Für jede und jeden einen individuellen Blick

An der Albert-Schweitzer-Schule II gibt es keine strikten Fächergrenzen mehr

An der Albert-Schweitzer- Schule II (Werkrealschule) ist jeder Schüler und jede Schülerin ein Promi. Vielleicht nicht in dem Sinn, wie die jungen Leute es gerne wären. Aber in dem, dass eine Menge kompetenter Erwachsener ihren Weg begleiten und genau wissen, wo auf ihrer Reise hin in ein möglichst erfolgreiches Berufsleben sie sich gerade befinden. "Das mag sich abgedroschen anhören, aber wir haben hier für jeden Einzelnen und jede Einzelne den individuellen Blick", sagt Joachim Diensberg, seit knapp sieben Jahren Rektor der Schule.

Gute Stimmung: An der Albert-Schweitzer-Schule II tragen Lehrende und Lernende zu einem guten Lernklima bei. (Foto: A. J. Schmidt)
Gute Stimmung: An der Albert-Schweitzer-Schule II tragen Lehrende und Lernende zu einem guten Lernklima bei.

Ganztagesklassen, Regelklassen, Vorbereitungsklassen, alle Abschlüsse – das Angebot an der Werkrealschule ist groß. "Diese Flexibilität erfordert einen enormen Verwaltungsaufwand", sagt Diensberg. Den er und sein Kollegium gerne in Kauf nehmen, denn: "Wir lassen so schnell keinen fallen." Damit diese auf Einzelne zugeschnittene Betreuung überhaupt möglich ist, mussten einige grundlegende Strukturen geändert werden. Die strikten Fächergrenzen wurden aufgehoben, statt ausschließlich im Frontalunterricht lernen die Schülerinnen und Schüler jetzt individuell nach Wissen und Interessenlage. Ein Forschertag wurde entwickelt, bei dem die Klasse regelmäßig schulfremdes Terrain erkundet. Hier spiegeln sich Inhalte verschiedener Fächer und Fächerverbünde wider: Sie lernen Straßenbahnfahren und erkunden die Stadtteile, die Natur in und um Freiburg oder besuchen Lernorte, welche die kulturelle, soziale und berufliche Bildung unterstützen. Mit regelmäßigen Rückmeldungen an Schüler und Schülerinnen sowie Eltern über den jeweiligen Leistungsstand stellen die Lehrerinnen und Lehrer eine kontinuierliche Entwicklung sicher. Bei Problemen kann so schnell agiert werden.

"Unser Ziel ist es, Angebot und Begleitung so zu gestalten, dass jeder Schüler und jede Schülerin seinen Weg finden kann", sagt Joachim Diensberg. In den vier Profilen Berufliche Orientierung, Soziales Lernen, Sport und Bewegung sowie Musik und Theater können die Schülerinnen und Schüler ihren Neigungen folgen – oder auch ganz neue entdecken. Um das breite Angebot noch breiter gestalten zu können, hat die Albert-Schweitzer- Schule II ihr Engagement mit zahlreichen außerschulischen Partnern flankiert. So besteht beispielsweise eine Zusammenarbeit mit dem "Haus der Begegnung", einer Einrichtung im Stadtteil, die sich nicht nur der Kinder- und Jugendarbeit widmet, sondern auch bei spezifischen pädagogischen Themen oder bei der Arbeit mit Vorbereitungskindern eng kooperiert. Über "Across Freiburg" kommen Jugendliche an die Schule, die gerade ihr Freiwilliges Soziales Jahr machen und sich beispielsweise bei Ausflügen, in der Unterrichtsbetreuung, beim Brötchenverkauf oder beim Pausensport engagieren. Die Zusammenarbeit mit Rock’y’Life, dem Theater im Marienbad, sportlichen Vereinen, Kultureinrichtungen, der PH und der Universität wurden intensiviert. Die Lehrer der internationalen Vorbereitungsklassen, aber auch die der Ganztages- und Regelklassen stehen in regelmäßigem Kontakt mit der Schulsozialarbeit, beruflichen Partnerbetrieben und Einrichtungen.

Auch "direkt über den Hof" wird sich rege ausgetauscht. Auf dem Campus in Landwasser haben auch die Albert-Schweitzer-Schule I (Grundschule) und die Albert- Schweitzer-Schule III (Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit Schwerpunkt Lernen) ihren Sitz. Die drei Schulen teilen sich Schulhof und Schulgarten, Turnhalle und Mensa. Viele Schülerinnen und Schüler haben Geschwisterkinder oder Verwandte in den anderen Schulen. Außerdem werden erfolgreiche Strukturen übernommen: "Die Grundschule hat zum Beispiel das Programm ,Faustlos‘, wir arbeiten damit weiter, statt etwas Neues aufzusetzen", sagt Diensberg.

Fortbildungen stellen für das Kollegium an der Albert- Schweitzer-Schule II einen wichtigen Baustein im pädagogischen Alltag dar. Weil nicht jeder jedes Seminar besuchen kann, setzt Diensberg stark auf die Mittlerfunktion: Ein Team informiert sich bei einer Fortbildung und gibt das Gelernte zeitnah an die Kolleginnen und Kollegen weiter. "Wir sind hier ein außergewöhnlich engagiertes Kollegium", sagt Diensberg, "und irgendwie haben die meisten von uns ein kleines Helfersyndrom." Ohne das, sagt der Rektor, würde man an seiner Schule aber auch nur schwer glücklich.

Die Albert-Schweitzer-Schule II versteht sich als inklusive Schule. Allerdings weit über den ursprünglichen Gedanken hinaus, dass Kinder mit Anspruch auf eine sonderpädagogische Förderung integriert werden sollen. Jede und jeder, der bei Joachim Diensberg und seinem Team an die Tür klopft, wird an die Hand genommen. "Natürlich gibt es auch seltene Ausnahmen, aber wenn es irgendwie möglich ist, bringen wir jeden zu seinem Abschluss", sagt Diensberg.

Steckbrief

Albert-Schweitzer-Schule II
Habichtweg 46
79110 Freiburg
www.albert-schweitzer-hauptschule-freiburg.de

Leitung: Joachim Diensberg
Lernende: 285
Lehrende: 35

Besonderheiten:
  • BORIS-Berufswahlsiegel,
    rezertifiziert
  • Berufsorientierungsprogramm
  • Bildungspartnerschaften mit
    Freiburger Betrieben
  • Gewinner des Landesinklusionspreises
    2014 gemeinsam mit der ASS III
  • Kulturagentenprogramm -
    stark-stärker-wir
  • zehnte Klasse WRS
  • Enge Zusammenarbeit mit
    SBBZ und der Grundschule
  • Kooperationsklassen Hauptschule-Berufsschule
  • Kooperation mit der PH und
    der Uni Freiburg (FACE)