Sanierungsgebiet Knopfhäusle-Siedlung
Die Knopfhäusle-Siedlung im Stadtbezirk Oberwiehre ist eine ehemalige Arbeitersiedlung, welche Ende des 19. Jahrhunderts in der zu dieser Zeit locker besiedelten Wiehre errichtet wurde. Mit seiner vollständig überlieferten Bebauung, den erhaltenen Grünflächen und dem Straßennetz, steht die Siedlung unter Denkmalschutz und ist von großer historischer und städtebaulicher Bedeutung. Im Zuge des Städtebauförderprogramm Sozialer Zusammenhalt (SZP), vormals Soziale Stadt, soll die Siedlung saniert werden.

Abgrenzung Sanierungsgebiet Knopfhäusle-Siedlung Luftbild, Foto: Jan Raiber Luftbild, Foto: Jan Raiber Gemarkungsatlas Knopfhäusle, 1900 Reihenhaus Knopfhäusle-Siedlung

Aktion zum Tag der Städtebauförderung 2022:
Virtueller Rundgang durch die Knopfhäusle-Siedlung mit Vorher-Nachher-Vergleich
Am 14. Mai 2022 findet der diesjährige Tag der Städtebauförderung statt. Dies nimmt die Stadt Freiburg zum Anlass, um den virtuellen Rundgang durch die Knopfhäusle-Siedlung weiter zu entwickeln.
Bereits seit Mai 2021 gibt es die Möglichkeit, die ehemalige Arbeitersiedlung direkt vom Bildschirm aus zu entdecken. Durch eine spezielle Aufnahmemethode sind eindrucksvolle 360°-Bilder entstanden, die den besonderen Charme der Siedlung und ihrer historischen Gebäude vermitteln.
Der virtuelle Rundgang zeigt, wie die Siedlung vor der Sanierung ausgesehen hat – und ermöglicht sogar die Besichtigung einer leerstehenden Wohnung. Dazu gibt es viele Informationen aus der bauhistorischen Untersuchung, welche die Besonderheiten der Häuser und die ursprüngliche Siedlungsstruktur erläutert.
Nachdem nun die ersten Gebäude saniert sind, wird der Rundgang um aktuelle Fotos ergänzt. In der digital begehbaren Wohnung ist dann mit nur einem Klick ein eindrucksvoller Vorher-Nachher-Vergleich möglich.
Die Freischaltung der neuen Funktion erfolgt zum Tag der Städtebauförderung am 14. Mai 2022. Weitere Informationen zu diesem bundesweiten Aktionstag finden Sie unter www.tag-der-staedtebaufoerderung.de
Fotos und Animation: Jan Raiber
Um den 360-Grad-Rundgang im Vollbild zu öffnen, bitte hier klicken.
Aktuelle Maßnahmen
Bauliche Maßnahmen
Die denkmalgerechte Sanierung der Knopfhäusle-Siedlung war im Juni 2020 gestartet. Ende 2021 konnten die Arbeiten im ersten Bauabschnitt abgeschlossen werden und die Mieterinnen und Mieter in ihre Wohnungen in der Schwarzwaldstraße 70 und 76 zurückkehren. Unmittelbar im Anschluss hat die Sanierung des zweiten Bauabschnitts mit den beiden Reihenhauszeilen Schwarzwaldstraße 72 und 74 begonnen.
Im Jahr 2022 soll der Spielplatz neu gestaltet werden. Hierfür wird gemeinsam mit den Anwohner_innen ein Gestaltungskonzept entwickelt.
Vorbereitende Untersuchungen
Im Jahr 2018 wurde mit den vorbereitenden Untersuchungen begonnen. Diese sind notwendig, um Kenntnisse über die sozialen, strukturellen und städtebaulichen Verhältnisse des Gebietes zu erlangen, den Sanierungsbedarf festzustellen sowie Sanierungsziele und Maßnahmen für das Gebiet zu konkretisieren.
Bei der angestrebten Sanierung der Knopfhäusle-Siedlung soll in besonderem Maße auf die soziale Verträglichkeit der Maßnahmen geachtet werden. Im Rahmen der vorbereitenden Untersuchungen wurden daher auch Erhebungen zur sozialen Situation durchgeführt (s. u.).
Im Rahmen der Untersuchungen wurden zudem eine historische Ortsanalyse und eine bauhistorische Untersuchung durchgeführt (s.u.). Diese sind für die Entwicklung eines denkmalgerechten baulichen Sanierungskonzeptes notwendig. Entsprechend ist das übergeordnete Ziel der Erhalt der denkmalgeschützten Bausubstanz sowie die denkmalgerechte Modernisierung und Instandsetzung. Von großer Bedeutung sind außerdem der öffentliche Raum mit dem Kinderspielplatz und die Freiflächen der einzelnen Gebäude. Diese sind Begegnungs- und Kommunikationsort der Siedlung. Daher wird auch die Aufwertung des öffentlichen Straßenraums und des zentralen Platzes als mögliche Maßnahme gesehen.
Nach Abschluss der vorbereitenden Untersuchungen im Sommer 2019 wurden den Anwohner_innen die Ergebnisse vorgestellt. Über die Festlegung des Sanierungsgebiets hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 01.10.2019 entschieden.

Falzziegeldeckung (Foto S. King) Rustikaquaderung mit eingehauener Maske (Foto S. King) Früheres Vorfenster (Foto S. King) Kassettentüren im Obergeschoss (Foto S. King)

Untersuchung zur sozialen Situation
Zur Vorbereitung der Sanierungsdurchführung ist es wichtig, Informationen über die soziale Lage der Bewohner_innen und das Zusammenleben in der Nachbarschaft und im Quartier zu erheben. Hierfür sollten auch die Bewohner_innen selbst zu Wort kommen. Ziel der durchgeführten Untersuchungen zur sozialen Situation war es, mit Blick auf das Zusammenleben im Quartier mögliche Bedarfe und vorhandene Ressourcen zu identifizieren. Damit soll eine Grundlage für die soziale Quartiersentwicklung geschaffen werden. Hierzu wurde eigens eine Wissenschaftlerin des Soziologischen Instituts der Universität Freiburg mit der Durchführung einer Befragung der Bewohner_innen der Knopfhäusle-Siedlung beauftragt.
Historische Untersuchungen
Aufgrund der hohen denkmalpflegerischen Bedeutung der Knopfhäusle-Siedlung wurde im Zuge der vorbereitenden Untersuchungen eine historische Analyse der Siedlung durchgeführt. Durch eine historische Ortsanalyse und eine bauhistorische Untersuchung des Gebäudebestands sollen qualifizierte Informationen über das schützenswerte städtebauliche Erbe ermittelt werden.
Historische Ortsanalyse
Die historische Ortsanalyse macht als denkmalpflegerischer Fachbeitrag auf die Geschichte der Siedlung aufmerksam und beleuchtet ihre schützenswerten Strukturen. Dabei bezieht sie neben den Gebäuden auch die vorhandenen Straßenräume sowie Grün- und Freiflächen mit ein. Die historische Ortsanalyse bescheinigt ihr eine besondere Aussagekraft für die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Freiburgs, an der sich auch die Urbanisierung der Oberwiehre im 19. Jahrhundert ablesen lässt.
Bauhistorische Untersuchung
Voraussetzung für eine denkmalkonforme Sanierung der Knopfhäusle-Siedlung sind qualifizierte Kenntnisse über den vorhandenen Gebäudebestand. Die einzelnen Gebäudetypen wurden daher einer eingehenden bauhistorischen Untersuchung unterzogen. Ermittelt wurden in diesem Zuge weitere Kenntnisse zur Baugeschichte, zur Konstruktionsweise sowie zur ursprünglichen Oberflächengestaltung und der bauzeitlichen Ausstattung.

Knopfhäusle-Siedlung 1929/30, Stadtarchiv M 70S 202/28 Nr. 157 Knopfhäusle-Siedlung 2019 Knopfhäusle-Siedlung 1929-30 Knopfhäusle-Siedlung 2019

Hintergrund
Im April 2017 wurde die Knopfhäusle-Siedlung in das Städtebauförderprogramm Sozialer Zusammenhalt (vormals Soziale Stadt) aufgenommen. Der Beginn der vorbereitenden Untersuchungen wurde daraufhin im Juli 2017 vom Gemeinderat beschlossen. Im Rahme einer öffentlichen Auftaktveranstaltung im Juni 2018 konnten sich interessierte Bürger_innen und Anwohner_innen über den Projektablauf und die zuständigen Akteure informieren sowie Ihre eigenen Ideen einbringen. Im Juli 2018 fanden Gebietsrundgänge durch die Siedlung für interessierte Anwohner_innen statt. Weiterhin wurden während der vorbereitenden Untersuchungen Sprechstunden für die Mieter_innen angeboten. Auf Grundlage der Untersuchungsergebnisse hat der Gemeinderat das Sanierungsgebiet durch Satzungsbeschluss am im Oktober 2019 förmlich festgelegt.
Die Knopfhäusle-Siedlung, gelegen zwischen Schützenallee und Schwarzwaldstraße im Stadtbezirk Oberwiehre, steht unter Denkmalschutz. Zwischen 1869 und 1886 errichtet, weist die ehemalige Arbeitersiedlung der einstigen Knopffabrik Risler und Cie. eine vollständig überlieferte Bebauung sowie intakte Grün- und Verkehrsflächen auf. Die Grünflächen gliederten sich in als Nutzgärten angelegte Vorgärten sowie einem Spiel-/ und Trockenplatz. Die Siedlung verfügte außerdem über ein Hausmeister-, Bad- und Waschhaus, eine Mädchenanstalt sowie eine Kleinkinderbewahrungsanstalt. Die Siedlung besteht hauptsächlich aus Reihenhäusern, welche allesamt zweigeschossig sind. Aufgrund des großen denkmalpflegerischen Wertes und der geschichtlichen Bedeutung als erste badische Arbeitersiedlung, soll die Siedlung denkmalgerecht modernisiert und die Freiflächen aufgewertet und erhalten werden.