Tag der Restaurierung 2021

Einblick in die Arbeit zweier Restauratorinnen

Am 10. Oktober 2021 findet der 4. Europäische Tag der Restaurierung statt. Die Restauratorinnen Isabelle Rippmann und Nina Bongolan-Vedsted gewähren Ihnen ab 14 Uhr einen exklusiven Einblick in ihre gläserne Werkstatt direkt im Kaisterfenster-Foyer des Augustinermuseums.

Einblicke in die Restaurierung des „Korntawerplans“

Im Augustinermuseum Freiburg wurde eigens für die Bearbeitung eines großformatigen Gemäldes eine gläserne Live-Restaurierungswerkstatt eingerichtet. Bei dem über 4,50 Meter langen Werk handelt es sich um einen Gemarkungsplan der Stadt Freiburg. Der sogenannte „Korntawerplan“ ist benannt nach seinem Schöpfer, dem Kartografen Job Korntawer. Das Ölgemälde entstand 1607 im Auftrag von Bürgermeister und Rat der Stadt Freiburg.
Aufgrund der Größe wurde das Werk lange Zeit auf einer Rolle im Depot des Augustinermuseums aufbewahrt. Im Rahmen der Jubiläumsausstellung „875 Jahre Freiburg“ 1995 sollte der Plan ausgestellt werden. Der fragile Zustand des Gemäldes setzte aufwändige Maßnahmen voraus, die in dem vorhandenen Zeitfenster vor der Ausstellung nicht alle realisiert werden konnten. Daher führten die damaligen Restaurator_innen hauptsächlich konservatorische bzw. stabilisierende Bearbeitungsschritte durch. Das Gemälde wurde so in einem Zwischenzustand ausgestellt und anschließend wieder im Depot gelagert.
Die Restauratorinnen Isabelle Rippmann und Nina Bongolan-Vedsted widmen sich nun in einer eigens angefertigten, gläsernen Restaurierungswerkstatt im Kaiserfenster-Foyer der umfassenden Restaurierung des Korntawerplans. Unterstützt wird die Restaurierung durch die Sparkasse Freiburg-Nördlicher Breisgau.
Im Rahmen des Tags der Restaurierung haben Sie am 10. Oktober 2021 die Gelegenheit, in die Werkstatt einzutreten und mehr über die Arbeit der Restauratorinnen zu erfahren.

Im letzten Jahr musste der Tag der Restaurierung digital stattfinden. Was dabei herauskam ist ein spannender Einblick in die vielfältigen Bereiche der Restaurierung:

Ihr Auftritt, bitte!

Restaurierung eines Schuhpaares aus dem Jahr 1730

Nach dem Umbau des Augustinermuseums sollen diese Schuhe ihren Auftritt in der Dauerausstellung bekommen und das höfische Leben, gegen das sich Widerstand formiert, repräsentieren.
Die Kostbarkeit derartiger Schuhe, die meistens als Ensemble mit einem Kleid angefertigt und nur mit diesem zusammen getragen wurden, ist aber nur noch zu erahnen. In diesem Zustand eignen sie sich nicht wirklich als Beispiel für Luxus und artifizielles Handwerk.

Das weiche Leder ist stark verfaltet und der Bezug aus feinem Seidengewebe ist auf großen Flächen nur noch in wenigen Fragmenten erhalten. Die Metallfadenstickerei am Vorderfuß ist dunkel oxydiert, die Farben der Seidengewebe und Stickerei sind verblasst.
Restaurator_innen können und wollen ein geschädigtes Objekt nicht „neu machen“. Unser Schwerpunkt liegt im  Reduzieren oder Elliminieren schädigender Parameter.

Aufliegender Schmutz an Innen- und Außenseiten der Schuhe wurden mit feinen Saugdüsen und kleinen Schwämmchen entfernt.
Schmutz beeinträchtigt nicht nur optisch, sondern führt zu chemischen und physikalischen Reaktionen, zum Beispiel Brüchigkeit.

Das Seidengewebe am Vorfuß ist in einem etwas besseren Zustand:  Hier konnten Fehlstellen mit passend gefärbtem Gewebe unterlegt und mit feinsten Seidenfäden nähtechnisch gesichert werden. Auf dem ersten Blick erfaßt das Auge wieder den Gesamteindruck, ist nicht auf die Beschädigung fixiert.

Die übrigen Flächen, an denen das Seidengewebe fast völlig verloren ist, wurden mit hauchdünnem Seidengewebe überzogen. Auch die kleinsten erhaltenen Fragmente werden so zwischen Leder und Gewebe wie in einem Sandwich festgeklemmt und gesichert. Die zartgrüne Färbung gibt einen Hauch des ursprünglichen Erscheinungsbildes zurück. Zum Einfärben unserer Gewebe und Nähfäden verwenden wir industrielle Farbstoffe mit höchsten Lichtechtheitsqualitäten.

Abschließend wurden mehrteilige Stützformen angepaßt, diese geben von innen dem weichen Schuhschaft wieder Halt. Die Schuhe sind nun ihrer ursprünglichen Erscheinung, aber auch in ihrem heutigen, fragilen Bestand erfaßbar.
Der Auftritt im "neuem Augustinermuseum" ist vorbereitet!

© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.
© Städtische Museen, Foto: Gisela Illek.

Faseranalyse

"Leinwand" ist nicht gleich "Leinwand"! Flachs, Hanf, Jute, Baumwolle – es gibt eine Vielzahl möglicher Materialien… Um sicher bestimmen zu können, aus welchem Material ein Gewebe gefertigt wurde, eine Faseranalyse durchgeführt werden.

Hierfür wird vom zu untersuchenden Kunstwerk an einer unauffälligen Stelle (z. B. den Schnitträndern auf der Rückseite eines Gemäldes) eine winzige Probe entnommen: ca. 1 mm eines einzelnen Fadens reicht dafür bereits aus. Dieses kleine Stück abgeschnittener Faden wird nun auf einen Objektträger gelegt und zur besseren Handhabung mit einem Tropfen Glycerin versetzt. Um die für die Analyse benötigten Elementarfasern, die kleinste Einheit des Fadens, betrachten zu können, muss die Probe erst mit spitzen Werkzeugen wie Sonden oder Nadeln aufgefasert, d. h. fein zerteilt werden. Unter dem Durchlichtmikroskop kann die Probe dann genauer untersucht werden.

Je nach Faserart zeigen sich bestimmte Merkmale, die teilweise auch nur durch die Verwendung von speziellen Filtern sichtbar werden. Bastfasern wie Flachs, Hanf oder Nessel können beispielsweise über ihre optischen Eigenschaften bestimmt werden: Je nach Position unter dem Mikroskop und einem speziellen Filter nehmen die Fasern eine bläuliche oder orange Färbung an, wodurch sie unterschieden werden können. Andere Fasern haben charakteristische Merkmale, die auch ohne Filter erkennbar sind. Für die Baumwolle z. B. sind flache, gedrehte Fasern charakteristisch und tierische Wolle kann an der schuppigen Oberfläche der Fasern erkannt werden.

Die Erkenntnis, um welche Art von Fasern es sich dann schlussendlich beim einem Kunstwerk handelt, ist weniger für die Erstellung eines Konservierungs- und Restaurierungskonzeptes notwendig, sondern für die kunsttechnologische Forschung relevant, die sich mit den Herstellungstechniken und verwendeten Materialien von Kunstwerken befasst.

© Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.
Faserprobe von „Leben im Sessel I“ von Susi Juvan, derzeit zu sehen im Museum für Neue Kunst. © Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.
© Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.
Der in Elementarfasern zerteilter Faden unter dem Mikroskop © Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.
© Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.
Eine um sich selbst gedrehte Elementarfaser: ein typisches Merkmal für Baumwolle.
© Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.
© Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.
Unter einem Filter (Analysator) zeigen sich stehende, schwarze Balken in der Faser…© Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.
© Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.
…an denen unter einem anderen Filter (Lambda-Filter) ein Farbwechsel von Blau zu Orange zu sehen ist: auch typisch für Baumwolle.
© Städtische Museen, Foto: Sabrina Kunz.

Restaurierung einer Grafik

In Vorbereitung für die Ausstellung "Johann B. Kirner – Menschenbilder" (für 2021 im Augustinermuseum geplant)

Die Vorbereitungen für eine bevorstehende Ausstellung beinhalten für unsere Restaurator_innen auch immer die Möglichkeit zur Sammlungspflege. Dies bedeutet u.a., dass Werke, die lange Zeit weniger Beachtung fanden, restauriert werden können. So wie hier die Grafik Großherzogliche Hofjagd von Johann B. Kirner.

Nachdem das Blatt zahlreiche Knicke, Risse und Fehlstellen erlitten hatte, wurde die Grafik einst als Sicherheitsmaßnahme mit Klebeband entlang ihrer Ränder auf einen Trägerkarton montiert. Auch wurden großzügige Klebebandstreifen zur Sicherung von langen Rissen auf der Rückseite des Blattes angebracht. Dass diese Sicherungsmaßnahmen selbst zum Problem werden können, war der damals handelnden Person vermutlich nicht bewusst. Denn so entstanden zusätzlich noch Verwerfungen durch die unterschiedlichen Spannungen in und auf dem Papier, sowie Verfärbungen in der Blattstruktur.
 
Um einer weiteren Schädigung entgegenzuwirken, haben wir  die Grafik von dem historisch nicht relevanten Trägerkarton abgelöst und die Klebebänder entfernt. Auch wurden über die Zeit entstandene, schädigende chemische Produkte aus dem Papier in mehreren Wässerungsbädern  extrahiert. Hierbei wird die Grafik auf eine schonende Weise in eine Wanne mit präpariertem Wasser gelegt. Durch physikalische und chemische Prozesse werden so die schädigenden Produkte aus dem Faserverbund geschwemmt.
Anschließend fand eine Sicherung der Risse und Brüche mit einem alterungsbeständigen Klebstoff statt. Um Bereiche zu schützen, die erneut leicht einreißen können, sowie um den vom Künstler intendierten Gesamteindruck der Darstellung wieder herzustellen, wurden fehlende Blattbereiche ergänzt.

All diese durchgeführten Maßnahmen wurden dabei fotografisch und schriftlich dokumentiert, sodass auch für zukünftige Generationen von Betrachtern und Wissenschaftler_innen ersichtlich ist, zu welchem Zeitpunkt die Grafik welche Bearbeitungen erfuhr.

© Städtische Museen, Foto: Selina Dieter.
© Städtische Museen, Foto: Selina Dieter.
© Städtische Museen, Foto: Selina Dieter.
© Städtische Museen, Foto: Selina Dieter.
© Städtische Museen, Foto: Selina Dieter.
© Städtische Museen, Foto: Selina Dieter.
© Städtische Museen, Foto: Selina Dieter.
© Städtische Museen, Foto: Selina Dieter.

Licht und Schatten

Ohne Licht ist kein Kunstwerk sichtbar. Doch leider hat Licht auch das Potential, Materialien zu schädigen. Zum Beispiel können sich Farben verändern. In Museen sind Restaurator_innen für das Bewahren der gesammelten Objekte zuständig und machen deshalb Vorgaben wieviel und welches Licht eingesetzt wird. Lichtschutz ist ein wesentlicher Aspekt der sogenannten präventiven Konservierung. Schäden sollen bereits im Vorfeld verhindert werden, ohne dabei selbst in die Substanz der Objekte einzugreifen. Lichtempfindliche Objekte, wie beispielsweise gefärbte Textilien oder Grafiken, dürfen nur sehr wenig beleuchtet werden. Bei besonders zu schützenden Objekten arbeiten wir mit einer Beleuchtungsstärke von nur 50 Lux. Zum Vergleich: zur Mittagszeit an einem wolkenlosen Sommertag werden unter freiem Himmel leicht Werte über 100.000 Lux gemessen. Auf den besonders schädigenden UV-Anteil des Lichtes soll möglichst ganz verzichtet werden.
Damit Sie als Museumsbesucher_in trotz dieser Einschränkung Ihren Aufenthalt ungetrübt genießen können, achten wir besonderes auf die Qualität der Beleuchtung. Auch bei wenig Licht sollen Farben lebhaft erscheinen, Details gut erkennbar sein und störende Schatten vermieden werden. Der nötige Lichtschutz wird besser akzeptiert, wenn er das Betrachten der Kunst nicht erschwert - im besten Fall sogar die Wirkung der Objekte unterstreicht.

Wir Freiburger Restaurator_innen nehmen deshalb großen Anteil an Konzeption und Ausführung von Ausstellungsbeleuchtungen. Die Möglichkeiten der Einflussnahme sind vielfältig - wir bestimmen die Art von Licht und Leuchten, achten auf Farbwiedergabewerte und Lichtfarben, Versuchen störende Blendungen, Schatten und Spiegelungen zu minimieren, beleuchten zum Teil die Kunstwerke akkurat ihrer Form entsprechend und sorgen für Verdunkelungen von Fenstern sowie sensorgesteuerten Präsenzschaltungen. Wir haben unsere Arbeit gut gemacht, wenn Sie nicht merken, dass wir viel gemacht haben.

„Ein badischer Freischärler mit seinen beiden Ordonanzen“ Johann Baptist Kirner, Foto: Kai Miethe, Städtische Museen Freiburg

Ein aktuelles Beispiel verdeutlicht den bei uns zum Standard gewordenen Mehraufwand bei der Beleuchtung von Gemälden.
Die gesamte Ausstellungswand inklusive Gemälde ist mit einem sogenannten Wallwash-Strahler gleichmäßig ausgeleuchtet. Ein zusätzlicher, ausschließlich auf das Innere des Rahmens beschränkter Kontur-Strahler lässt die Darstellung präsenter erscheinen. Die beiden Strahlertypen unterscheiden sich ganz bewusst in ihrer Lichtfarbe, wodurch sich das Gemälde wohltuend vom Untergrund abhebt. Die Mischung beider Lichtfarben ergibt eine als angenehm empfundene Farbwiedergabe.  

Abformung und Ergänzung des Ornamentes eines vergoldeten Zierrahmens

Die Rolle des Zierrahmens hat sich im Laufe der letzten Jahrzehnte stark verändert. Wurde er früher eher als Mittel zum Zweck verwendet und nach Bedarf ausgetauscht, wird er heute als ein Teil des Kunstwerkes betrachtet, dem eine wichtige Rolle zukommt und den es gleichermaßen zu erhalten gilt.

Durch die andere Farbigkeit der Stelle und den unterbrochenen Linien der Ornamente, fällt die Stelle sehr störend auf. Zudem sind die Bruchkanten sehr fragil, sodass weiterer Verlust der Originalsubstanz droht. Um dem Zierrahmen wieder ein geschlossenes Bild zu verleihen, sollte das Ornament ergänzt werden. Glücklicherweise ist ein Pendant mit gleichem Rahmen vorhanden, der noch alle Ornamente aufweist. Dieser konnte als Vorlage benutzt werden, um das fehlende Ornament zu rekonstruieren.

Dafür wurde ein Silikonabdruck erstellt. Eine Zinnfolie diente dabei dem Schutz der Vergoldung vor dem Silikon, da dieses beim Aushärten für das Objekt potentiell schädliche Stoffe ausscheiden kann. Die so entstandene Negativform wurde abgenommen und mit Gips ausgegossen, wodurch der Rohling des Ornamentes entstand.

Nach dem Abbinden des Gipses wurde das Stück mechanisch bearbeitet, um es dem Untergrund und der angrenzenden Umgebung anzupassen und die Form auszuarbeiten. 

In einem nächsten Schritt wurde das Ornament mit dem Rahmen verklebt, wobei darauf geachtet wurde, dass ein alterungsbeständiger und wiederbearbeitbarer Klebstoff verwendet wird.

Nach der Verklebung erfolgte die optische Anpassung an die Umgebung mit Aquarell und Perlglanzpigmenten. Die Ergänzung soll von Nahem immer noch sichtbar bleiben, um sie vom Original zu unterschieden, jedoch bei Betrachtung des Gesamtwerkes optisch zu einem ruhigen Gesamteindruck führen.

© Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
Detailaufnahme des fehlenden Ornamentes. © Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
© Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
Abformen mit Zinnfolie und Silikon. © Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
© Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
Gipsrohling und Silikonform © Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
© Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
Das nachbearbeitete Gipsornament © Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
© Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
Zwischenzustand mit verklebtem und rekonstruiertem Ornament © Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
© Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.
Endzustand nach der Retusche © Städtische Museen, Foto: Isabelle Rippmann.

Oddy-Test

Was die Jahrhunderte überdauert hat muss stabil sein, richtig? Viele unserer Museumsobjekte haben schon einiges er- und überlebt. Egal ob Gemälde, Textil oder Schmiedearbeit, das Material wurde so manchem Stress ausgesetzt: Kriege, Umzüge, Benutzung, Sonnenlicht, Trockenheit, Feuchtigkeit und vieles mehr. Dadurch hat sich auch einiges an ihnen verändert, wie zum Beispiel Farbe, Oberflächenstruktur und die Brüchigkeit der Substanz, was wir heute zum Teil nicht mehr nachvollziehen können.
Was wir tun können ist, den jetzigen Zustand so lange wie möglich einzufrieren, sodass die Exponate möglichst lange authentisch erhalten bleiben. Denn rückgängig zu machen sind die meisten Alterungserscheinungen auch durch die beste Restaurierung nicht.
Neben präventiven Maßnahmen, wie die Kontrolle von Lichteintrag (siehe dazu den Beitrag „Licht und Schatten“ von Dipl. Rest. Kai Miethe), Temperatur und Feuchtigkeit, ist das Vermeiden von Schadstoffen ein großes Thema. Mit dem sogenannten „Oddy-Test“ versuchen wir diese zu reduzieren.
Manche chemischen Stoffe reagieren mit dem Objektmaterial. Doch das ist in der Regel keine sogenannte exotherme chemische Reaktion, die knallt und stinkt, sondern ein Prozess, der über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg stattfinden kann. Deshalb testen wir nach Möglichkeit alle neuen Materialien, die mit den Museumsobjekten direkt oder indirekt in Kontakt kommen auf Schadstoffe. Vom Regalboden bis hin zum Objektschild in der Vitrine.
Schadstoffanalysen sind meist sehr aufwendig und teuer. Es gibt jedoch Techniken, durch welche wir viele luftgetragene Schadstoffe zwar nicht identifizieren aber selbst detektieren können. So zum Beispiel der Oddy-Test, benannt nach dem englischen Chemiker und Restaurator Andrew Oddy (*1942).
In diesem Test wird die Tatsache genutzt, dass einige reine Metalle sehr reaktionsfreudig sind und somit als Indikatoren genutzt werden können. Das zu testende Material wird also in ein speziell vorbereitetes Teströhrchen gegeben und mit länglichen, aufgerauten Coupons der Indikatormetalle (Silber, Kupfer und Blei) über 28 Tage bei 60°C und 100% relativer Luftfeuchtigkeit aufbewahrt. Diese Umgebungsbedingungen sollen eine natürliche Alterung von ca. 100 Jahren simulieren. Viele Faktoren einer echten Alterung können nicht nachgestellt werden, aber wir können uns annähern.
Bei der Durchführung des Tests muss stark auf Sauberkeit geachtet werden um die Teströhrchen nicht zu kontaminieren. Nach den 28 Tagen im Wärmeschrank werden die Röhrchen wieder geöffnet und die Coupons auf Korrosion untersucht. Anhand des Aussehens der Coupons wird entschieden, ob ein Material langfristig, temporär oder gar nicht in der Umgebung von Museumsobjekten verwendet werden darf.
 
 

© Städtische Museen, Foto: Anna Emerson.
Materialsammlung Oddy-Test © Städtische Museen, Foto: Anna Emerson.
© Städtische Museen, Foto: Anna Emerson.
Befüllen der Gläser für den Oddy-Test © Städtische Museen, Foto: Anna Emerson.
© Städtische Museen, Foto: Anna Emerson.
Proben Oddy-Test © Städtische Museen, Foto: Anna Emerson.


Bücher gut gebettet

Bücher sind beliebte Ausstellungsobjekte. Auch in einigen der nächsten Ausstellungen am Augustinermuseum (wie z.B. Schatz der Mönche) werden zahlreiche Bücher zu bestaunen sein.
 

In Vorbereitung für diese Ausstellungen gilt es, ein adäquates Hilfsmittel zu konstruieren, das sowohl die konservatorischen als auch die ästhetischen Anforderungen erfüllt. Dabei wird auf die sogenannte „Buchstütze“ zurückgegriffen. Diese schont das Buch vor mechanischen Beanspruchungen, gleichzeitig ermöglicht sie eine wirkungsvolle Präsentation.

Die Buchstütze kann aus verschiedenen alterungsbeständigen und schadstofffreien Materialien wie Kunststoff, Karton, Metall o.a. in unterschiedlichen Formen hergestellt werden.
Wichtig dabei ist, dass sie individuell auf das Aufschlagverhalten und die Größe des Buches angepasst wird. Das Buch wird zum Abmessen der erforderlichen Maße und Winkel auf den Schauseiten aufgeschlagen und der Öffnungswinkel festgelegt. Es sollte nur so weit aufgeschlagen werden, dass die empfindlichen Teile des Buches (Buchrücken und Gelenke) nicht beansprucht werden. Gleichzeitig soll das Buch so aufliegen, dass das Gewicht von den auf der Stütze aufliegenden Buchdeckeln getragen wird und der Buchrücken frei schweben kann.

Neben der schonenden Präsentation der Bücher sollten sich die Buchstützen – sichtbar oder unsichtbar – natürlich auch in die Ausstellungsgestaltung einfügen und eine gute Betrachtung des Buches ermöglichen. Dafür muss bei der Wahl des Buchstützenmodells auch die Art der Vitrine und die Möglichkeiten der Beleuchtung berücksichtigt werden.
Denn nicht zuletzt sollten natürlich auch die Betrachtenden auf ihre Kosten kommen und die Buchseiten ohne Verrenkungen und mit Freude bestaunen können.

Hier der Bau einer Buchstütze für ein Skizzenbuch von J.B. Kirner – das es auch im nächsten Jahr in einer Ausstellung im Haus der Graphischen Sammlung zu sehen geben wird.

© Städtische Museen, Foto: Juliane Hofer.
Zuschneiden von Museumskarton für die Buchstütze © Städtische Museen, Foto: Juliane Hofer.
© Städtische Museen, Foto: Juliane Hofer.
Buchstütze für ein Skizzenbuch © Städtische Museen, Foto: Juliane Hofer.
© Städtische Museen, Foto: Juliane Hofer.
geöffnetes Skizzenbuch von J.B. Kirner auf Buchstütze © Städtische Museen, Foto: Juliane Hofer.
© Städtische Museen, Foto: Juliane Hofer.
freier Rücken beim Aufliegen des Buches auf der Buchstütze © Städtische Museen, Foto: Juliane Hofer.