08.03.2012

Erst Gutachten, dann Stadionentscheidung

Frühestens zum Ende diesen Jahres, eventuell erst 2013 liegen alle Fakten auf den Tischen des Rathauses und des Sportclubs, um über den Bau eines neuen Stadions oder den Totalumbau des heutigen Stadions an der Schwarzwaldstraße entscheiden zu können. Das war das Fazit einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche, als Stadt und Verein die nächsten Schritte bei der Standortsuche präsentierten.

Sie wollen gemeinsam eine Untersuchung über Kosten, Wirtschaftlichkeit, Vermarktungschancen und Betriebsmodelle erstellen lassen. Drei Optionen stehen dabei zur Diskussion: Das Areal „Hirschmatten“ am westlichen Rand des Rieselfelds, das Kleingartengelände „Hettlinger“ in Brühl-Beurbarung und ein Totalumbau der bestehenden Fußballarena.

Für die Variante Umbau sind inzwischen erste Zahlen zu Kosten und Dauer bekannt. Nach einer Studie des Kenzinger Bauunternehmens Freyler kostet sie rund 53 Millionen Euro, womit faktisch ein komplett neues Stadion mit einem geschlossenen zweirangigen Tribünenrund, einem verlängerten Spielfeld, neuen Funktions- und Geschäftsräumen und einem Parkdeck entstehen würde.

Im heutigen Stadion ist das Spielfeld einige Meter zu kurz, sodass der SC bereits seit Jahren nur mit einer Ausnahmegenehmigung spielen kann. Aus diesem Grund sind der Neubau der Nordtribüne und der Abriss des vor rund zehn Jahren errichteten Pressezentrum samt Geschäftsstelle erforderlich. Sie sollen in der neuen Hauptribüne untergebracht werden.
Zwei etwas günstigere Varianten gehen vom teilweisen Erhalt und der Integration der Süd- und der Osttribüne aus; auch sie schlagen noch mit 37 und 40 Millionen Euro Baukosten zu Buche. Alle Vorschläge sehen auch Sponsorenlogen vor, die dem SC zusätzliche Einnahmen und damit eine bessere Wirtschaftlichkeit in der Stadionvermarktung bescheren sollen.

Für Ernüchterung sorgten die voraussichtlichen Bauzeiten: 140 Monate – 12 Jahre – würde die Maximalvariante dauern, weil bei laufendem Spielbetrieb in Abschnitten abgebrochen und neu gebaut werden müsste, damit immer mindestens 18 000 Zuschauerplätze verbleiben können. Sportclub-Vorsitzender Fritz Keller: „Wir haben kein Ersatzstadion, und Ligaspiele im Elsass oder in Basel sind nicht zulässig.“ Eine kürzere Bauzeit sei nur auf Kosten der Kapazität möglich.

Noch im Rennen sind die bereits ausgewählten Neubaustandorte „Hirschmatten“ am Rand des Rieselfelds und „Hettlinger“. Für sie gibt jedoch noch keine annähernden Schätzungen, was ein Neubau plus Verkehrserschließung wie eine Stadtbahnverlängerung im Rieselfeld kosten würde. Auskunft darüber soll eine Untersuchung geben, die der SC und das Rathaus bei einem externen Gutachter in Auftragen geben wollen. Er soll nicht nur die Investitionskosten berechnen, sondern auch die Wirtschaftlichkeit und Vermarktungschancen verschiedener Varianten sowie Finanzierungs- und Betriebsmodelle untersuchen. Dazu gehört auch eine Bewertung des bisherigen Stadionareals: Welche Nutzungen mit welchen Einnahmen sind auf dem 26 000 Quadratmeter großen Grundstück vorstellbar, wenn an anderer Stelle neu gebaut wird? Ehe die Daten nicht auf dem Tisch liegen, ist – so die gemeinsame Bewertung von OB Salomon und SC-Chef Keller – eine Entscheidung über Neu- oder Umbau noch gar nicht möglich.

In der überfüllten Pressekonferenz machte Oberbürgermeister Dieter Salomon deutlich, dass bei einem Neu- oder Umbau der Fußballarena auch die Stadt helfen müsse. Sie ist Eigentümerin des früheren Dreisamstadions und hat sich auch an den bisherigen Investitionen in neue Tribünen beteiligt. Zu Art und Höhe einer städtischen Finanzspritze seien jetzt noch keine Aussagen möglich.