Ausstellung vom 25. Mai bis 15. Juli 2012

ÜBER DAS VERSCHWINDEN

Philipp Morlock

»Isotopentrennung: Prinzip 1. der massenspektrograph. I., 2. der Trennwanddiffusion, 3. des Trenndüsen-Verfahrens. isotrop heißt die Richtungsunabhängigkeit der physikal. und chem. Eigenschaften von Gasen, Flüssigkeiten und amorphen Stoffen und des physikal. Raumes. Ggs.: Anisotropie. isotrope Kurven, Minimalkurven, Kurven mit Bogenlänge Null. Isotypie [grch.] die, Kristallographie: > Typie-Beziehungen.«
Zitat Atelierarchiv Morlock

Philipp Morlocks Ausstellung „Über das Verschwinden“, die speziell für den Ausstellungsraum L 6 in Freiburg konzipiert wurde, konfrontiert den Zuschauer mit dem Fatalismus des Verschwindens, postapokalyptischen Visionen und der eigenen, inneren Leere; doch dabei behält Morlock dem ihm eigenen Humor und inspiriert so auch den Betrachter seine eigene Fehlbar- und Vergänglichkeit mit Ironie zu betrachten.

Morlocks Ausstellung thematisiert eine ironische Auseinandersetzung mit Einsamkeit und dem Bewusstsein der eigenen Vergänglichkeit. Wozu kann ein Einmannbunker dienen? Welche (Über-)Lebensqualität kann dieser sichern? – Noch dazu, wenn dieser Bunker in einem rostigen Kahn plaziert wird, dem jede Seetüchtigkeit abgesprochen werden muss. Für welche Katastrophen muss das Individuum sich rüsten? Und welche Rettungsinseln bleiben dem isolierten Individuum?

Diese Motivik wird auch in der Skulptur „Ohne Titel (Reliefraum)“ widergespiegelt: Der „weiße“ Reliefraum bezieht sich auf die Arbeit „Le Vide“ (1958) von Ives Klein. Doch in Morlocks Skulptur begegnet der Betrachter niemandem außer sich selbst und den tief eingekratzten, hohlen Bearbeitungsspuren, die Morlock selbst als „Gedankenkratzer“ bezeichnet.

Der 1974 geborene Künstler Philipp Morlock studierte bildende Kunst in Karlsruhe, lebt und arbeitet in Mannheim

Ohne Titel (Reliefraum) nach Yves Kleins „Le Vide“ Metall, Holz, Farbe 2,10 x 4,00 x 4,00 m 2009-2012

Der Reliefraum bezieht sich konzeptionell auf die Arbeit „Le Vide“ (1958) von Ives Klein. Klein inszenierte die Leere bzw. die Entleertheit der Ausstellungsräume und intendierte so den Weg einer kollektiven Läuterung des Publikums. Morlocks Reliefraum zeigt eine Modifikation dieses Gedankens: In Morlocks weißem Raum begegnet der Betrachter niemandem außer sich selbst und den reliefartig eingekratzten Bearbeitungsspuren. Morlock selbst bezeichnet diese als „Gedankenkratzer“, gleichsam wie ein homogener Stream of Conciousness des Publikums. Die vier weißen Reliefe wurden zu einem Innenraum formiert, der an den Ecken geöffnet bleibt, so dass die thematisierte Leere für den Betrachter auch als Transparenz erscheint. Die in die Wände eingeschnitten Reliefe verstärken dabei den Moment der inneren Leere mit dem sich der Betrachter beim Betreten von Morlocks Reliefraum auseinandersetzen muss.

Ohne Titel (Relief Mathias), Metall, Holz, Tür, 2,10 x 2,80 m, 2009

Die Funktion einer Tür ist eigentlich das Überwinden von Hindernissen; Türen schaffen Zugänge und Auswege. Morlocks Reliefe sind Grenzen und sie isolieren –Gegenstände sind ihrer eigentlichen Funktion enthoben und werden so zu einer Persiflage ihrer eigentlich intendierten Funktion: Barrieren überwinden. Die auf Zimmer- und Haustüren basierenden Objekte zeigen grundsätzlich Architektur im Detail. Verschiedene Materialien, Stile und Strukturen werden dabei aufgegriffen, variiert und zitiert. In den Reliefarbeiten, die als eine Art modifiziertes Ready-Made ausgedienter Gebrauchsgegenstände bezeichnet werden können, zeichnet sich eine Synthese von Morlocks zentralen Werkgruppen ab: Während eine der Werkgruppen die Themen Raum und Bewegung fokussiert, thematisiert die zweite Werkgruppe Objekte, die Personifikationen und Metaphern erzeugen. Indem sie allein zur räumlichen Erfassung der Objekte, Bewegung von dem für gewöhnlich eher passiven Kunstbetrachter verlangen, fordern Morlocks Reliefe geradezu zur Aktivität auf. Die Menschen, die hinter diesen Türen bzw. den Wänden leben könnten, werden zugleich durch die Objekte selbst metaphorisch dargestellt.

Ausstellungseröffnung: Donnerstag, 24. Mai 19 Uhr
Begrüßung: Achim Könneke, Leiter des Kulturamts Freiburg
Einführung: Sören Schmeling, Kunsthistoriker

Freitag, 15.06.2012, 17 Uhr:
Pamela Pachl, Kunsthistorikerin und Philipp Morlock führen durch die Ausstellung »Über das Verschwinden« und halten einen Vortrag über das Projekt »Einraumhaus c/o«

Öffnungszeiten der Ausstellung
Do / Fr 16:00 - 19:00 Uhr
Sa / So 11:00 -17:00 Uhr

Eintritt frei