Haus der Graphischen Sammlung

"Erinnerungen schaffen: Japanische Fotografien"

Zwei Personen vor einer Wand mit Bildern
Japanische Fotografien aus dem 19. Jahrhundert laden in das Land der Kirschblüten, Geishas und Samurais ein. (Foto: Seeger/Stadt Freiburg)

Rosafarbene Kirschblüten, eindrucksvolle Tempelanlagen und traditionell gekleidete Menschen in inszenierten Posen: Frühe Fotografien aus dem 19. Jahrhundert beeinflussen das Japan-Bild im Ausland bis heute. Wie kam es zu diesem westlichen Blick auf das Land?

Zweiteilige Kabinettausstellung

Das Haus der Graphischen Sammlung zeigt in der zweiteiligen Kabinettausstellung „Erinnerungen schaffen: Japanische Fotografien“ ab Samstag, 28. Oktober, erstmals rund 200 Fotografien aus der Ethnologischen Sammlung des Museums Natur und Mensch, erforscht und kulturhistorisch eingeordnet durch den Zürcher Ostasien-Spezialist Hans Bjarne Thomsen.

Der erste Teil läuft bis Sonntag, 7. Januar 2024. Nach einer kurzen Umbaupause zeigt das Haus von Samstag, 13. Januar, bis Sonntag, 28. April 2024, eine neue Auswahl an Werken.

Wie das Japan-Bild in die westliche Welt kam

Japan hatte sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts gut 200 Jahre dem Westen gegenüber abgeschottet. Nach seiner Öffnung wurde es verstärkt zum Sehnsuchtsziel vieler Reisender aus Europa und den USA. Das damals noch junge Medium der Fotografie spielte eine bedeutende Rolle für die Entwicklung des Tourismus in Japan: In Massen wurden die in zarten Farben handkolorierten Fotografien für westliche Kundinnen und Kunden produziert. Reisende brachten sie als Erinnerungen mit nach Hause und verbreiteten so das Bild eines fernen Landes. Auch die Fotografien in der Ausstellung gelangten so in die Ethnologische Sammlung des Museums Natur und Mensch.

Fotografien des "alten" Japans

Obwohl sich die japanische Gesellschaft mit der Öffnung des Landes nach westlichen Vorstellungen wandelte, zeigen die Fotografien in der Ausstellung vor allem das „alte“ Japan – mit wolkenverhangenen Bergen und ruhigen Seen, rotem Ahornlaub, Rikschas oder schönen Geishas. Die Reisenden sehnten sich nach diesen Erinnerungsstücken – die ihren Vorstellungen entsprachen und beispielsweise den in Europa beliebten japanischen Holzschnitten ähnelten. So wurden dann auch Aufnahmen der Samurai nachgestellt, obwohl der Kriegeradel zu jener Zeit bereits abgeschafft war. Spuren der Modernisierung finden sich auf den Fotografien dagegen kaum.

Alltägliches und idyllische Landschaften

Die Kabinettausstellung widmet sich Stadtansichten mit geschäftigen Straßen oder bäuerlichen Gemeinschaften, der Inszenierung von Alltäglichem sowie beliebten idyllischen Landschaften. An einer Medienstation können die Besuchenden in die Bilderwelt eines Leporello-Albums mit 100 Fotografien eintauchen. Die kunstvollen Fotografien entführen die Betrachtenden in eine romantisierte Welt, die bis heute unsere Vorstellungen von Japan prägt, und laden dazu ein, den persönlichen Blick auf das Land zu hinterfragen.

Wichtiges zur Austellung

Kuratiert wurde die Schau von Lisa Bauer-Zhao, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Museum für Neue Kunst, und Hans Bjarne Thomsen von der Universität Zürich, mit dem bereits 2018 die Ausstellung „Japanische Holzschnitte aus der Sammlung Ernst Grosse“ erarbeitet wurde. Der Katalog zur Ausstellung, erschienen im Sandstein-Verlag, kostet im Online-Shop der Städtischen Museen Freiburg sowie an den Museumskassen 24,80 Euro, im Buchhandel ist er für 38 Euro erhältlich.

Das Haus der Graphischen Sammlung, Salzstraße 32/34, ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr und freitags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 3 Euro. Für Menschen unter 27 Jahren, für Mitglieder der Freundeskreise Augustinermuseum und Museum Natur und Mensch, mit Freiburg-Pass und mit Museums-Pass-Musées ist der Eintritt frei.

Weitere Infos gibt es unter www.freiburg.de/japanische-fotografie.

Veröffentlicht am 26. Oktober 2023
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