Die Geschichte der Migration in Freiburg

Teilhabe und Partizipation

Die Rolle der Religion in der Migration

Eine Einführung

(Nausikaa Schirilla)

Wer heute in Freiburg oder Umgebung einen katholischen Gottesdienst sucht, kann zwischen Gottesdiensten in über 20 Sprachen auswählen. In der evangelischen Kreuzkirche im Stühlinger wird seit 2012 regelmäßig ein Interkultureller Gottesdienst mit über 38 Gemeinden der verschiedensten Ethnien und Muttersprachen gefeiert. Wer als Muslim das Opferfest oder Zuckerfest feiern möchte, kann aus über 5 Moscheen auswählen. Dies sind nur einige Beispiele für religiöse Vielfalt in Freiburg – und alle Gottesdienste oder Gebete in einer ausländischen Gemeinde bedeuten in Regel mehr bedeutet als Religiösität in der Muttersprache, die Religion hat insbesondere in der Migration auch eine wichtige soziale Funktion.

Habt ihr mich aufgenommen?

Die Katholische Ausländerseelsorge in Freiburg

(Christoph Schmider)

Nimmt man den entsprechenden Auftrag im Matthäusevangelium ernst, dann sollte überall da, wo neben einheimischen auch ausländische Christen leben, so etwas wie "Ausländerseelsorge" praktiziert werden. Institutionalisiert wurde die Migrantenpastoral hierzulande jedoch erst, als es infolge des Wirtschaftswunders Zuwanderungen in nennenswertem Umfang gab. Der systematische Ausbau seelsorgerlicher Aktivitäten zog ab Ende der 1960er-Jahre freilich auch eine Ausweitung der zugehörigen Bürokratie nach sich. Das Fernziel blieb, wenngleich es im Verwaltungsalltag bisweilen fast unterzugehen drohte, eine rasche und vollständige Integration der ausländischen Mitbürger.

Muttersprache isch Muttersprache

Die Italienische Mission in Freiburg

(Theresia Schmeinck)

"Muttersprache isch Muttersprache" - so erklärt eine Italienerin, die im Zuge der Arbeitsmigration nach Freiburg kam, die Bedeutung der ‚Missione Cattolica Italiana Freiburg‘. Diese wurde im Jahr 1968 gegründet und war für viele der in Freiburg lebenden Italiener eine wichtige Anlaufstelle.

Moscheen und Moscheevereine

Die Geschichte der Freiburger Musliminnen und Muslime

(Ayse Almila Akca)

Seitdem der erste öffentlich zugängliche Gebetsraum für MuslimInnen vom türkischen Arbeitnehmerverein 1971 in der Hugstetter Straße geschaffen wurde, sind über 40 Jahre vergangen. In diesem Beitrag wird die wechselhafte Geschichte der Freiburger Moscheenlandschaft nachgezeichnet, die mittlerweile von acht verschiedenen Trägern geprägt wird.

(Foto: Islamisches Zentrum)

Wohl seit 1976 gibt es im Gebäude Hugstetter Str. 36, das seit 1991 als "Islamisches Zentrum Freiburg e.V." firmiert, auch einen Gebetsraum. Dort versammeln sich rund 500 gläubige Männer jeweils zu Freitagsgebet. Das vorliegende Bild wurde am 3. Oktober 2013 beim "Tag der offenen Moschee" gemacht (Photo: Islamisches Zentrum).

Migrantinnen und Migranten in den Freiburger Medien

(Viktoria Balon)

Bereits zu Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in Freiburg eine italienische Zeitung La Patria veröffentlicht, das Organ italienischer Gastarbeiter in Europa. Damit beginnt die Geschichte der Medien in Freiburg, die von Migranten selbst herausgegeben werden.

Der Artikel berichtet über diese Geschichte und die Entwicklung der Darstellung von MigrantInnen in Freiburger Medien. Es wird gefragt, wie die Freiburger Medien auf die Migration reagierten und wie die Freiburger MigrantInnen an medialen Prozessen teilnahmen. Der Stellenwert dieses Themas im Laufe der Zeit, die inhaltliche Auswahl und die Eigenschaften der Berichterstattung werden untersucht. Die Medien-AktivistInnen aus der Gastarbeitergeneration, linke migrantische Journalisten aus den 90-er sowie Radio- und ZeitungsredakteurInnen von heute erzählen über ihre Erfahrung, Ziele und inhaltliche Schwerpunkten ihrer Medien-Arbeit.

(Foto: Thomas Kunz, BZ)

Diskussion für die neueste "In-Zeitung": Viktoria Balon, Alexander Sancho-Rauschel, Svetlana Boltovskaja und Barbara Peron (von links) – sie sind im Redaktionsteam und Mitglieder des neuen Vereins "In-Forum".

Radio Dreyeckland in vielen Sprachen
Hier finden Sie eine Liste der Sprachen, in denen gesendet wird, Informationen über die Redaktionen sowie ihre aktuellen Beiträge rdl.de/vielsprachig

(Foto: Archiv der InZeitung)

Online-Archiv der InZeitung
Die InZeitung für Integration und Interkultur wird vom Migrantinnen- und Migrantenbeirat herausgegeben und liegt mit einer Auflage von 108.000 dem AMTSBLATT bei. Hier finden Sie alle bisher erschienen Ausgaben als PDF-Datei www.freiburg.de/inzeitung

Rechts: Die erste Ausgabe der InZeitung vom Februar 2010

Arbeitsmigration und Gewerkschaften nach 1945

Zu keiner Zeit eine wichtige Adresse für ausländische Arbeitnehmer.

(Holger Schatz)

ASB (Foto: Leo Horlacher)

Zusammen mit den deutschen Kollegen beteiligten sich - wie auf diesem Bild aus dem Jahre 1975 zu sehen – ausländische Arbeitnehmer auch an den Umzügen zum Tag der Arbeit am 1. Mai

Politische Partizipation

Von der Selbstorganisation der "Gastarbeiter" bis zum "Migrantinnen- und Migrantenbeirat"

(Clemens Hauser)

Am Arbeitsplatz, dem Ausgangspunkt für den zahlenmäßig stärksten Migrationsschub in Freiburgs Geschichte, erhielten die Kolleginnen und Kollegen mit nicht-deutschem Pass 1972 bei der betrieblichen Mitbestimmung die gleichen Rechte. Was in der Arbeitswelt gelang, hinkt bei der gesellschaftlichen und politischen Partizipation noch bis heute hinterher.
Arbeitswelt, Selbstorganisation, Ausländerbeirat und das Thema Wahlrecht sind Stationen auf dem langen Weg der politischen Beteiligung von Migrantinnen und Migranten in Freiburg.

(Bildvorlage: ASB)
(Foto: Archiv Clemens Hauser)

Gleiche Rechte für Ausländer und Deutsche wurden 1984 auf einem Plakat zur bundesweiten "Woche des ausländischen Mitbürgers" gefordert, zu der auch in Freiburg mehrere Veranstaltungen stattfanden

Roberto Alborino, der spätere Vorsitzende des ersten "Freiburger Ausländerbeirats" und SPD-Stadtrat als Mitwirkender der Veranstaltung, mit der 1971 Studentinnen und Studenten der Katholischen Hochschulgemeinde die menschenunwürdige Behandlung von ausländischen Arbeitskräften in Freiburg anprangerten.

Die Werk- und Sprachschule

Ein Bildungsangebot für ausländische Jugendliche und junge Erwachsene in Freiburg

(Gabriele Witolla)

Im Jahr 1979 entwickelte der Stadtcaritasverband Freiburg ein eigenes Kursangebot parallel zu den Regelschulen, das insbesondere ausländischen Jugendlichen ohne Schulabschluss den Einstieg in das Berufsleben und die soziale Eingliederung erleichtern sollte. Aus diesem Angebot erwuchs die "Werk- und Sprachschule", die in der heutigen "Internationalen Schule im Römerhof" und im "Caritas-Bildungszentrum" aufgegangen ist. Migranten und Migrantinnen konnten (und können nach wie vor) hier Sprachkurse belegen und/oder den Hauptschulabschluss (und heute auch den Mittleren Bildungsabschluss), auch im fortgeschrittenen Alter, nachholen oder an berufsvorbereitenden Maßnahmen teilnehmen, um zu einer Entscheidung die Berufswahl betreffend zu finden oder um die besondere Arbeitserlaubnis zu erwerben.

(Foto: Stadtarchiv Freiburg)

Zu den "Maßnahmen zur Berufsvorbereitung und sozialen Eingliederung" (MSBE) gehörte intensiver Sprachunterricht. Der „Caritasverband für die Stadt Freiburg“ bot entsprechende Kurse im "Sprachzentrum für ausländische Jugendliche" an. Das Bild zeigt die türkischen Mädchen Hüsniye, Sefa und Hülya, die im Rahmen der Familienzusammenführung nach Freiburg gekommen waren, mit ihrer Lehrerin Elisabeth Schmitz.

In Freiburg leben und das Freiburger Leben mitgestalten

Freizeit und soziales Leben von Migranten

(Nausikaa Schirilla)

Die Gestaltung von Freizeit und sozialem Leben seit den ersten Jahren der Arbeitsmigration vollzogen sich einerseits in migrantischen Treffpunkten, Vereinen und Netzwerken, zugleich aber auch im Rahmen des städtischen sozialen Lebens. Zahlreiche ethnische muttersprachliche Vereine, Zentren und Geschäfte boten einerseits Freizeitbeschäftigung, stellten aber zugleich auch Formen der Selbstorganisation und der politischen Partizipation dar. Der Zweck dieser Vereine war neben der Beheimatung in Bezug auf die Herkunftsgesellschaft auch der Austausch und das Zusammenwirken mit der Mehrheitsgesellschaft. Heute hat sich das soziale Leben sehr ausdifferenziert – während einerseits ethnische Vereine oder Kulturgruppen weiterhin bestehen, werden neue gemischte gegründet und ausländische Geschäfte ziehen auch deutsches bzw. ein internationales Publikum an.

(Foto: Stadtarchiv)

Auch Stadt- und Wohlfahrtsorganisationen haben auf die Einwanderung reagiert und damit sich selbst auch verändert.​

Der "FC Jugoslavija" – hier vor einem Kreisligaspiel gegen das Team aus St. Peter ca. 1980 – war eine starke Mannschaft. Der eigene Platz, den sich der "FC Jugoslavija" mit dem "FC Iuventus" teilte, trug den wenig schmeichelhaften Spitznamen "Müllkippe" wegen der Nähe zur Mülldeponie am Eichelbuck

Die Ausländerinitiative "Südwind Freiburg e. V."

Südwind Freiburg e.V. wurde 1976 unter dem Vereinsnamen „ausLÄNDERinitiative Freiburg e.V.“ gegründet. Die Umbenennung erfolgte im Jahr 2005. Zurzeit hat der Verein 150 Mitglieder, ist gemeinnützig und jugendpflegerisch anerkannt und ist Mitglied im Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband (DPWV) sowie im Verband für Interkulturelle Arbeit (VIA).
Der Verein hat sich die Aufgabe gestellt, den interkulturellen Dialog zu fördern und den Integrationsprozess als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu unterstützen. Ein weiteres Ziel ist es, über konkrete Hilfe, Beratung und Aufklärung, Benachteiligungen für Menschen mit Migrationshintergrund abzubauen. Diese Zielsetzung setzt der Verein durch Bildungsangebote, praktische Alltagshilfe, Kulturarbeit und sozialpolitisches Engagement um.
Südwind Freiburg e.V. Internetseite unter www.suedwind-freiburg.de

Am sonnigen Nachmittag beim Boulen

Ein Stück Migrationsgeschichte mitten in Haslach

(Roman Potschesniok)

Eine Boule-Partie von Migranten ist auf der Bahn in Haslach im Gange (Foto: Michael Karthäuser, InZeitung)

Haslach ist ein traditioneller Arbeiterstadtteil, dessen neuere Geschichte vor allem durch die Arbeitsmigration der 50er und 60er Jahre geprägt ist. Ein Großteil der Bewohner mit Migrationshintergrund in Haslach ist aus den ehemaligen Anwerbeländern zugewandert, vor allem aus dem ehemaligen Jugoslawien und aus Italien. Einige von ihnen sind an sonnigen Tagen in Alt-Halsach, an der Ecke Uffhauser Straße /Belchenstraße anzutreffen. Dort befindet sich eine Bahn zum Boule-Spielen, an deren Entstehung hauptsächlich die Haslacher Arbeitsmigranten beteiligt waren.