Soziales Engagement als Pflichtfach
An der Weiherhof-Realschule in Herdern steht nicht nur im Probenraum das Miteinander im Fokus
Hell und lichtdurchflutet sind die Flure und Räume der Weiherhof- Realschule in Herdern. "Das macht etwas mit der Gesamtatmosphäre", sagt Schulleiter Peter Stehle, "die ist nämlich außergewöhnlich gut." Doch das ist natürlich nicht allein der Verdienst des Lichts. Ein sehr engagiertes Kollegium und ausgewählte Schwerpunkte neben dem Pflichtprogramm geben der Schule ihren Charakter, so ihr Rektor.
Punk? Rock? Oder doch lieber Hip-Hop? Egal, Hauptsache, es wird eine Band. Die Schülerinnen und Schüler der Weiherhof-Realschule toben sich gerne musikalisch aus. Schauplatz dafür ist der Übungsraum mit integriertem Tonstudio im Keller. Kollegium, Eltern und externe Helfer haben hier 2004 im Rahmen der Sanierung der Schule einen Raum gestaltet, in dem es heute Unterricht für Schlagzeug und Gitarre gibt. Zudem ist hier das Zuhause von zehn, zwölf Bands, die über das Schuljahr eifrig proben. Zweimal im Jahr veranstaltet die Schule ein Semesterkonzert für Eltern und Schülerschaft, für die besten Bands lockt ein Highlight: Sie dürfen auf dem Zelt-Musik- Festival spielen. "Das ist ein Akzent, den wir setzen, der bei den Schülerinnen und Schülern sehr gut ankommt", sagt Stehle. Für diejenigen, die statt mit Instrumenten lieber mit Pinsel, Bleistift und Aquarellfarben kreativ tätig werden, haben die Kunstlehrerinnen ein breites Angebot. "Das geht weit über den Standardunterricht hinaus. Die Schülerinnen und Schüler bekommen die Gelegenheit, an zahlreichen Ausschreibungen und Wettbewerben wie zum Beispiel der Entwicklung eines eigenen Schullogos teilzunehmen", sagt Stehle. Das schaffe ein bisschen Horizont, ein kleines Ziel in der Ferne, für das sich die Kunstschaffenden dann gerne auch neben der Schule noch hinsetzen und zeichnen, malen, kleben. Einmal im Jahr findet in Herdern eine Kunstausstellung statt, die Weiherhof-Realschule ist dabei immer gut vertreten.
Als der Punkt "soziales Engagement" mit dem neuen Bildungsplan in Realschulen von der Pflicht zur Kür wurde, haben Stehle und sein Kollegium sofort beschlossen: ohne uns. Das, was mühsam aufgebaut worden war, sollte beibehalten werden. "Wir haben ein starkes Interesse daran, dass sich die Schülerinnen und Schüler im sozialen Bereich engagieren und deshalb eine Art eigenen Fahrplan entwickelt, mit dem alle dazu animiert werden können", erklärt der Schulleiter.
Basis des neuen Systems ist ein Zertifizierungsmodus. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich im Laufe der sechs Jahre an der Schule in mindestens drei sozialen Projekten engagieren. Zum Beispiel in der 6. Klasse an einem Umweltprojekt wie einer Bachputzete oder in der 8. Klasse in einer sozialen Einrichtung wie einem Seniorenheim, einem Kindergarten oder einer Klinik. Viele überschreiten die Mindestanforderungen jedoch bei weitem: "Wir haben viele Jugendliche, die sich bei bis zu fünf oder sechs sozialen Projekten einbringen", sagt Peter Stehle stolz. So engagieren sich viele Schülerinnen und Schüler im hausinternen Sanitätsdienst oder extern bei der Freiwilligen Feuerwehr oder bei Vorlesestunden im Seniorenheim. Solche herausragenden Leistungen werden beim Schulabschluss vom Förderverein honoriert.
Betreut wird das Projekt "Schulisches und Soziales Engagement" – kurz SuSE – von der Schulsozialarbeiterin. "Wir sehen hier einen gesamtgesellschaftlichen Auftrag", sagt Stehle, "soziales Engagement ist ein wichtiger Baustein für die Gesellschaft, wie wir sie kennen und erhalten wollen. Deshalb versuchen wir, unseren kleinen Teil dazu beizutragen."
