"Feiert ruhig"

Kampagne für ein respektvolles Miteinander

Grünes Plakat mit Smiley und dem Slogan "Feiert ruhig! Gemeinsam für ein faires und respektvolles Zusammenleben."
Um alle Beteiligten zu sensibilisieren und für gegenseitige Rücksicht und Toleranz zu werben, sind seit Mai Nachtmediatorinnen und -mediatoren in der Innenstadt und im Seepark unterwegs.

An lauen Sommerabenden tummeln sich viele Menschen auf öffentlichen Plätzen und in den Parks der Stadt. Das Feiern unter freiem Himmel gewinnt in Freiburg seit Jahren an Attraktivität. Das kann gerade in den Abend- und Nachtstunden zu Konflikten zwischen Nutzenden und beispielsweise Anwohnerinnen und Anwohnern führen. Der Grund: laute Musik, zurückgelassener Müll und Wildurinieren.

Um dem entgegenzuwirken, startet das Amt für öffentliche Ordnung (AföO) eine umfangreiche Kampagne, die für ein faires und respektvolles Miteinander wirbt. Die Kernbotschaft der Aktion ist: Feiert, genießt die Plätze und Parks, aber tut das bitte mit Respekt gegenüber Euren Mitmenschen!

Drei Bausteine der Konfliktprävention

Die Kampagne ist Teil des neuen Konzepts zur kommunalen Konfliktprävention "Öffentlicher Raum – Platzmanagement und Konfliktprävention" beim AföO. Es setzt sich im ersten Jahr aus drei Bausteinen zusammen: eine Sensibilisierungskampagne, die im Juni startet, die Nachtmediatorinnen und -mediatoren, die bereits seit Mai unterwegs sind und aus Präventionsgruppen an den "Hotspots", in denen die Stadtverwaltung und die Polizei zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort konkrete Handlungsoptionen entwickelt, um die dortigen Nutzungskonflikte einzudämmen.

Die Tätigkeit der Nachtmediatorinnen und -mediatoren an den "Hotspots" läuft bereits erfolgreich. Alleine am ersten Wochenende, an dem sie unterwegs waren, konnten sie mit 1500 jungen Menschen sprechen und sehr gute Erfahrungen machen. Wir hoffen, dass das in Zukunft die Konflikte auf den öffentlichen Plätzen und in den Grünanlagen reduziert, die Menschen rücksichtsvoll feiern und die Anwohnerinnen und Anwohner durchschlafen können.

Ordnungsbürgermeister Stefan Breiter

Eigenverantwortung statt Sanktionen

Der Slogan "feiert ruhig!", der das Aushängeschild der Sensibilisierungskampagne ist, soll zum einen die Idee des entspannten Zusammenseins im öffentlichen Raum betonen und fordert zum anderen die Feiernden als auch die Anwohnenden auf, ihren Beitrag für ein respektvolles Miteinander zu leisten. Unterstrichen wird diese Botschaft durch einen dreifachen Smiley mit der Aufforderung "relax mit respekt". Die Kampagne setzt auf positive Botschaften und appelliert an die Eigenverantwortung, statt auf Verbote und Sanktionen zu setzen. Dahinter steht die Idee, dass ein faires und respektvolles Feiern im öffentlichen Raum für alle Beteiligten positiv sein kann.

Plakate im öffentlichen Raum

Ein großer Smiley auf Grün und Lila: Die Plakate der Kampagne stechen ins Auge und sind ab Juni an den VAG-Haltestellen, in Straßenbahnen, Bussen, auf Litfaßsäulen und im Rathaus im Stühlinger zu finden. Die zwei verschiedenen Motive sollen ganz nach dem abgedruckten Spruch zu einem fairen und respektvollen Zusammenleben anregen, in dem (ruhig) gefeiert werden kann. Wer den abgedruckten QR-Code scannt, bekommt einen Flyer mit fünf Informationen und Regeln zur Musik, zur Nachtruhe, zum Wildpinkeln und zu Müll und Grillen angezeigt. Der Flyer ist abrufbar unter freiburg.de/relaxmitrespekt.

Nachtmediatorinnen und -mediatoren unterwegs

Rote Shirts, die bereits aus der Ferne zu erkennen sind: Die vier Nachtmediatorinnen und -mediatoren sind seit Anfang Mai im Seepark und in der Innenstadt unterwegs. Donnerstags, freitags und samstags sind sie zwischen 18 und 23 Uhr an Hotspots und kommen mit Platznutzenden ins Gespräch, sensibilisieren für ein respektvolles und faires Feiern und wollen so die Lärmproblematik abmildern. Die Teams bieten aber auch die sichere Begleitung zur nächstgelegenen Bahn- oder Bushaltestelle an, haben Mülltüten dabei und vermitteln Ansprechpartnerinnen und -partner, wenn Hilfe benötigt wird.

Präventionsgruppen vor Ort

Mit den Menschen vor Ort langfristige Lösungen für ein gutes und respektvolles Miteinander finden: Dafür gibt es an den "Hotspots" in diesem Jahr Präventionsgruppen. Der Ansatz der Gruppen beruht auf dem Gedanken, dass sich Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum nicht nur durch Polizei und Stadtverwaltung eindämmen lassen. Es braucht nachhaltige und zielgerichtete Lösungen, die gemeinsam mit allen Interessengruppen erarbeitet sind, denn nur die Nutzenden und Anwohnenden wissen, wo genau der Schuh drückt. Die erste Präventionsgruppe erarbeitet Lösungsoptionen für den Seepark. Sie setzt sich nicht nur aus Anwohnenden und der Polizei sowie dem städtischen Vollzugsdienst zusammen, sondern auch aus interessierten Bürgerinnen und Bürgern, aus Gemeinderätinnen und -räten sowie Vertreterinnen und Verrtreter der Gemeinderatsfraktionen. Außerdem arbeiten in den Gruppen auch Vertreterinnen und Vertreter von Bürgervereinen, der Gastronomie, von Sportvereinen, aus Jugendbüros, aus dem Studierendenwerk und des StuSie e.V. mit.

Veröffentlicht am 25. Mai 2023
Kommentare (1)

08.06.2023 08:18
Carma Hexler
Ist es ein neues Alibi-Projekt der Stadt?
Die Kampagne erscheint mir lückenhaft und hat aus meiner Perspektive einen Alibi-Charakter: Die Stadtverwaltung startet pro forma ein weiteres Projekt, gibt ein bisschen Geld dafür aus, stellt vorübergehend ein paar nette Sozialarbeiter/Nachtmanager ein, die noch nie Massenveranstaltungen gemanaged haben, die dann auf eine kurzfristige Entscheidung des Gemeinderates entlassen werden (wie z.B. beim Gemeindevollzugsdienst), weil sie sich nicht bewährt haben, sobald das Projekt scheitert. Dann eine kurze Pressemittelung darüber, wie bedauerlich es ist - und dann läuft es weiter aus dem Ruder zum Gunsten der arroganten Yolo-Maute. Noch ein Grund zu feiern. Wahrscheinlich läuft es wie in den anderen vom extremen Feierlärm und Vermüllung betroffenen Städten (z.B. Heidelberg o. München), wo die jeweiligen Stadtverwaltungen einfach zu viel wirtschaftliches Steuerprofit aus dem fürs Feiern gekauften Alkohol, dem Feier-Tourismus (Hotelzimmer, Nachtclubs und Restaurants etc.) beziehen, nicht darauf verzichten wollen und dementsprechend lieber die eigenen Einwohner im Stich lassen - Pech! Sorry, aber Stadt Freiburg schafft es nicht mal, die falsch und aggresiv Radfahrenden in dem Griff zu bekommen (die Radler hier haben es an die Spitze einer ADAC-Studie geschafft LoL) - die sog. Freiburger Freiheit zum Feiern, die so attraktiv für das Yolo-Folk ist, wird von der Stadtverwaltung eben attraktiv gemacht, so behält Freiburg ihre tolle Renommee, sodass noch mehr Menschen hierher ziehen wollen (nur wo sollen sie dann alle in dieser überteuerten Wohnregion ohne einer schützenden städtischen Mietbremse unterkommen LoL?). Das Gesamtbild der städtischen "Bemühungen" bzw. der Alibi-Projekte wird immer absurder. Wie wollt Ihr Hunderte (oder gar Tausende) durch Alkohol enthemmte Feiernde im Seepark ohne Sanktionen managen? Also ein Vorschlag für das nächste Projekt: Freiburger Feiern ohne Grenzen! Siedelt alle ruhigen Einwohner aus und verwandelt die Stadt in eine lukrative Feiermeile.
Im Seeparkviertel ist aus meiner Sicht nur ein Plakat der Kampagne "Relax mit Respekt" zu sehen - gut versteckt auf der Hinterseite einer Säule. Gibt es Plakate/Schilder auch im Seepark, die gut versteckt sind? Wer liest diese in der Nachtdunkelheit (übrigens achtet jemand auf die Toleranzsäule am Augustiner Platz, obwohl sie läuchtet?). Dass die netten Sozialarbeiter bzw. Nachtmanager nur bis 23 Uhr unterwegs sind und "mit 1500 Menschen" gesprochen haben, scheint nur wenig Wirkung hier auf der Sundgauallee-Seepark-Achse, also "der Freiburger Feiermeile" zu zeigen. Es fängt weiterhin mit dem Brühlen der von Bier- o. Sektflaschen in der Hand haltenden, angeheiterten Gruppchen schon ab 19-20 Uhr und Endet um ca. 07 Uhr morgens.
Als eine Anwohnerin des Seeparkviertels habe ich gerade eben (eine Szene, die ich schon mehrmals erlebte), kurz nach 6 Uhr an einem Feiertag, an dem das Ruhegebot des Emissionsschutzgesetzes ganztägig gilt, im Seepark zwei laut herumschreienden Pärchen mit einer spielenden Boombox angesprochen, weil sie die gesamte, noch schlafende Nachbarschaft wecken würden. Ich wurde daraufhin süffisant nach allen Regeln der Kunst beschimpft und habe die Ansage bekommen, dass ich mich "ver#*&€issen" soll und dass sie mir die Fre€&#%e polieren werden, wenn ich nicht aufhöre, sie zu belästigen. Ein großes LoL an die Stadtverwaltung! Wo waren zu dem Zeitpunkt die Nachtmanager oder der Ordnungsbürgermeister? In ihren stillen Betten/Stadtvierteln, die nicht belagert werden? Wo war die Polizei oder die Ordnugvollzugsbeamten? Beim letzen Mal habe ich erfolglos 40 Minuten auf die Polizei gewartet, nachdem ich um 05 Uhr morgens von einem Mann mit einer lauten Boombox, welcher mich mit seiner Radschlosskette geschlagen hat, weil ich ihn an die Nachtruhe erinnert habe. Während meiner Wartezeit konnte der Schläger wegradeln.
Ist es ein Versagen des nonchalanten Erziehungsstils der Freiburger Elternschaft und des Bildungwesens, dass Menschen hier diese rücksichtslose Neuattitude ausleben dürfen? Vielleicht soll der Titel der nächsten Kampagne entsprechend der Interessen der Zielgruppe lauten: "Rücksicht ist das neue Sexy"?
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