Im Stadtteilgespräch ging es um die mögliche Bebauung am Zwiegerackerweg, den ÖPNV und die Schulen

Intensive Gespräche in St. Georgen

So viele Menschen auf einmal hat der Hausmeister des Theodor-Heuss-Gymnasiums nach eigener Aussage noch nie in der Mensa untergebracht: Beim fünften Stadtteilgespräch von Oberbürgermeister Martin Horn kamen weit mehr Bürgerinnen und Bürger, als die 300 Sitzgelegenheiten aufnehmen konnten.

Zwiegerackerweg in St. Georgen
Rechts Bebauung, links Wiese: Dass es im Zwiegerackerweg so bleibt, wünschen sich viele St. Georgener. Die Stadt prüft hier derzeit die Errichtung von einfachen Wohnungen für Geflüchtete und Freiburger Familien. (Foto: A. J. Schmidt)

Der Grund für den großen Andrang: eine mögliche Bebauung im Zwiegerackerweg mit einfachen Wohnungen für Geflüchtete und Freiburger Familien. Am Tag zuvor gab die Stadtverwaltung bekannt, dass drei Flächen in Ebnet, Munzingen und der Zwiegeracker in St. Georgen eventuell für eine Bebauung durch „Einfachwohnungen“ infrage kommen. OB Martin Horn brachte zum Erklären des Vorhabens zwei Fachleute aus dem Bereich Umweltschutz und Liegenschaften mit: Klaus von Zahn, Leiter des Umweltschutzamts der Stadt Freiburg, und Bruno Gramich, Leiter des Amts für Liegenschaften.

Schulen: Sanierung und weitere Räume benötigt

Zunächst ging es in der mehr als gut gefüllten Mensa jedoch um Schulsanierungen und Aufenthaltsorte für Jugendliche. Im Theodor-Heuss-Gymnasium benötige die Turnhalle aufgrund von massiven Wasserschäden dringend eine Sanierung, ebenso fehlten dort wie an der Schneebergschule weitere Räume. Die Schulen könnten schon jetzt der großen Nachfrage nach Schulplätzen nicht gerecht werden. Dabei wurde auch die Situation des Jugendzentrums JuKS angesprochen, das bereits hätte saniert werden sollen. Wie OB Horn erklärte, waren aber die Handwerker abgesprungen, im Sommer 2019 solle es aber weitergehen. Beim Thema Schulen sprach sich Horn für ein gesamtstädtisches Konzept aus, mit dem über die nächsten zehn Jahre geplant werden müsse, wann welche Schule aus welchem Stadtteil saniert werden kann. Im März steht dazu im Rathaus die nächste verwaltungsinterne Gesprächsrunde an.

VAG: St. Georgen möchte eigene Straßenbahn

Ein weiteres wichtiges Thema in St. Georgen ist der öffentliche Nahverkehr. Martin Maier vom Bürgerverein St.Georgen forderte von der Stadt eine Machbarkeitsstudie für eine mögliche Stadtbahnanbindung. Bis dahin solle auf jede Stadtbahn ein Bus der Linie 11 folgen. OB Horn wollte zwar keine Versprechungen machen, versicherte den Anwesenden aber, dass er bereits in Gesprächen mit der Geschäftsführung der VAG stehe. Dabei gehe es auch um „attraktive Zwischenlösungen“. Die Sorge, dass die Finanzierung für eine Stra-ßenbahnanbindung des neuen Stadtteils Dietenbach Vorrang haben werde, wies der OB entschieden zurück: „Dietenbach wird über eine städtebauliche Erschließungsmaßnahme finanziert, nicht aus Geldern des Haushaltes“, versicherte er.

Zwiegeracker: Naturschutz vor Wohnungsbau

Intensiv diskutiert wurde über die städtische Planung, am Zwiegerackerweg bis zu 15 Wohnungen im Einfachstandard zu errichten. Für diese Art der Wohnbebauung sind auch zwei weitere Flächen in Munzingen und in Ebnet vorgesehen. Ein Grund für die Auswahl der Flächen und das Bauvorhaben ist eine Novelle im Baugesetz. Diese ermöglicht normale Wohnbebauung im Außenbereich. Diese Regelung gilt nur noch bis Ende des Jahres, daher muss die Baugenehmigung bis dahin auf den Weg gebracht werden. Aber nicht nur Menschen mit Fluchterfahrung, die bislang in Freiburger Wohnheimen leben, sollen dort untergebracht werden. Zur Hälfte sollen hier auch Freiburger Familien wohnen, denn eine soziale Durchmischung ist für die Integration besonders förderlich.

Aus den Ortschaften wurde Kritik an den Standorten geäußert, zugleich wurden auch schon alternative Flächen genannt. Derzeit prüft die Verwaltung die Flächenvorschläge, auch in St. Georgen. Dort kritisierte Daniel Augustin das Bauvorhaben: Wie könne es sein, dass sich Freiburg offensiv für Nachhaltigkeit und Ökologie einsetze, dann aber ein so ökologisch wertvolles Gebiet wie den Zwiegeracker auf den Schönbergwiesen bebauen wolle, wollte er von Martin Horn wissen. „Dass die Stadt nun genau dort bauen will, ist nicht vermittelbar“, sagte Augustin. Dem entgegnete der Oberbürgermeister, dass die Stadt keineswegs vorhabe, die Schönbergwiesen zu bebauen. Auch Umweltschutzamtsleiter Klaus von Zahn bestätigte: „Das ist kein Einfallstor in die Schönbergwiesen.“ Der OB versicherte: „Es ist noch nichts entschieden.“

Bei all den kritischen Stimmen fanden die St. Georgener jedoch auch lobende Worte: Klaus Binder vom Bürgerverein bedankte sich mit Nachdruck dafür, dass der Uffhauser Platz nun tatsächlich gebaut werde. Im Jahr 2021 solle dieser laut Horn realisiert werden. Die Haltestelle werde zukünftig auch barrierefrei sein. Freudig zeigten sich die Anwesenden auch über die Zusicherung des OB, die Mülleimer im Außenbereich der Stadt in den Weinbergen zukünftig entleeren zu lassen. Aufgrund der Vermüllung in den Weinbergen hatten die Winzer bisher selbst die Mülleimer mitgenommen und entleert. Im April soll nun ein Modellprojekt beginnen, bei dem in St. Georgen immer montags die vier Mülleimer geleert werden.

St. Georgen

St. Georgen ist in zwei Stadtbezirke geteilt: Diese befinden sich nördlich und südlich der Eisenbahnlinie. Die einstige Verbandsgemeinde hat aufgrund ihrer verschiedenen Entstehungskerne kein ausgeprägtes Zentrum. Im 20. Jahrhundert wuchsen die drei Dörfer Wendlingen, Uffhausen und Hartkirch zu St. Georgen zusammen, in den 1930er-Jahren wurden sie schließlich als Stadtteil eingemeindet. Charakteristisch für St. Georgen sind Einfamilien- und eher kleine Mehrfamilienhäuser. Die Einpersonenhaushalte machen dementsprechend auch den größten Anteil der Haushalte aus, mit jeweils knapp 50 Prozent

Auffallend ist der Altersunterschied zwischen dem Nord- und Südteil: Während die Bewohnenden nördlicher der Bahn durchschnittlich 41 Jahre alt sind, sind die Menschen im Süden mit durchschnittlich 52,7Jahren deutlich älter. Ein weiterer Unterschied: St.Georgen-Nord beherbergt mit 9960 Einwohnenden knapp 80 Prozent der Einwohnerschaft des Stadtteils. St. Georgen-Süd ist dagegen von Weinbergen und dem Westrand des Schönbergs geprägt. Von den 2545 Hektar des südlichen Stadtbezirks sind nur 16 Prozent bebaut.