Ausstellung vom 5. Februar bis 21. März 2010

„Schnee von morgen“

Arbeiten von Kanoko Hashimoto

Ein kleiner Ort, ein kleiner Moment. Das Wasser, das sich durch Zeit und Raum bewegt, war nur einen kurzen Moment an diesem Ort. Dort hat es die Spur seines Aufenthalts hinterlassen. Das Wasser wandert durch unsere Welt, trägt Information und ist in jedem Moment gegenwärtig.

Die Ausstellung „Schnee von morgen“ mit Werken der aus Japan stammenden Künstlerin Kanoko Hashimoto zeigt das Kulturamt im Kunsthaus L6.

Die 3,5 mal 7 Zentimeter großen Zigarettenpapierchen, die sie für ihre Wasseraufnahmen verwendet, werden gewöhnlich nicht als Medium der Kunst betrachtet. In den Händen der Künstlerin verwandeln sie sich jedoch in ein feinsinniges Zeugnis ihrer Naturbetrachtung und in Träger einer einzigartigen Zeichnung aus Licht und Schatten.

Mit der Ausstellungs-Installation entsteht ein Zeit-Raum aus Jahr und Tag.

Das Jahr: Die rund 60 Meter lange umlaufende Wand wird zum Abbild des Jahresablaufs mit 365 Tagen. Rund 600 Wasseraufnahmen der Jahre 2004 bis 2009 sind jeweils dem Tag des Jahres zugeordnet, an dem Regen, Schnee, Hagel oder Graupel mit Zigarettenpapier eingefangen wurde.

Der Tag: Die Künstlerin zeichnet auf einem Zigarettenpapier eine Blume oder einen Teil einer Pflanze mit Tau- oder Regenwasser, das sie am Tag vor Ort eingesammelt hat. Auf dem Papier wird das kaum sichtbare Bild wie ein Relief durch die Nässe des Pinsels gebildet. 100 Zeichnungen symbolisieren 100 Blumen, die an dem jeweiligen Tag blühten. An 25 Tagen hat Kanoko Hashimoto je 100 Zeichnungen gemacht und stellt sie erstmals im Kunsthaus L6 aus.

Kanoko Hashimoto, Jahrgang 1960, kam nach einem Kunststudium in Kyoto 1988 mit einem Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes nach Freiburg und studierte bei Jürgen Brodwolf an der Kunstakademie in Stuttgart. Seitdem lebt sie in der Landeshauptstadt. Während ihrer künstlerischen Laufbahn hat sich Hashimoto über Jahre verschiedenen Werkgruppen gewidmet, in denen sie die Flüchtigkeit der menschlichen Existenz zum Thema macht, die auch als Hinweis auf die Verantwortung des Menschen in seiner Welt verstanden werden können. Kanoko Hashimoto wurde mit verschiedenen Stipendien und Preisen ausgezeichnet, ihre bildhauerischen und Objektarbeiten waren in zahlreichen Ausstellungen in Deutschland und Japan sowie als „Kunst am Bau“ zu sehen.

Achim Könneke, Leiter des Kulturamts, eröffnet die Ausstellung gemeinsam mit der Künstlerin am Donnerstag, 4. Februar, um 19 Uhr im Kunsthaus L6, Lameystraße 6. Zur Einführung spricht die Berliner Galeristin Nina Koidl.
Die Ausstellung ist bis zum 21. März donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Von Freitag, 5., bis Sonntag, 7. Februar, steht die Künstlerin während der Öffnungszeit für Gespräche über ihre Arbeit zur Verfügung.

Kanoko Hashimoto, Wasseraufnahmen auf Zigarettenpapier (3,5 x 7 cm); von links nach rechts: 17. April/ 17. 4. 2006 Regen, 2. Oktober/ 2. 10. 2003 Regen, 7. Dezember/ 7.12. 2006 Regen (Foto: Hashimoto)