Spagat zwischen Tradition und Moderne

Das Friedrich-Gymnasium in Herdern ist nur äußerlich "old school"

Es ist ein ambitionierter Spagat, den das Friedrich- Gymnasium in Herdern schafft: den zwischen Tradition und Moderne. Das humanistische Gymnasium hat sich in den vergangenen Jahren den neuen Medien in einer Art und Weise geöffnet, die jetzt als Vorbild für andere Freiburger Schulen dient. Der Schulleiter Stefan Gönnheimer und sein Kollegium informierten sich und begannen mit Unterstützung der Stadt Freiburg, die Technik auf den neuesten Stand zu bringen. Heute verfügt die Schule über WLAN, jede Lehrkraft hat ein Tablet, und im Unterricht können die älteren Schülerinnen und Schüler bei bestimmten Themen mit dem Smartphone arbeiten.

Musikunterricht heute: Neue Medien spielen im Friedrich-Gymnasium eine große Rolle im Unterricht. (Foto: A. J. Schmidt)
Musikunterricht heute: Neue Medien spielen im Friedrich-Gymnasium eine große Rolle imUnterricht.(Foto: A. J. Schmidt)

„Die Kommunikationsformen in unserem Alltag haben sich geändert, dem müssen und wollen wir Rechnung tragen“, sagt Gönnheimer. Neben der schnellen Verfügbarkeit der technischen Möglichkeiten begeistert ihn noch etwas ganz anderes: Der unkomplizierte Zugang zu den neuen Medien ermöglicht es den Lehrkräften, Themen tagesaktuell aufzugreifen. Lehrbücher, vor allem solche, die sich auf aktuelle gesellschaftliche und politische Entwicklungen beziehen, sind da schnell veraltet.

„Dank der neuen Medien im Unterricht werden die Schülerinnen und Schüler viel mehr mit eingebunden als vorher“, sagt Stefan Gönnheimer. Statt sich die Sinuskurve an der Tafel vom Lehrenden erklären zu lassen, kann die mit einer App selbstständig errechnet und gleich visualisiert werden, sodass Fehler sofort auffallen. Überhaupt, die Apps: Unzählige dieser Anwendungen sind in den vergangenen Jahren entwickelt worden, alle mit dem Ziel, das Lernen interaktiver und anschaulicher zu machen. Am Friedrich-Gymnasium kommen einige davon zum Einsatz, sei es zum Vokabellernen oder für Messungen im Physikunterricht. Mit Brillen, in die man das Smartphone einlegen kann, reisen die Schülerinnen und Schüler auch virtuell in Labore und können Experimente quasi live verfolgen. „Die Möglichkeiten sind enorm“, sagt Gönnheimer. Der Weg, den das Friedrich-Gymnasium in Sachen Digitalisierung und neue Medien beschritten hat, ist beispielhaft. Entsprechend häufig kommen Lehrende aus anderen Schulen zu Besuch, um sich Tipps zu holen, gerade erst war ein Team aus der Schweiz da.

Den Gegenpol zu Youtube, Facebook, Whatsapp und all den digitalen Kommunikationskanälen bieten die alten Sprachen am Friedrich-Gymnasium, das zugleich eine offene Ganztagsschule ist. Alle Schülerinnen und Schüler lernen Latein, gut ein Drittel der Kinder entscheidet sich darüber hinaus für Altgriechisch. Es gibt jedes Jahr einen Kurs, der Griechisch im Abitur belegt. „Die alten Sprachen haben ihre Faszination in unserer modernen Welt nicht verloren“, erklärt sich Gönnheimer den anhaltenden Zuspruch. „Damit wird die Wahrnehmung sprachlicher Strukturen gefördert, und wer Latein oder Griechisch kann, der tut sich auch mit anderen Sprachen leichter.“ Bis zu vier Sprachen kann ein Schüler oder eine Schülerin am Friedrich-Gymnasium lernen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt bei den Naturwissenschaften. Im vergangenen Jahr hat das Friedrich-Gymnasium dafür die Zertifizierung als MINT-freundliche Schule erhalten. Schülerinnen und Schüler nehmen regelmäßig erfolgreich an naturwissenschaftlichen Wettbewerben teil. Für zusätzlich technisch interessierte Jugendliche gibt es das naturwissenschaftlich-technische Profilfach NWT. Die Schülerinnen und Schüler können in den Werkstätten bohren, hämmern, schrauben und sich mit Technik intellektuell auf einem hohen Niveau auseinandersetzen. „Wir haben zum Beispiel tolle Kräne, die sich digital steuern lassen“, sagt Gönnheimer und lacht: Auch hier hat die moderne Technik endlich Einzug gehalten.

Steckbrief

Friedrich-Gymnasium
Jacobistraße 22
79104 Freiburg-Herdern
www.fg-freiburg.de

Leitung: Stefan Gönnheimer
Lernende: 400
Lehrende: 45

Besonderheiten:
  • Deutscher Lehrerpreis 2016
  • MINT-freundliche Schule
  • Jugend forscht
  • Teilnahme am Tablet-Versuchsprojekt "tabletBW" des Kultusministeriums
  • FG-TV
  • Offene Ganztagsschule
    (Betreuung bis 15.30 Uhr)
  • Fledermausfreundliches Schulhaus