Stadtteil mit Wachstumsschmerzen

Gut besuchtes OB-Bürgergespräch im Stadtteil Brühl

Einmal mehr auf regen Zuspruch stieß die Veranstaltungsreihe „OB vor Ort“. Rund 90 Menschen kamen vorige Woche in den Pfarrsaal St. Konrad im Stadtteil Brühl, um Oberbürgermeister Martin Horn ihre Themen vorzutragen. Besonders im Fokus standen dabei fehlende Grün- und Parkflächen.

Kein anderer Freiburger Stadtteil weist eine so vielfältige Struktur auf wie Brühl: Neben der Beurbarung, jenes dicht und homogen gebaute Quartier rund um den Tennenbacher Platz, gehören auch das neu bebaute Güterbahnareal, der Flugplatz, die Messe und das Industriegebiet Nord zu diesem Stadtteil. Welche Gegensätze das mit sich bringt, zeigt auch der Umstand, dass es bislang im Viertel gar keinen Sportverein gibt, ab August dafür aber gleich den größten Badens: Dann zieht nämlich der SC Freiburg ins neue Stadion und wird damit ein „Brühler“. Beim Bürgergespräch mit OB Martin Horn war das allerdings kein Thema; im Mittelpunkt der knapp 20 Wortbeiträge standen vielmehr die Bebauung des Güterbahnareals, des Rennwegdreiecks und generell die Parkplatzsituation im Quartier.

Vor allem das neue Güterbahnviertel war Gegenstand vieler kritischer Stimmen. Viel zu wenige Grünflächen gebe es dort, der Radverkehr sei schlecht angebunden und für Anwohner, Beschäftigte und Kunden sei der Parkraum nicht ausreichend. OB Horn verwies darauf, dass das Gebiet ursprünglich anders geplant worden sei – mit viel weniger Wohnraum und entsprechend mehr Gewerbeflächen. Deswegen sei heute manches nicht optimal. „Das würde man heute nicht mehr so planen.“ Durch einen konsequenten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs als Bestandteil eines integrierten, überregionalen Verkehrskonzepts will Horn dazu beitragen, dass möglichst viele künftig auf einen Pkw verzichten können. Mehr Parkflächen im öffentlichen Raum werde es aber auf keinen Fall geben. „Da muss man ehrlich sein“, so der OB.

Von Vertretern des Vereins Multicore wurde Martin Horn nach dem Sachstand für das geplante „Zentrum für Musik und Stadtteil“ gefragt. Der Oberbürgermeister sagte, dass es aktuell Gespräche für eine „viel bessere Lösung“ als die ursprünglich geplante gebe. Den ersten Entwurf für das im Güterbahnareal vorgesehene Haus, das neben Probenräumen auch Platz für bürgerschaftliches Engagement bieten soll, bezeichnete Horn als „Schnellschuss, den wir später bereut hätten.“ Details zur neuen Planung sollen demnächst vorgestellt werden.

Ein Aufreger im Stadtteil ist offenbar die Bebauung des Rennwegdreiecks, die zu vielen Wortmeldungen führte. Der Verlust wichtiger Lebensräume und Stadtbäume wurde ebenso kritisiert wie die fehlenden Spielflächen und die hohen Verkaufspreise der Eigentumswohnungen. OB Horn bat um Verständnis für dieses Projekt, auch wenn es „sicherlich nicht das Lieblingsprojekt der Stadtbau“ sei. Durch den Verkauf von Eigentumswohnungen finanziere die Stadtbau den Mietwohnungsbau – „ohne Bauträgergeschäft geht es nicht“. Gleichwohl sei es sein Ziel, den Anteil neu gebauter Mietwohnungen mit der geplanten Neuausrichtung der Stadtbau erheblich zu steigern.

Zum Thema Baumfällungen merkte Oberbürgermeister Horn an, dass es heute nicht weniger Bäume in der Stadt gebe als noch vor 30 Jahren, trotz des starken Bevölkerungswachstums. „Jeder gefällte Baum wird zweifach ersetzt – das fällt aber oft nicht so auf“, so der OB.

Bei aller Kritik gab es aber auch Lob. Eine Anwohnerin der Tullastraße dankte für die Ausweisung von Tempo 30. „Seither können wir im Sommer die Fenster nachts wieder auflassen.“ Abschließend sagte Martin Horn noch eine konkrete Verbesserung für den Zollhallenplatz zu. Dort fehlt für Veranstaltungen oder den neuen Wochenmarkt ein Stromanschluss, der rund 15000 Euro kosten würde. Die Mittel dafür stünden zwar nicht im Haushalt, aber: „Das kriegen wir hin!“