Biodiversitäts-Check

Urbane Biodiversität planen

verschieden Bilder: alte Scheune, Straßenzug Neubau, Bahgleis mit Unkraut, Bergige Landschaft mit Ortschaft, Weiher, Steinmauer mit Wildwuchs u.v.m. mit
Verschiedene Aspekte der urbanen und suburbanen Biodiversität in Freiburg i. Br., Fotos: J. Trautner

Der weltweite Verlust der Artenvielfalt ist neben der Dringlichkeit von Anpassungen an den Klimawandel (Klimaanpassungskonzept) eine der großen bekannten Herausforderungen unserer Zeit. Dies ist auch in Baden-Württemberg bereits Realität. Großangelegte Langzeitstudien zeigen einen deutlichen Rückgang u.a. von Insekten. Hauptursache ist der Habitatverlust, d.h. geeignete Nahrungsgrundlagen oder Optionen für Niststätten gehen verloren. Gleichzeitig ist die Biodiversität für die Menschen existenziell, da unsere Ernährung, Gesundheit und Lebensqualität davon abhängen. Um diese Lebensgrundlage zu schützen, rückt der Erhalt der biologischen Vielfalt immer stärker in den Fokus der Stadtplanung.

Welche Rolle spielt dabei der urbane Raum?

Städte und ihre urbanen Freiräume können eine sehr hohe Lebensraum- und Artenvielfalt aufweisen und damit einen wichtigen Beitrag leisten. Die Artenvielfalt ist jedoch in starkem Maße davon abhängig, wie Gebäudestrukturen geplant oder städtische Freiräume gepflegt werden. Daher ist es wichtig, dass die u.a. Bauleitplanung die Aspekte der biologischen Vielfalt frühzeitig berücksichtigt. Städte tragen in diesem Zusammenhang eine hohe Verantwortung, nicht zuletzt vor dem Hintergrund des globalen Megatrends der Urbanisierung.

Welche Potenziale bietet der bebaute Teil von Freiburg für die Artenvielfalt?

Das Stadtplanungsamt hat sich mit der Vergabe dieses Fachbeitrags entschieden, erstmalig systematisch die gesamte besiedelte Fläche Freiburgs im Hinblick auf die lokale urbane Biodiversität untersuchen zu lassen. Mit diesem Modellprojekt übernimmt die Stadt Freiburg eine Vorreiterfunktion in Baden-Württemberg.

Ein Fachbeitrag zum Landschaftsplan 2040 der Stadt Freiburg im Breisgau

Das Ergebnis des Fachbetrages zeigt anschaulich auf, dass trotz zahlreicher Maßnahmen und Initiativen der Stadt Freiburg der Rückgang der Artenvielfalt kein Phänomen der fernen Zukunft, sondern bereits heute im Stadtkreis Freiburg spürbare Realität ist.

Steckbriefe der Urbanen Habitatkomplexe (UHK), Teil B (129,76 MB)

Kartendarstellung Gemarkung Freiburg mit verschieden farblichen Flächen
Bewertung der Urbanen Habitatkomplexe (UHK)

Als heute verarmt einzuschätzende Flächen sind überwiegend im Bereich der Großwohnsiedlungen, des zeilenähnlichen Geschoßwohnungsbaus der 1950er bis 1990er Jahre, der Blockrandbebauungen, von Ein- und Zweifamilienhäusern in verdichteter Bauweise sowie des Geschoßwohnungsbaus nach 1990 zu finden.

Straße mit Häusern, parkenden Autos und auf der anderen Starßenseite Bäume und Gras
Blick in einen als "überwiegend verarmt" bewerteten Urbanen Habitatkomplex (UHK), Foto: U. Hammes

Die mit Abstand höchste Bedeutung für die biologische Vielfalt kommt der Förderung von Ruderalfluren und spontaner Besiedlung ungenutzter bzw. brach gefallener Flächen (sog. „Wildwuchs“) sowie der Förderung von blüten- und samenreichen Wiesen und besonnten Magerrasen zu (sog. „nicht-intensiv genutztes Grünland“). Diese für die biologische Vielfalt wertvollsten Strukturen sind in Freiburg vor allem noch am Flugplatz und auf dem ehem. Güterbahnhof zu finden.

  • Bagger mit Erdhaufen
    Bilderserie - Fotos: M. Meier, J. Trautner
  • Bahngleise mit "Unkraut"
    Erhalt/Neuentwicklung von besonnter Spontanvegetation/Ruderalflächen ("Wildwuchs" ohne Gehölze), Fotos: W. Meier, J. Trautner
  • Gras mit Wildblumen
    Erhalt/Neuentwicklung von besonnter Spontanvegetation/Ruderalflächen ("Wildwuchs" ohne Gehölze), Fotos: W. Meier, J. Trautner
  • gelb blühende Blumen zwischen Gehweg und Hauskante
    Erhalt/Neuentwicklung von besonnter Spontanvegetation/Ruderalflächen ("Wildwuchs" ohne Gehölze), Fotos: W. Meier, J. Trautner
  • Parkanlage mit Wiese, BlumenBepfanzungen und Gehwegen
    (öffentliche) Freiräume, Foto: J. Trautner
  • große Wiese mit Büschen , Bäumen und 8 geschossigem Hochhaus
    (öffentliche) Freiräume, Foto: J. Trautner
  • Frau mit Hund auf großer Wiese
    (öffentliche) Freiräume, Foto: J. Trautner
  • Gras mit langer Sandstein-Mauer
    Erhalt/Neuanlage von artenreichen Wiesen/Magerrasen, Foto: J. Trautner
  • bunte Blumenwiese
    Erhalt/Neuanlage von artenreichen Wiesen/Magerrasen, Foto: J. Trautner
  • Blick auf eine bebaute Stadt mit Bergen im Hintergrund
    Gebäude als Lebensraumstrukturen entwickeln, Foto: J. Trautner
  • Haus - Obergeschoss mit Dach
    Förderung gebäudebrütender Vogelarten/ Fledermausarten, Foto: J. Trautner
  • Scheune mit Wiese und Einfamilienhäuser
    Förderung gebäudebrütender Vogelarten/ Fledermausarten, Foto: J. Trautner
  • moderen Gebäudes - Obergeschoß mit Dachaufbauten
    Förderung gebäudebrütender Vogelarten/ Fledermausarten, Foto: J. Trautner
  • lichter Wald mit Wasser und Abfluss
    Möslepark, Foto: J. Trautner
  • wilde Blumenwiese mit Erd- und Steinhaufen
    Maßnahmenfläche für Belange des Artenschutz im ehemaligen Güterbahnhofareal (Güterbahnhof CEF-Fläche), Foto: J. Trautner

Weitere bedeutsame Habitatstrukturtypen, die z. T. Arten hoher Schutzpriorität beinhalten, sind Altbaumbestände mit Vorkommen und Entwicklungspotenzial für Holzkäferarten und Fledermäuse (Möslepark), sowie Fließgewässer mit strukturell gut ausgebildeten Uferzonen. Zudem spielen Quartiere in und an Gebäuden eine große Rolle. Lebensraumstrukturen bieten hier vor allem Nischen und Spalten am Gebäude (u.a. am Giebel, am Dachtrauf, im Fassadenbewuchs) oder größere Hohlräume (z.B. in zugänglichen, ungestörten Dachstühlen). Deswegen ist es so wichtig, dass die biologische Vielfalt in der Bauleitplanung berücksichtigt wird.

Im BDC werden folgende vorrangige Handlungsfelder und Maßnahmen aufgezeigt, die jeweils in Steckbriefen im Bericht erläutert werden:

(öffentliche) Freiräume für biologische Vielfalt aktivieren (11,979 MB)
Verbundräume sichern und aufwerten (906,4 KB)
bauliche Anlagen/ Gebäude als Lebensraumstrukturen entwickeln (3,174 MB)
spezifisches Management besonders bedeutsamer Zielarten (609,5 KB)
Fallen- und Barrierewirkungen entschärfen (3,595 MB)

Mitwirkende

Ähnliche Projekte

Die Stadt Freiburg hat sich bereits im Jahr 2012 dem Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt e.V." angeschlossen (LINK) und ist damit die Selbstverpflichtung zum aktiven Handeln für den Erhalt der biologischen Vielfalt eingegangen. Die Stadt Freiburg bewirbt sich aktuell um das Label „StadtGrün naturnah“.
 
Zudem hat sich die Stadt Freiburg eigene Nachhaltigkeitsziele gesetzt, die den Erhalt der Biotop- und Artenvielfalt im Stadtkreis umfassen.

Weitere Hinweise: Maßnahmen zur Förderung von Vogelarten als Gebäudebrüter sind in der Regel relativ einfach umsetzbar und wenig aufwändig. Es sollte auch berücksichtigt werden, dass Gebäude selbst außerhalb der Brutzeit eine Rolle für Vogelarten spielen können, u. a. als Schlafplatz im Winter. Eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit wird empfohlen. Hilfestellung findet sich u. a. auf der Webseite www.artenschutz-am-haus.de .

Kontakt

Stadtplanungsamt
Fehrenbachallee 12
79106 Freiburg
Telefon 0761 201-4101
Fax 0761 201-4199
BeratungsZentrum Bauen (BZB)
Fehrenbachallee 12
79106 Freiburg
Telefon 0761 201-4390
Fax 0761 201-4399

Auskunfts- und Beratungsdienst (BZBE) rund um das Thema Bauen, Energie und Baurecht

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