Freytagstraße
Datum der Benennung
Damalige Begründung der Benennung
Name, Vornamem Beruf, Funktion oder Amt:
Freytag, Gustav (1816-1895). Aus Schlesien stammender Schriftsteller.
Kurzbiographie
Heute fast vergessen war Freytag einer der erfolgreichsten Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, zum einen als Herausgeber von Zeitschriften ('Die Grenzboten', 'Im neuen Reich') und kulturgeschichtlichen Werken, zum anderen von Romanen mit sehr hohen Auflagen. Politisch gesehen war Freytag ein exponierter Vertreter des nationalliberal orientierten Bürgertums, das sich mit der Reichseinigung unter preußischer Führung am Ziel ihrer Wünsche sah. Mit seinem 1855 erschienen Roman 'Soll und Haben' hatte Freytag einen Klassiker des Antisemitismus geschrieben, der gängige antijüdische Vorurteile bündelte und in griffige literarische Bilder umsetzte. Mit der Dichotomie der Protagonisten bzw. des Geschäftsmilieus – auf der einen Seite unehrliche, kriminalisierte, geldgierige jüdische Händler, auf der Gegenseite aufrichtige, moralisch integre, fleißige Deutsche – konstruierte Freytag einen Gegensatz zwischen jüdischem 'raffendem' Kapital und deutschem 'schaffendem' Kapital, letztlich das manichäische Bild des ökonomischen Antisemitismus. Darüber hinaus transportierte Freytag über seinen Roman ein gänzlich negatives Bild von nach Schlesien 'eindringenden' Ostjuden und zugleich auch polenfeindliche Stereotypen.
Begründung
Empfehlung
Vorschlag
Erläuterungsschild beschlossen: (Gemeinderatsbeschluss vom 25.07.2017)
Hauptschild:
Freytagstraße
Dr. Gustav Freytag, 1816–1895, Schriftsteller
Erläuterungsschild:
Die Straßenbenennung erfolgte 1972, um Freytag, einen der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts zu ehren. Sein berühmtester Bestsellerroman enthält jedoch judenfeindliche Passagen. Später trat er jedoch entschieden gegen Antisemitismus ein.