19. Dezember 2023

OB vor Ort in Landwasser

Eine Person schiebt einen Einkausfswagen entlang des Bürgersteigs; auf der anderen Straßenseite ist die Großbaustelle des Einkaufzentrums Landwasser
Sorgt für Gesprächs- und ab und an auch für Zündstoff: die Baustelle für das neue Einkaufszentrum in Landwasser (Foto: Seeger/Stadt Freiburg).

Mit dem letzten Gespräch in diesem Jahr am Montag vor Weihnachten feierte die Reihe „OB vor Ort“ einen runden Geburtstag: Zum 20. Mal stellte sich Oberbürgermeister Martin Horn einen Abend lang den Fragen der Freiburgerinnen und Freiburger – in diesem Fall aus dem im Westen gelegenen Stadtteil Landwasser.

Der lokale Bürgervereinsvorsitzende Folkmar Biniarz begrüßte den OB als Weihnachtsmann – und tatsächlich hatte Martin Horn ein Geschenk dabei. Doch das gab’s zum Schluss; zunächst hörte er sich in der katholischen Gemeinde St. Petrus Canisius anderthalb Stunden lang Sorgen, Nöte und Anregungen der Bürgerinnen und Bürger an und kam mit ihnen ins Gespräch.

Zu viel Verkehr

Sorge Nummer eins ist in Landwasser, wie in anderen Stadtteilen auch, der Verkehr. Zu schnell fahrende Autos, zu wenig Parkplätze, zu viele parkende Autos am Straßenrand ... Dazu gab es zahlreiche Wortmeldungen. „Fahren Sie hier doch mal am Sonn- oder Feiertag durch die Straßen, da wird die Feuerwehr nicht durchkommen, um zu löschen“, sagte einer der rund 55 Menschen, die gekommen waren. Und monierte, dass viele Firmenwagen in den Straßen parken würden. „Hier muss etwas geschehen.“

Das sei bereits der Fall, der Gemeindevollzugsdienst sei aktiv, entgegnete der OB. 2022 habe es 1390 Beanstandungen im ruhenden Verkehr gegeben, elf Fahrzeuge seien abgeschleppt worden. Seitens der Feuerwehr lägen ihm keine Beschwerden vor, so Horn. „Aber das heißt ja nicht, dass es keine Probleme gibt.“ Er versprach nachzuhaken und stellte eine nicht angekündigte Geschwindigkeitskontrolle in Aussicht. Wolfang Ruf, Leiter des Polizeipostens Landwasser, bot an, dass man  sich wegen zugeparkter Straßen auch an ihn und sein Team wenden könne.

Ebenfalls angesprochen wurde der schwierige Übergang über die Elsässer Straße: Warum könne die Stadt nicht einfach zwei Ampeln installieren, damit ältere oder behinderte Menschen und Kinder sicher hinüber zur Wirthstraße gelangen können? „Meine Frage ist auch eine Bitte, das Ding in die Hand zu nehmen“, sagte der Bürger, der sich zu Wort gemeldet hatte. Es gebe dazu zwar Planungen, aber diese seien nicht aktuell, erwiderte Horn, er werde der Sache nachgehen.

Rund um die Baustelle

Wichtiges Thema in Landwasser ist das neue Stadtteilzentrum, das der Freiburger Immobilienunternehmer Peter Unmüßig auf dem Gelände des früheren Einkaufszentrums errichtet. Rund um die Baustelle fehle es an Beleuchtung, gerade an den langen Winterabenden sei es viel zu dunkel, kritisierte eine Bürgerin. „Das nehme ich gleich morgen mit in die Dezernentenkonferenz und frage, ob wir eine temporäre Beleuchtung einrichten können“, entgegnete der OB. Bürgervereinsvorsitzender Biniarz wünschte sich eine weitere Bürgerversammlung mit Unternehmer Unmüßig: „Das wurde uns ursprünglich jedes halbe Jahr versprochen und wäre schön, um sich erkenntlich zu zeigen.“ Die Anwohner müssten schließlich einigen Unbill in Kauf nehmen, wie etwa viel Lieferverkehr. Ob der OB da nicht seine Kontakte spielen lassen könne? Bei dieser Frage gab es viel Applaus. Der OB versprach, Unmüßig bei Gelegenheit daran zu erinnern.

Wohnen und Erbpacht

Die in Landwasser wohnende Stadträtin Gerlinde Schrempp thematisierte die „leidige Erbbaugeschichte“: Gerade ältere Menschen könnten ihre Häuser nicht verkaufen, da die Grundstücke mit hohen Erbpachtzinsen von bis zu 2000 Euro monatlich belastet seien. „Das ist eine Katastrophe.“ Ob der OB nicht mal mitkommen und sich die Situation anschauen wolle? Sehr gerne, sagte dieser, stellte aber klar, dass sich die Erbpacht aus den Grundstückspreisen berechne. Und dass er den Beschluss des Gemeinderats, keine weiteren Grundstücke mehr zu verkaufen, für gut und richtig halte. „Hier in Landwasser gibt es keine Stadtbau-Wohnungen, wir haben keinerlei Einfluss. Das ist der Effekt, wenn man alles aus der Hand gibt.“

Das Weihnachtsgeschenk

Das Schmankerl gab’s zum Abschluss der konstruktiven Diskussion: Das Haus der Begegnung bekommt von der Aktion Mensch eine Viertel Million Euro für den barrierefreien Ausbau, verkündete Martin Horn und versprach weitere 600 000 Euro aus dem städtischen Haushalt. „Der Weihnachtsmann schenkt ja Nüsse, und in Landwasser gibt es ein paar Nüsse zu knacken. Das macht man am besten in Gemeinschaft.“