24. Juli 2019

Verabschiedung Gemeinderat

Sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,

liebe Kollegin und liebe Kollegen,

liebe Ortsvorsteherinnen und Ortsvorsteher,

liebe Mitarbeitenden der Verwaltung und Geschäftsführer unserer Beteiligungen,

sehr verehrte Familienangehörige,

liebe Vertreterinnen und Vertreter der Politik,

Zivilgesellschaft und Medien

sehr geehrte Gäste,

heute am 24. Juli beenden wir die Amtsperiode des Gemeinderats der vergangenen fünf Jahre. Gleichzeitig nimmt der neu gewählte Gemeinderat mit der Konstituierung seine Arbeit auf. Bis gestern Abend noch haben Sie, liebe Stadträtinnen und Stadträte, fleißig und diszipliniert gearbeitet und noch einmal an die dreißig Tagesordnungspunkte, davon die meisten beschließend, auf den Weg gebracht.

Kaum 24 Stunden später steht für 22 Kolleginnen und Kollegen von Ihnen die Verabschiedung aus diesem höchsten Gremium der Stadt an. Dafür werden dann später 22 neue Rätinnen und Räte Platz nehmen. Wir nehmen also heute eine Art fliegenden Wechsel vor.

Dieses Amt heute abzugeben ist für manche nicht einfach, für manche kam dies überraschend, für andere wiederum war es von langer Hand bewusst so geplant. Deutlich dabei wird aber für Sie alle: Wahlämter sind in der Demokratie Ämter auf Zeit, für die uns die Bürgerschaft ihr Vertrauen schenkt. Mit Ihrem Ehrenamt haben sie in dieser Zeit stellvertretend für die Bürgerschaft gehandelt und entschieden. Sie haben aktiv das Gemeinwesen mitgestaltet.

Diese Aufgabe verdient Respekt, Anerkennung und Dank.

Besonders danke ich zuerst aber den ausscheidenden Stadträtinnen und Stadträten, für die diese Aufgabe nun endet. Für einige war es eine unglaublich lange Zeit in dieser Funktion – Frau Queitsch darf ich mit ihren 40 Jahren im Amt sowie Herrn Friebis mit 30 Jahren Amtszeit - gleich vorab herausstellen und dazu gratulieren!

Mehr als vierzig Jahre und damit Rekordhalter beim Dienstalter von Gemeinderäten bleibt Hermann Aichele, der 42 Jahre Stadtrat war und vor zwei Jahren während seiner Amtszeit verstorben ist. Ebenso verloren haben wir 2016 Hansjörg Sandler in der zu Ende gehenden Amtsperiode. Weiter sind während dieser Amtsperiode 14 langjährige frühere Stadträtinnen und Stadträte verstorben. Für sie alle wie auch für die verstorbenen Alt-OB Rolf Böhme und Alt-Bürgermeister Kiefer bitte ich jetzt kurz um einen Moment des Gedenkens.

Zurück zu Ihnen meine Damen und Herren,

Der Gemeinderat tagte in dieser Amtsperiode 69 mal und damit etwas häufiger als in der vergangenen Amtsperiode. 1139 Tagesordnungspunkte waren mit insgesamt 1241 Drucksachen abzuarbeiten. Die letzte Sitzung vor der Sommerpause vor einem Jahr – gleichzeitig meine zweite Sitzung nach drei Wochen im Amt – hatte die längste Tagesordnung: 34 Themen wurden entschieden, unter anderem haben Sie in dieser Sitzung den neuen Stadtteil Dietenbach beschlossen, den Startschuss für das neue SC-Stadion gegeben und die Straßenumbenennungen befürwortet. Die lange, diskussionsfreudige, aber konstruktive Sitzung über eine Dauer von über 6 Stunden im Bürgerhaus Zähringen damals war sicherlich auch thematisch eine der wichtigsten Sitzungen der vergangenen fünf Jahre. Auch bei dieser so wichtigen Sitzung habe ich damals gespürt, dass Sie mich alle offen und herzlich empfangen, sowohl im Gemeinderat als auch außerhalb. Dafür danke ich Ihnen noch einmal sehr.

Noch länger, knapp sechseinhalb Stunden, haben Sie am 9. April dieses Jahres zur Verabschiedung des Doppelhaushalts 2019/2020 debattiert. Diese ist somit die längste Sitzung der Amtsperiode gewesen. Im Durchschnitt dauerte eine Sitzung vier Stunden. Zählt man alle Sitzungen zusammen, haben Sie bis heute 216 Stunden im Gemeinderat getagt.

Meine Damen und Herren,

Diese Zahlen machen den enormen Zeitaufwand deutlich, der das Amt für Sie mit sich bringt. Denn dieses Ehrenamt ist zunächst einmal mit viel Arbeit und Anstrengung verbunden: Neben den Sitzungen im Gemeinderat und in den Ausschüssen sowie in weiteren städtischen Gremien kommen noch Termine Ihrer Fraktionen und Parteien, bei Veranstaltungen, Vereinen oder Bürgergesprächen dazu. Gerade die Informationsveranstaltungen zu den immer komplexer werdenden und hochfachlichen Themen der Kommunalpolitik (auch hier sei das Beispiel Dietenbach oder Flächennutzungsplan erwähnt) verlangen Ihnen zeitlich und inhaltlich viel ab. Das macht man einfach nicht so alles nebenbei.
Welche Zahl aus der Statistik des Ratsbüros mir abschließend noch bemerkenswert erscheint: die Zahl der einstimmigen Beschlüsse betrug rund 60 Prozent, der mehrheitlichen Beschlüsse 30 Prozent. Zuletzt in den Achtziger Jahren gab es einen Wert von 52 % bei der Einstimmigkeit. Dies zeigt mir, wie geschlossen dieser Gemeinderat trotz sämtlicher Meinungsverschiedenheit und Diskussionsfreude in seiner Grundausrichtung ist. Große und wichtige Themen für die Zukunft der Stadtgesellschaft zum Beispiel bei der Flüchtlingsunterbringung, Dietenbach oder Schulsanierung, haben Sie meistens mit sehr großer Mehrheit beschlossen. Das ist für mich ein gutes, ein positives Zeichen.

Dass dieser Grundkonsens, bei allen Diskussionen und unterschiedlichen Meinungen sowie der Zusammenhalt auch in den nächsten Jahren erhalten bleiben – das wäre mein Wunsch für die neue Amtsperiode, um Freiburg weiter auf einen guten Weg in die Zukunft zu führen, aber dazu noch später.

An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal der gesamten Verwaltung, insbesondere dem Ratsbüro danken, für die hervorragende Abwicklung und Organisation der Gemeinderats- und Ausschusssitzungen.

Ich komme nun zur Verabschiedung der ausscheidenden Gemeinderäte. Über jede und jeden von Ihnen gäbe es eine Menge zu sagen, da könnte ich wahrscheinlich bei jeder Ihrer spannenden Biografien eine halbe Stunde reden. Da diese aber nicht möglich nicht, muss ich mich leider kurz halten.

Ich werde nun mit den Ehrungen der Kolleginnen und Kollegen mit der kürzesten Amtszeit beginnen, also mit den Mitgliedern mit einer oder zwei Wahlperioden, oder kürzer.

Berthold Disch - 20 Monate (nachgerückt) - Ehrenmedaille

Nach nur knapp 20 Monaten im Amt müssen wir in der nächsten Amtszeit leider auf den exzellenten gelernten Metzger und Hobbybäcker - Stichwort Maultaschen- und Linzertorten-König - verzichten. Bertold Disch war im vergangenen Januar für Anke Dallmann als Stadtrat der Freien Wähler nachgerückt. Wir alle wissen, wie gerne Berthold Disch Stadtrat gewesen ist: neugierig, interessiert und meistens gut gelaunt. Es hat ihm einfach Spaß gemacht, zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen an der Zukunft seiner Stadt mitarbeiten zu dürfen. Nun hat es leider bei dieser Wahl knapp nicht gereicht. Ich bin mir aber sicher, lieber Herr Disch, dass Sie ihre kommunalpolitische Leidenschaft nicht verlieren werden, ganz im Gegenteil: Als frisch wiedergewählter stellvertretender Ortsvorsteher werden Sie die Geschicke in Lehen weiter lenken, so dass es inhaltlich auch immer wieder zum Gemeinderat Überschneidungen geben wird.

Lieber Herr Disch, wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft, viel Spaß bei Ihren Ehrenämtern und mit der Musik, die Sie so lieben, und auf eine gute Zusammenarbeit in ihrer Funktion als stellvertretender Ortsvorsteher in Lehen.

Irmgard Waldner - 23 Monate (nachgerückt) - Ehrenmedaille

„Wenn ich gewählt werde, packe ich jedes heiße Eisen an“ sagte Irmgard Waldner 2014 im Vorfeld der letzten Kommunalwahl. 2017 war es dann soweit, Frau Waldner rückte in der CDU-Fraktion für den verstorbenen Hermann Aichele nach. Bienenfleißig, schon vor ihrer Amtszeit, war sie und hat in den Fraktionssitzungen schon als Nachrückerin alle Informationen mit großer Offenheit aufgesogen. Schließlich hat die stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende auch das heiße Eisen Dietenbach angepackt und hochengagiert Wahlkampf gemacht. Irmgard Walder repräsentiert Handwerk und Mittelstand in eindrücklicher Manier: zupackend, konstruktiv und sozial engagiert. Dieses Jahr übernahm die fünffache Mutter auch den Vorstand Bündnis für Familie von Alt-Stadträtin Dr. Ellen Breckwoldt.

Liebe Frau Waldner, auch Ihnen wird gewiss nicht langweilig werden mit der Fülle an Ehrenämtern. Und da ist ja auch noch Familie und der Schlosserei, die sich sicherlich über mehr Zeit mit und von Ihnen freuen werden.

Ergün Bulu - 3 Jahre (nachgerückt) - Ehrenmedaille

Wer über Menschen in sozialen Notlagen oder schwierigen Situationen spricht, ob als Politiker, als Journalist oder als Stadtrat, der sollte wissen, von was und von wem er spricht. Ergün Bulut weiß das ziemlich genau, und das macht sein Engagement auch so glaubwürdig. Nach einem Tourismus-Studium in Istanbul, das er wegen politischer Verfolgung abbrechen musste, studierte er Soziale Arbeit an der Katholischen Hochschule Freiburg. Anschließend betreute er in der Heimstiftung Karlsruhe unbegleitete minderjährige Jugendliche, arbeitete er beim Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes in der Schulsozialarbeit und engagiert sich ehrenamtlich mit großem Herz im Bereich Integration, zum Beispiel viele Jahre im MigrantInnenbeirat.

Ergün Buluts Expertise durch seine Arbeit und sein ehrenamtliches Engagement war unter anderem im Ausschuss für Schulen und Weiterbildung, bei der Volkshochschule oder im Migrationsausschuss eine wertvolle Bereicherung.

Weil er weiß, wovon er spricht, und sich so aktiv einsetzt, ist Ergun Bulut kürzlich auch von rechter Seite bedroht worden. Das ist so nicht akzeptabel und wurde auch aus diesem Gremium heraus lautstark kritisiert.

Wir brauchen heute mehr denn je Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen und klar gegen Hetze, Diskriminierung und Gewalt aufstehen. Dies hat - neben vielen anderen hier im Gremium - Herr Bulut sehr direkt getan. Vielen Dank dafür und weiterhin alles Gute, lieber Ergün Bulut.

Karl-Heinz Krawczyk - 5 Jahre - Ehrenmedaille

Der Grundgedanke des „Gemeinderats“ ist der eines Bürgerparlamentes. Bereits in der griechischen Antike kamen alle freien Bürger zusammen, um die Geschicke ihrer Stadt zu lenken und wichtige Richtungsentscheidungen zu treffen. Dies setzte sich fort im Mittelalter, wo vor allem die Handwerkszünfte eine große Rolle spielten.

Warum erzähle ich Ihnen das? Weil auch im Freiburger Gemeinderat das Handwerk immer eine große Rolle spielte - es gibt eine lange und starke Tradition mit sehr aktiven Handwerksmeistern als Stadtrat bzw. Stadträtin. Ich erinnere dabei nochmals an den bereits eingangs erwähnten Bäckermeister Hermann Aichele, aber auch an Alfred Kalchthaler.

Neben den Menschen, die sich beruflich mit oftmals eher theoretischen Fragen beschäftigen, ist es für die Idee des Bürgerparlamentes unverzichtbar, dass es auch Praktiker in seinen Reihen hat. Menschen, ob Gesellen oder Meister, die im wahrsten Sinne des Wortes „ihr Handwerk verstehen“, die sich auskennen mit ihrer Materie, die wissen, wie man eine Aufgabe anpackt, oder die in ihren Betrieben junge Menschen als Lehrlinge ausbilden und so zu kompetenten Gesellen machen. Dazu kommt, dass uns in Freiburg gerade in letzter Zeit viele Themen rund ums Bauen beschäftigt haben, hierbei war die Expertise von Ihnen als Dachdeckermeister enorm wertvoll, das haben Sie erst gestern wieder bewiesen. Zumal Sie sich in Ihrem Betrieb ja auch viel mit Energiespar- und Denkmalschutzfragen beschäftigen.

Lieber Herr Krawczyk, ich wünsche Ihnen alles Gute, persönlich und auch für Ihre Firma, wo man wahrscheinlich so manches Mal in den vergangenen 5 Jahren schmerzlich auf Sie verzichten musste.

Prof. Dr. Klaus-Dieter Rückauer - 5 Jahre - Ehrenmedaille

Sachlich und fair bleiben, entschieden in der Sache, dabei aber vermittelnd und moderat im Tonfall, das sind Eigenschaften, die besonders in unruhigen und bewegten Zeiten gefragt sind. Als Vater von neun Kindern, und einem engagierten Berufsleben als Kinderchirurg, hat Prof. Dr. Klaus-Dieter Rückauer gelernt, den Überblick zu behalten, wenn das Haus wackelt. Denn gerade in solchen Momenten ist Besonnenheit die Tugend der Stunde. Das hat er die letzten 5 Jahre im Gemeinderat unter Beweis gestellt, vor allem dann, wenn es um kontroverse Themen ging.

Sachlich und fair stritt er für das, was ihm wichtig war, und setzte sich unter anderem für soziale Fragen, Bildung und Schulen, für die Unterstützung Geflüchteter, den Erhalt von Freiburgs historischer Bausubstanz, aber auch für Themen wie Nachhaltigkeit und Biodiversität ein.

Die Entscheidungsgewalt und Amtsbefugnisse als Stadtrat beinhalteten für ihn die Verpflichtung, im Sinne der sozial Benachteiligten zu entscheiden. Christliche Nächstenliebe im besten Sinne des Wortes treten als Leitlinie seiner politischen Arbeit deutlich zutage.

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Rückauer, ich wünsche Ihnen, dass Sie nach einem sicher kräftezehrenden Berufsleben und den zurückliegenden 5 Jahren als Stadtrat endlich Zeit finden, sich Ihren vielfältigen Hobbies wie beispielsweise der Literatur und der Musik widmen zu können!

Lukas Mörchen - 5 Jahre - Ehrenmedaille

Lukas Mörchen ist über die Schülermitverwaltung SMV und Jugendarbeit in der katholischen St. Maria-Magdalena- Gemeinde im Rieselfeld in die Politik geschlittert, wie er selber sagte. Und wurde dann mit nem frischen Abi in der Tasche als jüngster Stadtrat in den Gemeinderat gewählt. Zusammen mit Sergio Schmidt hat er Junges Freiburg wiederbelebt und prompt zwei Sitze geholt. Mitreden, Einmischen und die Jugend anhören: Mit Ihrem Auftreten und Ihren Argumenten haben Sie das geschafft und die Perspektiven der Kinder, Jugendlichen und jungen Menschen in den Fokus gerückt. Ihre Hauptthemen sind Kinder-, und Jugendbeteiligung, Digitalisierung, Stadtentwicklung und Klimaschutz. Schließlich ist Lukas Mörchen einer der führenden Köpfe der Fridays for Future Bewegung in Freiburg geworden.

Lukas Mörchen hat in den vergangenen 5 Jahren gezeigt, dass Jungsein und Politisch sein sehr gut zusammen gehen. Zu Anfang der Legislatur konnte man noch nicht ahnen, dass bundespolitisch, ja weltweit die Stimme der Jugend so stark werden und klare Forderungen für Ihre Zukunft stellen wird. Und das sollte die Politik noch ernster nehmen. Ich persönlich tue es jedenfalls. Dafür hat Lukas Mörchen viele Türen geöffnet mit seiner überzeugenden Arbeit hier als Gemeinderat.

Lieber Lukas Mörchen: Sie haben neue Ziele und werden neue Abenteuer anpacken. Als erstes geht es für Sie, wie ich hörte zum Freiwilligendienst nach Nicaragua. Dafür und alles Weitere wünschen wir Ihnen viel Glück, Erfolg und alles Gute!

Simon Waldenspuhl - 5 Jahre - Ehrenmedaille

Als Simon Waldenspuhl vor 5 Jahren für DIE PARTEI in den Gemeinderat gewählt wurde, haben viele erwartet, dass er sich satirisch über die Freiburger Kommunalpolitik und die Arbeit des Gemeinderates lustig machen würde. Manche haben sogar befürchtet, dass er im Sinne einer Spaßpartei das demokratische gewählte Gremium und seine Arbeit nur durch den Kakao ziehen würde - und kein ernstzunehmender Redebeitrag von ihm zu erwarten sei.

Wer das dachte, der hat sich kräftig getäuscht. Innerhalb kurzer Zeit hat Simon Waldenspuhl - damals bei seiner Wahl einer der wenigen Stadträte unter 30 – das kommunalpolitische Handwerk gelernt, und sich mit vollem Einsatz und viel Herzblut eingebracht. Satirische Rhetorik tauchte in seinen Redebeiträgen immer wieder auf – aber bald zeigte sich, dass hinter der humoristischen Schale ein ernster, ein humanistischer Kern zu finden war.

Wenn es im Kulturausschuss um das nicht einfache, oftmals kontroverse Thema Gedenkkultur ging, wenn über die Neuaufstellung des Siegesdenkmals debattiert wurde oder über den Platz der Alten Synagoge, über den dortigen Brunnen und den Umgang mit den Überresten des im Nationalsozialismus zerstörten Gotteshauses – dann war er in seinem Element. Je schwerer, ernster und verantwortungsvoller das Thema, desto mehr war er bei der Sache, und stritt leidenschaftlich und oft mit ausgefeilter Rhetorik für alles, was ihm wichtig war.

Lieber Simon Waldenspuhl, Ihre Wortbeiträge mit satirischen Begründungen für ernste Anliegen haben manche Debatte in diesem Haus bereichert – bei der einen oder anderen künftigen langwierigen Gemeinderatsdebatte werden wir Sie mit ihrem scharfen Wort und der stetigen Prise Selbstironie zurückwünschen. Alles Gute für die Zukunft!

Dr. Brigitte von Savigny - 5 Jahre - Ehrenmedaille

Als promovierte Kunsthistorikerin und Mitglied der Kulturliste lag Dr. Brigitte von Savigny naheliegender weise das kulturelle Leben in Freiburg besonders am Herzen – und bildete so auch den Schwerpunkt ihrer Arbeit im Gemeinderat. Im Kulturausschuss oder in der Augustinerkommission brachte sie engagiert ihre Expertise ein. Besonders setzte sie sich ein für Kunst im öffentlichen Raum oder für den Denkmalschutz. Die Bandbreite und Vielseitigkeit ihres kulturellen Schaffens ist beeindruckend – als Kuratorin von Ausstellungen wie zum Beispiel „Die Stunde des Goldes“ im E-Werk über die Gestaltung des Schwarzwälder Ski-Museums in Hinterzarten bis hin zu ihrer Arbeit als Geschäftsführerin der Freiburger Van-Look-Stiftung, die regelmäßig einen bedeutenden Kunstpreis vergibt.

Wer sich hier in der Region ernsthaft für Kunst interessiert, für den ist Frau Dr. von Savigny die richtige Ansprechpartnerin… Ihre Kenntnisse der hiesigen Galerienszene könnte man schon enzyklopädisch nennen, und ihre Vernetzung in den Freiburger Kultur- und vor allem Kunstbetrieb sind außergewöhnlich. Dazu kam noch ein großes Interesse an Fragen der Nachhaltigkeit und Ökologie – das belegt ihre Arbeit im Umweltausschuss oder im Freiburger Nachhaltigkeitsrat.

Es gibt, zusammenfassend gesagt, wohl in dieser Stadt nur wenig Menschen, die sich nicht nur beruflich in der Kunstszene bewegen, sondern das auch so leben wie Sie, liebe Frau Dr. von Savigny. Deshalb habe ich auch keine Sorge, dass Ihnen in Zukunft langweilig werden könnte, und wünsche Ihnen von Herzen alles Gute.

Ernst Lavori - 5 Jahre - Ehrenmedaille

Als Stadtrat muss man immer eine Art Spagat hinkriegen. Man möchte die Interessen derer, die einen gewählt haben, vertreten – man möchte die Interessen des Stadtteils wahrnehmen, aus dem man herkommt. Gleichzeitig hat man als Stadtrat/ Stadträtin aber auch die Pflicht, gesamtstädtisch zu denken und das Gesamtinteresse der Stadt zu vertreten. Diesen Spagat hat Ernst Lavori hinbekommen: Für seinen Stadtteil Mooswald hat er immer gekämpft, zuerst als langjähriges Vorstandsmitglied im Bürgerverein Mooswald, dann als SPD-Stadtrat. Schließlich hat sich in kaum einen anderen Stadtteil in den letzten 10 Jahren so viel verändert. Deshalb brauchte es auch diesen besonderen Blick. Aber Ernst Lavori hat im Gemeinderat in den vergangenen 5 Jahren gezeigt, dass er über die Mooswald-Grenzen drüberschaut, vor allem mit Themen die auch alle angehen: Sicherheit und Kriminalprävention, Wohnen und der Stadtteil Dietenbach seien an dieser Stelle genannt. Und schon vor seinem Einzug in den Gemeinderat war Ernst Lavori über den Bürgerverein und durch seine Verlagsarbeit über Freiburger Stadtteile und Stadtentwicklung insgesamt mit kommunalpolitischen Themen bestens vertraut.

Lieber Ernst Lavori, Ihre Priorität heißt jetzt Familie, insbesondere Felix und Helena. Dennoch wirst du sicher weiter mit Ideen und Impulsen für deinen Stadtteil aktiv sein. Alles Gute Ernst Lavori!

David Vaulont - 5 Jahre - Ehrenmedaille

Wenn man als Jurist mit Wohnsitz Freiburg im Stuttgarter Umweltministerium arbeitet, muss man viel Zug fahren. Deshalb hatte David Vaulont von den Grünen in den letzten fünf Jahren auch immer viel Arbeit mit in den Zug genommen, um die Zeit ordentlich zu nutzen. Neben seinen dienstlichen Akten konnte er auch Sitzungsvorlagen für den Freiburger Gemeinderat abarbeiten. Manchmal auch mehr als es ihm lieb war, denn die Bahn hielt nicht immer die Fahrpläne zwischen Freiburg und Stuttgart ein. Bei den Zugfahrten ist auch eine Sammlung der kuriosesten Bahndurchsagen entstanden, die inzwischen auf großes Interesse stößt…

David Vaulonts Steckenpferde im Gemeinderat sind Umwelt, Bauen und Verkehr. Auch ein Haushaltsplan schreckt ihn nicht ab, denn solides wirtschaftliches Handeln ist für ihn das A und O.

David Vaulont ist ein gutes Beispiel dafür, dass Politik auch schon in jungen Jahren Spaß machen kann, zumal in Verbindung mit Digitalisierung und neuen Medien. Und als Landessprecher der Bergwacht Schwarzwald musste Vaulont auch hin und wieder mal ganz hoch hinaus. Danke für diesen wichtigen Einsatz.

Lieber David Vaulont, alles Gute für Sie und viel Erfolg!

Dr. Sylvie Nantcha - 8 Jahre (5 plus 3) - Ehrenmedaille

Dr. Sylvie Nantcha ist, wie sie einmal über sich selbst sagte, ein gelungenes Beispiel für Integration, das zeigt ihre Bildungsbiographie mehr als deutlich. Umso erfreulicher, dass sie neben der pädagogischen und politischen Arbeit noch Zeit fand für ihre Hobbies, vor allem Wandern, Kochen und Singen. Und wer einmal ihr herzliches Lachen gehört hat, der wird es nicht vergessen. Das werden mir sicher viele hier im Raum bestätigen.

Dr. Sylvie Nantcha kam 1992 aus Kamerun zum Studieren nach Freiburg. Dem erfolgreichen Studium folgte eine Promotion in interkultureller Germanistik. Außerdem betreute sie an der Universität Freiburg internationale Studierende und Doktoranden und baute die Graduiertenakademie mit auf. Diese pädagogische Arbeit setzte sie bei „Thesis“ fort, einer Plattform für Promovierende zum interdisziplinären Austausch. Diese Erfahrungen im pädagogischen Bereich brachte Dr. Nantcha mit, als sie 2009 für die CDU in den Freiburger Gemeinderat gewählt wurde und in der laufenden Amtsperiode erneut für den verstorbenen Stadtrat Sandler.

Ihr politischer Schwerpunkt ist das Thema Migration und Integration: Sie gehörte dem Migrationsausschuss an und war zuletzt migrationspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion. Als Stadträtin rief sie mit anderen den Prozess für ein Leitbild Migration und Integration ins Leben und war entscheidend beteiligt an der Gründung des Freiburger Integrationspreises. Sie selbst wurde 2011 mit dem Helene-Weber-Preis als vorbildliche Kommunalpolitikerin ausgezeichnet.

Liebe Frau Dr. Nantcha, mit Ihnen verliert der Gemeinderat viel Wissen und Fachkompetenz. Ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft!

Prof. Dr. Lothar Schuchmann - 10 Jahre - Ehrenmedaille

Prof. Dr. Lothar Schuchmann könnte man als kosmopolitisches Bobbele bezeichnen. Geboren in Freiburg, hat er unter anderem in Berlin und Hamburg Medizin studiert, in Garmisch-Partenkirchen und Karlsruhe gelebt und war als Dozent an der TU München tätig.

Seine Großeltern, Eltern und Onkel waren alle Lehrer, hat er der BZ verraten – diesen quasi vorgezeichneten Pfad hat er verlassen, um sich dann doch den Jüngsten in unserer Gesellschaft zu widmen - aber nicht ihrer Bildung, sondern ihrer Gesundheit, als Kinderarzt.

24 Jahre lang betrieb er eine Kinderarztpraxis in Landwasser, ehrenamtlich war er bei amnesty international oder beim Deutschen Kinderschutzbund aktiv.

Ungerechtigkeit erträgt er nicht, vor allem gegen Kinder und Jugendliche. Grund genug, in die Politik zu gehen, um sich seit 2009 im Gemeinderat zu engagieren. Soziale Gerechtigkeit und ein Ende der Kinderarmut, eine verbesserte Schulbildung, aber auch eine gute Versorgung mit Ärzten und Krankenhäusern, das sind Themen, die ihm besonders am Herzen liegen… Und für die er sich unter anderem im Kinder- und Jugendhilfeausschuss oder im Ausschuss für Schulen und Weiterbildung, aber auch im Sozialausschuss oder im Stiftungsrat vehement eingesetzt hat.

Als Alterspräsident des Gemeinderats durften Sie mich in der Gemeinderatssitzung am 26.03.2019 als Oberbürgermeister auf das Wohl der Stadt verpflichten. Herzlichen Dank dafür.

Ihnen, lieber Herr Dr. Schuchmann, alles Gute und viel Kraft und Schwung für Ihre vielen Aktivitäten.

Ibrahim Sarialtin - 10 Jahre - Ehrenmedaille

Ibrahim Sarialtin war seinerzeit das erste Gemeinderatsmitglied türkischer Herkunft. Geboren in Ankara, wird er aufgrund seines rollenden „R“s in der Presse gerne als „ein bayerischer Türke“ bezeichnet, aufgrund seiner Kindheit und Jugendzeit in Puttenhausen zwischen München und Regensburg. Er bezeichnet sich selbst als Gastarbeiterkind, machte eine Ausbildung bei BMW zum KfZ-Mechaniker bzw. Mechatroniker und legte mit seiner kommunalpolitischen Karriere erst richtig los, als er mit seiner Frau und den Kindern nach Freiburg gezogen war. Er war Mitgründer des Arbeitskreises Integration, rief einen alevitischen Verein ins Leben und war zeitweise auch Vorsitzender des türkischen Kulturvereins „Türk-Hog“. Außerdem ist er Gründer und mittlerweile Ehrenvorsitzender des interkulturellen Vereins „Fairburg“.

2009 wurde er in den Gemeinderat gewählt und engagierte sich insbesondere in den Bereichen Integration, Schul- und Bildungspolitik, aber auch bei der Volkshochschule oder im Sportausschuss.

Vor allem den Sport hält er für eine einmalige Möglichkeit zur Integration, insbesondere für junge Menschen. Sowohl durch den Sport als auch durch die Mitarbeit in den Vorständen der Vereine. Er selbst spielt leidenschaftlich gern Fußball und begann mit 15 mit Taekwondo.

Ibrahim Sarialtins eigene Biographie und seine vielfältigen Erfahrungen zwischen Bayern, der Türkei und dem Breisgau waren eine immense Bereicherung für den Freiburger Gemeinderat. Darüber hinaus brachte er sein Wissen beim Verwaltungsgericht Freiburg ein als ehrenamtlicher Richter, beim Deutschen Roten Kreuz und seit einiger Zeit auch als Integrationsberater bei der Industrie- und Handelskammer. Hier kümmert er sich insbesondere um Jugendliche und junge Erwachsene.

Lieber Ibrahim Sarialtin, ob es Ihnen langweilig werden wird? Ich bezweifle das, aber vielleicht kommen Sie jetzt trotz der beruflichen Arbeit dazu, es herauszufinden - denn bei Ihrer Neugierde und Lebensfreude bin ich mir sicher, dass Sie noch eine ganze Menge ausprobieren werden!

Manfred Stather - 15 Jahre - Silbernes Stadtsiegel

Nach 15 Jahren Zugehörigkeit hat leider auch Manfred Stather von den Freien Wählern den Einzug in den Gemeinderat verpasst. Der Handwerker mit Herzblut und langjährige Präsident des Zentralverbands Sanitär-Heizung-Klima hätte sehr gerne weiter für Freiburg gearbeitet. Seine Fraktion schätzt ihn als geradlinigen, pragmatischen und positiven Menschen, der auch noch den richtigen Riecher für die richtigen Themen hatte: Schon in den 80igern beschäftigte er sich geschäftlich mit den Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit, in letzter Zeit waren zum Beispiel die Themen rund um energetische Sanierung und emissionsarmes Heizen bei ihm an der richtigen Stelle. Aber eines der wichtigsten Dinge waren ihm der Mittelstand, der auch den Wirtschaftsstandort Freiburg mitprägt. Arbeitsplätze erhalten und neue schaffen: das war ihm immer ein besonders Anliegen.

Der Familienmensch und sportbegeisterte SC-Fan wird auch weiterhin sein Ehrenamtliches Engagement fortführen. Für seine Hobbys wie Skifahren, Tennis und Nordic Walking wird er nun ohne schlechtes Gewissen mehr Zeit einplanen können.

Lieber Herr Stather. Weiterhin viel Spaß bei den schönen Dingen des Lebens wie Wein , SC Freiburg und Tennis!

Ulrike Schubert - 15 Jahre - Silbernes Stadtsiegel

Ulrike Schubert ist überall da politisch aktiv, wo Einsatz und Wachheit von Nöten sind. Aus der Frauenbewegung kommend hat sich die gelernte Buchhändlerin früh als Betriebsrätin und Verdi-Delegierte engagiert.

Dann kam 2004 die Kommunalpolitik dazu. Als erste Frau der Linken Liste schaffte sie damals den Sprung in den Gemeinderat. Stärkung der Demokratie und Beteiligung waren ihr damals besonders wichtig. Sie hatte Freude an der Arbeit im Gemeinderat, denn ihr gefiel, dass man die Arbeit von Gruppen vor Ort mit Beschlüssen begleiten und unterstützen konnte. Das hat sie immer wieder getan. Vor allem für ihren Stadtteil Vauban, wo sie leidenschaftlich für die Quartiersarbeit eintrat und vieles aus dem Stadtteil in den Gemeinderat und seine Ausschüsse transportierte. Erst vergangene Woche beim Bürgergespräch vor Ort hat Ulrike Schubert wieder genau diesen Austausch hergestellt, als sie Auskunft über den Stand eines Projekts und über die Beschlusslage im Gemeinderat gab. Ulrike Schubert hat sich auch sehr gerne über Fraktionsgrenzen hinweg ausgetauscht und so Dinge mit auf den Weg gebracht wie z.B. das Sozialticket.

Liebe Frau Schubert, alles Gute für Ihre Post-Gemeinderatszeit! Sie werden sich wieder mehr Ihren Hobbys widmen wie Filmen, Fotografieren, Flohmärkte – und immer wieder Frankreich!

Gerhard Frey - 17 Jahre - Silbernes Stadtsiegel

Gerhard Frey will es genau wissen – und liest sich bei einem komplexen Thema erst einmal ein. Bücher hat er viele um sich herum – als gelernter Buchhändler und Geschäftsführer der Jos-Fritz-Buchhandlung im Grün.

Der gebürtige Friedrichshafener hat schon als Kind viel über Kommunalpolitik gelernt: Sein Vater war Bürgermeister eines 5000-Seelen-Ortes am Bodensee. Mit 20 Jahren kam Gerhard Frey nach Freiburg, er hat sich nach eigener Aussage vom kämpferischen Hausbesetzer Schritt für Schritt zu einem grünen „Realo“ gewandelt. Realismus und Pragmatismus, sprich: Umsetzbarkeit, sind Grundsätze, die heute seine Arbeit als Stadtrat prägen. Seit 17 Jahren bringt er sich hier ein und hat bereits fast alle der zahlreichen Ausschüsse kompetent unterstützt. Schwierige Themen und große Herausforderungen machen ihm keine Angst: Wer als passionierter Rennradfahrer die höchsten Alpenpässe erklommen hat, der weiß, dass auch ein steiler Berg nur mit vielen hartnäckigen kleinen Schritten – oder Pedaltritten – erobert werden kann.

Besonders wichtig waren ihm unter anderem eine umweltverträgliche und nachhaltige Abfallwirtschaft, gute und gerechte Bildungschancen für Jugendliche oder die Verbesserung der Kindertagesstätten und der Betreuung von Grundschulkindern.

Lieber Herr Frey, vielen Dank für Ihr langjähriges Engagement – und alles Gute!

Birgit Woelki - 18 Jahre - Silbernes Stadtsiegel

Ich komme nun sehr gerne zu Birgit Woelki, Stadträtin der Grünen seit 2001. Sie stand zwar dieses Jahr noch einmal auf der Liste ihrer Partei, aber nur als Unterstützerin auf einem hinteren Platz. „Alles hat seine Zeit“ sagte sie neulich, „jetzt kommt was anderes“. Birgit Woelki hat hier im Freiburger Stadtrat für Furore gesorgt mit ihrem Einsatz gegen Kinderarmut: Das „Ein-Euro-Essen“ für Schulkinder, das über Freiburg hinaus Nachahmer fand, war ihre Idee, dafür hat sie gekämpft. Als Bildungsexpertin setzte sie sich unermüdlich für die Themen Chancengleichheit in der Bildung und für Rechte von MigrantInnen ein, denn für sie ist schon sehr lange klar, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist.

Und auch die Etablierung von Ferienprogrammen für Schülerinnen und Schülern, die in den Ferien nicht verreisen können, geht auf ihr Konto. Die sei hier nur exemplarisch für die Verdienste für von Birgit Woelki für die Stadt Freiburg genannt. Neben ihrer Tätigkeit in der Fraktionsgeschäftsstelle arbeitet sie auch als freie Dozentin für Deutsch als Fremdsprache. Als Mutter zweier Söhne hat sie sich auch immer in der Kommunalpolitik für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stark gemacht, denn aus eigener Erfahrung weiß sie, wie heftig es ist, alles unter einen Hut zu bringen.

Birgit Woelki wird trotz ihres Ausscheidens als Gemeinderätin auch weiterhin im politischen Umfeld tätig sein: Mit ihrem Frauen-Mentoring-Programm will sie junge Frauen in die Politik bringen und ihre großen Erfahrungswerte weiter geben.

Alles Gute Birgit Woelki!

Graf von Kageneck - 20 Jahre - Silbernes Stadtsiegel

Mit 76 Jahren etwas kürzer treten ist legitim, dachte wohl Graf von Kageneck, als er sich entschloss, nicht mehr auf der CDU-Liste zu kandidieren. Und außerdem rechtzeitig die „pole position“ aufgeben und die jüngere Generation nach vorne lassen. Graf von Kageneck ist deshalb schon vor einiger Zeit bewusst einen Schritt zurück getreten und hat der jungen Kollegin Carolin Jenkner beim Fraktionsvorsitz den Vortritt gelassen. Bis jetzt zum Schluss hat er sich dennoch vor allem für sein Steckenpferd, dem Baubereich fokussiert und leidenschaftlich gewidmet.

Als Parteiloser war er damals im Jahr 1999 in den Gemeinderat gewählt worden. Zehn Jahre davor war von Kageneck bereits in seinem Geburtsort Munzingen im Ortschaftsrat und auch als stellvertretender Ortsvorsteher tätig. In der CDU-Stadtratsfraktion wurde von Kageneck dann 2007 zum Fraktionsvorsitzenden gewählt. Graf von Kageneck war dabei für die Bürgermeisterbank stets ein verlässlicher Partner, mit dem man pragmatisch und sachlich über den richtigen Weg kompetent diskutieren konnte. Auch beim politischen Gegner galt er als „nobler“ Gesprächspartner. Mit seiner ansteckenden Grundfröhlichkeit und seinem unerschütterlichen Optimismus hat Graf von Kageneck stets für eine extrem angenehme Atmosphäre gesorgt und so viele Dinge auf die gute Bahn gelenkt. Und trotz der Leidenschaft für Masterplan, Hebesatz und Verwaltungsrecht hat er doch bei allem zuerst immer den Menschen gesehen.

Auch wenn er jetzt in seiner bescheidenen Art die vordere Bühne verlässt, bin ich mir sicher, dass er seinen Kolleginnen und Kollegen fraktionsübergreifend auch zukünftig für Rat und Tat zur Seite stehen wird. Baustellen sind ja sein Ding, sowohl was die Stadt aber auch sein Zuhause betreffen…. auch hier wird Graf von Kageneck eine neue/ alte Baustelle finden, für die er sich engagieren wird. Denn nur den ganzen Tag Tomaten züchten und Rosen schneiden ist Graf von Kagenecks Ding sicherlich nicht. Eher dann die frei gewordene Zeit für Familie, vor allem für das kleine Enkelkind nutzen.

Lieber Graf von Kageneck, alles erdenklich Gute für Sie und ich freue mich, wenn wir uns hin und wieder über unsere Stadt Freiburg austauschen können.

Udo Harter - 25 Jahre - silbernes Stadtsiegel

Udo Harter kann stolz auf 25 Jahre als Stadtrat zurückblicken.

Während dieser langen Zeit hat er einen hervorragenden Überblick über die Freiburger Kommunalpolitik gewonnen. Das liegt aber auch daran, dass er es als ausgebildeter Fluglehrer gewohnt ist, die Dinge mit Distanz von oben zu betrachten - und dabei das große Ganze im Blick zu behalten.

Folgerichtig war der Erhalt des Freiburger Flugplatzes ihm immer ein großes Anliegen, ja sogar eine Herzensangelegenheit. 1994 kandidierte er für den Gemeinderat, auf der Liste der CDU, und ebenfalls sein inzwischen verstorbener Vater Heinz, Fluglehrer wie der Sohn, aber Kandidat auf der Liste der Freien Wähler. Und: Beide wurden damals gewählt!

Umso erfreulicher, dass er jetzt seine kommunalpolitische Arbeit beenden kann in der Gewissheit, dass der Freiburger Flugplatz trotz des Stadionbaus erhalten bleibt – und sogar die zusätzliche Grasbahn für die Segelflieger dazu gekommen ist.

Aber natürlich hatte er noch mehr als das Fliegen auf seiner Agenda: Als langjähriger stellvertretender Fraktionsvorsitzender und umweltpolitischer Sprecher der CDU-Fraktion war er ein engagierter Stratege, der sich mit viel Umsicht für einen soliden städtischen Haushalt einsetzte. In seiner langen Stadtratszeit arbeitete er in zahlreichen Ausschüssen mit, Schwerpunkte waren vor allem der Haupt- und der Umweltausschuss oder auch die Arbeit als Aufsichtsrat für Flugplatz, ASF oder Badenova.

Udo Harter, allzeit guten Flug!

Prof. Essmann - 25+1 Jahre - Ehrenmedaille

Er hatte 2014 schon Abschied genommen und hat dann doch noch einmal eine unerwartete Ehrenrunde gedreht: Prof. Dr. Essmann war bereits von 1989 bis 2014, also 25 Jahre Stadtrat gewesen. Bei der 2014er Wahl hat es nicht mehr gereicht für ihn, bis er dann doch vergangenes Jahr noch mal in dieses Gremium nachgerückt ist. Nach einem ganzen Viertel Jahrhundert, in dem er als Stadtrat vieles für die Stadtpolitik geleistet hatte, ist er im vergangenen Jahr noch einmal in den Gemeinderat für Türkan Karakurt nachgerückt. Dabei konnte er nahtlos an seine großen Erfahrungen aus den zweieinhalb Jahrzehnten davor anknüpfen.

Zählt man das Jahrzehnt seiner Tätigkeit im Hochdorfer Ortschaftsrat hinzu, war Prof Hans Essmann in der Summe 30 Jahre in gewählten Mandaten für die Stadt Freiburg. In der Liste der Gremien der Stadt gibt es wohl keines, in dem er nicht mitgearbeitet hätte. Von der Forstwissenschaft kam Prof. Essmann beruflich her, fand aber in der Kommunalpolitik ein breites Feld, für das er sich beharrlich und mit ruhiger Art einsetzte. Da war natürlich die Kultur, für die er unter anderem der Mittler im Gemeinderat gewesen ist. Aber auch Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Forst sind Gebiete, bei denen man Prof. Essman nichts vormachen kann. Schließlich hat er sich auch für die Freiburger Partnerstädte engagiert und dort seine Themen und sein Wissen weitergetragen.

Lieber Prof. Essmann, da Sie nicht mehr für den Gemeinderat kandidiert haben, liegt nun eine entspannte Zeit mit weniger Terminen und Verpflichtungen und viel Zeit für Familie und Freunde vor Ihnen.

Alles Gute!

Eckart Friebis - 30 Jahre - Goldenes Stadtsiegel

Wenn es heiß wird, greift der gebürtige Freiburger zum Fächer: Wir kommen zu Eckart Friebis, eine der prägnantesten Persönlichkeiten der letzten 30 ! Jahre, ja ein Urgestein des Freiburger Gemeinderates, ein kommunalpolitischer Profi durch und durch.

In den drei Jahren, bevor er Stadtrat wurde, arbeitete er bereits in der Fraktionsgeschäftsstelle der Grünen, letzteres tut er heute noch. Seitdem dreht sich bei ihm alles um die Politik, denn er war dann auch als Geschäftsführer der grünen Ratsfraktion. Eckhart Friebis sagt über sich selbst und das Selbstverständnis eines Gemeinderates „Ich weiß, ich hab manchmal genervt, aber ein Stadtrat muss auch nerven: er muss kontrollieren, nachfragen, Dinge anstoßen.“ In Hab-Acht-Stellung waren sämtliche Spezialisten im Bauausschuss, denn keiner konnte Bebauungspläne so schön auseinander nehmen wie er. Einen Fehler fand er immer, und wenn es nur die Orthografie betraf…

Stadtrat Friebis hat auch das Umweltdezernat mitbegründet, überhaupt waren die Themen Umwelt, Mobilität, Nachhaltigkeit und alle Aspekte des Bauens und der Stadtentwicklung seine liebsten Themen. Und Themen, bei denen ihm keiner was vormachen konnte, wie zum Beispiel beim Märkte- und Zentrenkonzept. Auch die Baumschutzsatzung war sein Kind, nachdem er sich mit anderen Grünen an Bäume gekettet hatte, um diese zu retten.

Lieber Herr Friebis, Sie werden uns fehlen mit Ihrer Fachkompetenz und ihre hartnäckigen Art, die aber immer im Sinne der Sache, der Themen und des Inhalts war. Sie haben neulich in der Cafeteria gesagt: jetzt ist auch mal genug, denn es gilt auch mal, sich nur noch um sich und seine Gesundheit zu kümmern.

Sie werden jetzt andere Prioritäten setzen: Fahrradfahren, also noch mehr Fahrradfahren, und noch mehr Wandern, Lesen und sich einfach für alles Mögliche mehr Zeit lassen.

Aber ehrlich gesagt: So ganz werden Sie sich nicht raushalten, Sie werden sich weiter engagieren, jetzt wo IHRE Themen quasi auch durch die Jugend zum Tagesgespräch geworden sind. Auch daran merkt man, wie weitsichtig, klug und innovativ Ihr Handeln und Denken in den drei Jahrzehnten gewesen ist.

Vielen Dank für Ihr langjähriges Engagement und alles Gute!

Margot Queitsch - 40 Jahre - Gold. Stadtsiegel

Margot Queitsch, meine sehr verehrten Damen und Herren, sprengt den Rahmen. Als Eckart Friebis, den wir heute als Zweit-Dienstältesten verabschieden, in den Gemeinderat kam, da hatte sie sage und schreibe bereits zwei volle Wahlperioden Vorsprung!

Im Juni 1980 begann die Karriere von Margot Queitsch als Stadträtin. Und diese Karriere sollte volle 8 Wahlperioden anhalten. Das heißt, bei ihr rechnen wir nicht in Jahren wie bei den meisten ihrer heute verabschiedeten Kolleginnen und Kollegen, sondern in Jahrzehnten!

Ab 1989 wurde sie Fraktionschefin… Und dazu kamen noch viele Jahre als Kreisvorsitzende und vor allem auch als Landtagsabgeordnete.

Ihr kommunalpolitisches Steckenpferd war neben der Bildungs- vor allem die Sozialpolitik, insbesondere für Familien und im Kinder- und Jugendbereich. Dieses Feld gestaltete sie als Stadträtin mit, aber auch praktisch, zum Beispiel als lange (Vorsitzende) des Kinder- und Jugendtreffs Haslach, einer stadtteilorientierten Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit.

Die Ausschüsse, in denen Margot Queitsch mitgearbeitet hat, werde ich hier nicht alle aufzählen – sonst würde ich ihre Stadtratszeit ungewollt nochmals um ein Jahr verlängern. Es sind, kurz gesagt, unzählige, und darunter auch manche, die es seit vielen Jahren nicht mehr gibt.

Neben ihrer erfolgreichen politischen Vita und ihrer Familie mit Mann, 3 Kindern und mehreren Enkelkindern hat sie sich auch sportlich mit Erfolg betätigt: In ihrer Jugend bei zahlreichen Wettkämpfen als Schwimmerin, später dann vor allem beim Verein Blau-Weiß Wiehre oder als Beiratsvorsitzende bei den Eisvögeln. Wer weiß: Vielleicht liegt es ja an ihren Schwimmkünsten, dass sie in den manchmal rauen Gewässern der Politik nicht untergegangen ist. Sie selbst hat einmal über ihre Motivation gesagt: „Solange der Spaß an der politischen Arbeit den Ärger überwiegt, mach‘ ich weiter – den Kampfgeist bringe ich als ehemalige Leistungssportlerin mit!“ Und ihr Kampfgeist wirkte: Mehrmals kam sie als Stimmenkönigin aus dem Kommunalwahlkampf. Konsequenterweise wurde sie von der SPD-Gemeinderatsfraktion auch noch zur sportpolitischen Sprecherin ernannt.

Nur eines hat nicht geklappt: Der Badischen Zeitung hatten sie vor einigen Jahren verraten, dass sie als Kind zwei Berufswünsche hatte. Nämlich Nonne oder Opernsängerin. Wir können froh sein, dass aus beiden Berufszielen nichts geworden ist, sonst hätte die Stadt Freiburg jahrzehntelang auf eines ihrer größten kommunalpolitischen Talente verzichten müssen, und das wäre ein großer Verlust gewesen.

Ich wünsche Ihnen, liebe Margot Queitsch, einen schönen, auf jeden Fall wohlverdienten Ruhestand, auch wenn ich vermute, dass der bei Ihnen gar nicht so ruhig werden wird. Auf alle Fälle aber hoffe ich, dass Sie jetzt endlich Zeit haben, die zahlreichen noch nicht getesteten Rezepte aus Ihrer legendären Kochbuchsammlung auszuprobieren!

Reden Stadtrat von Kageneck und Frau Queitsch

Nun freue ich mich auf die Reden von Stadtrat Graf von Kageneck und Stadträtin Queitsch, die beide noch mal stellvertretend für alle ausscheidenden Mitglieder des Gemeinderats das Wort ergreifen werden.