2. Mai 2022

OB vor Ort in Haslach

Straße mit Aufschrift "20 Zone"
Zu schnell seien viele Autos in der Carl-Kistner-Straße unterwegs, finden die Anwohner_innen und wünschen sich mehr Kontrollen. (Foto: Seeger/Stadt Freiburg)

Schon lange nicht mehr konnte Oberbürgermeister Martin Horn in den Stadtteilen Rede und Antwort stehen. Wegen Corona musste die Gesprächsreihe „OB vor Ort“ bis auf eine Ausnahme letzten Herbst mehr als zwei Jahre pausieren. Doch nun geht es im monatlichen Wechsel in den Stadtteilen weiter. Den Auftakt machte Haslach am vergangenen Montag.

„Haslach ist so groß wie eine Kleinstadt“, stellt OB Horn zu Beginn der Veranstaltung fest. Er hob die Bedeutung des Stadtteils hervor, der oft in seiner Einwohnerzahl unterschätzt werde. Das rund anderthalbstündige Gespräch mit rund 110 Bürgerinnen und Bürgern im Melanchthonsaal zeigte: Was die Menschen in Haslach bewegt, ist vor allem der Verkehr.

Zu schmale Gehwege

Viele Anliegen der Menschen betrafen das Stadtteilzentrum in der Carl- Kistner-Straße. Hier seien Tausende Fußgänger pro Tag auf zu schmalen Fußwegen unterwegs – zum Beispiel zwischen der Bäckerei Pfeiffle und dem Supermarkt Beckesepp. Das Problem werde dadurch verschärft, dass Verstöße gegen Tempobeschränkungen oder Falschparken nicht geahndet würden. Auch in der Feldbergstraße gebe es Konflikte beim Verkehr. Eine Anwohnerin berichtete von Mofas und Fahrradfahrern auf den Fußwegen.

Außerdem parkten oft Autos auf den Gehwegen, und auch hier wurde bemängelt, dass zu selten kontrolliert und dadurch Verstöße ohne Folgen blieben. Diesen Vorwurf relativierte OB Horn allerdings mit einer Zahl: 2021 wurden allein in Haslach 6408 Verwarnungen im Fußstreifendienst ausgesprochen. Er gab jedoch auch zu bedenken, dass die Kapazitäten des Gemeindevollzugsdienstes begrenzt seien.

Mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer

Derzeit ist die Carl-Kistner- Straße nur für Anwohner freigegeben, wird jedoch Schilderungen der Anwesenden zufolge auch vom Durchgangsverkehr rege genutzt. Als Lösung wurde eine Durchfahrtssperre vorgeschlagen. Das spontan von Martin Horn eingeholte Stimmungsbild ergab ein klares Votum: Eine deutliche Mehrheit begrüßte diese Idee per Handzeichen.

Fabian Kern, Geschäftsführer vom Regionalverband Südbaden des Verkehrsclubs Deutschland, sprach sich ganz grundsätzlich für mehr Platz für Fußgänger und Radfahrer aus: „Wir müssen an die Frage der Flächengerechtigkeit.“ Oberbürgermeister Horn betonte in diesem Zusammenhang, dass aktuell in Freiburg sehr viel für den Fuß- und Radverkehr getan werden. Die Verwaltung investiere hier so viel Geld wie keine andere deutsche Großstadt. Mit dem 16 Millionen starken Fuß- und Radpaket entstehen aktuell in ganz Freiburg neue Lösungen für alle, die mit dem Rad oder zu Fuß unterwegs sind. Mehr sei für das Garten- und Tiefbauamt (GuT) aber nicht machbar, so der OB. „Da fehlt es uns gerade nicht an Mut, sondern an personellen und finanziellen Ressourcen.“

Eine weitere Beschwerde gab es über Müll und Verschmutzungen in der Carl- Kistner-Straße und der Feldbergstraße. Dazu verwies Horn auf das Scherbentelefon: Dort können sich Bürger und Bürgerinnen melden – und die Abfallwirtschaft schafft dann zügig Abhilfe. Zudem habe die Verwaltung im vergangenen Jahr die Strafen für illegale Müllablagerungen vervielfacht, und im zweiten Halbjahr diesen Jahres starte eine Kampagne zum Thema Sauberkeit in der Stadt.

Lärm, Wohnen und Jugend

Eine Anwohnerin der Eschholzstraße wies auf die Lärmbelastung durch den Lieferverkehr der Schwarzwaldmilch hin. Hier berief sich der OB auf die gesetzlichen Bestimmungen, die regeln, was erlaubt und was zu laut ist. Bisher seien ihm keine Beschwerden bekannt gewesen.

Zum Thema Wohnen gab es Detailfragen zu Sanierungsvorhaben und Leerständen. Diese könne man per Mail (leerstand@stadt.freiburg.de) an die Stadtverwaltung melden, entgegenete Horn. Dann könne die Stadt aktiv werden. Aus der Gartenstadt kam der Hinweis, dass der Denkmalschutz es häufig verbiete, PVAnlagen auf den Dächern zu installieren. Horn stellte klar, dass dies eine Entscheidung des Landes sei: „Wir haben nichts gegen Photovoltaik auf den Dächern.“ Aktuell habe er aber den Eindruck, dass sich politisch etwas bewege.

Zum Schluss wünschte sich eine Besucherin mehr Raum für Jugendarbeit. OB Horn bot ihr an, die Verwaltung mit konkreten Ideen zu kontaktieren.

Haslach

Älter als Freiburg: Haslach wurde erstmals 786 urkundlich erwähnt. Zu seinem Namen kam es, weil das Bauerndorf an einem Gewässer mit Haselstauden lag. 1890 eingemeindet, wurde aus Haslach ein stetig wachsender Stadtteil Freiburgs. Heute besteht Haslach aus vier Stadtbezirken: Egerten, Gartenstadt, Schildacker und Haid. Insgesamt wohnen hier rund 21 000 Menschen. Das sind deutlich mehr als im Stühlinger (16 006) wohnen und fast doppelt so viele wie in Herdern (12 509). Zudem sind Egerten und die Gartenstadt unter den Top Zehn der am dichtesten besiedelten Stadtteile.