Das Frauenstudium in Deutschland
Dass Gerda Liehr als Frau studieren konnte, war keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Jahrhundertelang war Frauen der Zugang zur Universität verwehrt gewesen. Erst seit den 1860er Jahren hatten sich Änderungen angedeutet: In der Schweiz wurden Frauen bereits zum Studium zugelassen, im Deutschen Reich kämpfte die bürgerliche Frauenbewegung für gleiche Bildungs- und Berufschancen von (bürgerlichen) Frauen. Besonders der Verein Frauenbildung – Frauenstudium, zu dessen Mitgliedern auch einige Freiburgerinnen zählten, erzielte entscheidende Fortschritte, beispielsweise die Gründung des ersten deutschen Mädchengymnasiums in Karlsruhe 1893 und die Zulassung von Frauen zur Abiturprüfung.
Sieben Jahre später hatte der Verein Frauenbildung – Frauenstudium entscheidenden Einfluss darauf, dass die ersten Frauen im Deutschen Reich an den Universitäten Freiburg und Heidelberg offiziell zum Studium zugelassen wurden. Schon zuvor durften Frauen an den Universitäten als Hörerinnen lernen, jedoch ohne das Recht, Examina abzulegen. Da die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg den Studentinnen, die bereits seit dem Wintersemester 1899/1900 als solche Hörerinnen anwesend waren, ihre Leistungen rückwirkend anerkannte, gelten diese Freiburger Studentinnen heute als erste Studentinnen Deutschlands. Die wohl bekannteste unter ihnen, Johanna Kappes, studierte Medizin – genau wie Gerda Liehr.
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg – Kollegiengebäude I
Das Kollegiengebäude I ist Teil der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Es wurde von 1907 bis 1911 erbaut und im selben Jahr als Universitäts-Hauptgebäude eingeweiht. Bis heute zählt es mit seiner Fassade aus rotem Sandstein und dem eingemeißelten Universitätsmotto "Die Wahrheit wird euch frei machen" zu den Wahrzeichen Freiburgs.
Im Juli 1934 wurden zahlreiche Teile des Gebäudes bei einem Brand zerstört. Im Zuge des Wiederaufbaus im Jahr 1936 wurde das KG I aber nicht nur aufgestockt. Auch eine weitere Inschrift wurde im Auftrag der Universitätsführung an der Fassade angebracht: "Dem ewigen Deutschtum". Die ursprünglich goldene Bemalung der Schriftzeichen ließ die französische Verwaltung nach Ende des Zweiten Weltkriegs entfernen.
Herzlichen Dank an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Universitätsarchivs Freiburg sowie des Universitätsarchivs Innsbruck für die freundliche Unterstützung bei der Recherche.
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