Die Großen nehmen die Kleinen an die Hand

Die Hofackerschule in Waltershofen hat einen familiären Charakter

Tine Palenga muss nicht lange überlegen: "Ein sehr familiärer, dörflicher Charakter", sagt die Leiterin der Hofacker- Grundschule in Waltershofen, sei ein Markenzeichen ihrer Schule. Jede der fünf Lehrerinnen kenne jedes der 70 Kinder. Das ermögliche enge persönliche Beziehungen und sei ideal für die Schülerinnen und Schüler, um ein Vertrauensverhältnis zu den Lehrkräften aufbauen zu können.

Ein wichtiger Schwerpunkt in der Hofackerschule ist das soziale Lernen. Einander respektierende Umgangsformen und demokratische Strukturen werden geübt. So tagt in jeder Klasse einmal in der Woche der Klassenrat. Die Kinder diskutieren in diesem Gremium, was in der Klasse gerade gut läuft und wo es vielleicht Verbesserungsbedarf gibt. Dabei geben sie einander auch Tipps für das Verhalten untereinander. Darüber hinaus gibt es einen Schülerrat mit Vertreterinnen und Vertretern aus allen Klassen, der sich um die Belange kümmert, die alle Schülerinnen und Schüler betreffen. "Zum Beispiel haben sich die Kinder einmal darüber beschwert, dass es an einer bestimmten Stelle im Ort gefährlich ist, die Straße zu überqueren", erzählt Tine Palenga. Die Schülerinnen und Schüler wandten sich an den Gemeinderat der Stadt und den Freiburger Kinderrat. Mit Erfolg: Ein Zebrastreifen macht die Stelle jetzt sicherer.

Einmal im Monat findet eine Schulversammlung statt, die von Viertklässlerinnen und Viertklässlern moderiert wird. Jeweils eine Klasse bereitet das Thema einer solchen Veranstaltung vor. Zum Beispiel: Was ist der Unterschied zwischen petzen und Hilfe holen? "Im Klassenrat wird diskutiert, für welches Thema sich eine Klasse entscheidet und wie sie es darstellen will", sagt Schulleiterin Palenga. "Eignet sich vielleicht ein Rollenspiel? Fertigt man ein Plakat dazu an?" Zwei Schülerinnen oder Schüler verfassen ein Protokoll der Versammlung, das im Waltershofener Mitteilungsblatt erscheint. Die Kinder sehen so, dass ihre Belange auch für die Erwachsenen interessant sind. Generell legt die Schule Wert darauf, im Dorf präsent zu sein, sagt Palenga. So betreuen die Schülerinnen und Schüler beispielsweise auf dem Weihnachtsmarkt einen Stand für die Partnerschule in El Salvador, und es bestehen Kooperationen mit dem örtlichen Musikverein.

Bewegte Schule: Die neu gestalteten Pausenhöfe sind Teil des pädagogischen Konzepts der Hofackerschule. (Foto: A. J. Schmidt)

Was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, lernen die Kinder an der Hofackerschule in Patenschaften. Jeder Erstklässler und jede Erstklässlerin hat einen Paten oder eine Patin aus der dritten Klasse, jedes Kind, das die zweite Klasse besucht, bekommt einen Paten oder eine Patin aus der vierten Klasse an die Seite gestellt. "Die Großen nehmen die Kleinen an die Hand, im wörtlichen Sinne zum Beispiel bei einem Schulausflug mit der Straßenbahn", erzählt Tine Palenga. "Und im übertragenen Sinne fällt uns auf, dass die älteren Kinder sich automatisch vernünftiger benehmen, sie wollen ja zeigen, dass sie die größeren sind."

Ein Aspekt, der der Schulleiterin besonders am Herzen liegt, ist die Zertifizierung der Hofackerschule als "Bewegte Schule". Der Schwimmunterricht, ein regelmäßiger Sporttag, Kleingeräte und Spiele für die Pausen gehören zum festen Bewegungsprogramm. Auf den zwei großen Schulhöfen ist in den vergangenen zehn Jahren viel umgestaltet worden, sodass die Kinder dort gerne rennen, toben und klettern. "Einmal in der Woche biete ich einen World-Jumping-Kurs an, dabei machen wir Übungen auf Mini-Trampolinen, das finden die Kinder großartig, und mir macht es auch enorm viel Spaß", sagt Tine Palenga und lacht: "Es ist eben eine Traumschule."

Steckbrief

Hofacker-Grundschule Waltershofen

Schulhalde 11
79112 Freiburg-Waltershofen
www.hofackerschule.de

Leitung: Tine Palenga
Lernende: 70
Lehrende: 5 (+3 für Religion)

Besonderheiten:
  • Zertifizierte "Bewegte Schule"
  • Zertifikat "Klasse 2000"
    (Sucht- und Gesundheitspräventionsprojekt)
  • Anerkannter Bildungspartner der Wirtschaft (Zusammenarbeit mit der Wissensfabrik und jährliche Gründung eine Schülerfirma in Klasse 4; 2. Platz beim Wirtschaftspreis 2013 mit der Schülerfirma Hofibeck)
  • Methodenportfolio "Hofi &
    Ich" von Klasse 1–4