Pressemitteilung vom 12. Juli 2023

Zahlreiche Hilfsorganisationen unter einem Dach vereint: Heute war Spatenstich für Rettungszentrum an Eschholzstraße

  • Mehr Sicherheit für alle Freiburgerinnen und Freiburger
  • Baukosten 35 Millionen Euro
  • OB Horn kritisiert fehlende Unterstützung von Bund und Land: „Hier fühlen wir uns im Stich gelassen“

Bei einem der facettenreichsten Neubauprojekte in Freiburg beginnt jetzt der Bau: heute war der offizielle Spatenstich für das Rettungszentrum an der Eschholzstraße 118. Hier, am Standort der Hauptfeuerwache, werden bald zahlreiche Hilfsorganisationen konzentriert, die im Katastrophenschutz mitwirken und mit der Feuerwehr Freiburg die nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr leisten.

Zu diesem Termin mit Oberbürgermeister Martin Horn, Feuerwehrdezernent Stefan Breiter und Baubürgermeister Martin Haag hatte sich reichlich Prominenz aus Gemeinderat, Landkreis und Landtag vor Ort versammelt. In Vertretung von Innenminister Strobl war Staatssekretär Thomas Blenke aus Stuttgart angereist, das Regierungspräsidium war vertreten durch Vizepräsident Klemens Ficht. Unübersehbar waren aber vor allem die vielen Vertreterinnen und Vertretern aus den Hilfsorganisationen, die den Neubau ab 2024 nutzen werden. Dazu zählen die DLRG, das DRK, die Malteser, die Tauchergruppe Pinguine, die Bergwacht und die Freiwillige Feuerwehr.

Oberbürgermeister Martin Horn hob beim Spattenstich hervor: „Es ist ein großartiger Schritt für Freiburg, dass im Rettungszentrum bald verschiedene Hilfsorganisationen der Gefahrenabwehr unter einem Dach vereint sind. So schaffen wir eine bessere Infrastruktur für die Menschen, die rund um die Uhr für andere in Not da sind. Danke für dieses beeindruckende Engagement.“

Baubürgermeister Martin Haag betont: „Mit dem Spatenstich für das Rettungszentrum setzen wir ein wichtiges Zeichen für die Sicherheit und Gesundheit unserer Bürgerinnen und Bürger und stärken das Ehrenamt in den verschiedenen Rettungsdiensten. Das Gebäude setzt dabei auf ökologische Maßstäbe. Bei der Planung lag der Fokus in enger Abstimmung mit allen beteiligten Nutzern auf optimalen Funktionsabläufen und effizienter Raumnutzung. Um eine hohe Energieeffizienz zu erreichen, wird das Gebäude H in Passivhausbauweise errichtet. Es wird mit Fernwärme beheizt und nutzt eine Brunnenwasserkühlung. Unter anderem durch die Integration des Schulungsbereiches der Stadt Freiburg im zweiten Obergeschoss des Gebäudes H entsteht ein hoher Synergieeffekt durch die Doppelnutzung der Räume.“

Feuerwehrdezernent Stefan Breiter sagt: „Unsere Hilfsorganisationen sind es wert, dieses Leuchtturmprojekt anzugehen. Nehmen wir nur mal die neun Starkregen- und Unwetterereignisse im vergangenen Jahr, oder das Blitzeis vor Weihnachten: Dabei haben die Feuerwehr und die Hilfsorganisationen Leben gerettet, medizinische Versorgung ermöglicht und die Schäden beseitigt. Das ist unverzichtbar für unsere Gesellschaft und wird dank der 800 ehrenamtlichen Kräfte Tag für Tag sichergestellt.“

Alle Beteiligten waren sich einig, dass gerade die Corona-Pandemie die Leistungsfähigkeit der Freiburger Hilfsorganisationen in den letzten drei Jahren auf eine harte Probe gestellt hat – diese Probe aber mit Bravour gemeistert wurde. Während Corona waren alle Einheiten massiv gefordert. Sie mussten eine Führungsstelle einrichten, Patientenverlegungen koordinieren, Testzentren betreiben, Mobile Impfteams fahren, ältere Menschen beim Einkauf unterstützen und viele weitere, auch überörtliche Hilfen leisten – und dies alles zusätzlich zur regulären Einsatzfähigkeit.
 

Dabei wurde aber auch erneut deutlich: Für das Vorbereiten der Ausrüstung, Sammeln der Einheiten und Begleiten der Einsätze braucht es eine zentrale Plattform mit adäquater Infrastruktur – eben ein Rettungszentrum. Bislang sind die Hilfsorganisationen nämlich auf viele Standorte im Stadtgebiet verteilt. Doch in den Räumen, die DLRG, DRK, MHD, Bergwacht und die Tauchergruppe Pinguine zurzeit noch nutzen, herrscht drangvolle Enge. Ob räumlich, hygienisch oder funktional: sie entsprechen nicht mehr den heutigen baulichen und einsatztaktischen Anforderungen. Dies erschwert nicht nur die tägliche Arbeit, sondern auch die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher, insbesondere auch von Nachwuchskräften.

Schon seit 2010 wurde deshalb ein integriertes Rettungszentrum geplant. Durch die Konzentration der Einsatzfahrzeuge und -mittel der erweiterten Gefahrenabwehr an einem Standort lassen sich bedeutende Synergieeffekte erzielen. Die gesetzlich gestellten Anforderungen an die Einsatzfähigkeit werden weiter verbessert und nachhaltig sichergestellt. Das bedeutet mehr Sicherheit für alle Freiburgerinnen und Freiburger.
 

All diese Erwägungen mündeten in die Entscheidung, westlich der bestehenden Hauptfeuerwache das neue Rettungszentrum zu errichten. Dafür sind nun zwei Bauabschnitte geplant.

Bauteil E entsteht aktuell am nordwestlichen Rand der Feuerwache, als eingeschossige Stahlbetonskelett-Konstruktion in L-Form, mit einem Pultdach, das zur Grundstücksgrenze leicht abfällt. Es dient als Fahrzeughalle mit 25 Fahrzeugstellplätzen (davon 13 für Fahrzeuge der Feuerwehr). Zudem gibt es Lagerräume für die Feuerwehr und alle beteiligten Hilfsorganisationen (DLRG, DRK, MHD, Bergwacht, Tauchergruppe Pinguine).

Nach der Fertigstellung von Bauteil E folgt der zweite Bauabschnitt, auch Bauteil H genannt. Dies wird, auf der Basis der städtischen Energiestandards, ein Drei-Geschosser samt Zwischengeschoss und Dachtechnikzentrale. Hier entsteht mit Passivhauskomponenten ein möglichst energieeffizientes Gebäude, samt Gründächern und PV-Elementen. Im Erdgeschoss wird auch Bauteil H eine Fahrzeughalle haben. Darüber gibt es Ausbildungs-, Besprechungs-, Büro-, Sozial-, Lagerräume, Lehrsäle, einen Speisesaal mit Küche, eine Übungshalle, einen Bewegungsraum mit Fitness- und Geräteraum, Umkleiden und Sanitärbereiche für die 400 Ehrenamtlichen der Hilfsorganisationen und der Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr.

Die Schulungs- und Sporträume werden künftig gemeinsam von den Hilfsorganisationen, der Feuerwehr und dem städtischen Haupt- und Personalamt genutzt – untertags vornehmlich durch das Amt, abends durch die Hilfsorganisationen und Feuerwehr. Die Kurse und Veranstaltungen, die hier untertags stattfinden, dienen neben der Fortbildung und Qualifizierung auch der Gesundheitsförderung der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung.

Ein separater Übungsturm schließt in westlicher Richtung an den Gebäudetrakt des Bauteiles H zur Staudinger Straße an. Der Übungsbetrieb verlagert sich zukünftig also vom alten Schlauch- zum neuen Übungsturm, der von der nachbarschaftlichen Wohnbebauung weiter entfernt ist. Dadurch ergeben sich deutlich weniger Lärm- und Lichtemissionen für die Nachbarschaft.

Zeitlicher Ablauf und Baukosten

  • Baubeschluss des Gemeinderats Dezember 2021
  • Bauantrag Dezember 2021
  • Baugenehmigung: Februar 2023
  • Baubeginn Rohbauarbeiten: 15. Mai 2023
  • Fertigstellung Neubau Parkplätze Eschholzstraße: Oktober 2022
  • Errichtung von Gebäudeteil E: 2023 bis 2024
  • Errichtung von Gebäudeteil H: 2025 bis 2026

Die voraussichtlichen Baukosten belaufen sich auf 35 Millionen Euro. Das Land Baden-Württemberg gewährt für den Bau von Gebäudeteil E (Stellplätze Feuerwehr) voraussichtlich eine Zuwendung in Höhe von 655.000 Euro.

In diesem Kontext fügte OB Horn hinzu: „Unser Leuchtturmprojekt schafft mehr Sicherheit für die Menschen in Freiburg und in der erweiterten Region. Es ist eine bedeutende Investition, dafür nehmen wir 35 Millionen Euro in die Hand. Zur Wahrheit gehört aber leider auch, dass wir so gut wie überhaupt keine Unterstützung von Bund und Land erhalten. Entgegen aller politischen Aussagen aus Berlin und Stuttgart, dass der Katastrophenschutz nach den jüngsten Katastrophen mutig gestärkt werden soll, erhalten wir aktuell nicht einmal 2 Prozent der Investitionskosten als Förderung. 98 Prozent schultern wir selbst – trotz aller gemeinsamer Anfragen mit den Rettungsdienstem. Hier fühlen wir uns im Stich gelassen.“

Veröffentlicht am 12. Juli 2023