Mobilitätspodcast: "Hier bewegt sich was!"

Folge 5: Der Klimamobilitätsplan Freiburg

Freiburg will bis 2030 die verkehrsbedingten CO2-Emissionen stark reduzieren. Wie das gelingen soll, erklären Florian Kurt, ehemaliger Leiter der Stabsstelle Mobilität der Stadt Freiburg und Prof. Dr. Wilko Manz von der RPTU Kaiserslautern.

Wie Freiburg den Verkehr klimafreundlicher gestaltet

Das klären wir in dieser Folge, gemeinsam mit Florian Kurt, dem ehemaligen Leiter der Stabsstelle Mobilität der Stadt Freiburg, und Prof. Dr. Wilko Manz vom Institut für Mobilität und Verkehr der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität.

Folge 5: Der Klimamobilitätsplan Freiburg

Mit dem Klimamobilitätsplan will Freiburg bis 2030 die verkehrsbedingten CO<sub>2</sub>-Emissionen um mindestens 40% reduzieren – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt 2035.

Gelingen soll das mit 65 konkreten Maßnahmen, die im Klimamobilitätsplan definiert sind. Sie betreffen zum Beispiel die Bereiche Infrastruktur, Steuerung des Autoverkehrs oder Verbesserung des ÖPNV-Angebots. Manche Maßnahmen werden Sie als Bürger_innen im Alltag kaum wahrnehmen, andere sehr wohl.

Was genau der Klimamobilitätsplan für die Stadt bedeutet und was sich für die Bürgerinnen und Bürger verändern wird, haben wir bei unseren beiden Gästen nachgefragt.

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Intro / Moderatorin: Herzlich Willkommen zum Mobilitätspodcast „Hier bewegt sich was!“. Schön, dass Sie eingeschaltet haben. Mein Name ist Kristina Kühne und ich begleite Sie durch alle 8 Folgen. Die Stadt Freiburg setzt sich seit vielen Jahren für eine klimafreundliche Mobilität ein – sei es durch gut ausgebaute Fuß- und Radwege, verlässliche Stadtbahn- und Busverbindungen oder Sharing-Angebote für Fahrräder und Autos. Der Podcast soll zeigen: Hier bewegt sich was! Wir sprechen mit Zuständigen der Stadt Freiburg, aber auch mit Bürgerinnen und Bürgern zu allen möglichen Themen rund um Mobilität in Freiburg, zu Infrastrukturprojekten und dem Wunsch, gemeinsam eine lebenswerte Stadt zu gestalten. Denn nicht zu handeln, ist keine Option! Jetzt oder Now. Freiburg steigt um: Für dich. Für die Stadt. Fürs Klima. Hören wir mal rein!
 
Moderatorin: Freiburg hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2035 als Stadt klimaneutral zu sein. Hierfür werden schon jetzt viele Klimaschutzprojekte umgesetzt und CO<sub>2</sub>-Emissionen durch verschiedene Maßnahmen reduziert. Doch während es zum Beispiel dank Ökostrom und Gebäudesanierung in vielen Bereichen große Fortschritte zu vermelden gibt, hinkt die Mobilität hinterher.
 
Florian Kurt: Der Verkehrssektor ist das Sorgenkind beim Klimaschutz, nicht nur in der Stadt Freiburg, auch bundes- und europaweit. Wir in Freiburg müssen feststellen in unserer städtischen Klimabilanz, dass wir trotz deutlicher Bemühungen, in den zurückliegenden Jahren die verkehrsbedingten klimawirksamen Emissionen zu reduzieren, dass wir da eben bisher viel zu wenig erreicht haben.
 
Moderatorin: Das sagt Florian Kurt, Leiter der Stabsstelle Mobilität der Stadt Freiburg. Zwar sind in Freiburg bereits viele Menschen umweltfreundlich zu Fuß, auf dem Rad oder mit Bus und Bahn unterwegs, trotzdem sind die Emissionen durch den Autoverkehr in den letzten Jahren gestiegen statt gesunken. Grund dafür ist zum einen der Pendler-Verkehr aus dem Umland. Zum anderen aber haben die Freiburgerinnen und Freiburger selbst überdurchschnittlich viele Autos. Wie also kann es gelingen, die durch Mobilität verursachten CO<sub>2</sub>-Emissionen so zu reduzieren, dass der Verkehr das Ziel der Klimaneutralität nicht gefährdet? Um noch entschiedener zu agieren, hat die Stadt den „Klimamobilitätsplan“ erstellt.
 
Florian Kurt: Der Klimamobilitätsplan kommt nun mit einem großen Ziel, nämlich die verkehrsbedingten CO<sub>2</sub>-Emissionen bis 2030 um 40 % mindestens zu reduzieren. Und das wollen wir mit einem großen Bündel an städtischen Maßnahmen erreichen, die wir in diesem Klimamobilitätsplan definiert haben aus allen Bereichen der Mobilität.
 
Moderatorin: Als erstes denken Sie dabei vielleicht an die Infrastruktur. Richtig. Es sollen zum Beispiel neue Radwege und neue Stadtbahnlinien gebaut werden. Außerdem will die Stadt weitere nachhaltige Mobilitätsangebote schaffen und ausbauen – Carsharing zum Beispiel. Und auch bei der Planung von neuen Wohn- und Gewerbegebieten kann die Stadt aktiv Einfluss auf die dortige Mobilität nehmen, indem ÖPNV-Haltestellen direkt mitgedacht und weniger Parkplätze geplant werden. Und weil eben vor allem der Autoverkehr die CO2-Emissionen verursacht, steht auch dessen Regulierung im Klimamobilitätsplan. 65 konkrete Maßnahmen insgesamt hat die Stadt identifiziert und benannt. Sie alle sollen dazu beitragen, die Emissionen im Verkehr deutlich zu reduzieren. Florian Kurt nennt uns einige konkrete Beispiele.
 
Florian Kurt: Wir werden immer bessere Angebote im Stadtbahnnetz haben, im Busnetz, im Radnetz und auch für den Fußverkehr. Da wird mehr zur Verfügung stehen. Man wird schneller vorankommen, mit dem Fahrrad beispielsweise durch die Stadt. Da geht es um den weiteren Stadtbahnausbau des Stadtbahnnetzes – in den neuen Stadtteil Dietenbach, nach Littenweiler, die nördliche Unterführung des Hauptbahnhofs. Es gibt das Thema Radverkehrsinfrastruktur-Ausbau, Fußverkehrsinfrastruktur, aber auch E-Mobilität voranzubringen durch den Ausbau von Ladeinfrastruktur. Es gibt das Handlungsfeld Steuerung des Autoverkehrs. Da geht es darum, einerseits die Parkraumbewirtschaftung deutlich auszuweiten, mehr Stadtgebiete mit Bewohnerparkregelungen zu versehen, aber auch das Kurzzeitparken dort, wo es umgesetzt ist, regelmäßig preislich so anzupassen, dass es weniger attraktiv ist, mit dem Auto in die Stadt zu fahren und im Umkehrschluss attraktiver wird, mit Bus und Bahn oder Fahrrad in die Stadt zu fahren.
 
Moderatorin: Eine nachhaltige Mobilität zu ermöglichen, das ist also das Ziel des Klimamobilitätsplans. Mit dem hat sich die Stadt viel vorgenommen. Und auch wenn dieser erst mal nur auf einem Blatt Papier steht: Es geht nicht um Theorie, es geht um konkrete Maßnahmen, die dem Ziel der Klimaneutralität dienen. Manche Maßnahmen werden Sie als Bürgerinnen und Bürger im Alltag kaum wahrnehmen, andere sehr wohl. Teilweise wird sich das Stadtbild durch die Maßnahmen deutlich verändern. Wie genau, das habe ich Prof. Dr. Wilko Manz vom Institut für Mobilität und Verkehr der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität gefragt. Er war an der Erstellung des Klimamobilitätsplans beteiligt.
 
Wilko Manz: Die Stadt bleibt hübsch und lebenswert und wird vielleicht sogar noch hübscher und noch lebenswerter. Wenn wir es schaffen, weniger Autonutzung umzusetzen, sollte das auch dazu führen, dass vielleicht der Stadtraum von dem Autoverkehr entlastet wird und wir Platz gewinnen, der attraktiv sein kann. Auf der anderen Seite brauchen wir Platz auch für den Umweltverbund, also die Verkehrsmittel Zu-Fuß-gehen, Fahrrad fahren und die Straßenbahnen und die Linienbusse. Und insofern werden wir den vorhandenen Platz umverteilen und diese Verkehrsmittel künftig noch stärker in den Fokus rücken.
 
Moderatorin: Weniger Autos machen die Stadt also attraktiver, sagt Dr. Wilko Manz. Ihm ist aber auch bewusst, dass gerade Autofahrende vor einer Umstellung stehen. Doch am Ende werden von weniger Autos in der Stadt alle profitieren.
 
Wilko Manz: Es ist richtig, dass wir auch künftig nicht ohne Auto leben wollen und werden. Wir werden uns häufiger die Frage stellen, mit wie wenig Platz kann denn der Kfz-Verkehr auskommen, und wenn es gut gemacht ist, profitieren alle davon. Die Anwohner, weil es weniger Lärm gibt, die Besucher, weil die Stadt attraktiver ist. Die Lebensqualität steigt und die Stadt wird dadurch für alle ein noch besserer Ort zum Leben und Arbeiten. Die politische oder die planerische Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen so anzupassen, dass es attraktiv ist, das Auto so oft wie möglich stehen zu lassen und so häufig wie möglich eben Fahrrad, zu Fuß und eben die Straßenbahn und Bus zu benutzen.
 
Moderatorin: Wir haben bis jetzt also gehört, warum die Stadt Freiburg einen Klimamobilitätsplan erstellt hat und welche Ziele sie damit verfolgt. Außerdem haben uns die Experten einen Einblick gegeben, in welchen Bereichen wir mit Veränderungen rechnen können. Bleibt noch die Frage, bis wann das alles passieren soll und wie es konkret weitergeht.
 
Florian Kurt: Es ist genau definiert, in welchen Jahren zu welchen Maßnahmen welche Schritte erfolgen sollen. Es ist auch abgeschätzt, wie viel finanzielle Mittel wir dafür brauchen, wie viel Personal wir dafür brauchen, so dass wir eine sehr konkrete Umsetzungsperspektive haben. Die muss natürlich in der Stadtverwaltung geplant werden, die Gelder müssen bereitgestellt werden und das muss dann alles ineinandergreifen. Aber all das, was noch nicht entschieden ist, das muss per Gemeinderatsbeschluss noch explizit beschlossen werden und muss auch in die städtischen Doppelhaushalte hinein, um die entsprechenden Mittel, die wir brauchen, zur Umsetzung, das entsprechende Geld auch bekommen zu können.
 
Moderatorin: Der Gemeinderat hat dem Klimamobilitätsplan also bereits zugestimmt. Die Maßnahmen müssen aber noch einzeln beschlossen und finanziert werden. Das klingt erstmal nach einem langwierigen Prozess. Dennoch sollen bis 2030 alle 65 Maßnahmen des Klimamobilitätsplans komplett umgesetzt sein. Und es muss auch so schnell gehen, wenn Freiburg bis 2035 klimaneutral sein will. Denn bis die Maßnahmen die gewünschte Wirkung entfalten, dauert es ja noch ein bisschen. Unser Mobilitätsverhalten ändern wir nicht von heute auf morgen. Da ist es gut, dass es bereits einige Erfolge zu vermelden gibt: So hat die Freiburger Verkehrs AG (VAG) schon eine erste Schnellbuslinie in Betrieb genommen, von Munzingen bis zum Hauptbahnhof. Außerdem hat die Stadt in den letzten zwei Jahren massiv in den Ausbau des Radverkehrsnetzes investiert. Auch das ist Teil des Klimamobilitätsplans – genau wie Radabstellanlagen und Mobilitätsstationen. An diesen werden verschiedene Verkehrsmittel wie Stadtbahnen, Carsharing und die Frelo-Leihfahrräder gebündelt und praktisch miteinander verknüpft. An diesen Beispielen wird deutlich: Es geht der Stadt nicht darum, irgendetwas zu verbieten. Vielmehr will die Stadtverwaltung nachhaltige Angebote für Bürgerinnen und Bürger schaffen.
 
Florian Kurt: Weil, wir können als Stadt ja die Verkehrswende bzw. die Änderung des Verkehrsverhaltens von uns allen nicht verordnen. Wir können Angebote machen, auf der einen Seite, wir können auf der anderen Seite den Autoverkehr etwas unattraktiver machen.
 
Moderatorin: Wenn wir alle diese Angebote mehr und mehr nutzen, reduzieren wir automatisch die vom Verkehr verursachten CO<sub>2</sub>-Emissionen. Und das ist ja das wichtigste, wenn auch nicht das einzige Ziel des Klimamobilitätsplans, wie Dr. Wilko Manz erklärt:
 
Wilko Manz: Die wichtigste Dimension sind natürlich die vermiedenen CO<sub>2</sub> -Emissionen, die durch die Maßnahmen und durch die veränderten Mobilitätsweisen der Bevölkerung dann realisiert werden können. Es gibt aber auch die Dimension, dass die Stadt funktionieren muss weiterhin. Wir brauchen eine funktionsfähige Stadt, die lebenswert ist, wo die Wirtschaft funktioniert, wo eben auch der Austausch, und dafür brauchen wir unsere Mobilität, dann gut funktioniert. Und wir brauchen eine Stadt, in der Konsens besteht, in der die Bevölkerung gemeinsam an einem Strang zieht und hinter den Maßnahmen steht und eben diese auch unterstützt, auch wenn es nicht in jedem Fall bequemer und einfacher wird, sich in der Stadt zu bewegen, was heute mit dem Auto ja sehr bequem und einfach geht.
 
Moderatorin: Deswegen ist es der Stadt eine Herzensangelegenheit, Sie als Bürgerinnen und Bürger eng in diesen Prozess einzubinden und mit ins Boot zu holen. Gemeinsam als Stadtgesellschaft müssen wir hinter dem Ziel und den Maßnahmen des Klimamobilitätsplans stehen und sie gemeinsam umsetzen.
 
Florian Kurt: Jede und jeder Einzelne muss, um die Klimaziele erreichen zu können, die wir uns gegeben haben, ihr und sein Verkehrsverhalten täglich ein bisschen ändern und da, wo es eben geht, auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen. Wir wollen Sie, liebe Bürgerinnen und Bürger, alle mitnehmen auf den Weg zu einer klimafreundlicheren Mobilität in Freiburg und bei der täglichen Verkehrsmittelwahl unterstützen, die klimafreundlichen Verkehrsmittel stärker zu nutzen.
 
Outro / Moderatorin: Ich hoffe, Sie haben etwas Neues gelernt, was Sie über klimafreundliche Mobilität in Freiburg noch nicht wussten. Mobilität hat viele Facetten. Wenn Sie mehr darüber erfahren möchten, hören Sie doch auch in die anderen Folgen des Podcasts rein. Auch im Netz finden Sie viele weitere Informationen, und zwar unter www.freiburg.de/jetztodernow.  Denn Freiburg steigt um: Für dich. Für die Stadt. Fürs Klima. Also steigen Sie doch mit uns um – wann immer und so oft es Ihnen möglich ist. Und erkunden Sie so Ihre Stadt vielleicht noch mal aus einer anderen Perspektive. Ich wünsche viel Spaß dabei und sage Tschüss, auf Wiederhören!

Weitere Folgen

Folge 1: Das Freiburger Radnetz
Folge 2: Barrierefrei mobil sein.
Folge 3: Das Fahrradverleihsystem Frelo
Folge 4: Der SC Freiburg: Engagiert für klimafreundliche Mobilität.
Folge 5: Der Klimamobilitätsplan Freiburg
Folge 6: Sicher im Straßenverkehr
Folge 7: Zu Fuß unterwegs

ab 21. Mai 2024

Folge 8: Das Stadtbahnnetz wird ausgebaut

ab 28. Mai 2024