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Ein Stadtteil hadert mit seinen Verkehrs- und Mobilitätsproblemen

Günterstal wünscht sich mehr Infrastruktur

Haus mit Torbogen, durch den Autos und Straßenbahnen fahren
Das Tor zu Freiburgs Hausberg: Der Weg zum Schauinsland führt durch Günterstal. (Foto: Seeger/Stadt Freiburg)

Rund 90 Menschen besuchten Anfang März das Bürgergespräch mit Oberbürgermeister Martin Horn in der Mehrzweckhalle der Schule Günterstal. Ein besonderes Anliegen der Anwohnerinnen und Anwohner waren Geschwindigkeitsbegrenzungen auf der Schauinslandstraße, ein besserer Anschluss an das VAG-Netz und mehr soziale Infrastruktur – etwa einen Bäcker oder Wochenmarkt.

Es war ein Sonntag im April vor zwei Jahren. Während in Freiburg zahlreiche Bürgerinnen und Bürger in die Wahllokale strömten, um einen neuen Oberbürgermeister zu wählen, weilte ein bis vor Kurzem unbekannter Martin Horn mit seiner Familie im Waldrestaurant Sankt Valentin in Günterstal. Auch seine ersten Tage in Freiburg verbrachte er anonym zur Untermiete in jenem Stadtteil, der entlegen im Süden liegt. Eine „natürliche Verbindung“ nennt es der heutige Oberbürgermeister. Vielleicht lag es an dieser besonderen Verbindung, dass das Stadtteilgespräch trotz vieler emotionaler Anliegen sehr harmonisch verlief.

Im Mittelpunkt des Stadtteilärgers: Verkehrsprobleme im Neubaugebiet. Fehlende Zebrasteifen, die Abschüssigkeit der Straßen und Tempo 50 auf der Schauinslandstraße sorgen für viele Beinaheunfälle – auch mit Kindern. Seit Jahren, so klagten zahlreiche Rednerinnen und Redner, wird das Thema erfolglos diskutiert. Man habe das Gefühl, vom „Garten- und Tiefbauamt an der Nase rumgeführt zu werden“.

Martin Horn zeigte großes Verständnis: „Subjektiv sage ich es ganz frei heraus: Ich wünsche mir Tempo 40 für die ganze Stadt.“ Das Problem: Rechtlich seien der Stadt die Hände gebunden. Vorhaben dieser Art werden vom Land und Bund einkassiert, so der Oberbürgermeister. Er sagte den Anwohnerinnen und Anwohnern aber einen neuen Ortstermin zu und versicherte: „Mobilität wird das Thema des Jahrzehnts.“

Die niedrige Einwohnerzahl wird dem Stadtteil auch beim Thema Straßenbahn- und Busanbindung zum Verhängnis. Obwohl die Strecke nach Günterstal eine der ersten beiden Stadtbahnlinien war, die im Herbst 1901 in Betrieb genommen wurden, ist es heute der einzige Stadtteil, in dem der Betrieb nach Mitternacht eingestellt wird. „Eine Frage der Rentabilität“, so Martin Horn und entschuldigte sich, erneut den „Spielverderber zu spielen und keine Zugeständnisse zu machen“. Er verwies auf das hohe Jahresdefizit der VAG und auf das erfolgreiche Frauennachttaxi als Alternative.

Das letzte große Thema am Abend: die soziale Infrastruktur in Günterstal. Begegnungsorte der Bürgerschaft verschwinden zunehmend aus dem Stadtteil; es gibt keinen Bäcker – nur ein Café. Das bietet aber prompt an, einem geplanten Wochenmarkt zweimal in der Woche die Terrasse zur Verfügung zu stellen. Es wird versucht, sich gegenseitig zu helfen. Nach dieser Devise handelt auch der Bürgerverein Günterstal: Für 5000 Euro schuf er zwei Geschwindigkeitsmesser an, um das Problem mit zu schnellen Autofahrern in den Griff zu bekommen. Angesichts dieser Bürgerhilfe endete der Abend mit lautem Beifall und viel Zuspruch des OB für den Stadtteil.