Der Schatz der Mönche – Leben und Forschen im Kloster St. Blasien
Augustinermuseum
Spitzenwerke der Kunst und Meilensteine früher Wissenschaften: In seiner fast tausendjährigen Geschichte entwickelte sich das Benediktinerkloster St. Blasien im Südschwarzwald zu einer international bedeutenden Stätte der Forschung und baute einen herausragenden Kunstbestand auf.
Bei seiner Auflösung 1806 zogen die Mönche nach Österreich und brachten ihr Hab und Gut im Stift St. Paul im Lavanttal in Unterkärnten in Sicherheit. Nun kehrt die weltberühmte Sammlung in ihre Heimatregion zurück: mittelalterliche Goldschmiedearbeiten, Buchmalereien, seltene Textilien und Elfenbeinwerke, barocke Glanzstücke, Gemälde und Skulpturen.
Die größte Blüte erlebte St. Blasien in der Ära des Fürstabts Martin Gerbert (1720–1793), der über viele Grenzen hinweg vernetzt war. Anlässlich seines 300. Geburtstags zeigt die Ausstellung das klösterliche Leben nach der Regel des heiligen Benedikt und den großen Schatz an Wissen und Kunst, der daraus hervorging. Sie ist eine Kooperation von Augustinermuseum und Erzdiözese Freiburg mit dem Museum im Benediktinerstift St. Paul und wird gefördert von der Erzbischof Hermann Stiftung.
Hier finden Sie alle Informationen und das Programm der Finissage am 17. September.
Podcast: Happy Birthday, Martin Gerbert!
Kurator Guido Linke und Tabea Krauß sprechen über Martin Gerbert und begeben sich auf eine Reise durch das Leben des einflussreichen Fürstabts von St. Blasien... Hören Sie gerne mal rein!
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Ein Einblick in die Ausstellung
Der Schatz der Mönche
Das Kloster St. Blasien, die mächtigste Abtei des Schwarzwalds, war fast tausend Jahre lang ein Zentrum des Glaubens und der Wissenschaft. Nach der Auflösung des Klosters im Jahr 1806 siedelten die Mönche nach Österreich über, wo sie in St. Paul in Kärnten eine neue Heimat fanden. Dort besteht das Kloster bis heute weiter. Ihre Bücher und Kunstschätze nahmen die Mönche aus St. Blasien mit nach St. Paul. Als Stiftsbibliothek und Stiftsmuseum bilden sie eine der herausragenden historischen Sammlungen Europas in klösterlichem Besitz. Der 300. Geburtstag des bedeutendsten Abts von St. Blasien, Martin Gerbert (1720‒1793), unter dem der monumentale Neubau der Klosterkirche entstand, ist Anlass, diesen Schatz wieder in seiner alten Heimatregion zu zeigen.
Gründung und Aufstieg des Klosters
Die Anfänge der Abtei St. Blasien liegen im Dunkeln. Um 855 übertrug man Reliquien des heiligen Blasius aus Kloster Rheinau am Hochrhein in eine Mönchszelle am Flüsschen Alb im Schwarzwald. Die daniederliegende religiöse Gemeinschaft wurde im 10. Jahrhundert erneuert. Unter der Führung ihrer Äbte befreite sich die Albzelle aus der Abhängigkeit vom Mutterkloster Rheinau und nahm den Namen ihres heiligen Schutzpatrons Blasius an. Mit Förderung der Dynastien der Rheinfeldener, Zähringer und Habsburger erlangte St. Blasien ein eigenes Herrschaftsgebiet und wurde zu einem Vorbild des klösterlichen Lebens.
St. Benedikt und die Benediktsregel
Benedikt gilt als Gründervater des abendländischen Mönchtums. Seine Klosterordnung, die Benediktsregel, wurde zur Richtschnur des klösterlichen Lebens in Europa. Die Formulierung „ora et labora“ (bete und arbeite) findet sich in der Benediktsregel allerdings nicht, sie wurde erst im 19. Jahrhundert zum „Wahlspruch des Mönchtums“ erklärt. Erweiterte Klosterordnungen, „Consuetudines“ (Gewohnheiten) genannt, ergänzten im Mittelalter die Benediktsregel. St. Blasien übernahm 1072 die vom burgundischen Reformkloster Cluny geprägten Gewohnheiten der italienischen Abtei Fruttuaria bei Turin. Damit begann die St. Blasianer Klosterreform, die sich parallel zur von Kloster Hirsau ausgehenden Reformbewegung in Süddeutschland verbreitete.
Musik und Gottesdienst
Neben der Feier der heiligen Messe gehörten die sieben Gebetsstunden zum täglichen Pflichtpensum der Mönche. Hinzu kam die Vigil in der Nacht. Die Heiligkeit der klösterlichen Liturgie spiegelt sich in der kostbaren Ausstattung der verwendeten Bücher wider. Damit das Gotteslob im gregorianischen Gesang erklang, erhielten die Mönche durch den Kantor eine musikalische Ausbildung. Zur Zeit Martin Gerberts hatte auch die Instrumentalmusik ihren Platz in Messen, Festoratorien oder bei Feiern zum Namenstag des Abts. Für die hochstehende Musikkultur scheute Gerbert keine Kosten: Mit der riesigen Orgel in der neuerbauten Klosterkirche beauftragte er den berühmten Straßburger Meister Johann Andreas Silbermann.
Das Adelheidkreuz
Dieses größte Gemmenkreuz des hohen Mittelalters ist eine Stiftung der Adelheid, einer Tochter König Rudolfs von Rheinfelden. Durch Heirat wurde sie Königin von Ungarn und erhielt als Geschenk ein Stück vom Kreuz Christi. Adelheid stiftete diese wertvolle Reliquie um 1080 dem Hauskloster ihrer Familie, St. Blasien, wo sie selbst später neben ihrer Mutter begraben wurde. Dazu finanzierte sie aus ihrem Vermögen die Herstellung des kostbaren Kreuzreliquiars. Nachdem Zweifel an der Reliquie aufgekommen waren, ließ Abt Gunter ihre Echtheit durch eine als Gottesurteil aufgefasste Wasserprobe bestätigen und die Rückseite des Kreuzes erneuern. Die herausnehmbare Reliquie diente mutmaßlich für Riten der Osterliturgie, die an die Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung Jesu erinnerten.
Die Bibliothek ‒ Schatzkammer des Geistes
Klöster sicherten im Mittelalter die Weitergabe des Wissens. Von der Naturkunde über die Geschichte bis zur Theologie reichte das Bildungsprogramm der Klosterschule. Im 18. Jahrhundert konnte sich die Novizenausbildung in St. Blasien durchaus mit einem Universitätsstudium messen. Zahlreiche forschende Mönche bildeten eine regelrechte Akademie, die europaweite Kontakte pflegte. Da das Kloster St. Blasien mehrfach Brände und Plünderungen erlebte, ist seine mittelalterliche Bibliothek fast völlig untergegangen. Umso bedeutender sind die Handschriften, die Martin Gerbert für den Neuaufbau erwarb, insbesondere aus dem Bodenseekloster Reichenau, das zu seiner Zeit aufgelöst wurde. Zum Bestand gehören eineinhalb Jahrtausende alte Handschriften biblischer Texte und antiker Autoren.
Die Macht der Fürstäbte
Der Abt war gleichzeitig geistlicher Klostervorsteher und weltlicher Herrscher. 1609 erlangte Abt Martin Meister mit dem Erwerb der Herrschaft Bonndorf die Hoheit über ein reichsunmittelbares Territorium. Ein weiterer Statusgewinn war die Erhebung Abt Franz Schächtelins in den Reichsfürstenstand 1746. Beim Ausbau seiner Macht stieß Schächtelin auf Gegenwehr: Schwarzwälder Bauern rebellierten im „Salpetereraufstand“ gegen seine Herrschaft, doch der Abt zerschlug die Widerstandsbewegung mit Hilfe des österreichischen Militärs. Zugleich förderten die Äbte das Wirtschaftsleben ihrer Untertanen. Diesem Zweck diente die Gründung der Rothaus-Brauerei durch Abt Gerbert. Parallel zum Herrschaftsausbau erneuerten die Äbte im Barockzeitalter die Klosterkirche und stifteten Altargeräte und Gewänder für den festlichen Gottesdienst.
Die Habsburger als Förderer und Beherrscher
Die Habsburger waren seit dem 13. Jahrhundert Vögte des Klosters, das ihnen Besteuerungsrechte und Gerichtshoheit einräumen musste. Sie unterstützten einerseits die Abtei und strebten andererseits danach, das Klostergebiet ihrer Kontrolle zu unterwerfen. Die Äbte versuchten durch diplomatische Missionen und symbolische Treuebekundungen ihren politischen Spielraum zu wahren. Insbesondere zu Kaiserin Maria Theresia pflegte Abt Martin Gerbert gute Kontakte. Als Loyalitätsbeweis versammelte er die Gebeine der in der Schweiz begrabenen frühen Habsburger in einer Krypta seines Klosterneubaus in St. Blasien. Nachdem das Kloster 1806 durch die Großherzöge von Baden aufgelöst worden war, boten die Habsburger den Mönchen in Österreich eine neue Heimat.
Die Äbte als Kunstsammler
Zu den repräsentativen Besitztümern des Fürstabts gehörte seine Kunstsammlung. Keineswegs auf erbauliche christliche Themen beschränkt, sollte sie einen Querschnitt der Kunstentwicklung bieten. Große Künstler sind teils durch Kopien vertreten, doch auch ein eigenhändiges Werk von Rubens zählt zum Bestand. Arbeiten von für das Kloster tätigen südwestdeutschen Künstlern fanden ebenfalls Eingang in die Sammlung. Ankäufe im Kunsthandel machten die Verluste durch den Brand von 1768 wett. Das graphische Kabinett umfasst heute noch mehrere tausend Exemplare an Zeichnungen und Drucken. Neben der Kunstsammlung verfügte das Kloster auch über ein Naturalienkabinett, das der Erforschung und Bewunderung von Gottes Schöpfung diente.
Öffnungszeiten
Dienstag–Sonntag, 10–17 Uhr Freitag,10–19 Uhr
Eintrittspreise
Dauer- und Sonderausstellung: 8 Euro / erm. 6 Euro
Eintritt frei für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene unter 27 Jahren sowie mit Museums-PASS-Musées