Doppelte Premiere bei "OB vor Ort" in der Steinriedhalle

Waltershofener wollen mit dem Rad nach Gottenheim

Rund 130 Bürgerinnen und Bürger waren am vorvergangenen Mittwochabend in die Steinriedhalle gekommen, um Oberbürgermeister Martin Horn kennenzulernen und ihm ihre Anliegen vorzutragen. Dabei kam es zu einer doppelten Premiere: Erstmals war der Wissensdurst schon weit vor Ablauf des Zweistundentermins gestillt. Und es gab ein Thema, das alle anderen deutlich überlagerte: Den Ausbau der Radwegeverbindung nach Gottenheim.

Velo zum Zug: Wer mit dem Rad zum Halt der Breisgau-S-Bahn nach Gottenheim fahren möchte, muss dazu über die Landstraße fahren. Das nehmen Rennradler schon mal in Kauf, für Alltagsradler oder gar Kinder ist das aber keine Option, finden die Waltershofener. (Foto: A. J. Schmidt)
Velo zum Zug: Wer mit dem Rad zum Halt der Breisgau-S-Bahn nach Gottenheim fahren möchte,muss dazu über die Landstraße fahren. Das nehmen Rennradler schon mal in Kauf, für Alltagsradleroder gar Kinder ist das aber keine Option, finden die Waltershofener. (Foto: A. J. Schmidt)

Trotz vorgerückter Stunde und herbstlichem Wetter stieß die Reihe „OB vor Ort“ auch in Waltershofen auf reges Interesse. In der gut gefüllten Steinriedhalle ging es nach kurzer Begrüßung durch die Ortsvorsteherin Petra Zimmermann und Oberbürgermeister Martin Horn gleich in die obligatorische Fragerunde. Die erste Nachfrage bezog sich auf die Situation der Älteren. Nach aktuellen Prognosen wird Waltershofen – nicht zuletzt dank der geplanten Baugebiete Niedermatten und Breikeweg – in den kommenden Jahren um rund 22 Prozent wachsen, allerdings weit überdurchschnittlich in den Altersgruppen über 60. Für diesen Personenkreis eine gute Infrastruktur bereitzustellen mit bedarfsgerechten Betreuungsangeboten und guten Verkehrsanbindungen bezeichnete Horn als „zentrale Herausforderung“. Unter anderem darum wird es auch beim ersten Tunibergforum gehen, das am 29. Oktober in Tiengen stattfindet.

Als nächstes kam dann schon das Thema zur Sprache, das die Diskussion des Abends beherrschen sollte: die ÖPNV-Anbindung. Zum einen gab es eine Nachfrage, ob es weiterhin bei der direkten Busverbindung in die Freiburger Innenstadt bleibt. Dazu konnte der OB keine abschließende Auskunft geben, da die VAG aktuell die Bürgerbefragung auswertet und diesbezüglich noch keine Entscheidung getroffen hat.

Von mehreren Bürgerinnen und Bürgern wurde dann erneut der Wunsch geäußert, einen gut befahrbaren Radweg nach Gottenheim zu bauen, um Berufspendlern den Umstieg auf die Breisgau-S-Bahn zu erleichtern. Der heutige Weg sei „lebensgefährlich“. Tatsächlich ist dieser Radweg Bestandteil des 2012 verabschiedeten Radverkehrskonzepts 2020. Dort wird sein Nutzen als sehr hoch eingeschätzt, allerdings auch der Aufwand, da der Neubau eines Radwegs neben der Straße nötig ist, mit Eingriff in die Natur und entsprechendem Grunderwerb. Für Planung und Bau entlang der Landesstraße 187 ist als Vertreter des Landes das Regierungspräsidium (RP) Freiburg zuständig. Gegenüber anderen Projekten musste der Radweg dort aber bislang zurückgestellt werden. Die Stadt strebt aber weiterhin eine zeitnahe Realisierung an. „Die Botschaft ist angekommen“, sagte OB Horn und nahm auch den Hinweis auf, das Thema Radfahren vermehrt unter Aspekten der Tourismusförderung zu betrachten. Im Bereich der Mobilität brauche es eine Vision „Freiburg 2030“, bei der man den Radverkehr strukturell stärken müsse. Dabei sieht er auch Bund und Land in der Pflicht, deren Förderung zuletzt zwar deutlich erhöht worden sei, aber immer noch nicht ausreiche.

Beim Thema Breitbandausbau konnte Martin Horn zwar keine sofortige Verbesserung versprechen, teilte aber mit, dass das Thema wichtiger Bestandteil der Digitalisierungsstrategie sei, über die der Gemeinderat Anfang Dezember entscheidet. Nur wenige Nachfragen gab es zu den geplanten Neubaugebieten Niedermatten und Breikeweg. Nach teils jahrzehntelangem Vorlauf seien diese so weit gediehen wie noch nie, so Horn. Schon 2022 könnte die Bebauung am Breikeweg starten. Die Planungen so zu optimieren, dass es dabei zu möglichst geringen Einschränkungen für den Probebetrieb des Musikvereins kommt, sagte er zu. In jedem Fall wird der Bevölkerungszuwachs die Schaffung zusätzlicher Kindergarten- Betreuungsplätze notwendig machen. „Der Mehrbedarf muss eingeplant werden“, so Horn.

Abschließend kam noch das Thema weiterführende Schule zur Sprache. Der OB bestätigte, dass mit großer Wahrscheinlichkeit eine zusätzliche Schule in Freiburg erforderlich sei. Deren Standort müsse man auch unter Einbeziehung der Region diskutieren. Erstaunlich war das recht deutliche Ergebnis einer Spontanabfrage im Publikum: Die Mehrheit bevorzugte die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule.