzig durch den Freigeist des Architekten gelenkt. Wir wünschen uns daher, dass richtungsweisende Vorgaben der Verwaltung in gleicher Sichtbarkeit präsentiert und vertreten werden.
Deutlich begrüßen wir, dass die Stimme des Gestaltungsbeirats in der Öffentlichkeit die Ganzheitlichkeit der Architektur für eine Freiburger Architekturkultur bestärkt und durch seine neutrale Sicht diese Kultur über die Summe der Lösungen von Verwaltungs-Sachzwängen hebt. Wir empfinden es als große Bereicherung, dass der Gestaltungsbeirat die Projekte losgelöst vom Planungs- und Abstimmungsprozess neutral betrachtet und damit die architektonische Qualität bestärken kann.
Jens Rothweiler von Rothweiler Färber Architekten, Freiburg:
In den beiden Sitzungen, an denen ich teilnahm, empfand ich die Präsentation unseres Projekts als Zusammenarbeit und konstruktives Arbeitsgespräch auf Augenhöhe. Die geführten Diskussionen und differenzierten Betrachtungsperspektiven lieferten interessante Aspekte und konnten für das Projekt weitere Denkanstöße vermitteln und dadurch unsere Planung in Teilen nochmals verfeinern. Durch die öffentliche Diskussion mit dem fachkundigen Gestaltungsbeirat und die damit verbundene Transparenz können nach meiner Einschätzung komplizierte und umstrittene Projekte Rückhalt in der Freiburger Öffentlichkeit erhalten.
Im Zuge der „Baulandpolitischen Grundsätze für die Stadt Freiburg“ kann von der Stadt Freiburg für die Bauherren festgelegt werden, bei städtebaulichen Schlüsselgrundstücken einen Architekturwettbewerb oder Architektenmehrfachbeauftragung auszurichten. Für nichtöffentliche Investoren/Bauherren sollte hier jedoch – aus unserer Sicht – grundsätzlich die Möglichkeit bestehen, zwischen einem Wettbewerb und einer Beauftragung eines vertrauten Architekturbüros im Zusammenspiel mit dem Gestaltungsbeirat zu wählen.
Gegebenenfalls wäre es sinnvoll, die Sitzungen von 6 auf 9 pro Jahr zu erhöhen, um die Abstände bei Wiedervorlagen für die Projekte effizienter gestalten zu können. Der Gestaltungsbeirat ist aus unserer Sicht für Freiburg eine sehr gute Einrichtung, um komplexe Projekte zügig, effizient und vor allem qualitätsvoll voranzubringen.
Hetzel + Ortholf Architekten BDA, Freiburg:
Mit Skepsis nahmen wir die Einladung des Gestaltungsbeirats zur Präsentation unseres Projektes „Gutleutmatten D“ auf. Unseren Bedenken begegnete dann aber ein Gremium aus Experten, das mit schneller und fundierter Auffassungsgabe unser Projekt erfasste und durch analytisches Geschick zu überzeugen wusste. Die feingegliederte Analyse unseres Entwurfes bestätigte nicht nur uns unseren Weg, sondern festigte zusätzlich auch das Vertrauen von und unseren Stand gegenüber unserem Bauherrn.
Martin Vogelsang von Böwer-Eith-Murken Architekten, Freiburg:
Wir haben den unvoreingenommenen und fachlichen Blick des Gestaltungsbeirates als konstruktive Kritik gesehen. Die Vorschläge zur Vereinfachung des Gebäudes haben unsere architektonische Idee präzisiert und unseren Entwurf gestärkt. Insofern war die Diskussion mit den Kollegen für uns sehr hilfreich. Mit dem Bauherrn haben wir die Anregungen diskutiert und den größten Teil davon umgesetzt. Insgesamt war die Vorstellung des Projektes im Gestaltungsbeirat für uns positiv.
Prof. Dr.-Ing. Peter Schmieg, Baudirektor des Ordens der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul, Freiburg:
Der Orden der Barmherzigen Schwestern vom hl. Vinzenz von Paul hat sein Wohnmodell „Jung und Alt“ in der ersten Sitzung des Gestaltungsbeirates am 10.04.2014 vorgestellt. Die Ergebnisse der Diskussion und die gegebenen Empfehlungen sind weitgehend in die Weiterentwicklung des Projektes eingeflossen, so dass sich bei der anschließenden Wiedervorstellung ein breiter Konsens ergab. Das Projekt ist mittlerweile im Bau.
Sowohl die Vorbereitung als auch die Begleitung der Sitzungen durch die Geschäftsstelle des Gestaltungsbeirates war überaus positiv. Da Architektur vom Dialog lebt, würde der Orden auch weitere Projekte wieder im Gestaltungsbeirat vorstellen.