Mehrwert durch Wettbewerb

Neunlindenstraße

Visualisierung
Grüne Insel: Der geplante Gebäudekomplex an der Neunlindenstraße hat eine aufgelockerte,vielfältige Fassade – und einen kleinen Park im Innenhof. Der Clou: Durch die Decke der Tiefgaragesollen große Bäume wachsen. (Visualisierung: Dena Khan / Stefan Forster GmbH)

Nicht selten ist die Meinung zu hören, dass die Stärken einer Stadtverwaltung vor allem im Verhindern und Verzögern lägen. Dass die Realität anders aussieht, zeigt ein aktuelles Projekt im Stadtteil Brühl, an dem das Stadtplanungsamt maßgeblich beteiligt ist.

In zentraler Lage, direkt gegenüber dem fast fertiggestellten Green-City-Tower, plant die Planwerk Freiburg GmbH einen Neubau, der etwa 70 Wohnungen und 3400 Quadratmeter Gewerbeflächen bieten soll – eine Investition im mittleren achtstelligen Euro-Bereich. Der private Grundstückseigentümer hätte dabei schlicht nach „Schema F“ vorgehen können, berichtet Rebecca Trautmann, die Projektverantwortliche im Stadtplanungsamt. „Für das Gebiet gibt es einen Bebauungsplan, der lediglich die Ausweisung als Mischgebiet vorschreibt.“ Kurzum: Ein Bauantrag nach § 34 des Baugesetzes hätte genügt – selbst für einen städtebaulich unbefriedigenden Entwurf.

Standort braucht Qualität

Im Stadtplanungsamt war man deswegen von Beginn an sehr darum bemüht, gemeinsam mit den Bauherren nach der bestmöglichen Planung zu suchen. Der Standort in der Neunlindenstraße ist nämlich durchaus speziell: Gegenüber ist der neue Green-City-Tower eine wichtige Landmarke im Quartier. „Da muss man was Qualitätsvolles dagegenstellen“, umreißt Planerin Trautmann den Standpunkt des Stadtplanungsamts. Dazu kommt: Auf dem in der Kaiserstuhlstraße rückwärtig angrenzenden Grundstück, auf dem heute noch eine provisorische Unterkunft für Geflüchtete steht, ist mittelfristig eine Einrichtung für ältere Menschen geplant.

Bei den Bauherren stießen die städtischen Anliegen nach anfänglicher Skepsis auf viel Verständnis: „Das lief wirklich gut“, bilanziert Trautmann. Im Ergebnis lobten die Bauherren auf eigene Kosten einen Architektenwettbewerb aus, an dem sich sieben Büros beteiligten. In der ersten Runde gab es noch ein Patt an der Spitze, die zweite Runde mit nachgearbeiteten Entwürfen gewann dann das Frankfurter Büro Stefan Forster Architekten – und zwar einstimmig. Im Preisgericht waren hochrangige Vertreter der Bauverwaltung, unter anderem Roland Jerusalem, Leiter des Stadtplanungsamts, externe Fachleute wie Zvonko Turkali, ehemaliger Vorsitzender des Gestaltungsbeirats, wie natürlich auch die Bauherren selbst vertreten. Sie alle kamen zum Schluss, dass der Forster- Entwurf nicht nur die Vorgaben des Wettbewerbs am besten umsetzt, sondern mit seiner aufgelockerten Gestaltung ein echtes Highlight im Quartier setzt. Besonders gelungen findet Rebecca Trautmann den großen, grünen Innenhof. Hier zahlte es sich aus, dass als eine der Vorgaben des Wettbewerbs zwingend auch ein Landschaftsarchitekt zu beteiligen war. Mit seinen durch die Tiefgarage gesteckten großen Bäumen kann hier eine großzügige Grünfläche entstehen, was abgesehen vom Hauptfriedhof im Viertel echte Mangelware ist. Profitieren werden davon auch die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner der Alteneinrichtung, die genau hier angrenzt.

Amtschef sehr zufrieden

Hochzufrieden mit dem Ergebnis ist auch Stadtplanungsamtschef Roland Jerusalem. Er lobt das engagiert durchgeführte Wettbewerbsverfahren und freut sich, dass mit dem ausgewählten Entwurf jetzt ein attraktives Stadtquartier realisiert werden kann. Bleibt zu hoffen, dass den Bauherren trotz aktuell sehr ungünstiger Rahmenbedingungen die Umsetzung gelingt – die planerischen Voraussetzungen dafür sind jetzt jedenfalls gegeben.