28. Oktober 2022

OB vor Ort in Kappel

Haus mit Garage für die Feuerwehr
Zu kleine Garagen, keine Umkleiden für Frauen: OB Martin Horn sicherte einen Neubau für die freiwillige Feuerwehr zu. (Foto: Seeger/Stadt Freiburg)

Für einen direkten Austausch mit dem Oberbürgermeister kamen an einem Freitagabend Ende Oktober rund 70 Menschen in die Mehrzweckhalle in Kappel. Während die Bürgerinnen und Bürger hier vor wenigen Wochen noch das 750-jährige Jubiläum des Ortes feierten, ging es bei „OB vor Ort" vor allem um die Zukunft.

"Wir erleben erhitzte Zeiten – national und international", leitete Oberbürgermeister Martin Horn den Abend ein. Inflation, Fachkräftemangel, Flucht und hohe Baukosten sorgten derzeit für viel Unsicherheit. "Gerade deshalb ist es wichtig, dass man miteinander redet." Auch Ortsvorsteher Christoph Brender ermunterte die Kappler und Kapplerinnen: "Ohne Scheu alles raus, was drückt." Das ließen sich diese nicht zweimal sagen, und so ging es schnell von Thema zu Thema:

Feuerwehrhaus

Der Vorstandsvorsitzende des CDU-Ortsverbands Freiburg- Kappel erinnerte den OB an seine Zusage, dass Kappel ein neues Feuerwehrhaus bekommen solle. Der OB sicherte weiterhin seine Unterstützung zu. Das Feuerwehrhaus werde kommen. "Aber ein Haus nach dem anderen. Aktuell bauen wir in Lehen, danach ist Kappel dran. Wenn wir Geld vom Land bekommen, können wir beschleunigen." 2023 sei jedoch noch nicht mit dem Baubeginn zu rechnen. Die Wichtigkeit der freiwilligen Feuerwehr sei ihm bewusst, und besonders Kappel zeichne sich durch den Fokus auf die Waldbrandbekämpfung aus. "Das wird in den kommenden Jahren ein großes Thema sein. Da müssen wir uns entsprechend wappnen."

Internet

Ein Familienvater aus dem Kleinen Tal südöstlich von Kappel beklagte das "extrem schlechte" Internet. Das gesamte Tal leide unter der schlechten Verbindung, die Homeoffice und Onlineunterricht unmöglich mache. Zudem sei auch das Mobilfunknetz sehr dürftig. Er forderte einen zügigen Glasfaserausbau. Denn: "Ohne Internet geht es einfach nicht." OB Horn stimmte zu: "Da treffen sie den Nagel auf den Kopf." Jedoch sei der Glasfaserausbau keine städtische Aufgabe, und die Anbieter entschieden selbst, wo sie ausbauen. Die Verwaltung setze sich jedoch für ein besseres Mobilfunknetz ein. "Da laufen die Planungen für Sendemasten."

Einbürgerung

Ein junger Mann, der 2015 aus Syrien nach Deutschland geflohen ist, sprach für viele Geflüchtete in der Region: "Ich habe versucht, einen Termin zu vereinbaren, um einen Antrag auf Einbürgerung zu stellen. Auf diesen Termin musste ich eineinhalb Jahre warten." Anschließend seien nochmals 18 Monate Bearbeitungszeit gefolgt. Er bat den OB um schnellere Verfahren. Horn berichtete, dass vor einem halben Jahr vier weitere Stellen zur Bearbeitung der Anträge geschaffen wurden. Nun werde der Rückstand abgearbeitet. Er fügte an: "Ich hoffe, dass es in Zukunft nicht mehr so lange dauert." Im Vergleich zu anderen Städten stehe Freiburg jedoch gut da.

Kitaplätze

Der Schriftführer der CDU Kappel kritisierte die Anzahl der Kitaplätze in Kappel. Nur für 65 Prozent der Kinder über drei und nicht einmal für 30 Prozent der Kinder unter drei Jahren gebe es einen Platz. Bedarf sah er auch bei der Ferienbetreuung für Grundschulkinder. "Wann kann hier Entlastung geschaffen werden?", fragte er. "In Kappel fehlt es an Kitaplätzen", räumte der OB ein. Die Verwaltung plane und baue "so viele Kitas wie es geht". In Kappel direkt sei jedoch aktuell keine Kita geplant, und es mangle vor allem an Erzieherinnen und Erziehern. "Das Problem ist uns bekannt, und wir versuchen sehr intensiv Fachkräfte zu gewinnen." 

Mobilität

Vom Thema Kitaplätze war es nicht weit zur Mobilität: Denn wer seine Kinder nach Littenweiler in die Kita bringen müsse, der brauche zumindest eine höhere Taktung der Busse, forderte eine Kapplerin, was ihr Applaus aus dem Publikum einbrachte. Ein weiterer Bürger berichtete über seinen morgendlichen Arbeitsweg: "Da laufe ich schneller nach Stegen, als wenn ich den ÖPNV nehme." Zumindest was die Anbindung ans Stadtzentrum angeht, konnte der OB Hoffnung machen. Die Stadtbahn werde zum Kappler Knoten verlängert. 2025 wird gebaut, 2027 soll dann die Linie fahren. "Hier sind wir schnell unterwegs", so Horn. Bei den Bussen fehle es wie auch bei den Kitas vor allem an Fachkräften: "Wir bekommen die Verbindungen kaum noch besetzt", sagte Horn.

Sporthalle

Der Vorstand des Sportvereins Kappel bat um Unterstützung für den Bau der neuen Sporthalle: "Seit 2020 haben wir das Geld zusammen für die Eigenfinanzierung. Nun haben wir mit der Erbpacht und steigenden Kosten zu kämpfen." OB Horn dankte für das große Engagement und versprach: "Wir werden Ihnen bei der Erbpacht und der Baugenehmigung entgegenkommen."

Windräder Taubenkopf

Eine Frage aus dem Publikum bezog sich auf die Windräder am Taubenkopf: "Der Abstand der geplanten Windräder zu den Wohngebäuden beträgt 500 Meter. Vom Land werden aber 700 Meter angegeben. Wie kann das sein?" Klaus von Zahn, der Leiter der städtischen Umweltschutzamts, war als Fachmann vor Ort und konnte erklären: "Die 700 Meter sind eine Empfehlung des Landes, die auch für sehr große Anlagen gilt. Entscheidend ist aber in der Praxis vor allem, wie viel Schall bei den Wohngebäuden ankommt." In dem Fall der geplanten Windräder auf dem Taubenkopf wurde der geplante Abstand mehrfach geprüft und nun gerichtlich bestätigt. Ein weiteres Argument gegen die Anlage sei ein vermehrtes Vorkommen von Rotmilanen gewesen. Doch auch das habe sich nach Prüfung von Gutachtern und zwei Naturschutzbehörden nicht bestätigt. "Wir hoffen, dass wir 2024 bauen", schloss von Zahn. Oberbürgermeister Horn wies auf die aktuelle Energiekrise hin und mahnte: "Als Green City haben wir zu wenig erneuerbare Energie. Im Moment gewinnen wir mehr Energie aus Biomüll als aus Wind. Dabei bietet der Wind so viel Energie."

Stolberger Zink

Zur Altlast "Stolberger Zink" erläuterte Horn auf Nachfrage den aktuellen Stand. Es gebe derzeit einen neuen Anlauf, um dort eine Bebauung zu ermöglichen. Klaus von Zahn ergänzte, dass die Stadt eine Förderung vom Land bekommen könnte, wenn sie das Grundstück übernehmen würde. "Aber da sind die Kosten nicht absehbar." Deshalb rate er aus fachlicher Sicht davon ab. Die Verwaltung wolle das Thema nun zwei Jahre ruhen lassen und andere Möglichkeiten für den Umgang mit den Altlasten prüfen. Zum Abschluss des Abends dankte Horn für den Austausch. Er schätze an Kappel den Zusammenhalt der Bürgerinnen und Bürger unteinander und das große Engagement. "Dass man nicht nur motzt, sondern sich engagiert. Dadurch wird vieles besser, und dabei unterstütze ich Sie."