Regionale 23

Am Lagerfeuer

kuratiert von: Caroline von Gunten / Simon Lieberherr, Andreas Paul Egli

Künstler_innen: Hélène Bleys, Martina Boettiger, Oliver-Selim Boualam, Arthur Debert, Anna Schütten

Ausstellungsplakat Regionale23

Die Regionale ist eine jährliche Gruppenausstellung, entwickelt im Kontext einer grenzüberschreitenden Kooperation von 18 Institutionen in Deutschland, Frankreich und der Schweiz mit dem  Fokus auf lokale, zeitgenössische Kunstproduktion in der Drei-Länder-Region um Basel.

AM LAGERFEUER.
Es ist Zeit ein Scheit nachzulegen und die Tassen nachzufüllen. Wir sitzen um das Feuer und berichten von unserem Jahr. An der Felswand haben wir unsere Bilder und davor unser Schnitzwerk platziert. Gemeinsam mit den Besucher:innen unseres Camps im L6, fassen wir im nach und nach entstehenden Bonefire-Zine, die Essenz der Ausstellung und unserer aktuellen Erlebnisse zusammen. Die vom Team der Galerie 3000 eingeladenen Künstler:innen treffen sich und das Publikum zwischen Kunst und Zeitgeist.
Wir setzen im partizipativen Diskurs die anwesenden Positionen im Raum und dokumentieren am Lagerfeuer (Samowar oder Eternal-Soupstation) was haften bleibt. Die Reisedruckerei hält fest und produziert vor Ort das oben erwähnte Bonefire-Zine. Wir hoffen uns als Reisende vom selben Rastplatz kennen zu lernen und als Gefährt:innen und Freund:innen unsere Wege weiter zu gehen.

Programm
Eröffnung: Fr. 25.11. 17 Uhr (im Anschluss: E-WERK 18:30 / Kunstverein 19:30 / T66 20:30)

So, 27.11.2022, 14 -18 Uhr
Kurator*innen-Spaziergang zu den Freiburger Regionale 23-Ausstellungen
Treffpunkt: T66 Kulturwerk, Talstraße 66
 
So, 4.12.2022, 11 Uhr
Führung durch die Ausstellung

So, 8.1.2023, 11 Uhr
Führung durch die Ausstellung (franz. / engl.)

Programm aller an der Regionale beteiligten Kunstinstitutionen: regionale.org

Alle Fotos: © Alex Flores (www.alex-flores.com)

Ausstellungsansicht, Vernissage-Rede
Ausstellungsansicht Vernissage, Menschen im Gespräch bei Nudelsuppe
Ausstellungsansicht, Menschen im Gespräch, Kunstwerke von Hélène Bleys, Säule alsloderndes Feuer und Kreis aus bemalten Keramik-Kleinteiledie neu geordnet werden können
Ausstellungsansicht, Vernissage, Rede
Ausstellungsansicht, Menschen im Gespräch, halb verdeckt von der Stoff/Vorhanginstallation von Martina Boettiger
Ausstellungsansicht, GARAGE L6, Soundinstallation von Arthur Debert

Soundinstallation von Arthur Debert in der GARAGE des L6

Ausstellungsansicht, Diaprojektor beleuchtet Solarzelle, die dann eine kleine Windühle antreibt

Installation von Arthur Debert

Ausstellungsansicht mit Kunstwerken von Oliver-Selim Boualam (Teppich an der Wann mit Feuermotiv und Holzstuhl)

Kunstwerke von Oliver-Selim Boualam

unkomfortable Stühle aus gefundenem "Sturmholz", abgeflammt, von Oliver-Selim Boualam

Kunstwerke von Oliver-Selim Boualam

Installation von Hélène Bleys, kleine Keramikobjekte im Kreis angeordnet, zum Spielen für die Besucher_innen

Installation von Hélène Bleys

Am LagerfeuerDie Ausstellung im Kunsthaus L6 zur diesjährigen Regionale zeichnet sich durch die aktive Einbindung dergewählten Positionen in den kuratorischen Prozess aus. Aus dem Anliegen des Teams der Galerie 3000 herausden Künstlerinnen und Künstlern Partizipation und Wertschätzung auf Augenhöhe zu ermöglichen baut sichdiese Ausstellung auf folgenden Ebenen auf:
Anlage:Es ist Zeit ein Scheit nach zulegen und die Tassen nach zu füllen. Wir sitzen um das Feuer und berichten vonunserem Jahr.An der Felswand haben wir unsere Bilder und davor unser Schnitzwerk platziert.Gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern unseres Camps im L6, fassen wir im nach und nachentstehenden Bonfire-Zine die Essenz der Ausstellung und unserer aktuellen Erlebnisse zusammen.Die vom Team der Galerie 3000 eingeladenen Künstlerinnen und Künstler treffen sich und das Publikumzwischen Kunst und Zeitgeist. Wir setzen im partizipativen Diskurs die anwesenden Positionen im Raum unddokumentieren am Lagerfeuer (Samowar oder Eternal-Soupstation) was haften bleibt. Die Reisedruckerei hältfest und produziert vor Ort das oben erwähnte Bonfire-Zine.Wir hoffen uns als Reisende vom selben Rastplatz kennen zu lernen und als Gefährten und Freunde unsereWege weiter zu gehen.
Partizipation und VernetzungVon den angefragten sechs Positionen entschieden sich fünf, sich auf den Prozess der im Text skizziertenAnlage einzulassen.Das für eine Regionale Ausstellung hohe persönliche Engagement, wird durch eine finanzielle und potentiellsoziale Komponente gewürdigt. Das Budget für die Ausstellung wird zu gleichen Teilen zwischen Kuratoriumund Künstlerinnen und Künstlern aufgeteilt.Ab dem ersten Entscheid findet die Konzeptionierung und Planung partizipativ über eine Onlineplattform statt.Mit der so bereits im weiten Vorfeld der Ausstellung geschaffenen Gruppe von Künstlerinnen und Künstlernund dem Kuratorium wurde durch den steten Austausch die Perspektive und Hierarchie angeglichen.Bezeichnenderweise sind nun viele der gezeigten Arbeiten nicht aus den Dossiers gewählt sondern wurden imZug des Prozesses für die Ausstellung spezifisch entwickelt.Zwei Wochen vor der Eröffnung beziehen wir dann bereits unser Camp im L6 und erarbeiten vor Ortgemeinsam einerseits die Ausstellung und andererseits festigen wir unsere Bande. Wir wollen die Chanceerhöhen aus Zufallsbekanntschaften am Lagerfeuer Freundschaften für weitere gemeinsame Abenteuer zuschmieden.Das Lagerfeuer dient dabei auch als Platz um im gemeinsamen Machen ins gemeinsame Denken zu kommen.Der Moment soll dem Ergebnis gleichgestellt werden.
Gewählte Position:Anna Schüttens subtile und erst auf das genaue Hinhören wahrnehmbare Arbeit verwendet eine Sammlungalltäglicher Geräusche aus einer nächtlichen Szenerie. Diese Field Recordings einer nächtlichenStadtlandschaft werden im L6 neu verortet und vermischen sich mit der Klanglandschaft vor Ort. Es kommtauf diese Weise zu einer Öffnung der verschlossenen und unerreichbaren Glasscheiben desAusstellungsraumes. Was eigentlich ausgeschlossen wird, findet über die hörbaren Spuren von nächtlichemStadtverkehr (lautlose Elektro-Busse, das Knallen getunter Auspuffanlagen, Flugzuge im Landeanflug, diehohen Akkorde der Güterwaggons, bevor die Flüsterbremsen sich vollständig durchgesetzt haben) Eingang inunsere Gehörgänge. Wir hören durch die hohen Fenster mit unseren Ohren, was wir nicht zu sehen vermögen.
Martina Böttingers textile Installation verbindet die Bereiche der Ausstellung und nimmt dabei MartinasPraxis der Reflexion über Ästhetiken, welche ihr im Alltag begegnen, auf. Daraus entwickelt sie ein eigenesVokabular von Formen, Materialitäten und Massstäblichkeiten. Mit neu interpretierten Gebrauchs- undRepräsentationsgegenständen entstehen Objekte, welche Martina in Installationen anlegt.
Hélène Bleys im Raum schwebende Skulptur bildet ein manifestes Abbild der Lagerfeuerthematik und strahltmit ihrer warmen Farbigkeit Wohlbefinden aus. Sie bildet eine Einladung und Einführung für das Publikum indie Ausstellung. Die zu einem Lagerfeuer angeordneten Keramikobjekte stellt Hélène seit geraumer Zeit ohneZiel her. Aus einem anfänglichen Zeitvertreib ist eine wachsende Sammlung geworden. Hélène beschreibtdiese zweigartigen Objekte als kleine Skulpturen welchen eine Absenz aller skulpturalen Attribute eigen ist.
Oliver Selim Boualam möbliert mit seinen Sitzgelegenheiten für unangenehme Gespräche den Raum aufambivalente Weise. Er folgt damit seiner erprobten Praxis von Studien zur Einbindung des Publikums in seineObjekte. Humor und das Ungewöhnliche in täglichen Routinen sind dabei wiederkehrende Ausgangslagenseiner Fragestellungen.
Als Ausgangspunkt der Arbeiten von Arthur Debert dient der 1937 erschienene Film«The Old Mill» von Walt Disney. In seiner Praxis spielt Technik und deren Wandel in der Zeit eine ZentraleRolle. So finden sich in seiner Beschäftigung mit dem Ausgangsmaterial verschiedene mediale Referenzen zuhistorischen Präsentationstechniken.
Kulturpolitsche AspekteDem nach wie vor weit verbreiteten Umstand, dass in der bildenden Kunst der Ausstellungsbetrieb alleAufwendungen entschädigt, ausser die Künstlerinnen und Künstler selbst, tritt die Budgetaufteilung dieserAusstellung entgegen.Wie die Raummiete, die Grafik, die Verwaltung, die Kommunikation, sollen auch die Künstlerinnen undKünstler wertgeschätzt und bezahlt werden.Gerade im Bereich der Konzeptkunst, bei installativen Arbeiten oder Performancekunst, reicht die Aussicht auf(wenig wahrscheinliche) Werkverkäufe keinesfalls als Wertschätzung und schon gar nicht um das harteKünstlerbrot auf den Tisch zu bringen.Statt kuratorischer Auswahl, setzt diese Ausstellung auf den Dialog und Einbezug. Dies bedingt allerdings dieBereitschaft beider Seiten sich auf diesen Prozesses einzulassen.
Aussenblick und ProzesskommentarAls externe Reflexionsquelle und Kommentar zum Gesamtprozess schreibt Saile Klein Texte und zeichnetCartoons zum Geschehen. Saile hat vom ersten Tag an Einblick und Zugriff auf die Onlineplattform erhaltenund sendet seine Kommentare an die Gruppe. Saile kennt niemanden von den Künstlerinnen und Künstlernund wird auch nie vor Ort in die Ausstellung kommen. Wenn er Glück hat, laden wir ihn am Eröffnungsabendper Videocall in Henrys Bar ein.
ZineDas vor Ort nach und nach entstehende Zine (kleines Magazin) bildet sich aus Beiträgen und Gedanken der vorOrt geführten Gespräche. Dazu kommen die Kommentare von Saile Klein aus der Ferne und die Nachrichtenan die E-Mail-Adresse des Raumes (bonfirel6@proton.me) sowie Auszüge der Arbeit in der online Plattform.Die Mail-Adresse ist auch eine Einladung an das Publikum Eindrücke zu teilen, oder direkt vor Ort amLagerfeuer Platz zu nehmen und seinen Namen ins Holz zu schnitzen (Papier und Stifte liegen bereit). DieKünstlerinnen und Künstler werden diesen Kanal auch über die Eröffnung hinaus noch nutzen um mit derAusstellung zu interagieren.
Auf Wiedersehen statt AdieuHeute eine halbe Stunde vor der Vernissage beim (fertig) Schreiben dieses Textes kommt auch von denbeteiligten Menschen zum Ausdruck, dass das «Gruppe-Werden» als zentrales Element dieses Projekteswahrgenommen wurde. Wir freuen uns alle, morgen mit Freunden die Asche des Feuers auszutreten, welchesunbekannte Reisende zuvor zusammen entfacht haben.
Danke und Hochachtung für Euer Engagement, Eure Leidenschaft und sicht- und fühlbare Passion für dieKunst:Anna Schütten – annaschuetten.com               Hélène Bleys – helenebleys.comArthur Debert – arthurdebert.fr                         Martina Boettiger – martinaboettiger.chOliver Selim Boualam – oliverboualam.com        Elias Gross – saileklein.wordpress.comSamuel Dangel und Kulturamt Stadt Freiburg
Vom L6 als Gast-Kuratorium eingeladen, das Team der Galerie3000.ch (Bern, CH); Caroline von Gunten,Andreas Egli, Simon Lieberherr