Zeitzeugen

José Fernandez

Wenn ich hier bin, dann vermisse ich meine Heimat und wenn ich dort bin, dann denke ich oft hier an Deutschland, das ist eigenartig, aber das ist eine Tatsache.

Herkunftsland: Spanien
Alter: 64 Jahre
Einreise: 1961
In Freiburg seit: 1961
Staatsangehörigkeit: Spanisch

José Fernandez kam als Neunzehnjähriger 1960 zunächst in die Schweiz, von wo aus er über Radolfzell und Offenburg schließlich nach Freiburg weiter zog. Er verließ seine Heimat Andalusien nicht aus ökonomischen Gründen, sondern stellt aus heutiger Sicht rückblickend fest, dass ihn damals vor allem die Neugier in die Ferne gezogen habe.

"Wenn man jung ist, dann denkt man nicht so viel, das war mehr ein Abenteuer, denn ich habe schon gearbeitet in meiner Heimat, also wegen der Arbeit war das praktisch nicht nötig."

Wie viele seiner Landsleute hatte der junge José den Plan, zwei oder drei Jahre in Deutschland zu verbringen.

"…dann ist aber die Zeit vergangen und ruck zuck waren es dreißig, vierzig Jahre."

Später lernte er seine damalige Frau kennen, eine Deutsche, die er heiratete und mit der er die gemeinsame Tochter großzog. Eine Rückkehr nach Andalusien rückte so immer mehr in den Hintergrund. José Fernandez sagt von sich, dass er die deutschen Gewohnheiten schnell angenommen und deshalb nie Probleme hatte, einen Arbeitsplatz zu finden.

"Ich war in verschiedenen Firmen tätig und ich habe die ganzen vierzig Jahre nicht einen Tag gefehlt."

Anfängliche sprachliche Barrieren waren für ihn kein Hindernis, Kontakte zu Deutschen aufzunehmen, im Gegenteil, er hatte während seines Arbeitslebens mehr Kontakt zu Deutschen als zu spanischen Landsleuten. Zwei- bis dreimal im Jahr verbringt der heutige Frührentner mit seiner neuen Lebensgefährtin, die ebenfalls aus Andalusien stammt, mehrere Wochen in der gemeinsamen Heimat, doch er kann nicht sagen, in welchem Land er sich mehr zu Hause fühlt.

"Wenn ich hier bin, dann vermisse ich meine Heimat und wenn ich dort bin, dann denke ich oft an Deutschland, das ist eigenartig, aber das ist eine Tatsache."

José Fernandez fühlt sich in gewisser Weise in beiden Ländern zu Hause und beschreibt diesen Zustand mit folgenden treffenden Worten.

"Wenn wir nach Spanien fahren, dann freuen wir uns riesig, wenn wir an der spanischen Grenze sind und sagen: »Oh sind wir schon daheim?« Kommen wir zurück, dann fragen wir uns dasselbe, wenn wir über den Rhein fahren und den Schwarzwald sehen."

José Fernandez pflegt heute verstärkt Kontakt zu Landsleuten aus Spanien. Seit er in Frührente ist investiert er viel Zeit und Energie in eine spanische Seniorengruppe, die offen für all diejenigen ist, die sich für die spanische Kultur und das vielseitige Programm dieser Gruppe interessieren. Er fühlt sich in Freiburg integriert und dennoch sieht er für die Zukunft seinen Lebensmittelpunkt in Andalusien, seiner Heimat.

"Wir gehen zurück in unsere Heimat, wo wir geboren sind."

Das Älterwerden ist für ihn nicht mit Ängsten oder Befürchtungen verbunden, die Freude auf die gemeinsame Zeit mit seiner Lebensgefährtin in der Heimat steht für ihn im Vordergrund. Bezüglich der Versorgung im Alter erklärt er, dass es in Spanien zwar auch Altenheime gäbe, aber viele ältere Menschen zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt würden.

"Ich nehme an, dass es mit uns so ähnlich geschehen wird, ich weiß es nicht und im Moment denke ich nicht darüber nach, ich möchte mir auch nicht so viele Gedanken über das Alter machen."

Für die Zukunft wünscht sich Herr Fernandez, dass die Menschen wieder herzlicher miteinander umgehen und nicht anonym aneinander vorbei leben.

"Wenn ich in Spanien auf der Straße jemanden treffe, dann grüßen wir uns und sprechen miteinander und das ist hier nicht der Fall, hier kennst du nicht einmal deinen Nachbarn."

Quelle: Ausstellung Migration und Alter, Vorlagen erhalten von Herrn Hauser, Fachdienst Migration im Komturhof

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Kulturplanung, Interkulturelle Kunst und Kultur