30.09.2011

Ergebnisse der Standortuntersuchung für mögliches neues SC-Stadion liegen vor

Im Stadtkreis Freiburg stehen nach einer intensiven und weit reichenden Untersuchung fünf grundsätzlich mögliche Standorte für den Bau eines neuen Fußballstadions zur Verfügung, wenn das heutige Badenova-Stadion vom Sportclub Freiburg auf Dauer als Spielstätte aufgegeben werden sollte. Die jetzt ermittelten Standorte erfüllen - in unterschiedlicher Ausprägung - die meisten der gemeinsam zwischen Stadt und Sportclub definierten Anforderungen hinsichtlich Größe und Zuschauerplätze, notwendiger Infrastruktur und verkehrlicher Erschließung.

Ohne Einschränkungen und konfliktfrei ist jedoch nach einer Bewertung der gemeinsamen Arbeitsgruppe von Stadt und SC Freiburg sowie des renommierten Frankfurter Planungs-und Architekturbüros Albert Speer + Partner (AS+P) keiner der potentiellen Standorte.

Als weitere Option anstelle eines Neubaus bleibt schließlich auch eine grundlegende Sanierung und Umbau des vorhandenen Badenova-Stadions an der Schwarzwaldstraße in der Diskussion und soll im weiteren Verfahren geprüft und beurteilt werden.

Dies ist das Ergebnis einer zwischen Stadt und Sportclub eingerich­teten Arbeitsgruppe zur Standortsuche für ein neues Stadion, die im März dieses Jahres gebildet worden ist. Jetzt hat die Arbeitsgruppe unter Vorsitz von Baubürgermeister Prof. Martin Haag das Ergebnis vorgestellt. Der Arbeitsgruppe gehören seitens des SC 1. Vorsitzen­der Fritz Keller und Verwaltungsdirektor Detlef Romeiko an. Auf Sei­ten der Stadt waren neben Baubürgermeister Prof. Martin Haag und Erstem Bürgermeister Otto Neideck das Stadtplanungsamt, das Tief­bauamt, das Amt für Liegenschaften und Wohnungswesen, das Sportreferat, das Rechtsamt, das Umweltschutzamt und die FWTM vertreten. Als fachliche Gutachter haben Stadt und Sportclub ge­meinsam das Frankfurter Büro Albert Speer + Partner eingeschaltet, das über Erfahrungen bei Standort-und Konzeptuntersuchungen großer Stadionneubauten (unter anderem Allianz-Arena München) verfügt.

Die Arbeitsgruppe hat in einem ersten Schritt alle Standorte zusam­men getragen, die auf den ersten Blick, durch Hinweise aus der Bür­gerschaft, aufgrund der öffentlichen Diskussion oder durch stadtin­terne Überlegungen als möglicherweise geeignet für einen Stadion­neubau ins Gespräch gebracht worden sind. Diese zunächst 24 Standorte plus die Option eines grundlegenden Umbaus des Bade­nova-Stadions sind anhand eines fachlichen Kriterienkataloges näher untersucht worden: Eigentumsverhältnisse und Verfügbarkeit von Grundstücken, ausreichende Größe, mögliche Konflikte mit naher Wohnbebauung, Natur-und Umweltschutz, verkehrliche Erschlie­ßung für Individual-und öffentlichen Nahverkehr sowie mit Fahrrad oder zu Fuß, oder auch städtebauliche Belange. Ebenfalls mit einbe­zogen wurde jeweils die Frage einer möglichen sogenannten „Man­telnutzung“ durch die Integration von Einzelhandel oder Gewerbeflä­chen, wie dies beispielsweise beim neuen Basler Stadion realisiert wurde.

Für den Flächenbedarf wurden jeweils der Bau eines Stadions mit 30.000 – 35.000 Zuschauerplätzen zugrunde gelegt, ausreichend Parkraum für Pkw und Abstellflächen für Fahrräder in erreichbarer Nähe, Anschluss an den öffentlichen Nahverkehr, möglichst auch Flächen für Trainingsplätze und Funktionsräume sowie die notwendi­gen Flächen für die TV-Berichterstattung.

Die Überprüfung dieser 24 Vorschläge hat ergeben, dass die meisten aus fachlichen, rechtlichen oder tatsächlichen Erwägungen nicht wei­ter verfolgt werden können, weil beispielsweise die Flächen nicht zur Verfügung stehen oder baurechtliche Hindernisse entgegen stehen, die Nachbarschaft unzulässig tangiert oder die Verkehrserschließung nicht gegeben oder nur mit unverhältnismäßigem Aufwand zu reali­sieren wäre (bei den meisten ausgeschiedenen Vorschlägen beste­hen gleich mehrere Ausschlussgründe).

Mit heutigem Stand sind einvernehmlich zwischen Stadt und SC Freiburg zunächst fünf Standortvorschläge neben der Option Ausbau am vorhandenen Standort verblieben und durch die Arbeitsgruppe und den externen Gutachter AS+P weiter untersucht worden. Auch für diese Vorschläge gilt, dass keiner als völlig konfliktfrei anzusehen ist; die Abwägung hat jedoch ergeben, dass die jetzt ermittelten Opti­onen nach Bewertung des Gutachters voraussichtlich mit Abstrichen aufgrund der jeweiligen Rahmenbedingungen für den Bau eines Sta­dion geeignet wären.

Es handelt sich um folgende Standortoptionen:

„Am Schlattweg“ umfasst eine Fläche zwischen dem südlichen Rand des heutigen Gewerbegebiets Haid und dem Mooswald, nörd­lich der Matsuyamaallee (B 3/B 31) und nahe der Einmündung der Tiengener Straße. Die Fläche ist Teil der aktuell geplanten Erweite­rung des Gewerbegebiets Haid-Süd.

In der Bewertung des Gutachters eignet sich der Standort sowohl hinsichtlich der Verkehrserschließung (Straße, gerade noch ausrei­chende Nähe zur Stadtbahn) und hinsichtlich der Flächengröße. Re­striktionen bestehen zum einen durch ein westlich angrenzendes Landschaftsschutzgebiet, zum anderen vor allem durch den Bedarf an Gewerbeflächen. Weil in größerem Umfang im Stadtgebiet keine weiteren Gewerbeflächen mehr zur Verfügung stehen, benötigt die Wirtschaftsförderung den Standort dringend für Erweiterungsplanun­gen Freiburger Unternehmen bzw. für Neuansiedlungen. Dieser Be­darf war auch der ursprüngliche Anlass für die Erweiterung des Ge­werbegebiets „Haid-Süd“. Die Arbeitsgruppe empfiehlt deshalb, den Vorschlag im weiteren Verfahren nicht weiter zu verfolgen.

„Brühl / Kleingärten Hettlinger“ ist eine Fläche im rückwärtigen Bereich der Messe Freiburg an der Hermann-Mitsch-Straße, östlich vom Betriebshof St. Gabriel gelegen und durch die „Rollende Land­straße“ sowie die Liebigstraße begrenzt. Das Areal ist überwiegend als Kleingartenanlage genutzt. Die Fläche würde nach Bewertung der Gutachter lediglich Platz für ein reines Stadion plus ca. 1000 Park­plätze bieten, aber über eine gute Erschließung und einen nahezu optimalen ÖPNV-Anschluss verfügen. Als weiterer Parkraum könnten die Flächen der Messe genutzt werden. Dies bedeutet: Trainingsplät­ze und sonstige Flächen für den Spielbetrieb des SC müssten an anderer Stelle geschaffen oder am derzeitigen Standort erhalten bleiben. Aus Platzgründen wäre eine Mantelnutzung mit Handel und Gewerbe für den Standort „Hettlinger“ nicht vorstellbar. Die betroffe­nen Flächen sind überwiegend im Eigentum der Stiftung und der Stadt, zum Teil in privater Hand..

„Real Süd“ ist das heutige Einkaufszentrum an der Kreuzung Mat­suyamaallee und Besanconallee, begrenzt durch die St. Georgener Straße, und in unmittelbarer Nachbarschaft der Stadtbahn-Endhaltestelle Munzinger Straße mit Anschluss an Stadtbahn-und Buslinien. Für eine „Mantelnutzung“ (Stadion plus Einzelhandel) wäre die Fläche rechnerisch gerade ausreichend. Alle weiteren Kriterien mit Ausnahme der Nahverkehrsanbindung bewerten die Gutachter jedoch als negativ, insbesondere die Nähe zur Wohnbebauung mit erwarteten Belastungen für die Anlieger, sowie die Grundstücks-und Eigentumsverhältnisse. Überdies müsste das vorhandene Einkaufs­zentrum komplett abgerissen werden und wäre längere Zeit ge­schlossen. Die Arbeitsgruppe empfiehlt deshalb, den Vorschlag im weiteren Verfahren nicht weiter zu verfolgen.

„Flugplatz“ ist ein Teil des heutigen Flugplatzgeländes, nördlich der Madisonallee und westlich der Hermann-Mitsch-Straße, in direkter Nachbarschaft zum künftigen Möbelmarkt „XXXL Lutz“. Mit dem Bau der Stadtbahn Messe und dem vorhandenen Straßennetz wäre eine nahezu optimale verkehrliche Erschließung gesichert; der Zuschnitt des Areals erlaubt neben dem eigentlichen Stadion auch Trainingsplätze und (einschließlich der Messe-Parkplätze) ausreichend Park­raum. Auch eine Mantelnutzung mit Gewerbe wäre denkbar.

Der wichtigste Einwand gegen den Standort ist der Flugplatz selbst: Da der Standort Teile der heutigen Flugplatzanlage in Anspruch nähme und unmittelbar an die Start-und Landebahn grenzt, würde der Bau eines Stadion an dieser Stelle zwingend die Schließung des Flugbetriebes erfordern. Dem stehen u.a. vertragliche Zusicherungen gegenüber den Nutzern des Flugplatzes im Rahmen des Bürgerent­scheids von 1995 entgegen.

Das Bürgermeisteramt dokumentiert den Vorschlag und die fachliche Bewertung im Sinne eines transparenten Verfahrens; aufgrund der Faktenlage wird dieser Standort jedoch nicht weiter verfolgt.

„Hirschmatten“ ist ein Standort zwischen Lehen und Rieselfeld, außerhalb des Naturschutzgebietes parallel zum Autobahnzubringer Mitte und südlich der Ausfahrt Lehen/Mundenhof – vielen Freiburge­rinnen und Freiburgern vertraut durch den „Lehener Sender“. Die zur Hälfte in Privatbesitz stehenden landwirtschaftlichen Flächen sind in ihrem Zuschnitt ausreichend für Stadion, Trainingsplätze und Park­plätze; für den Individualverkehr sind sie durch die Ausfahrt Lehen (Richtung Mundenhof) im Norden, sowie den Knotenpunkt Auto­bahnzubringer/Besanconallee bzw. Paduaallee erschlossen. Für den öffentlichen Nahverkehr empfehlen die Gutachter eine Verlängerung der Stadtbahn Rieselfeld bis in die Nähe des Areals. Fraglich sind mögliche Beschränkungen des Standorts, wenn der unmittelbar nörd­lich benachbarte Sendemast an diesem Standort verbleiben sollte.

Option Um-und qualifizierter Ausbau des Badenova-Stadion:

Noch keine detaillierten Daten und Bewertungen liegen für die Option Umbau des Badenova-Stadion vor. Sie soll durch einen weiteren Gutachter erarbeitet und in das Verfahren eingebracht werden. Aus­drücklich soll diese Option neben möglichen Neubau-Standorten wei­ter untersucht und geprüft werden, wobei auch die hinlänglich be­kannten Restriktionen wie Lage im Wohngebiet, mangelhafte ver­kehrliche Anbindung, fehlender Parkraum und Begrenzung der Zu­schauerkapazität aufgearbeitet werden. Für das badenova-Stadion gilt ein gerichtlicher Vergleich mit mehreren Anliegern, der eine Er­weiterung des Bestands über 25.000 Plätze hinaus ausschließt (heu­tige Platzzahl: 24.000).

Das Bürgermeisteramt und der SC bewerten das jetzt vorliegende Ergebnis der Arbeitsgruppe als eine aussagekräftige und belastbare Grundlage, um nun die Vorschläge weiter auf ihre Eignung zu unter­suchen. Dabei ist es gemeinsames Ziel der Stadt und des Vereins, in einem nächsten Schritt zwei mögliche Neubau-Standorte herauszufil­tern. Stadt und Verein sind sich einig, dass – vorbehaltlich der politi­schen Entscheidung des Gemeinderats – die Standortvorschläge „Am Schlattweg“, „Real Süd“ und „Flugplatz“ wegen der bestehenden Restriktionen und Konfliktpunkte nicht weiter verfolgt werden sollten. Damit soll das Verfahren für einen Neubau auf die beiden Optionen „Brühl/Kleingärten Hettlinger“ sowie „Hirschmatten“ konzentriert wer­den.

Damit verfügen Stadt und Sportclub über eine solide und fachlich fundierte Planungsgrundlage für alle weiteren Überlegungen insbe­sondere zur Finanzierung, Betriebsform usw.. Aufgabe des Vereins ist es nun, auf der Basis der voraussichtlich zwei Optionen den In­vestitionsbedarf zu ermitteln, ein Finanzierungsmodell zu entwickeln und mögliche Zuschüsse zu eruieren. Sie sind neben planerischen, verkehrlichen und städtebaulichen Aspekten wichtige Entschei­dungskriterien für einen Grundsatzentschluss für einen Standort.

Das Bürgermeisteramt und der Sportclub legen das Ergebnis den jeweiligen Gremien vor: Am 27. September ist der Ältestenrat des Gemeinderats unterrichtet worden. Die Vorlage wird am 5. Oktober im Bau-und Umlegungsausschuss sowie am 10. Oktober im Haupt­ausschuss vorberaten; ebenso werden der Sportausschuss und der Stadtentwicklungsausschuss eingebunden. Die Entscheidung im Gemeinderat ist im Januar 2012 vorgesehen. In den Gremien des SC Freiburg steht die Vorlage ebenfalls zeitnah auf der Tagesordnung. Die Arbeitsgemeinschaft der Freiburger Bürger-und Lokalvereine (AFB) vom Baubürgermeister Prof.Haag umfassend unterrichtet. Im weiteren Verfahren sind dann auch Bürgerinformationen und – beteiligungen vorgesehen.

Der Auftrag der im März eingerichteten gemeinsamen Arbeitsgruppe ist damit vorerst erfüllt. Stadt und SC schlagen jedoch vor, dass die Arbeitsgruppe auch für die nächsten Verfahrensschritte in ihrer jetzi­gen Zusammensetzung bestehen bleibt um eine enge Verzahnung und Abstimmung zu gewährleisten.