Bessere Nutzung der Flächen für Vereine

Lösung für die „Sportachse Ost“ gefunden

Luftbild Sportachse Ost
Auf gut 1,5 Kilometern versammelt die "Sportachse Ost" entlang der Schwarzwaldstraße eine Vielzahl von Vereinen und Sporteinrichtungen. (Foto: Stadt Freiburg)

Großstädte neigen dazu, Teile ihrer Sport- und Bewegungsangebote in zusammenhängenden Flächen zu bündeln, auch der exzellenten Synergieeffekte wegen. Doch wenige Großstädte haben ein derart komprimiertes, historisch gewachsenes Sport- und Bewegungsband wie Freiburg mit seiner Sportachse Ost. Auf gut 1,5 Kilometern versammelt sie entlang der Schwarzwaldstraße eine Vielzahl von Vereinen und Sporteinrichtungen, vom Sportinstitut der Uni am Sandfangweg und dem Olympiastützpunkt Freiburg Schwarzwald bis zum städtischen Strandbad. Mittendrin sind unter anderem die Vereine Freiburger Turnerschaft von 1844 (FT), PTSV Jahn und Sport-Club (SC).

Eine rasch wachsende Schwarmstadt wie Freiburg, deren räumliche und finanzielle Ressourcen begrenzt sind, muss aber die Nutzung ihrer Sportanlagen stetig im Blick haben. Bedarfe ändern sich, neue Gruppen rücken nach, neue Sportarten und Mannschaften brauchen Platz. So hat in den vergangenen Jahren der Druck auf die Sportachse Ost stark zugenommen; eine Sportgrundschule ist entstanden, ebenso ein Sportkindergarten, und auch der Platzbedarf der Vereine ist gestiegen.

Nachdem der SC Freiburg, die Freiburger Turnerschaft und der PTSV Jahn weiteren Platzbedarf geäußert hatten, die mit der aktuellen Flächenverteilung nicht zu erfüllen waren, und im vergangenen Jahr eine Verlängerung des Pachtverhältnis mit dem SC Freiburg unter der Prämisse durch den Gemeinderat zugestimmt wurde, dass mit den Vereinen eine Gesamtlösung gefunden werden soll, hat sich die Stadtverwaltung mit Oberbürgermeister Martin Horn an der Spitze in den vergangenen Monaten in vielen Gesprächen mit allen Beteiligten intensiv um eine Lösung bemüht.

Gemeinderat entscheidet im November

Diese Gesamtlösung liegt jetzt vor und muss noch von den politischen Gremien im November beschlossen werden. OB Horn und Bürgermeister Breiter haben die Lösung heute auf einer Pressekonferenz vorgestellt. Dabei hat Horn erleichtert zusammengefasst: „Dank der Bereitschaft aller Beteiligten und des Entgegenkommens des SC haben wir hier gemeinsam einen gordischen Knoten gelöst. Die Sportachse Ost ist unser Sportcampus im Osten, mit dieser Lösung machen wir sie zukunftssicher. Das freut mich, weil es unsere Sportstadt Freiburg spürbar voranbringt.“

Horn verwies darauf, dass es schwierige Verhandlungen mit vielen Interessenslagen waren. Nach Überprüfung von vielen Varianten durch die Beteiligten sei man jetzt auf der Zielgeraden, weil die Idee von der Neuordnung der Flächen und der intensiveren Nutzung der bestehenden Tennisplätze viele Bedarfe abdecke: „Die Flächen werden bald besser als je zuvor für den Breitensport nutzbar, der uns auch im Freiburger Osten besonders am Herzen liegt.“

Die Belange des Breitensports waren uns in den Verhandlungen immer wichtig. Mit PTSV Jahn und der FT von 1844 haben wir starke und professionelle Akteure, die unsere angedachte Lösung – Bau von zwei Kunstrasenfeldern zur multifunktionalen Nutzung – mit städtischer Unterstützung schnell realisieren und optimale Bedingungen für ihren Kinder- und Jugendsport schaffen können. Die Sportstadt Freiburg braucht solche Angebote, damit unsere Vereine weiterwachsen und neue Mitglieder gewinnen können.

Sportbürgermeister Stefan Breiter

Die Freiburger Turnerschaft begrüßt die Entscheidung der Stadt Freiburg. Sie ermöglicht uns die notwendigen Kapazitäten, insbesondere für unsere Kinder- und Jugendsportangebote, zu schaffen. Bis zur Entscheidung war es zwar ein langer Weg, es zeigt aber auch wie wichtig ein konstruktiver Diskurs ist. Wir sind sowohl der Verwaltung als auch dem Gemeinderat sehr dankbar für das große, entgegengebrachte Vertrauen ins unsere Vereinsarbeit.

Peter Gerspach, Geschäftsführer der FT von 1844

Geduld und Beharrlichkeit zahlen sich aus. Nach jahrelangen Bemühungen ist es der Stadt und den drei großen Vereinen im Freiburger Osten gelungen, eine zufriedenstellende Lösung hinsichtlich der Zukunft der Sportachse Ost zu erarbeiten. Für den PTSV Jahn, ebenso wie für die FT von 1844 und den SCF, werden die neuen Sportflächen die dringend notwendige Weiterentwicklung der Sportangebote ermöglichen, vor allem im Kinder- und Jugendbereich.

Ralf Kurz, Geschäftsführer und Finanzvorstand PTSV Jahn

Wir freuen uns über das von der Stadt Freiburg erarbeitete Konzept, das insbesondere für unsere Abteilung Frauen- und Mädchenfußball, unser Gesellschaftliches Engagements und die Bestrebungen des Sport-Club im Bereich Kinder- und Jugendsport ein enorm wichtiges Zeichen darstellt. Dies liefert die Grundlage, um unsere erfolgreiche Arbeit in diesen Bereichen am Dreisamstadion auch in der Zukunft fortsetzen zu können. Als Teil der Sportachse Ost unterstützen wir die Umsetzung der verschiedenen Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Sportachse und des Breiten- und Nachwuchssports im Freiburger Osten.

Marcel Boyé, Abteilungsleiter Organisation und Stadion des SC Freiburg

So sieht die Lösung konkret aus:

1) Die Stadt Freiburg kündigt die neun Tennisflächen zwischen den Vereinsgeländen von FT und PTSV Jahn (Dreisamseite), die derzeit an die Universität vermietet sind, zum nächstmöglichen Zeitpunkt (30. April 2025). Auf dem Areal, das bisher diese Tennisplätze einnehmen, wird ein Kunststoffrasenfeld mit Flutlicht erstellt, den FT und PTSV Jahn gemeinsam nutzen können – überwiegend für den Kinder- und Jugendsport – sowie eine Kita, die die bisherige Containerlösung auf dem Gelände der FT ersetzt. Bauherr des Platzes wird einer der beiden Vereine sein. Für die Baukosten – die jüngsten Kunstrasenplätze in Freiburg werden mit rund 800.000 Euro beziffert – werden Fördermittel des Badischen Sportbundes beantragt; die übrigen Kosten der Erstellung trägt die Stadt Freiburg. Die Kosten für die künftige Instandhaltung und den Betrieb des Platzes, der voraussichtlich zur Saison 2026 spielbereit sein soll, tragen FT und PTSV Jahn in gleicher Höhe.

2) Die Stadt hat in mehreren Gesprächen auf unterschiedlichen Ebenen angeboten, dem Sportinstitut Kapazitäten für die Tennis-Lehre bereitzustellen. Allen Beteiligten ist bewusst, dass die Universität Nutzungszeiten auf anderen Plätzen braucht, um den Lehrplan für Sportstudierende aufrecht zu erhalten.

3) Der Pachtvertrag mit dem SC Freiburg für das Dreisamstadion wird um zehn Jahre verlängert, mit zwei Verlängerungsoptionen durch den SC Freiburg. Der jährliche Pachtzins liegt bei 250.000 Euro (bisher 175.000 Euro).

4) Während der Übergangszeit, bis Ende 2025, stellt der SC seinen Nachbarvereinen FT und PTSV Jahn auf bestehenden Flächen auf dem Dreisamstadion-Areal Platzkontingente für 6 Stunden zu trainingsüblichen Zeiten pro Woche bereit.
Nach der Übergangszeit ab 2026 wird dem SC Freiburg die alleinige Nutzung der Flächen eingeräumt. Er plant weitere Sportflächen auf dem heutigen Parkplatz und wird nach derzeitigem Planungsstand rund 6,5 Millionen Euro in die Infrastruktur investieren. Hinzu kommen jährliche Betriebskosten, die ebenfalls durch den Sport-Club getragen werden. Und das, ohne dass dafür Zuschüsse bei der Stadt beantragt werden.

5) Der SC Freiburg leistet zur Weiterentwicklung der Sportachse Ost und zur Unterstützung des Breiten- und Nachwuchssports einen Beitrag in Höhe von 300.000 Euro.

Nachdem über die genannten Punkte Einigkeit herrscht, könnte es sehr schnell gehen mit den Entscheidungen für die Sportachse Ost. Im Sportausschuss war die neue Lösung bereits gestern Thema. Über die Drucksache dazu, inklusive dem Pachtvertrag Dreisamstadion, soll der Gemeinderat am 28. November beraten und beschließen.

Zur Vorgeschichte

Ein zentrales Thema in den Sportachse-Diskussionen war immer schon die Zukunft des Dreisamstadions. Im Februar 2022 hatte der Gemeinderat beschlossen, den Mietvertrag mit dem SC vorerst nur um ein Jahr zu verlängern, und eine ganzheitliche Lösung angemahnt. Am 31. Januar 2023 beschloss er eine weitere Verlängerung um ein Jahr und stellte einen langfristigen Mietvertrag in Aussicht, wenn die Belange der Breitensportvereine umfassender berücksichtigt würden.

Dem kam die Verwaltung seither mit enormem Einsatz nach. Allein in diesem Jahr haben zahlreiche Gespräche der Stadtspitze mit allen Akteuren der Sportachse Ost stattgefunden. Es gab zwei Runde Tische mit Sport-Uni, Tennisclub, PTSV, FT, SC, dem Südbadischen Fußballverband, dem Olympiastützpunkt, dem Badischen Sportbund und dem Sportreferat unter Leitung von BM Breiter. Es folgten Spitzengespräche mit OB Horn und BM Breiter mit den Breitensport-Vereinen FT und PTSV, der Sportuniversität und dem SC.

Parallel nahmen mehrere Fachämter umfangreiche Prüfungen vor und es fanden gemeinsame Hausgespräche statt, u.a. mit dem Amt für Liegenschaften und Wohnungswesen, mit dem Rechtsamt, dem Baurechtsamt und dem Stadtplanungsamt. Nachdem unterschiedlichste Szenarien und Varianten durchgespielt waren, stellte sich das aktuelle Ergebnis als bestmögliche Lösung heraus.

Es ermöglicht zahlreichen Kindern und Jugendlichen, ganzjährig Sport zu treiben und dem Mädchen- und Frauenfußball perspektiv ein Zuhause zu geben. Darüber hinaus können die Vereine nun ihr Angebot erweitern, und auch für Schulen und Kitas werden mehr Möglichkeiten zur sportlichen Nutzung geschaffen.

Der Großteil der Flächen auf der Sportachse Ost ist an Sportvereine vermietet. Folgende Vereine sind hier ansässig (Stand Januar 2023):
Freiburger Turnerschaft von 1844: 6.778 Mitglieder (alle aus Freiburg), Mietvertragsfläche 27.750 m²
PTSV Jahn Freiburg: 2.303 Mitglieder (rd. 2.200 aus Freiburg), Mietvertragsfläche 35.600 m²
Freiburger Tennis-Club: 818 Mitglieder (709 aus Freiburg), Mietvertragsfläche 14.240 m²
SC Freiburg: 49.600 Mitglieder (11.400 aus Freiburg), mittlerweile über 60.000 Mitglieder
Mietvertragsfläche 53.000 m²

Veröffentlicht am 13. September 2023
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