Festakt
Stadt dankt Engagierten für beispielhaften Einsatz
Zum 22. Mal hat die Stadt Freiburg gestern Abend die Leistungen freiwillig engagierter Bürger*innen gewürdigt. Oberbürgermeister Martin Horn und Erster Bürgermeister Ulrich von Kirchbach konnten stellvertretend für die vielen Engagierten in Freiburg drei Personen und drei Projekte ehren: Die Einzel-Ehrungen gingen an Gerhard Heiner, Dejan Mihajlovic und Nikoletta Wittmer; unter den zahllosen Projekten gewürdigt wurden diesmal der Beachverein, das Foodsharing Café und We Talk Freiburg.
Außerdem wurden drei Sonderpreise vergeben. Der AOK-Gesundheitspreis für präventives gesundheitliches Engagement ging an den Verein Samt und Sonders, der Wilhelm-Oberle-Preis für soziales Engagement an die Hospizgruppe Freiburg. Erstmals vergeben wurde der Prediger-Preis für junges Engagement – er ging an die Petition „Aufschließen! Öffnet die Basketballplätze in Herdern und in der Stadt Freiburg“.
Wer sich ehrenamtlich einsetzt, stärkt gerade auch auf lokaler Ebene den sozialen und demokratischen Zusammenhalt. Das macht bürgerschaftliches Engagement zu einem Eckpfeiler unserer Gesellschaft, auf den wir weniger verzichten können denn je. Dank seiner lebendigen Vielfalt bietet Freiburg viele Möglichkeiten, um Erfahrungen und Kompetenzen kreativ einzubringen in unser Gemeinwesen. Davon profitieren wir alle, es macht unsere Stadt reich und lebenswert.
Oberbürgermeister Martin Horn
Partner in der Festveranstaltung im Paulussaal mit 300 Vertreter*innen bürgerschaftlicher Gruppierungen war diesmal die Firma Jobrad. Die Festveranstaltung ist eingebettet in die Woche des Bürgerschaftlichen Engagements.
Geehrte Personen und Projekte
Gerhard Heiner ist seit langen Jahren ehrenamtlich in seinem Wohnquartier tätig und seit 2014 Mitglied im Vorstand des Lokalvereins Innenstadt. Seit 2020 setzt er sich mit ganzer Kraft für ME/CFS-kranke Kinder und Erwachsene ein. ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) ist eine schwere neuro-immunologische Erkrankung, die oft zu einem hohen Grad körperlicher Behinderung führt. Häufig postviral ausgelöst, ist ME/CFS auch die schwerste Form des Long-Covid-Syndroms. 2021 gründete Gerhard Heiner die Initiative ME/ CFS Freiburg, ein Jahr später war er beteiligt an der Gründung des ME/CFS-Netzwerkes Baden-Württemberg. Es unterstützt Menschen, die aus der sozialen, gesellschaftlichen und vor allem medizinischen Versorgung ausgeschlossen sind bzw. nie darin aufgenommen wurden. Darunter fallen Kinder und Erwachsene mit Pflegegrad 1-5.
Dejan Mihajlović engagiert sich seit vielen Jahren in Freiburg im Bereich Bildung, Digitale Transformation und Demokratieförderung. Anfang 2024 war er einer der Hauptorganisatoren der Großdemonstration für Demokratie, bei der über 25.000 Menschen in Freiburg zusammenkamen. Im Februar folgte das Demokratie-Camp im SC-Stadion mit 300 Personen, das in Form eines Barcamps organisiert wurde. Mit beeindruckender Energie in der Organisation, der Vernetzung und dem Fundraising setzt sich Dejan Mihajlović für Demokratie und andere stadtgesellschaftliche Themen ein.
Nikoletta Wittmer ist seit Jahren in den Bereichen Integration, Bildung und Nachhaltigkeit ehrenamtlich aktiv. So engagiert sie sich im Vorstand der Initiative für Mehrsprachigkeit und interkulturelle Bildung „IMIB“, im Migrant_innenbeirat, im Elternbeirat der Paul-Hindemith-Schule, in der AG Soziale Nachhaltigkeit des Freiburger Nachhaltigkeitsrates und in der Initiative „Allerleih“, die in Kooperation mit der Stadtbibliothek eine „Bibliothek der Dinge“ auf den Weg bringt. Auf vielfältigste Weise wirkt Nikoletta Wittmer vor Ort in Freiburg für eine bessere Welt.
Der Beachverein Freiburg ist ein junger gemeinnütziger Verein, der sich Sportarten verschrieben hat, die im Sand gespielt werden, also Beachvolleyball, Footvolley, Beach-Tennis und weiteren. Erst kürzlich wurden sechs weitere Beach-Felder auf der Vereinsanlage fertiggestellt. Nun gibt es dort insgesamt acht eigene Felder und zwei weitere, die in Kooperation mit dem TV St. Georgen gebaut wurden. Alle Felder wurden in ehrenamtlicher Eigenarbeit geplant und gebaut. Mit dieser Erweiterung wird der Verein dem enormen Mitgliederandrang gerecht. Im Vordergrund steht der Spaß an gemeinsamem Sport und das Kennenlernen von Gleichgesinnten.
Das Foodsharing-Café ist ein gemeinnütziger Verein, der durch ein kollektiv betriebenes Café einen solidarischen Ort erschafft, an dem Lebensmittel kostenfrei über einen Fairteiler bezogen werden können. Im Café finden auch Veranstaltungen zur Förderung der Wertschätzung von Lebensmitteln und zu verwandten kulturellen und bildungspolitischen Themen statt. Markenzeichen ist der Fairteiler, der das Café zum Umschlagplatz und Treffpunkt für Foodsharing macht. Hier wird in einer Wohlfühlatmosphäre die Sensibilisierung für Konsumwerten wie Regionalität und Fairtrade gefördert.
Die Initiative We Talk Freiburg hat sich zum Ziel gesetzt, so über Politik zu berichten, dass Jugendliche und junge Menschen nicht direkt die Augen verdrehen, weil schon wieder nur hohle Phrasen zu hören sind. Sie berichtet seit Jahren über alles, was in Freiburg läuft: Demos, Aktionen, Gemeinderat, Wahlen – und zwar unabhängig, ehrenamtlich und unterhaltsam, damit sich auch junge Menschen mit Politik auseinandersetzen möchten. We Talk Freiburg findet, dass das beste Mittel. um die Demokratie zu stärken und zu schützen, ist, sich mit Politik auseinanderzusetzen.
Die Hospizgruppe Freiburg leistet tagtäglich gute und notwendige Arbeit. Sterbebegleitung, die Begleitung von Angehörigen etc. erhält im Vergleich wenig finanziellen Support, daher muss stets um Spenden geworben werden. Nur ein Teil wird von den Kassen abgedeckt. Die hauptamtlichen Mitarbeitenden sind notwendig als Fachkräfte, für die Ehrenamt-Koordination, für Letzte Hilfe Kurse und Kooperationen mit anderen Fachstellen. Mit dem Projekt „Am Ende Vielfalt“ (seit 2022) sollen auch Sterbende mit Migrationsgeschichte gut wahrgenommen werden.
Das A*Team von Samt und Sonders e.v. ist eine Awareness-Anlaufstelle in Freiburg. Awareness bedeutet aufeinander aufzupassen. Die Anlaufstelle ist für Betroffene von (sexualisierter) Gewalt da und will sichere Räume schaffen. Seit 2017 ist sie politisch aktiv und setzt sich mit (sexualisierter) Gewalt und Diskriminierung vorwiegend in öffentlichen Räumen auseinander. Das Angebot besteht aus Peer-to-Peer Beratung für betroffene Personen. Bei Veranstaltungen, z.B. dem CSD, oder in kostenlosen Beratungen nach Vorfällen werden Personen unterstützt, gut für sich selbst zu sorgen und wieder handlungsfähig zu werden.
Hinter der Petition "Aufschließen! Öffnet die Basketballplätze in Herdern und in der Stadt Freiburg" stehen die jüngsten Preisträger in der Geschichte der Festveranstaltungen zum bürgerschaftlichen Engagement. Die Schüler Linus Hofmann, Samuel Hofmann und Nikolai Jekimov, allesamt 13 bis 15 Jahre alt, haben im Sommer 2023 ehrenamtlich und mit großem Engagement eine Petition zur öffentlichen Nutzung von Schulsportplätzen organisiert und erfolgreich bei der Stadtverwaltung eingereicht. Dafür haben sie in ihrer Freizeit über 1.000 Unterschriften von Unterstützerinnen und Unterstützern gesammelt und der zuständigen Bürgermeisterin übergeben. Der Bauausschuss hat daraufhin im September 2023 zwei bisher gesperrte Schulsportplätze nach der schulischen für die öffentliche Nutzung freigegeben. Durch ihren Einsatz haben es Linus Hofmann, Samuel Hofmann und Nikolai Jekimov geschafft, die begrenzten Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten für Jugendliche nicht nur im Stadtteil Herdern deutlich zu erweitern. Sie haben auch dazu beigetragen, das öffentliche Bewusstsein in der Stadt für den Bewegungsdrang von Jugendlichen insbesondere nach den Einschränkungen der Corona-Pandemie zu stärken.