Baderinnen

Station 5: Else Baderin

14. Jahrhundert

Badestuben im Mittelalter

Wie bereits erwähnt: Badezimmer oder fließendes Wasser in Wohnhäusern gab es im Mittelalter nicht. Um ein ausgiebiges Bad zu nehmen, besuchten die damaligen Stadtbewohner_innen öffentliche Badestuben, von denen es um 1400 etwa 13 in Freiburg gab. Dort konnten Kund_innen Bäder in großen Zubern einnehmen oder Dampf- und Schwitzbäder ähnlich einer heutigen Sauna besuchen.

Die mittelalterlichen Badestuben waren nicht nur Orte der Körperpflege. Die Besucher_innen erhielten hier gegen Bezahlung auch medizinische Behandlungen, wie beispielsweise Aderlasse, Schröpfungen oder Wundbehandlungen. Eine Baderin war also nicht nur die Betreiberin einer öffentlichen Badeanstalt, sondern auch eine Medizinerin. Unterstützt wurde sie bei medizinischen Behandlungen unter anderem von Scherer_innen, Schröpfer_innen, Zahnbrecher_innen sowie Mägden und Knechten.

Außerdem waren die Badestuben gesellige Orte, an denen gemeinsam gebadet und in gesonderten Räumen gegessen, getanzt und gesungen wurde. Dass die Badestuben häufig auch weniger züchtiges Verhalten zu Tage brachten, zeigt die Zunftordnung der Freiburger Bader_innnen aus dem Jahr 1477, in der es heißt, weder Meister, ihre Frauen noch ihr Gesinde sollen in ihren Häusern Kuppelei oder ähnliche Handlungen dulden. In Verordnungen anderer Städte, die den Betrieb der Badehäuser regelten, finden sich außerdem Vorschriften, nach denen Männer und Frauen in getrennten Räumen oder in getrennten Häusern baden sollten.

Die "Rote Frauenbadstube", die von Else Baderin betrieben wurde, hatte ganz im Sinne dieser Vorschriften ein Gegenstück in unmittelbarer Nachbarschaft: die "Rote Männerbadstube". Beide Badestuben wurden von unterschiedlichen Pächter_innen betrieben. Dass die Frauenbadstube hin und wieder dennoch von Männern besucht wurde, legt der Pachtvertrag nahe, den Else Baderin 1395 unterzeichnete. Dort heißt es: "Sollte es vorkommen, dass sie einen Mann in der Frauenbadstube badete, so soll sie das Geld dem abliefern, der die Rote Männerbadstube gepachtet hat."

Am früheren Predigertor

Heute weist nur noch der Straßenname "Am Predigertor" auf das Stadttor hin, dass sich bis Mitte der 1860er Jahre hier befand. Direkt an das Predigertor grenzte das Dominikanerkloster an, das dem Tor seinen Namen gab. Auch die hinter dem Tor gelegene Vorstadt, die Lehener- und Predigervorstadt, trug diese Bezeichnung aufgrund ihrer Nähe zum Kloster. In der Lehener- und Predigervorstadt, der jüngsten Vorstadt Freiburgs, direkt hinter dem Predigertor, lagen die Badestuben, die Else Baderin betrieb.

Schon gewusst? "Am Predigertor" ist die kürzeste Straße Freiburgs. Sie ist gerade einmal zwei Häuserblocks lang.