Unterstützung und Schutz bieten

Dringend gesucht: Berufsbetreuer_innen

Zwei Hände, die sich schützend um Figuren legen
Deutschland gehen die Berufsbetreuerinnen und -betreuer aus. Das sind jene Personen, die Unterstützung und Schutz bieten für jene Volljährigen, die ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht (mehr) selbst regeln können. (Foto: istock/AndreyPopov)

Per definitionem benötigen Volljährige, die wegen psychischer Krankheit oder körperlicher, geistiger oder seelischer Behinderungen ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise nicht selbst regeln können, eine rechtliche Betreuung. Diese Person wird vom Betreuungsgericht bestellt; sie soll Unterstützung, Hilfe und Schutz leisten, erhält unter gerichtlicher Aufsicht die Vertretungsmacht nach außen, ist im Innenverhältnis aber zur Beachtung des Willens des Betreuten verpflichtet.

Rechtliche Betreuung ist keine soziale, pflegerische oder gesundheitliche Versorgung. Sie trat 1992 an die Stelle der früheren "Vormundschaft“ über Volljährige und ist auf die genannten Aufgabenbereiche beschränkt.

In Freiburg sind derzeit 100 Betreuer_innen aktiv, jede/r Dritte davon geht in den nächsten Jahren in Rente

Nun hören, teilweise altersbedingt, immer mehr langjährige erfahrene Betreuer_innen auf – und es kommen kaum neue Kräfte nach. Dieser Personalmangel betrifft das gesamte Bundesgebiet. Im Stadtkreis Freiburg sind derzeit insgesamt 100 Betreuer_innen aktiv; davon ist ein Drittel in der Altersklasse 60 bis 65 Jahre und geht damit in den nächsten Jahren in Rente.

Von den derzeit 100 Berufsbetreuerinnen und -betreuern in Freiburg kommen zwei Drittel aus den Berufsfeldern Sozialarbeit (41), Jura (20) bzw. Vereinsbetreuung (6). Dagegen waren 33 Personen anfangs fachfremd; sie kamen aus der Pflegeberatung, der Betriebswirtschaft, aus kaufmännischen oder handwerklichen Berufen. Insgesamt werden derzeit 3276 Personen in Freiburg rechtlich betreut, davon 2052 von Berufsbetreuerinnen und -betreuern. Fast jeder zweite der beruflich betreuten Fälle (940) liegt in den Händen von Berufsbetreuerinnen und -betreuern, die über 60 Jahre alt sind. Diese müssen in absehbarer Zeit (bestenfalls geplant durch den Eintritt in den Ruhestand) an Nachfolger vermittelt werden.

Betreuungsreform

Wesentliche Ziele der Betreuungsreform waren die Stärkung des Selbstbestimmungsrechts, der Grundsatz der Erforderlichkeit und die Verbesserung der Betreuungsqualität. Durch die Einführung eines Registrierungsverfahrens müssen Menschen, die sich für eine berufliche Tätigkeit als Betreuer_in interessieren, bei der Aufnahme einer derartigen Tätigkeit mit höheren Kosten und einem größeren zeitlichen Aufwand rechnen.
 

Mit den Veränderungen im Betreuungsrecht, den damit gestiegenen Anforderungen an Betreuende und wegen der neuen Registrierungsvoraussetzungen haben einige erfahrene Kräfte ihre Tätigkeit aufgegeben, und „Nachwuchs“ ist nur schwierig zu gewinnen. Die Altersstruktur der verbliebenen Kräfte lässt in den nächsten Jahren weitere Berufsaufgaben erwarten. Zum Teil scheiden dann Betreuerinnen und Betreuer aus, die eine hohe Anzahl an Klientinnen und Klienten (teils mehr als 40 pro Betreuer) rechtlich vertreten. Das steigert die Gefahr, dass die Betreuungsbehörde in naher Zukunft als Ausfallbürge tätig werden muss.

Städtische Betreuungsbehörde schlägt Alarm

Jetzt geht die örtliche Betreuungsbehörde in die Offensive und begibt sich öffentlich auf die Suche nach neuen Berufsbetreuern.

Unsere Betreuungsbehörde setzt sich mit allen Kräften dafür ein, das Betreuungsrecht in seiner Bedeutung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Mit der Aufklärung verbinden wir natürlich auch das Ziel, mehr Berufsbetreuerinnen und -betreuer zu gewinnen.

Boris Gourdial, Leiter des Amtes für Soziales

Unter anderem gab es bereits Veranstaltungen zum Thema, zuletzt einen „Betreuungstag“ am 5. Oktober 2022 im Bürgerhaus Zähringen und einen Vortrag am 27. Oktober 2022, kurz vor der Betreuungsrechtsreform, die im Januar 2023 in Kraft trat.

Die Pressemitteilung gibt es hier. Mehr zum Thema gibt es beim Amtsgericht Freiburg.

Veröffentlicht am 10. August 2023
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