Pestizidverzicht auf städtischen Pachtflächen

Traktor auf einem Acker mit vielen Krähen

Der Rückgang der Insekten- und Vogelbestände ist vor allem in den europäischen Agrarlandschaften durch eine immer intensivere landwirtschaftliche Nutzung sehr ausgeprägt. Dieser Verlust ist auch im Stadtkreis Freiburg zu beobachten, obwohl durch die kleinteilige Agrarstruktur und viele ökologisch engagierte Landwirte die Rahmenbedingungen für die biologische Vielfalt günstig sind.

Um diesem Arten- und Bestandsverlust vieler Artengruppen im Offenland entgegen zu wirken, sieht eines der acht neuen Biodiversitätsziele der Stadt für landwirtschaftlichen Flächen vor, den Pestizideinsatz zu reduzieren, den Flächenanteil naturnaher Saum- und Randstrukturen zu erhöhen und mehr ökologisch hochwertige Offenland-Lebensräume zu etablieren. Um die Biodiversitäts-Ziele erreichen zu können, hat der Freiburger Gemeinderat Anfang 2019 einen Biodiversitäts-Aktionsplans verabschiedet und zusätzlich Finanzmittel zur Umsetzung bereitgestellt.

Der Biodiversitäts-Aktionsplans vor, dass die Reduktion des Pestizideinsatzes und die Aufwertung von Agrarflächen auf eigenen landwirtschaftlichen Pachtflächen der Stadt vorbildhaft umgesetzt wird. Die Stadt Freiburg hat sich dazu für einen kooperativen Weg mit der Landwirtschaft entschieden und eine innovative und nachhaltige Vereinbarung zum Pachtvertrag in Gesprächen zwischen Stadtverwaltung, Landwirtschaft und Verbänden entwickelt.

Zusatz zum bestehenden Pachtvertrag

Die Vereinbarung beruht auf Kooperation und wird als Zusatz zum bestehenden Pachtvertrag mit den Pächtern der stadteigenen Ackerflächen geschlossen. Der jeweilige Betrieb wird dann von der Stadt gepachtete Ackerflächen künftig ohne den Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln bewirtschaften. Der Verzicht sollte, wenn möglich, direkt auf der städtischen Pachtfläche umgesetzt werden. Ist dies aus Gründen der Lage und Größe inmitten von anderen intensiv bewirtschafteten Äckern im kleinteiligen Realteilungsgebiet fachlich nicht sinnvoll oder wegen der Fruchtfolge nicht möglich, kann auch auf einer anderen zum Betrieb gehörenden Fläche mindestens im gleichen Umfang der Größe der Pachtfläche auf den Einsatz von Pflanzenschutzmittel verzichtet werden. Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist freiwillig, zahlt sich für den Landwirt jedoch aus. Denn wenn der Pächter auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verzichtet, reduziert die Stadt den Pachtzins für die betroffenen Flächen um 50 Prozent.

Zudem wird mit der Vereinbarung die ökologische Aufwertung von den städtischen Ackerflächen durch die Aussaat von artenreichen, an den Standort angepassten Blühmischungen oder die Umsetzung von temporären Ackerbrachen in Kombination mit dem Pflanzenschutzmittelverzicht möglich. Setzt der Landwirt eine solche zusätzliche ökologische Aufwertung um, wird der Pachtzins nochmals um 20 Prozent reduziert. Zudem unterstützt das Umweltschutzamt der Stadt den Landwirt bei der Bereitstellung von regionalem, standortangepasstem Saatgut. Dies soll vor allem für Insekten- und Vogelarten neue Lebens- und Rückzugsräum schaffen und einen Beitrag zum stadtweiten Biotopverbund leisten.

Ökologische Aufwertung

Bereits zum jetzigen Zeitpunkt werden von 589 Hektar landwirtschaftlicher Pachtfläche der Stadt Freiburg etwa 75 Prozent ohne Pestizide bewirtschaftet, davon ca. 380 Hektar Grünland und etwa 70 Hektar Ackerland. Die Vereinbarung wurde im Mai 2019 mit den ersten 5 Landwirten umgesetzt, die nun schon weitere rund 14 ha Ackerland pestizidfrei und mit Blühflächen insektenfreundlich bewirtschaften. Mit dem Programm soll ein Großteil von den verbleibenden ca. 140 Hektar konventionell bewirtschafteter Acker-Pachtfläche pestizidfrei und ökologisch aufgewertet werden. Die Stadt wird dazu im Herbst/Winter 2019 alle Pächter über die Details der Vereinbarung Pestizidverzicht informieren.

Ansprechpartner:
Dr. Harald Schaich, Stellv. Amtsleiter/ Abteilungsleiter Naturschutz (Telefon: 0761-2016120, harald.schaich@stadt.freiburg.de)
Holger Mette-Christ, Naturschutzfachkraft (Telefon: +49 761 201-6189, Holger.Mette-Christ@stadt.freiburg.de)

Vereinbarung zum Pestizidverzicht

Kontakt

Umweltschutzamt
Fehrenbachallee 12
79106 Freiburg
Telefon 0761 201-6101 Sekretariat
Fax 0761 201-6199