Frauen im mittelalterlichen Kloster

Station 1: Anna von Munzingen

14. Jahrhundert

Das "Adelhauser Schwesternbuch"

Voraussetzung für Annas schriftstellerische Tätigkeit war ihre Bildung, im Mittelalter keine Selbstverständlichkeit. Nur wenige Menschen konnten damals lesen und schreiben, das galt insbesondere für Frauen. Bildung war nicht nur für Anna von Munzingen, sondern auch für ihre Mitschwestern, ein hohes Gut. In den mittelalterlichen Frauenklöstern legte man Wert auf eine gute Ausbildung der Mädchen, die sie zur Bewältigung des Klosteralltags befähigen sollte. Unerlässlich waren Grundkenntnisse der lateinischen Sprache sowie die Fähigkeit, lesen und gegebenenfalls schreiben zu können, um beispielsweise der Liturgie folgen zu können. Frauenklöster eröffneten Mädchen den "Zugang zur (männlich dominierten) Schriftlichkeit, Zugang zur Welt der Bücher, die im Kloster in der Bibliothek gesammelt und aufbewahrt wurden". (Backes, S. 56) Es verwundert darum nicht, dass die mittelalterlichen Werke weiblicher Autorinnen – zumindest im deutschen Sprachraum – alle im Kontext von Klöstern entstanden. Erst ab dem 15. Jahrhundert sollte es auch weltliche Autorinnen geben.

Ihre Ausbildung befähigte Anna von Munzingen also dazu, 1318 das sogenannte "Adelhauser Schwesternbuch" mit dem Titel "Über das heilige Leben der ersten begnadeten Schwestern des Klosters Mariae Verkündigung zu Adelhausen" zu verfassen. In ihrem Schwesternbuch berichtet Anna von Munzingen über das Leben und die "Gnadenerlebnisse" von 34 Adelhauser Klosterschwestern, die ihren Mitschwestern und nachfolgenden Generationen als Vorbilder für ein gottgefälliges Leben im Kloster dienen sollten. Besonders bedeutend waren dabei Armut und eine asketische Lebensweise, die Einhaltung der strengen Kloster- und Fastenregeln, die Verantwortung gegenüber dem gesamten Konvent, sowie das kontemplative Klosterleben oder soziales Engagement, beispielsweise in der Krankenpflege.

Neben dem Schwesternbuch Annas von Munzingen existieren noch acht weitere solcher Werke, in denen ideale Lebensläufe begnadeter Schwestern gesammelt wurden und die zu den frühen Werken weiblicher Schriftstellerinnen zählen. Sie alle sind im süddeutschen Raum entstanden und dienten – neben ihrem Vorbildcharakter hinsichtlich der Lebensführung der Nonnen – den jeweiligen Konventen zur Identitätsstiftung.

Das Adelhauser Neukloster

Das Adelhauser Kloster lag ursprünglich nicht an seinem heutigen Standort, sondern im früheren Dorf Adelhausen (heute Unterwiehre), außerhalb der mittelalterlichen Stadtmauern Freiburgs. Immer wieder war es von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen, bis es schließlich 1677 den Vauban’schen Festungsanlagen weichen musste, die nach der Eroberung Freiburgs durch französische Truppen errichtet wurden.

Daraufhin lebten die Adelhauser Nonnen, wie auch die Dominikanerinnen der anderen Konvente, zunächst in Privathäusern in der Stadt, bis sie 1694 schließlich das neu errichtete "Adelhauser Neukloster" beziehen konnten.