Zum 8 Dt. Diversity Tag 2020

Ausschnitte zum Thema Geschlecht & Vielfalt – demnächst live in Freiburg

Das Projekt zum Tanzstück über geschlechtliche Identitäten, zusammengefasst in dem Titel: Männlich, Weiblich Divers – und nun? - Tanztheater THE 3RD BOX, dessen Konkretisierung das Junge Theater im Jahr 2019 begonnen hatte,  wurde anlässlich des Aktionstages 2019 zum Thema Geschlecht &Vielfalt – Für Akzeptanz und gleiche Rechte in Freiburg –  den über 130 Mitwirkenden beim Aktionstag vorgestellt. Der Aktionstag fand im Zusammenwirken der Stadt Freiburg, Geschäftsstelle Gender & Diversity, dem Amt für Migration und Integration sowie dem Haupt- und Personalamt, dem Land Baden-Württemberg und dem Theater Freiburg sowie zahlreichen Engagierten der Kommunalen Plattform LSBTTIQ Freiburg und Gästen aus Wissenschaft, Kultur, Kirche, am 29. November 2019 im Winterer-Foyer des Theaters Freiburg statt.  

Aus dem Programm des Jungen Theaters:

Seit Beginn des Jahres 2019 besteht für Menschen, die sich nicht als „männlich“ oder „weiblich“ betrachten, die Möglichkeit, „divers“ als drittes Geschlecht auszuwählen. Aber „Diverse“ gab es schon lange, bevor das Feld, die dritte Box, zu offiziellen Formularen hinzugefügt wurde. In THE 3RD BOX stellen Jugendliche und junge Erwachsene, divers in Alter, kulturellem Hintergrund und Geschlechtsidentität, ausgehend von der eigenen Lebensrealität die Frage: „Wachsen wir heute in einer offeneren Gesellschaft auf?“ Durch die Zusammenarbeit mit dem UWC Robert Bosch College erhält die Fragestellung eine globale Dimension: Während in Deutschland die neue rechtliche Verankerung des nicht-binären Systems den Beginn einer toleranteren Gesellschaft verspricht, erfahren LSBTTIQ in anderen Ländern immer noch direkte Diskriminierung.

Nach DIE KRONE AN MEINER WAND und GRENZLAND ist THE 3RD BOX ein neues partizipatives Tanzstück von Monica Gillette, Gary Joplin und Michael Kaiser, in dem junge Menschen Visionen zu den Themen Geschlechtsidentität und queerness entwickeln. Mit Techniken aus Tanz und Performance erforschen die Ensemblemitglieder den eigenen Körper als sozialen, kulturellen und biologischen Körper. Durch die Augen dieser jungen Menschen werden alte Konzepte in Frage gestellt, intensiv befragt und zu neuen Modellen zusammengesetzt.

Regie: Gary Joplin, Monica Gillette
Choreografie: Gary Joplin, Monica Gillette
Ausstattung: Charlotte Morache
Musik: Sora Sam
Dramaturgie: Michael Kaiser

Mit Jonas Armbruster, Balthazar Bender, Sol Bermúdez Colorado, Sarah Doppelbauer, Hannah Ganter, Joel Gerth, Navapan Khunnasarn, Merlin Möckel, Sora Sam, Kit Schuster, Marius Simon, Kevin Tröger, Luk Wirth
Weitere Informationen unter theater.freiburg.de

Die Choreograf_innen Monica Gillette und Gary Joplin: Über die Erfahrungen während des Tanzprojektes vom Dezember 2019 bis zum Lockdown, März 2020

Die Choreograf_innen Monica Gillette und Gary Joplin hatten nach dem Freiburger Aktionstag zum Thema „Geschlecht & Vielfalt“ am 29. November 2019 zu zwei weiteren offenen Workshops ins Theater Freiburg eingeladen.

Die Teilnehmenden, sowohl unterschiedlichen Alters als auch kultureller Herkunft sowie verschiedener Geschlechter und sexueller Orientierung,  hatten dabei die Gelegenheit sich dem ganzen Spektrum des Themas „Geschlecht & Vielfalt über mehrere Monate zu widmen und anzunähern. Von den 28 Beteiligten am Workshop gaben  13 junge Menschen dabei für sich an, dass sie sich einem anderen Geschlecht zugehörig fühlen oder gleichgeschlechtlich lieben und leben. Eine andere geschlechtliche Identität oder sexuelle Orientierung gehörte zu ihrer Identität.

Im dem Zeitraum von Ende November 2019 bis zum Lockdown in März 2020 kam die heterogene Gruppe im Theater Freiburg zusammen, um tänzerisch, körperlich und geistig, die eigene Gender Identität zu erforschen.

In den wöchentlichen Treffen wurde an unterschiedlichen Fragestellungen gearbeitet. Die Grundlage dafür bildeten eigene Aufzeichnungen, Gruppengespräche und vor allem konnten  durch den Tanz eigene körperliche Erfahrungen gemacht werden. Ganz zentral war das erforschen der eigenen Grenzen und Komfortzonen, die wir als Menschen haben und nutzen, um uns auch mit unserer Persönlichkeit auseinander zu setzen, zu definieren und uns den unterschiedlichen Geschlechterrollen anzupassen oder uns auch von diesen auszuschließen, zu distanzieren.

Die Tanztheater-Proben beinhalteten auch intensive Wochenend-Workshops, um in der  Gruppe vertiefend in einzelne Prozesse der tänzerischen Arbeit „eintauchen“ zu können. Diese wurden begleitet durch den Musiker Sora Sam, der nicht nur als Teil des Ensembles fungierte, sondern auch der begleitende Soundtrack komponiert hatte und live mitspielte.  Angedacht war, dass bei den Vorstellungen, sowohl Live-Musik als auch vom Tonband abgespielte Musik zum Einsatz kommt.

Das Stück würde mit dem Corona Lockdown Mitte März zunächst „aufs Eis“ gelegt. Um den Prozess nicht abrupt enden zu lassen, haben sich die beiden Choreograf_innen und das Ensemble zuerst jede Woche und dann alle zwei Wochen online getroffen, dabei getanzt  sowie gedanklich ausgetauscht.

Das war einerseits für den Zusammenhalt der neu gegründeten Gruppe sehr wichtig, andererseits ergaben sich dabei neue Aufgabenstellungen, um der immer noch außergewöhnlich anmutenden, einzigartigen Zeit, als Mensch in seiner Persönlichkeit und Geschlechtlichkeit zu begegnen. Es ergaben sich dabei intensive, tiefgehende Erfahrungswerte. Viele Gruppenmitglieder kamen auf Grund der unterschiedlichen Restriktionen mit ihren Ursprungsfamilien wieder zusammen. Konfrontiert mit zurückgelassenen Verhaltensmustern der „alten“, ursprünglichen Identität, mussten Konflikte neu bearbeitet, durchlebt werden…

Die vielfältigen, neuen Erfahrung, die die außergewöhnliche Zeit in der Corona-Pandemie hervorbrachte, möchten die beiden Choreograf_innen in die nächste Spielzeit miteinbeziehen, um die  Performance, im Werkraum am Theater Freiburg vorstellen zu können.  

Texte: Aleen Hartmann, Regieassistentin beim Jungen Theater, schrieb auf dem Blog des Jungen Theaters folgendes, siehe auch mehr unter www.theaterlabor.net/jeder-fuer-sich-alle-zusammen

Auch wenn die ganze Probe virtuell stattfindet, fühlen wir uns mit den anderen genauso verbunden wie bei einer regulären Probe im Werkraum. Das merkt man auch in der anschließenden Gesprächsrunde, in der wir uns über die aktuellen Geschehnisse jedes einzelnen aktualisieren. Wenn die Probe dann vorüber ist, gibt es viele Herzen in unserer Produktions-WhatsApp-Gruppe, eine unserer Teilnehmenden schrieb außerdem: Es ist so seltsam, jetzt alleine in meinem Zimmer zu sitzen. Fühlt sich leer an.

Impressionen

Gruppenfoto
Impressionen vom ersten Treffen am 29. Nov. 2019 und Eindrücke aus der noch andauernden Online-Treffen (Foto: Helge Birke)
Impressionen vom ersten Treffen am 29. Nov. 2019 und Eindrücke aus der noch andauernden Online-Treffen (Foto: Helge Birke)
Impressionen vom ersten Treffen am 29. Nov. 2019 und Eindrücke aus der noch andauernden Online-Treffen (Foto: Helge Birke)
Impressionen vom ersten Treffen am 29. Nov. 2019 und Eindrücke aus der noch andauernden Online-Treffen (Foto: Helge Birke)
Impressionen vom ersten Treffen am 29. Nov. 2019 und Eindrücke aus der noch andauernden Online-Treffen (Foto: Helge Birke)
Impressionen vom ersten Treffen am 29. Nov. 2019 und Eindrücke aus der noch andauernden Online-Treffen (Foto: Helge Birke)
Arbeitsgruppen
Impressionen vom ersten Treffen am 29. Nov. 2019 und Eindrücke aus der noch andauernden Online-Treffen (Foto: Helge Birke)
Impressionen vom ersten Treffen am 29. Nov. 2019 und Eindrücke aus der noch andauernden Online-Treffen (Foto: Helge Birke)
Impressionen vom ersten Treffen am 29. Nov. 2019 und Eindrücke aus der noch andauernden Online-Treffen
Impressionen von den Online – Treffen mit Tanz und Gedankenaustausch -  Theater Freiburg – Junges Theater (Foto: Gary Joplin)