Gemeinsames Lernen steht in der Vigelius II Gemeinschaftsschule im Mittelpunkt

Individuell, kooperativ und in Projekten lernen

Insgesamt 260 Schülerinnen und Schüler besuchen die Klassen fünf bis zehn der Vigeliusschule II und können ihren Haupt- oder Realschulabschluss machen oder auf das Gymnasium oder die Berufsschule wechseln. „Bei uns gilt die Devise: Jeder kann den für ihn bestmöglichen Schulabschluss erreichen und hat für diese Entwicklung gute Bedingungen“, sagt Schulleiter Thomas Hartwich. Fünf Jahre ist es inzwischen her, dass aus der Werkrealschule eine Gemeinschaftsschule geworden ist. „Das war die beste Entscheidung für uns“, sagt Hartwich.

In der einzigen öffentlichen Gemeinschaftsschule Freiburgs steht die differenzierte Betrachtung eines jeden Kindes im Mittelpunkt. Die Schülerinnen lernen nicht alle alles in einem Klassenverbund, sondern individuell nach den jeweiligen Fähigkeiten. So kann ein Schüler beispielsweise Deutsch auf Hauptschulniveau lernen, die Fächer Mathe und Kunst aber auf Gymnasialoder Realschulniveau. Das Unterrichtskonzept ruht auf drei Säulen: dem individualisierten Lernen, dem kooperativen Lernen und dem Lernen in Projekten. Darüber hinaus arbeiten Lehrkräfte aller Schularten an der Schule.

Zwei Schülerinnen halten ihre Hände zu einem Herz zusammen. (Foto: A. J. Schmidt)
Gemeinsam zum Ziel: An der Vigeliusschule II lernen die Schülerinnen und Schüler, gemeinsamzu lernen und die Aufgaben im Team zu verteilen. So kann jede und jeder seine eigenen Stärkeneinbringen und von den Fähigkeiten der anderen lernen. (Foto: A. J. Schmidt)

Das individualisierte Lernen findet täglich für alle in der 3. und 4. Schulstunde statt, im sogenannten Lernband. Dann sind Lernateliers und die Türen der Klassenzimmer geöffnet, eine hohe Zahl an Lehrkräften und externen Mitarbeitern betreut die Kinder. „Da wird zum Beispiel in einem Zimmer der Pythagoras erklärt, und die Kinder, die es verstanden haben, gehen ins Lernatelier, um den Lernstoff dort zu vertiefen und zu üben. Die, die es noch nicht verstanden haben, bekommen es noch einmal in einer kleineren Gruppe erklärt“, beschreibt Thomas Hartwich die Idee. „Üben und Leistung sind uns sehr wichtig.“ Auf diese Weise reflektieren die Schülerinnen und Schüler auch ihre eigenen Fähigkeiten und lernen das Planen von Arbeit und Aufgaben.

Durch diese Art des Unterrichts soll das Lernen gerechter werden, niemand wird über- oder unterfordert, und weil das Anforderungsniveau passend ist und es auch keine Noten und kein Sitzenbleiben gibt, ist Schule auch nicht mehr angstbesetzt. Es sei wichtig, die Kinder „beim Gelingen zu erwischen“, sagt Schulleiter Hartwich. „Wir spüren, dass unsere Schülerinnen und Schüler dieses Konzept mittragen“, sagt die stellvertretende Schulleiterin Christine Wallner. „Sie merken, dass sich niemand in der Masse verstecken kann und genau hingeschaut wird, wer was macht, aber gleichzeitig schätzen sie auch, dass die Leistung eines jeden gewürdigt wird.“

Als eine Unterrichtskunst bezeichnet Hartwich das kooperative Lernen. Dabei arbeiten mehrere Schülerinnen und Schüler – ihrem jeweiligen Niveau entsprechend – an einer Aufgabe. Zum Beispiel gilt es, einen Text zu lesen. Die eine muss vielleicht alle Substantive raussuchen, der andere übersetzt einen Absatz, eine dritte interpretiert und ein vierter findet die Bedeutung aller vorkommenden Fremdwörter heraus – so werden mit einer einzigen Aufgabe viele verschiedene Anforderungsebenen bedient. „Wer seine Aufgabe gelöst hat, erklärt sie den anderen, denn ein hoher Anteil an gelingendem Lernen geht auf das Erklären zurück“, sagt Thomas Hartwich, „nach dem Motto, Fremdes zu Eigenem machen.“ Das kooperative Lernen spielt im Kontext des sozialen Lernens eine große Rolle in der Vigeliussschule II, jedes Jahr nimmt das Kollegium daher an entsprechenden Fortbildungen teil. In nahezu allen Unterrichtssituationen werden den Schülerinnen und Schülern Aufgaben auf verschiedenen Niveaus angeboten.

Das Unterrichtssetting an der Vigeliusschule II ist vollkommen stufenorientiert. Die Fachlehrenden in Deutsch zum Beispiel planen den Unterricht gemeinsam für die jeweilige Stufe. Dies mindert die Arbeitsbelastung und steigert die Unterrichtsqualität. Zudem sind jedem Lehrenden zehn bis zwölf Kinder zugeordnet, alle zwei Wochen findet ein Vier-Augen-Gespräch, das sogenannte Coaching statt. Die Kinder werden dann gefragt: Wo stehst du? Was brauchst du? Was kannst du tun, um deine Ziele zu erreichen? „Das Wichtigste an unserer Schule ist das Thema Beziehung“, sagt Thomas Hartwich, „denn das ist ein Feld, auf dem wir sehr viel tun können.“ Die Kommunikation spielt daher auch zwischen den Lehrkräften eine große Rolle. Jeden Mittwoch sitzen sie stufenweise für mindestens anderthalb Stunden zusammen und planen nicht nur den Unterricht, sondern besprechen auch Problemfälle oder Anliegen der Schülerschaft. „Das alles geht nur dank eines überdurchschnittlich engagierten Kollegiums“, sagt Hartwich.

Steckbrief

Vigeliusschule II Gemeinschaftsschule
Feldbergstraße 25a
79115 Freiburg-Haslach
www.vigeliusschule.de

Leitung: Thomas Hartwich
Lernende: 260
Lehrende: 28

Besonderheiten:
  • Lernen auf drei Niveaustufen
  • Alle drei Schulabschlüsse werden vorbereitet (G9)
  • Keine Noten und kein Sitzenbleiben
  • Individuelles, kooperatives und stufenübergreifend projektorientiertes Arbeiten
  • Coaching
  • Gebundener Ganztag bis 16 Uhr mit AGs aus dem sozialen, musischen, sportlichen und praktischen Bereich
  • Großzügiges Raumkonzept