Wenn der Arbeitsweg zur Ich-Zeit wird

Thomas mit Fahrrad beim Einstieg in einen Regionalzug

Thomas Vettori erzählt von einem Arbeitskollegen, der sich ein Rennrad gekauft hat und jetzt täglich zehn Kilometer mit dem Rad statt mit dem Auto zur Arbeit fährt. Man hört ihm den Stolz darauf an, denn: Er war es, der mit gutem Beispiel vorangegangen ist und den Kollegen dazu inspiriert hat.

Vettori wohnt in Freiburg-Wiehre und arbeitet zurzeit in Schwenningen. Wenn das Wetter mitspielt, steigt er morgens mit seinem Rennrad in den Zug, lässt sich gemütlich mit der S10 durch den Schwarzwald nach Marbach schaukeln und legt die restlichen zehn Kilometer zu seiner Arbeitsstätte mit dem Rad zurück. Abends macht er aus dem Pendelweg ein Fitnesstraining und fährt die gesamten 75 Kilometer komplett mit dem Rennrad nach Hause. Das macht nicht nur den Kopf frei: „Ein Kollege sagte mal, das könne man nur machen, wenn man so fit ist wie ich“, erzählt Vettori und stellt richtig: „Es ist eher andersrum: Ich bin so fit, weil ich das mache.“

Ich mag es, morgens mit der S10 durch unseren schönen Schwarzwald zu schaukeln. Ich nutze die Zeit, um Zeitung zu lesen oder Mails zu schreiben. Die letzten zehn Kilometer fahre ich dann mit dem Rad zur Arbeit. Nach Feierabend fahre ich die gesamten 75 Kilometer mit dem Fahrrad zurück nach Freiburg.
Thomas

Eine Frage der Perspektive

Auch das häufig geäußerte Zeitargument zählt für Vettori nicht. Mit Rad und Zug ist er in der Früh zwei Stunden unterwegs von der Haustür bis zum Arbeitsplatz. „Wenn es gut läuft, brauche ich mit dem Auto eine Stunde, fünfzehn Minuten. Aber mal ganz abgesehen von Nachhaltigkeit und Kosten kann ich die Zeit im Zug wesentlich angenehmer gestalten als beim Autofahren.“ Die Zeit für den Rückweg im Sattel investiert er liebend gerne in Outdoor-Sport. „Wenn ich mit dem Auto zurückfahre, wäre ich meistens zu faul, um mich nochmal umzuziehen und rauszugehen. Es war ja eh schon ein langer Tag“, sagt Vettori.

Seinen Arbeitsweg so zu gestalten wie er, ist natürlich nicht für jeden zu realisieren, das ist auch dem 59-Jährigen klar. Und dennoch setzt er nicht nur auf nachhaltige Mobilität, um das Klima zu schützen und nebenbei sein Hobby auszuüben. Vielmehr will er auch andere motivieren: „Die zehn Kilometer des Kollegen kamen diesem früher viel zu lang zum täglichen Radfahren vor. Als er gesehen hat, dass ich 75 fahre, hat das seine Sichtweise beeinflusst und letztendlich geändert“, erzählt er.

Und auch Vettori selbst muss sich immer wieder neu Gedanken darüber machen, wie er zur Arbeit kommt. Als selbständiger Dienstleister ist er immer projektbezogen bei unterschiedlichen Auftraggebern vor Ort. Künftig muss er statt nach Schwenningen nach Malterdingen pendeln – im Vergleich keine große Herausforderung für ihn. Das Fahrrad ist einfach eine flexible Lösung und steht für Vettori immer ganz oben bei der Wahl des besten Verkehrsmittels.

Mein Stadtteil:
Wiehre

Mein liebstes Verkehrsmittel:
Das Fahrrad natürlich, und darunter am liebsten das Rennrad.

Meine Meinung zum…
… zu Fuß gehen: Mache ich auch mal gerne – aber eigentlich viel zu wenig.
… zum ÖPNV: Der ist für mich eine super Ergänzung zum Rad und bei schlechtem Wetter ein Ersatz. Doch auch wenn ich fast nie Verspätungen habe: Nichts ist so gut, dass man es nicht noch besser machen könnte.