An der Pestalozzi-Grundschule steht ganzheitliches Lernen im Vordergrund
Vielfalt als Chance und Herausforderung
Tomaten und Zucchini, Bohnen und Erdbeeren – die Drittklässler der Pestalozzi-Grundschule haben dieses Jahr eine reiche Ernte eingefahren. Was sie anbauen, haben sie selbst entschieden, und dann das ganze Jahr über gesät,
gegossen und gejätet. „Der Schulgarten ist bei uns ein wichtiges Element, das dabei hilft, dass die Kinder den Kontakt zur Natur nicht verlieren“, sagt Schulleiterin Christa Kleemann.
Die Pestalozzi-Grundschule ist eine sehr bunte Schule, mehr als die Hälfte der Kinder hat einen Migrationshintergrund. „Das ist eine Vielfalt, die wir gleichzeitig als Herausforderung und als Chance sehen“, sagt Kleemann. Der
Herausforderung Sprache zum eispiel begegnet das Kollegium gemeinsam mit den Sozialpädagogen nicht nur im Unterricht, sondern auch in vielen Arbeitsgemeinschaften, die am Nachmittag während der Schulkindbetreuung angeboten werden. Mit den Tücken des Deutschen können Kinder mit einem Faible fürs Schauspiel unter anderem in der Theater-AG umgehen lernen. Ein weiterer Schwerpunkt der Schule liegt in der Musik: Die Chor-AG und das Grundschulorchester geben einmal im Schuljahr ein gemeinsames Konzert. „Jedes Kind lernt im ersten Schuljahr ein Rhythmusinstrument, sodass wir automatisch Nachwuchs haben“, sagt Christa Kleemann und lacht.
Für immer frischen Wind und neue Ideen an der Schule sorgen auch Referendare der Pädagogischen Hochschule und Praktikanten, die hier während ihrer Ausbildung Station machen. „So bekommen auch wir ständig neue Perspektiven und andere Möglichkeiten der Zusammenarbeit“, sagt Christa Kleemann. „Dass Jung und Alt generationenübergreifend miteinander arbeiten, beweisen unsere Seniorenpartner, kurz SIS genannt, die bei uns in der
Mediation kleine Streitigkeiten mit den Kindern besprechen.“ So genießt ein kooperatives Miteinander an der Pestalozzi-Grundschule einen hohen Stellenwert. Einmal jährlich findet eine Kooperationskonferenz statt. Hier können ich beispielsweise die Leselernpatinnen und -paten kennenlernen und austauschen. Leiterinnen und Leiter der verschiedenen Arbeitsgemeinschaften und Lehrerinnen und Lehrer informieren sich gegenseitig über ihre Arbeit, neue Projekte werden angestoßen. „Europa macht Schule“ ist ebenfalls ein fester Bestandteil des Jahres. Studenten bringen den Kindern andere Länder und Kulturen nahe.
Tomaten und Zucchini, Bohnen und Erdbeeren
Auch die Eltern der Schülerinnen und Schüler sind wichtige Kooperationspartner: Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schulleitung ist eng. „Wir haben feste Termine mit den Elternbeiratsvorsitzenden und einen sehr aktiven Förderverein, der sich enorm einbringt“, sagt Christa Kleemann. Auch über die Schulgrenzen hinaus wird zusammengearbeitet: Die Pestalozzi-Grundschule pflegt ein Hospitationssystem mit den weiterführenden Schulen. Alle Viertklässler dürfen an einem Tag erleben, wie so ein Unterricht in der Realschule, im Gymnasium oder in der Werkrealschule wohl aussieht. Umgekehrt kommen auch mal Lehrerinnen und Lehrer der weiterführenden Schulen und
schauen, was und wie an der Grundschule unterrichtet wird. „Das bringt uns Lehrende miteinander in den Austausch, und die Kinder profitieren von einem möglichst reibungslosen Übergang in die fünfte Klasse“, sagt Christa Kleemann.
Wenn die Viertklässler die Pestalozzi-Grundschule verlassen, haben sie nicht nur das nötige Fachwissen im Gepäck, sondern auch eine gestärkte Persönlichkeit. „Der ganzheitliche Aspekt spielt eine große Rolle bei uns, wir betrachten jedes Kind als Individuum und fördern es seinen Fähigkeiten entsprechend“, erklärt Christa Kleemann. Ein Thema, das an der Schule sehr ernst genommen wird, ist die Leistungsdifferenzierung. Im Unterricht bieten die Lehrerinnen und Lehrer bei Aufgaben grundsätzlich mindestens drei verschiedene Schwierigkeitsstufen an. So können die schwächeren Kinder noch einmal üben, während die stärkeren sich bei diesem Thema nicht langweilen müssen, sondern es schon weiter vertiefen können. „Wir begleiten das mit Lernentwicklungsgesprächen, um jedem Kind gerecht werden zu können“, sagt Christa Kleemann.
Demokratieverständnis früh lernen
Dass sie in ihren Bedürfnissen ernst genommen werden, merken die Schülerinnen und Schüler auch am Mitspracherecht. Jede Klasse hat ab der ersten Stufe einen Sprecher oder eine Sprecherin, mehrmals im Schuljahr finden Klassensprecherversammlungen und Vollversammlungen statt. „Wir bringen den Kindern Demokratieverständnis bei, und sie sehen, dass es sich lohnt, sich für eine Idee einzusetzen“, sagt Christa Kleemann. Wichtig war den Kindern beispielsweise eine Nestschaukel auf dem Schulhof. Diesen Vorschlag haben sie eingebracht und Erfolg gehabt: Dank der Zusammenarbeit mit Eltern, Förderverein, Schulleitung und dem Amt für Schule und Bildung steht jetzt ein Exemplar auf dem Schulhof.