An der Albert-Schweitzer-Schule III hat das Nachmittagsprogramm hohen Stellenwert

Eine besondere Schule für besondere Kinder

Kinder, die Schwierigkeiten beim Lernen haben, bekommen bei uns die Chance, ihren Fähigkeiten entsprechend gefördert zu werden“, sagt Sonja Pohlmann, Leiterin der Albert-Schweitzer-Schule III in Landwasser, kurz ASS III. Die Schule ist als Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen in ganztägiger Struktur konzipiert. Neben dem schulischen Lernen spielt hier das umfangreiche Nachmittagsprogramm eine große Rolle. „Das macht unsere Schule ganz besonders“, sagt Sonja Pohlmann.

Schulkinder halten selbst gebastelte Werke aus alten Resten in die Höhe. (Foto: A. J. Schmidt)
Kunst aus Müll: Bei einem Schulprojekt haben die Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule III aus Abfall allerlei Schönes geschaffen. (Foto: A. J. Schmidt)

Es sind immer rund 80 Schülerinnen und Schüler aus vielen verschiedenen Nationen, die an der ASS III in den Klassen 1 bis 9 lernen. „Da kennt jeder jeden“, sagt Sonja Pohlmann und lacht. Ein Vorteil für die individuelle Begleitung der Kinder: Das Lehrer- und das Ganztagesteam arbeiten eng zusammen und stehen in stetigem Austausch, so dass die Schülerinnen und Schüler immer professionell betreut werden. „Das besondere Setting an unserer Schule ist eine stetige Herausforderung, der wir uns jeden Tag aufs Neue stellen“, sagt Pohlmann. So steht zwar das schulische Lernen ganz klar im Vordergrund. Aber die Nachmittagsangebote und die Berufsorientierung sind zwei ebenso wichtige Bereiche. Die Angebote nach dem Unterricht helfen den Schülerinnen und Schülern dabei, ihre eigenen Stärken zu entdecken und zu fördern. Zirkus oder Capoeira, Klettern oder Chor – die Palette an Möglichkeiten ist groß und jedes Kind eingeladen, sich auszuprobieren.

Eine große Rolle spielt die Arbeitserziehung im handwerklichen Bereich. Die Schülerinnen und Schüler sägen, löten, kleben und stellen so mancherlei Praktisches her, das dann zu Hause Verwendung findet. „Reines Wissen ist bei unseren Schülern schwer abrufbar“, erklärt Sonja Pohlmann, „durch das selbsttägige Tun wird das Gelernte nachvollziehbar und verankert sich.“ So entstehen beispielsweise Drachen und Laternen; oft auch in Zusammenarbeit mit den Verwandten. So sind die Schülerinnen und Schüler an einem Donnerstagnachmittag im Monat zum Familienprojekt eingeladen, zu dem sie Eltern, ältere Geschwister, Oma oder Opa begleiten. Dann wird zwei Stunden lang gemeinsam gewerkelt. Zudem experimentieren die Schülerinnen und Schüler im Schulgarten und beobachten bei verschiedenen Versuchsanordnungen das Wachstum unterschiedlicher Pflanzen. Gerade ist die ASS III zum dritten Mal als MINT-freundliche Schule ausgezeichnet worden – Naturwissenschaften genießen hier einen hohen Stellenwert.

Bereits ab der fünften Klasse erproben sich die Schülerinnen und Schüler auf dem Feld der beruflichen Orientierung: Sie organisieren in der großen Pause den Verkauf von Kleinigkeiten in der Caféteria. „Da gibt es selbst gemachte Chips oder Toast, sie lassen sich immer was Neues einfallen“, erzählt Sonja Pohlmann. Dabei lernen die Kinder wichtige Abläufe: Wie plant man den Einkauf? Wie bedient man eine Kasse? Wie teilt man sich Arbeitszeit ein, wie viel Zeit benötigt man für welchen Schritt? In der siebten Klasse absolvieren die Schülerinnen und Schüler ein zweiwöchiges Sozialpraktikum und erfahren im Projekt „Schaffe lerne“ verschiedene Arbeitsbereiche. Die Joberkundungstage „Jet“ der Handelskammer nutzen die Achtklässlerinnen und Achtklässler, um weitere ganz unterschiedliche Berufe kennenzulernen. In der neunten Klasse besuchen die Schülerinnen und Schüler zwei Kooperationsklassen mit zwei Beruflichen Schulen in Freiburg. „Für uns ist wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist, einem Beruf nachzugehen, das fällt nämlich vielen schwer: arbeiten gehen und das auch durchhalten“, erklärt Sonja Pohlmann. Wie sich so ein Arbeitsleben anfühlt, können die jungen Erwachsenen auch in der schuleigenen Malerfirma testen. Die übernimmt immer mal wieder kleinere Aufträge und hat neben Klassenzimmern auch schon das Pfarrzentrum in Merzhausen gestrichen.

Der Inklusionsgedanke wird nicht nur in der ASS III gelebt, sondern auf dem gesamten Campus der Albert-Schweitzer-Schulen in Landwasser. „Die Verbindung der drei Schulen hier vor Ort ist sehr eng und wird von uns allen enorm geschätzt“, sagt Sonja Pohlmann. An einigen Nachmittagsprojekten wie Chor oder Zirkus nehmen Schülerinnen und Schüler aller drei Schulen teil, auch die Bewirtschaftung der Caféteria übernehmen in manchen Pausen die Siebt- und Achtklässler der ASS III und ASS II gemeinsam. „Gemeinsame Projekte wie ein Besuch im Hochseilgarten oder auch der Ausflug ins Schullandheim bereiten die Schülerinnen und Schüler darauf vor, wie es ist, Teil einer Gemeinschaft mit sehr verschiedenen Mitgliedern zu sein“, sagt Sonja Pohlmann. Sie und ihr Kollegium wollen die Schülerinnen und Schüler nämlich nicht nur bis zum Schulabschluss und in einen Beruf bringen, sondern sie darüber hinaus auch in ihrer aktiven Teilhabe an der Gesellschaft stärken. „Das gelingt nur mit einem wirklich außerordentlichen Team, wie wir es haben, und durch die enge Zusammenarbeit mit all jenen, die am Erziehungsprozess beteiligt sind“, sagt Pohlmann, „und für dieses Ziel sind wir alle hoch motiviert.“

Steckbrief

Albert-Schweitzer-Schule III
SBBZ Lernen
Habichtweg 46, Landwasser
www.ass3.de

Leitung: Sonja Pohlmann 
Lernende: 79
Lehrende: 20

Besonderheiten:
  • Ganztagsschule mit Nachmittagsangeboten
  • Arbeitserzieher
  • außerschulische Kooperationspartner
  • Teilnahme am Jugendbegleiter-, Schulfrucht- und Kulturagentenprogramm
  • individuelle Lern- und Entwicklungsbegleitung (ILEB)
  • Jahrgangsstufen
  • Familienprojekt 1x/Monat
  • Ausbildungsschule für Lehramtsanwärter
  • Inklusive Bildungsangebote an Nachbarschulen
  • gelebte Inklusion auf dem Campus
  • Caféteriabetrieb durch Schulkinder während der Großen Pause und in der Mittagsfreizeit
  • Kooperationsklassen (VABKF) mit beruflichen Schulen
  • Schülerfirma (Maler)
  • Fahrradwerkstatt
  • Berufsorientierung (Kooperation JET, „Schaffe lerne“, Agentur für Arbeit)
  • Präventionscurriculum
  • Studienfahrten