An der Lortzingschule im Stadtteil Brühl-Beurbarung ist der Migrationshintergrund ganz normal

Schulalltag im Zeichen des kulturellen Potpourris

Als die Erstklässler vor wenigen Wochen in der Lortzingschule begrüßt wurden, geschah das in mehreren Sprachen. Und wenn in diesem Schuljahr gefeiert wird, geschieht das immer im Zeichen eines kulturellen Potpourris. „Wir haben einfach ein großes interkulturelles Publikum, sehr viele Schüler haben einen Migrationshintergrund“, sagt Schulleiterin Ilse Kühn. Der Fokus in der Grundschule liegt daher auf dem sozialen Lernen in der Interkulturalität. „Unsere Schüler wissen: Egal, wo jeder herkommt, hier sind alle gleich viel wert“, betont die Schulleiterin.

Wo so viele Kulturen und Identitäten aufeinanderprallen, wo Neunjährige, die noch nie eine Schule von innen gesehen haben, auf Mitschüler treffen, die bisher an einer Privatschule unterrichtet worden sind, da ist der schulische Alltag für alle Beteiligten eine besondere Herausforderung. „Natürlich gibt es bei uns immer wieder Konflikte“, sagt Ilse Kühn, „doch wir stellen uns diesen und versuchen, viel durch eine prophylaktische Arbeit abzufangen.“ Eine fachlich kompetente Schulsozialarbeit sei dafür essenziell, sie unterstützt das engagierte Kollegium. Die Kinder an der Lortzingschule lernen von Anfang an, Probleme im Gespräch zu lösen.

Schülerinnen und Schüler auf dem Hof vor der Lortzingschule. (Foto: A. J. Schmidt)
Bunt wie das Leben: An der Lortzingschule liegt der Fokus auf Interkulturalität und dem sozialenLernen. (Foto: A. J. Schmidt)

Teamspiele sind ein wichtiges Werkzeug. „Die Kinder müssen dann gemeinsam an eine Sache herangehen, sie sind quasi gezwungen, etwas zusammen hinzukriegen, da sind dann Sprache und Kultur erst einmal zweitrangig“, erklärt Ilse Kühn. Die Erwachsenen versuchen, diesen wichtigen Prozess immer wieder in den Schulalltag zu integrieren, auch wenn nicht immer Zeit für aufwendige Trainings und lehrreiche Spiele ist. „Doch steter Tropfen höhlt den Stein“, sagt Ilse Kühn und sieht den Erfolg dieser Herangehensweise in der Art und Weise, wie die Schülerinnen und Schüler Konflikte angehen: Es wird miteinander geredet, Fragen werden gestellt, Gefühle erklärt. Großartig sind die Lortzing-Kinder auch, was das Helfen angeht. „Da machen wir seit Jahren tolle Erfahrungen“, sagt Ilse Kühn, „unsere Schülerinnen und Schüler können sehr empathisch sein. Neue Flüchtlingskinder zum Beispiel werden schnell aufgenommen und integriert.“ Seit vielen Jahren schon lernen Kinder, die noch kein Deutsch können, in Vorbereitungsklassen. Außerdem gibt es eine inklusive Betreuung, unter anderem für Kinder mit emotionalen und sozialen Problemen. Wo immer es geht, werden Gruppen gebündelt, sodass alle Kinder gemeinsam lernen können.

Ilse Kühn ist es wichtig, dass die Schule gut im Stadtteil verankert ist. Mit dem Arbeitskreis Kinder und Jugend im Stadtteil werden immer wieder neue Projekte ausgetüftelt. Findet eine „Putzete“ statt, ist die Lortzingschule garantiert dabei, die Schülerinnen und Schüler säubern, bauen mit und pflanzen an. „Das tut den Kindern gut, gerade, weil sie aus so vielen verschiedenen Ländern und Kulturen kommen“, sagt Ilse Kühn. Der Stadtteil als Heimat, in der die Schule als ein wichtiger Anker fungiert.

Wenn die Kinder ihre Schule verlassen, sagt Ilse Kühn, sollen sie mit einer guten Portion Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein ausgestattet sein. „Sie sollen Ja sagen können zu ihren eigenen Wurzeln, dabei aber gleichzeitig offen und tolerant gegenüber anderen Menschen und Kulturen sein“, sagt die Schulleiterin. Die Neugier und Lernfreude, die dafür nötig sind, bekommen sie in der Lortzingschule mit auf den Weg. Und das, auch darauf legt die Schulleiterin höchsten Wert, immer so, wie es für das Kind gerade richtig ist. „Die Vielfalt in der Kultur setzt sich bei uns in der Vielfalt beim Lernen fort“, sagt Ilse Kühn. Während es Schülerinnen und Schüler gibt, die ihre Fähigkeiten am besten in einer Familienklasse entfalten können, ist das für andere Kinder vielleicht nicht unbedingt die optimale Lernumgebung. Und ein Kind, das inklusiv beschult wird, weil es in Mathe und Deutsch Lernhilfebedarf hat, kann ohne weiteres sehr erfolgreich in Kunst sein. „Wir versuchen, jedes Kind dabei zu unterstützen, seinen eigenen Weg zu finden“, sagt Ilse Kühn.

Steckbrief

Lortzingstraße 1
Brühl-Beurbarung
www.lortzingschule.de

Leitung: Ilse Kühn
Lernende: 255
Lehrende: 21

Besonderheiten:
  • Kooperation mit der Musikschule Freiburg
  • Schulkindbetreuung der Stadt Freiburg mit dem Trägerverein Südwind e.V.
  • heilpädagogische Fördergruppe der Waisenhausstiftung Freiburg
  • Förderung von Migrantenkindern durch den Verein MiKiXX
  • Kooperation mit Sportvereinen (Basketball und Handball)
  • Internationales Eltern-Café