Zünftige Handwerkerinnen

Station 2: Margaretha Wolhartin

15. Jahrhundert

Das Haus "Zur Blauen Lilie" in der Salzstraße (Nr. 37)

Bereits in den ersten Jahrhunderten der Freiburger Stadtgeschichte war die Salzstraße eine sehr vornehme Adresse, in der die einflussreichsten Familien der Stadt lebten. Die anfänglich bedeutenden Familien wurden seit Mitte des 15. Jahrhunderts, also genau zu der Zeit, als Margaretha Wolhartin lebte, durch neue Honoratioren abgelöst, die nun die Häuser der Salzstraße bewohnten.

Unter ihnen lebte Margaretha Wolhartin im Haus "Zur Blauen Lilie" in der Salzstraße 37. Damals war dieses Haus noch als einzelnes zu erkennen. Heute teilt es sich seine Fassade mit dem Haus Nr. 39.

Zünftige Frauen im Mittelalter

Zu Lebzeiten Margaretha Wolhartins gab es in Freiburg insgesamt 18 Zünfte, beispielsweise die Metzgerzunft, die Schneiderzunft oder die Tucherzunft zum Rosbaum. Die meisten, aber nicht alle Handwerker_innen, gehörten solchen Zünften an. Denn mit der Entstehung der Zünfte wurde auch der Zunftzwang eingeführt, der die Mitgliedschaft für städtische Handwerker_innen vorschrieb. Außerdem brachte die Mitgliedschaft viele Vorteile, wie beispielsweise das Bürgerrecht, mit sich.

Die mittelalterlichen Zünfte nahmen prinzipiell auch Frauen auf und in manchen Städten gab es sogar reine Frauenzünfte. Doch der Anteil weiblicher Zunftmitgliedern lag in Freiburg – wie in vielen anderen Städten – deutlich unter dem der männlichen, 1390 zum Beispiel bei rund 9%. Nicht nur der prozentuale Anteil von männlichen und weiblichen Zunftgenoss_innen unterschied sich, sondern auch die Rechte, die ihnen zugestanden wurden. So war es Frauen prinzipiell verwehrt, politische Ämter, beispielsweise im Freiburger Rat, zu übernehmen, während ihre männlichen Kollegen dort selbstverständlich vertreten waren.

Welche Auswirkungen die fehlende politische Vertretung der Frauen hatte, zeigte sich deutlich seit dem 16. Jahrhundert, denn nun wurde Frauen der Zugang zu den Zünften mehr und mehr verwehrt. Als Meisterwitwen hatten sie immerhin beschränkte Rechte. Doch abgesehen davon arbeiteten Frauen nun vor allem außerhalb der Zunftregeln in den Werkstätten der männlichen Meister mit.