An der Gertrud-Luckner-Schule steht die berufliche Orientierung im Fokus

Gemischtwarenladen im Stühlinger

Wir sind sinnbildlich gesprochen so etwas wie ein Gemischtwarenladen“, sagt Renate Würthwein und lacht. Die stellvertretende Schulleiterin der Gertrud-Luckner- Gewerbeschule im Stühlinger zielt damit auf all die Möglichkeiten ab, die die Schule bietet: Berufskollegs und Berufsfachschulen, Technische Oberschule und Berufsvorbereitung, Berufsschule, Berufsaufbauschule und Meisterschule. Entsprechend heterogen ist die Schülerschaft – ohne Hauptschulabschluss oder auch mit Unierfahrung.

Schülerinnen und Schüler backen Brezeln für ein Fotoshooting. (Foto: L. Kuttruff)
Hand in Hand: Die Auszubildenden Fotografie haben die Lehrküche in ein Fotostudio verwandelt und fotografieren Bäckerinnen und Bäcker, die ebenfalls an der Gertrud-Luckner-Schule lernen. (Foto: L. Kuttruff)

Die Getrud-Luckner-Gewerbeschule ist die einzige Freiburger Gewerbeschule, an der mehr Mädchen als Jungen lernen. Das liegt an den Berufen, die dort ausgebildet werden: Zahnmedizinische Fachangestellte, Azubis aus den Bereichen Augenoptik, Druck- und Medientechnik, Grafikdesign, Fotografie, Textil, Körperpflege und der Nahrungsmittelproduktion samt deren Verkauf. „Bei uns laufen vom Fleischermeister über Gestalter bis zur Doktorin der Physik so viele unterschiedliche Menschen durch die Flure, das finde ich immer wieder aufs Neue spannend“, sagt Würthwein. Eine Herausforderung ist es, bei solch einer Vielfalt ein Wirgefühl herzustellen. Die Berufsschülerinnen und Berufsschüler sind nicht immer zeitgleich da, viele Klassen werden am Standort in der Kirchstraße unterrichtet, zudem sind Fachlehrerinnen und Fachlehrer häufig auf ihre Ausbildungsklassen festgelegt. „Zum Glück ist die Kantine der Bissierstraße nach einer längeren Pause wieder besetzt, sodass wir wenigstens dort einen Treffpunkt haben“, sagt Würthwein.

Das Leitbild der Schule orientiert sich stark an den Werten, die Gertrud Luckner vertreten hat. So gehört es auch dazu, dass jede Schülerin und jeder Schüler mindestens einmal an einem sozialen Projekt teilnimmt. So haben Azubis für Fotografie beispielsweise für Obdachlose ordentliche Passbilder hergestellt, Grafikdesignerinnen und Grafikdesigner entwerfen gerade einen Kalender für die Partnerschule Mon Devoir in Togo, oder Friseurklassen gehen immer mal wieder in ein Seniorenheim, um den dort Wohnenden die Haare zu frisieren. Regelmäßig finden auch Veranstaltungen statt, die sich mit der Erinnerungskultur und Themen des sozialen Miteinanders und der Menschrechte auseinandersetzen. Es gibt regelmäßigen Austausch mit einer Schule im israelischen Beer Sheeva und mit Schulen in Brixen, Colmar, Padua und Straßburg. Ein erster Austausch fand mit Isfahan statt, und eine Partnerschaft mit Hamar in Norwegen ist gerade im Entstehen.
 
Zu den Kernaufgaben der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule gehört auch die berufliche Orientierung. Die Möglichkeiten für berufliche Wege, die sich jungen Menschen heutzutage bieten, sind oft nur schwer zu überblicken. Das Kollegium der Schule hilft Jugendlichen, die „noch keinen Plan“ haben, dabei, die für sie beste Variante zu finden. Unterstützung gibt es dabei schon seit vielen Jahren von einem großen Sozialarbeitsteam. „Dieses ist komplett ins schulische Leben integriert. Ohne ginge es bei uns nicht“, sagt Würthwein. Dieses hält in den Flüchtlingsklassen den Kontakt zu den Betreuern und den verschiedenen Ämtern. Auch die Lehrkräfte tauschen sich ständig aus. Nur so kann es gelingen, dass tatsächlich für möglichst viele Schülerinnen und Schüler die Perspektive aufgetan wird, die passt. „Unser Motto lautet: Dranbleiben, und das macht sich bezahlt“, sagt Würthwein.
 
Dem digitalen Wandel schaut man an der Gertrud-Luckner-Gewerbeschule gelassen entgegen. Als Medienschule hat man hier schon früh angefangen, sich mit Computern und deren Möglichkeiten zu beschäftigen. Längst gibt es ein schulweites Netz, auf das alle zugreifen können. Neben dem selbst entwickelten digitalen Klassenbuch gibt es eine schuleigene App für Schülerschaft und Kollegium, die neben den Vertretungsplänen viele andere wichtige Informationen zugänglich macht. Die Schule verfügt über mehrere eigene Server, flächendeckendes WLAN und ist aber Glasfaser an das Internet angebunden. „Wir haben uns ganz bewusst für BYOD, Kurz für ‚bring your own device‘, entschieden“, sagt Würthwein. Das heißt,  Schülerinnen und Schüler können bei Bedarf im Unterricht mit ihren eigenen Smartphones und Laptops arbeiten.

Dafür, dass nicht nur die digitale, sondern die komplette technische und fachliche Ausstattung der Schule immer dem neuesten Stand entspricht, sorgen die Fachlehrerinnen und Fachlehrer. Sie bilden sich regelmäßig fort, informieren sich im fachlichen Austausch auf Messen und mit Kollegen und wissen so jederzeit, welche Standards und Entwicklungen in einem Beruf gerade gefragt sind. „Dafür ist es auch wichtig, den Kontakt zu Innungen, Kammern und Ausbildungsbetrieben zu halten und sich auch mal schulfremde Leute ins Haus zu holen“, sagt Würthwein, „Nur so können wir ein Gespür dafür bekommen, in welche Richtungen sich die Dinge entwickeln.“

Steckbrief

Bissierstraße 17
Freiburg-Stühlinger

Außenstelle: Kirchstraße 4
Freiburg-Wiehre
Hirzbergstraße 12
Freiburg-Waldsee
www.berthold-gymnasium.de

Leitung: OStD Axel Klär
Lernende: 1600
Lehrende: 100

Besonderheiten:
  • Zweiter Bildungsweg: Technische Oberschule, Berufsaufbauschule, Berufskolleg FH
  • Vollschulische Ausbildung: 2 BK Foto- und Medientechnische Assistenz, 3 BK Grafikdesign, 2 BF Änderungsschneiderei
  • Ausbildung in Textil, Körperpflege, Medien-, Nahrungs-, Gesundheitsberufen
  • Enge Kooperation mit regionalen Partnern
  • Berufliche Weiterbildung (Meisterschule Nahrung)
  • Konzept zur individuellen Förderung und zur Integration