Sammlungs-Check
Beim ersten Sammlungs-Check Termin kam die Besucherin C.M. mit einem kleinen Sammlungsrätsel: Sie brachte Porzellan-Knöpfe vorbei, von denen sie zahlreiche im Garten gefunden hatte.
Vermutlich handelt es sich dabei um Knöpfe aus der Rislerschen Knopffabrik.
Jeremias Risler war ein bedeutender Freiburger Industrieller des 19. Jahrhunderts aus einer elsässischen Fabrikantenfamilie. Am Gewerbekanal in der Kartäuserstraße gründete er 1840 die „Badische Woll- und Baumwollkratzen-fabrik“ als Aktiengesellschaft. Das Unternehmen erzielte mit einem eigenen Patenten und besten Beziehungen in die Freiburger Stadtgesellschaft sowie ins Ausland gute Erfolge. 1847 folgte die Gründung einer Porzellanknopffabrik mit einem Werk in der Wiehre mit über 70 Fabrikarbeitern, dazu auch Kindern als Hilfskräfte, sowie zahlreiche Heimarbeitern, darunter viele Frauen.
Die Fabrik und Produktion wuchs bis in die 1870er Jahre stark an auf 800 feste Mitarbeiter und rund 2.000 Heimarbeiter. Die Löhne waren dabei sehr niedrig bei 7 bis 10 Pfennigen pro Stunde für Heimarbeiter. Jeremias Risler wirkte bedingt durch den Erfolg auch als Präsident der Freiburger Handelskammer (Vorläufer der IHK) und als Stadtverordneter.
Angeschlossen an die Fabrik wurden wohlfahrtliche Einrichtungen gegründet, darunter 1867/68 Wohnhäuser für die Beschäftigten, die „Knopfhäusle“, die mit sehr günstiger Miete für die Angestellten zu haben waren. Erweitert wurde die Siedlung nach 1886 um ein Sozialhaus mit Volksküche, einen Konsum, eine Kinderbewahranstalt, ein Mädchenheim, eine Krankenpflegestation und eine Fabriksparkasse. Ziel dabei war neben Rislers sozialem Verantwortungsgefühl auch immer, die Arbeitskraft der Angestellten zu erhalten und möglichst gut ausnutzen zu können.
Jeremias Risler und vor allem sein Sohn Emil als sein Nachfolger ab 1884 verkörperten für die sozialdemokratische Arbeiterbewegung wie keine anderen Freiburger Unternehmer das Streben des Kapitals nach Profit und Expansion. Kritisiert wurden vor allem die teilweise gesundheitsgefährdenden Arbeitsbedingungen, die niedrigen Löhne und die langen Arbeitszeiten. Ab 1910 wurde die Knopffabrikation nach Herzogenrath bei Aachen verlegt, die Verwaltung blieb bis 1927 in Freiburg. Das Werk am Niederrhein produzierte noch bis 1977.
Zum Weiterlesen:
„Der Mensch muss höher geschätzt werden als die Ware. Stadtgeschichte im Spiegel der Firmengeschichte“ von Manfred Lallinger und Hans Schrader. In: Geschichte der Stadt Freiburg, Band 3., S. 690-695.
Termine:
Wer seine Objekte zum Sammlungs-Check (mit Peter Kalchthaler) mitbringen möchte kann dies zu folgenden Terminen tun:
25.4., 23.5., 20.6., 12.9., jew. 15 -17 Uhr
Museum für Stadtgeschichte