Einleitung
Kunst und Kultur zeichnen unser Menschsein aus. Mit der Fähigkeit, Kunst zu schaffen, weist der Mensch über das unmittelbar Erlebte hinaus, ermöglicht Sinnlichkeit, Sinnstiftung und Visionen. In Zeiten von Veränderung und der Frage nach einem wertebasierten und zukunftswirksamen Leben ist diese Fähigkeit umso bedeutender. Mit der kommunalen Förderung von Kunst und Kultur möchte die Stadt Freiburg ihren kulturellen Reichtum sichern und gleichzeitig zu einer nachhaltigen Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen. Denn diese ist elementar für unsere Stadtgesellschaft – jetzt und in Zukunft. Kultur ist als ein Wegbereiter von Nachhaltigkeit zu verstehen, da Kultur die vierte Säule im Nachhaltigkeitsverständnis bildet und einen sinnlichen, ästhetischen Zugang ermöglicht. Ebenso steht die Wechselbeziehung zwischen Kultur und Nachhaltigkeit in Folge der uralten Beziehung zwischen Kultur und Natur.
Im Spannungsfeld von kultureller Vielfalt, künstlerisch freien Gestaltungsmöglichkeiten, internationaler Zusammenarbeit, Bewahren und Erschaffen von Kulturgut sowie von sozialer und ökologischer Verantwortung soll ein gewissenhafter Weg im Umgang mit künstlerischen, immateriellen und produktionsbedingten Ressourcen gefunden werden. Dafür bedarf es einer gemeinsamen Haltung aller Akteur_innen der öffentlichen Kunst- und Kulturförderung in Freiburg – von Kulturverwaltung und Kommunalpolitik wie auch von geförderten Kunst- und Kulturschaffenden. Auf dieser Basis kommt öffentliche Kunst- und Kulturförderung, insbesondere die politische Ebene, ihrer Verantwortung nach, aktiv und zeitgemäß zur weiteren Entfaltung und Sicherung von Kunst und Kultur beizutragen.
Nachhaltigkeit bedeutet die Realisierung von Gerechtigkeit sowohl zwischen allen Menschen auf der Erde als auch zwischen der heutigen Generation und den kommenden. Es gilt, die Grundbedürfnisse heute lebender Menschen zu erfüllen, ohne dabei die Erfüllung von Bedürfnissen kommender Generationen zu gefährden. Dabei ist zentral, dass wir die Grenzen der Erde beachten und so leben und wirtschaften, dass wir die endlich vorhandenen Ressourcen nicht übernutzen, Umwelt-, Natur- und Ökosysteme schützen bzw. nur soweit nutzen, dass sie erhalten bleiben.
Um nachhaltig zu handeln, bedarf es in einer komplexen Welt eines integrativen Vorgehens: Ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Aspekte müssen gleichermaßen sowie integrativ betrachtet und behandelt werden. Nachhaltigkeit lässt sich also auf die einfache Formel bringen: Heute gut leben, und dabei Mitwelt, Umwelt und Nachwelt achten. Insofern ist Nachhaltigkeit eine Frage der inneren Haltung im Umgang mit der Welt und sich selbst.
Die vorliegenden sieben Grundsätze für die kommunale Kunst- und Kulturförderung in Freiburg spiegeln diese Haltung wider und zeigen Perspektiven für eine Umsetzung in der Praxis auf. Sie sind das Ergebnis des breit und offen angelegten Beteiligungsprozesses „Kulturlabor Freiburg“, in dessen Verlauf eine zukünftige nachhaltige Kunst- und Kulturförderung thematisch und praxisbasiert entwickelt wurde.
Des Weiteren beziehen sich die Grundsätze auf die Zielsetzungen der Vereinten Nationen für eine Nachhaltige Entwicklung der letzten drei Jahrzehnte, auf die Freiburger Nachhaltigkeitsziele und auf den reichhaltigen wissenschaftlichen und ethischen Diskurs dazu. Zudem ist der aktuelle kulturpolitische Diskurs einbezogen, der eine deutliche Neuorientierung in der Kulturpolitik verlangt, vor allem in Form von strukturellen Veränderungen und einer praxisbasierten Verankerung von Nachhaltigkeit im gesamten Kultursystem. Diese Neuausrichtung betrifft Ämter und Institute der öffentlichen Förderung, ebenso Kulturorte, Kultureinrichtungen, Produktion, Vermittlung und Austausch von Kunst und Kultur.
Das Strategiepapier „Kunst- und Kulturförderung zukunftswirksam gestalten“ ist eine Weiterentwicklung der Leitziele aus dem kulturkonzept.freiburg (2004 – 2008) und dessen Evaluation (2009 – 2012). Das kulturkonzept.freiburg ist die erste grundlegende Bestandsaufnahme, auf deren Basis Kulturfördermaßnahmen entwickelt wurden. „Kunst- und Kulturförderung zukunftswirksam gestalten“ baut darauf auf, reagiert auf aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen und setzt neue Schwerpunkte in der Kunst- und Kulturförderung mit Blick auf anstehende Paradigmenwechsel.
Den aktiven Gestaltungsauftrag wahrnehmend, soll Kunst- und Kulturförderung impulsgebend, sinnstiftend, vernetzend und aktivierend sein. Sie stellt Weichen für zukünftige Belange und Notwendigkeiten und sichert damit Rahmenbedingungen für eine freie Entfaltung der Künste im Kontext der gesamtgesellschaftlichen Aufgabe einer nachhaltigen Entwicklung.