An der Emil-Thoma-Realschule wird Umweltbildung groß geschrieben

Schneeschuhwandern statt Frontalunterricht

Die Realität da draußen“, sagt Hans-Jürgen Muri, „ist genauso wichtig wie digitale Themen.“ Der Schulleiter der Emil-Thoma-Realschule legt deshalb gemeinsam mit seinem Team viel Wert auf eine umfassende Umweltbildung der Schülerinnen und Schüler. So oft wie möglich heißt es an der Schule in Freiburg-Oberwiehre dann: Ab nach draußen.

Schulklasse beim Schneeschuhwandern im Winter. (Foto: S. Kanis)
Unterricht im Freien: Wer Natur und Faune kennelernen möchte, tauscht an der Emil-Thoma-Realschule schonmal den Klassenraum gegen Schneeschuhe und Frischluft. (Foto: S. Kanis)

Das beginnt bereits in der fünften Klasse. Die Schülerinnen und Schüler aller fünften Klassen gehen einmal die Woche ins Waldhaus, dafür ist ein fester Termin reserviert. Von der Schule aus laufen die Kinder gemeinsam mit den Lehrern durch den Sternwald Richtung Günterstal. „Allein das ist für viele schon ein Erlebnis“, sagt Muri, „viele kennen den Wald an sich überhaupt nicht. Auch eine solche Strecke zu laufen sind viele Kinder gar nicht gewohnt.“ Vor Ort im Waldhaus unterrichten Förster, Jäger und weitere Fachreferenten das Fach BNT – Biologie, Naturphänomene, Technik. Welche Tiere leben im Wald? Wie kann ich diese erkennen? Wie wachsen Pilze? Welche Pflanzen finde ich am Rand von Gewässern? „Außerdem“, sagt Muri und lacht, „pflanzen wir den Wald wieder auf.“ In der Klimapflanzschule nämlich suchen sich alle Fünftklässlerinnen und Fünftklässler einen Baumsamen aus und ziehen daraus kleine Pflanzen. Diese werden in der sechsten Klasse im Wald gesetzt – dort, wo er die nächsten 50 Jahre in Ruhe wachsen kann. In den Klassen 6, 7 und 8 begleitet der Wald die Schülerinnen und Schüler immer wieder in verschiedenen Projekten. Zum Beispiel gehen sie gemeinsam mit einem Förster und dem Ranger auf dem Feldberg Schneeschuhwandern, zudem gibt es das Wochenprojekt „Schulverwaldung“ mit angewandten Kenntnissen aus dem Unterricht in Technik, Physik und Biologie.

Auch das Kollegium legt großen Wert auf Anschauungsunterricht, für den man die Schule verlassen muss. So wollte ein Kollege neulich mit seiner Klasse über den Schlossberg auf den Kanonenplatz zu den Resten der Vauban’schen Festung, deutsch-französische Geschichte live sozusagen. „Da habe ich gerne Ja gesagt“, erinnert sich Muri. In einer Doppelstunde ist ein solches Unterfangen kaum zu schaffen. Die nötige Zeit hat sich die Emil-Thoma-Realschule geschaffen, indem sie den Stundenplan neu strukturiert hat. Seit zwei Jahren gibt es ein sogenanntes Kernfachband: In der ersten bis dritten Stunde haben die Schülerinnen und Schüler der Klassen 5 bis 8 Deutsch, Englisch oder Mathematik. Da alle Parallelklassen das gleiche Fach zum gleichen Zeitpunkt haben, können die Lehrer sich austauschen und zusammenarbeiten. Am späteren Vormittag, von der vierten bis zur sechsten Stunde, folgt das Kursband. Das sind dann Fächer wie Geschichte, Geographie oder Religion. Der Stundenplan – und damit das Kursband – wechselt zweimal im Schuljahr. Das ist an der Emil-Thoma-Realschule nämlich nicht in Halbjahre, sondern in Trimester aufgeteilt. „Der Vorteil dieses Kursbandes ist, dass so jedes Fach dreistündig unterrichtet wird“, erklärt Muri, „das bietet deutlich mehr Möglichkeiten für Projektarbeit und außerschulische Lernorte und wertet die Nichtkernfächer auf.“ Zur Unterstützung des individuellen Lernens und der Differenzierung werden als Baustein des schuleigenen Medienkonzepts die 50 iPads eingesetzt.

In der Ankommenszeit zwischen 7.45 Uhr und 8 Uhr wird noch nicht mit dem Unterrichtsstoff begonnen. Diese Viertelstunde wird genutzt, um gemeinsam und entspannt zum Beispiel mit stillem Lesen in den Unterrichtstag zu starten. Die ganzheitliche Betrachtung des Lernens und Erfahrungsammelns genießt an der Emil-Thoma-Realschule eine hohe Priorität. „Es geht dabei um eine enge Beziehung der Schülerinnen und Schüler in einer Klassengemeinschaft und auch um eine gute Lehrer-Schüler-Bindung“, sagt Hans-Jürgen Muri. Er ist überzeugt: Wenn die Beziehungsebene stimmt, ist es einfacher und für alle gewinnbringender, miteinander zu arbeiten. Zusammen mit zwei Partnerklassen der Richard-Mittermaier-Schule lernen Kinder mit und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam und profitieren voneinander. So wird frühzeitig Verantwortung für ein gesellschaftliches Miteinander übernommen. Damit das Fundament für eine gute Lehrer-Schüler-Beziehung gelegt werden kann, arbeitet die Emil-Thoma-Realschule mit kleinen Lehrerteams pro Klasse. „Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass es den Lernstress erhöht, wenn Fächer und Lehrpersonen schnell wechseln“, sagt Muri. „Bei uns hat ein Schüler nie mehr als fünf Lehrer pro Woche – das vereinfacht auch die Absprachen unter den Lehrkräften enorm.“

Auch nach außen hin funktionieren Absprachen und Beziehungen bestens: Die Eltern können sich jederzeit ins elektronische Klassenbuch über WebUntis einloggen und abrufen, was in welchem Fach gerade durchgenommen wird und welche Hausaufgaben heute dran sind. Sie sehen auch, ob ihr Kind vielleicht zu spät gekommen ist. „Wir sind hier sehr für Klarheit und Transparenz, das vereinfacht vieles für alle Beteiligten“, sagt Muri. Transparent sind auch die Vertrauensstufen, die für die Klassen 5 bis 8 gelten. Abhängig von seinem Lern- und Arbeitsverhalten wird ein Schüler oder eine Schülerin einer von drei Stufen zugeteilt. In jeder gibt es mehr oder weniger Rechte: die freie Sitzplatzwahl, die Erlaubnis, den Raum zu verlassen und eigenständig zu lernen, das iPad im Unterricht zu nutzen und so weiter. „Für die Schülerinnen und Schüler ist das ein toller Anreiz“, sagt Muri, „schließlich wollen alle gern in die höhere Stufe kommen.“

Steckbrief

Emil-Thoma-Realschule
Schützenallee 33
79102 Freiburg-Wiehre
www.emil-thoma-realschule.de

Leitung: Hans-Jürgen
Lernende: 295
Lehrende: 35

Besonderheiten:
  • Waldtag und Projekte mit Umweltzertifikat
  • Vertrauensstufen und Ankommenszeit
  • Inklusive Bildungsangebote
  • Sozialmentoren
  • Medienkonzept mit digitalem Lernen
  • Jahrgangsstufen mit Lernfluren
  • Kernfachband / Kursband mit Trimestern
  • Studienfahrten nach Berlin, London und Paris
  • Flexible Nachmittagsbetreuung
  • Elektronisches Klassenbuch WebUntis
  • Italienisch-AG
  • Partnerschule FACE (PH / Uni Freiburg)